Gesammelte Werke. Robert Musil
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Robert Musil

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788026800347

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СКАЧАТЬ II. haben sie von R. verlangt, er möge in einer Proklamation an die Bauern diese auffordern, gemeinsam mit den Arbeitern die Republik zu schützen.

      Neue Ausdrucksweise: Die Aeltesten der Studentenschaft Köln tadeln den Leiter der medizin. Fachschaft, weil er es zugelassen habe, daß unter den Hörern wieder die Disziplinlosigkeiten einreißen wie unter den früheren Systemzeiten. Dabei wird angeordnet, daß sich die nichtarischen Studenten erst nach den Ariern setzen dürfen. (Nebstbei ist diese Rangfolge des Niedersetzens der Gäste nach dem Hausherrn alter – heute bäuerlicher u königlicher Gebrauch.)

      Man wird in D. auf Jahre hinaus immer wieder sagen müssen, daß Biologie eine Naturwissenschaft und kein Spielplatz für – ist.

      Wahrscheinlich, daß die Biologie dereinst die Bedingungen des Alterns von Rassen erforscht, der N. wird dann möglicherweise den Ruhm haben, die Stelle eines Problems gesehen zu haben.

      Das Zeitalter des Schauspielers, sagt Nietzsche. Der göttliche X u H. Welches Bedürfnis?

      In der Literatur spielt die Konkurrenz zweier Ideale eine große Rolle: das des Dichters, der dem Form gibt, was seine Zeitgenossen fühlen, und das des Dichters, der seinen Zeitgenossen vorangeht.

      Aber ich liebe Dich: «Was ist eigentlich? und?» (1 Eng od. anderer naturw. Begriff)

      «Ach, das ist umständlich»

      «Und?»

      «Ich weiß es nicht mehr, ich habe es vergessen. Aber ich liebe Dich!»

      Mit diesem einfachen Dialog ist die Welt in Ordnung gebracht. Er wird in ungezählten Exemplaren täglich geführt. Und aus ihm ist der Schluß zu ziehen, daß es für die Seele, für die Zufriedenheit, für das Selbstbewußtsein und für die «Geschlossenheit» der Welt um den Menschen auf das Wissen nicht ankommt.

      Es ist aber auch der Schluß aus ihm zu ziehen, daß es sich die Menschen (nach einer Weile) ohne Auflehnung gefallen ließen, wenn man ihnen den Apfel der Erkenntnis wieder verböte! Möglichkeit eines raschen Abstiegs der Kulturstufen.

      (Nachtrag: Auf längere Zeit ist aber auch das ›… ich liebe Dich‹ unerträglich. So fängt dann wieder die Erkenntnis an.)

      Naturschilderer. Die schreiben, daß der Buchfink schlug und gerührt die Zoologie und Botanik der Gegend aufzählen, um sich und den Leser in Stimmung zu versetzen, verfahren genau so und mit der gleichen Rührung wie Herr Meseritscher, der aufzählt, wer da war und welche Kleider die Damen anhatten. Es ist ein asyntaktischer Geisteszustand mit Arriviertheit des Betrachters. Etwa ein gesunder Mensch, ein Naturliebhaber sein.

      Der nächste Schritt ist, die Bäume u Tiere zu anthropomorphisieren. Der letzte: sich von Gott angeredet fühlen (oder von den Göttern)

      Es sind Zustände mit einem Minimum von Realität.

      Im allgemeinen führt das dan auf das notwendige Verhältnis von Rausch und Nüchternheit. Es könnte sein, daß zuletzt etwas Rausch nötig war, aber das ist ein Rausch, dem man, zur nächsten Läuterung, keine Nüchternheit zusetzen kann, weil er sie nicht verträgt.

      Es wäre auch noch zu fragen, ob dieses Verhalten vielleicht zu Massen-Erhebungen geeignet sei. Für den Geländesport geeignet? Der Mensch wird innerlich gewaschen wie die Wagen in einer Groß-Garage. Aber warum sollte nicht mehr erreichbar sein? Oder ist es nicht wünschbar?

      Über das Geniale oder können Götter Feinde sein? (einander widersprechen?)

      Borchardt-Rilke, Hofmannsthal-Stehr-Musil, vielleicht habe ich George Unrecht getan: das gesteigert Persönliche steht in Widerspruch seiner Verkörperungen zu einander, oft in Kampf. Die, denen es gefällt, die das Vorbild wählen, bilden dann die Epochen, die einander überwinden. Die Urvölker haben ihre Götter Feinde sein lassen.

      Säkulare Eintagsfliegen: Stendhal hat ziemlich richtig prophezeit, daß er in 100 J. berühmt sein werde. Aber dauert es noch lange vor? Dauert es noch vor? Das Loos scheint also zu sein: hundert Jahre später einige Jahre berühmt zu sein. Zu welchem Zweck schreibt man dann und in welcher Absicht? Schwer zu beantwortende Frage.

      Vielleicht ist man nur dazu da, eine Funktion am Leben zu erhalten.

      Die Gemeinschaft bedient sich unser aller Jubelzeiten.

      So gesehn wären Homer, Dante, Shakespeare weniger durch ihre Größe als durch ihren «Zeitpunkt» zu kennzeichnen, ihre Konjunkturerfüllung.

      Wozu es stimmt, daß D. bewundert wird, obwohl man ihn z T. unmöglich mehr verstehen kann, Homer vielleicht nie gelebt hat, u Shakespeare samt seinen Abschreibfehlern zitiert wird. Auch das Phänomen Jesus, wenn man es nicht als göttlich ansieht, erführe diese Erklärung.

      Eine Anknüpfung: (etwa für à 1 h. – à 1. b.)

      Bedeutet es nicht etwas, daß von den sozialistischen Parteien es heute einzig u allein die militanteste zur Herrschaft gebracht hat, wogegen der arrivierte militante Faschismus in vielen Tönen vom Frieden spricht? Es bedeutet, daß in dem Problem kriegerisch-friedlich etwas noch nicht zur Diskussion Gelangtes steckt.

      Daß deutsche Privatdozenten u Professoren in den Geländesportlagern von 25jährigen SA-Männern weltanschaulich ausgebildet werden, ist nur dem Grad nach davon verschieden, daß in Oesterreich auf 5 Vertreter des Volksbildungswesens (und x Geistliche) 1 Vertreter der Wissenschaft kommt. Sieg der Welträtsel u. ä. Bildungsvorstellungen!

      Fahrlässige Menschengeschichte. Auf Regen folgt Sonnenschein u auf Sonnenschein Regen: Das ist ungefähr die populäre Auffassung unserer Geschichte. Ich habe das im I Bd. ähnlich wie Historische Fahrlässigkeit genannt. Ich habe auch die Ideen des Generalsekretariats u. der Partiallösungen angekündigt, doch sind das nicht viel mehr als Gleichnisse: welches sind die wahren Ursachen und Bedingungen dieser Fahrlässigkeit? Doch wahrscheinlich die «Affektpsychologie» der Machtmenschen, das Zufriedenheitssystem des Einzelnen, das Ephemere der Leitvorstellungen udgl.

      Zu vornehme Literaturwissenschaft. Beim Lesen von PA: ist er ein großer Dichter? Gefühl: meist nein, manchmal ja. Aber solche Skizzenbücher ermüden; siehe Polgar. Warum ermüden sie mehr als Romane? Man könnte auch das Gegenteil erwarten. Ermüdet Baudelaire, poèmes en prose? Ja, auch Gedichte kann man nicht der Reihe nach lesen.

      Psychoanalyse.

      «Denn viele Menschen sahen auch in Träumen schon Sich zugesellt der Mutter; ….»

      Sophokles, König Ödipus, deutsch von J. J. C. Donner, 8. Aufl. Lpzg u Heidelberg C F Wintersche Verlagshandlung 1875, Zeile 954, 955.

      Ein Vorfahre Freuds

      Ethik. Meine Ethik hat, was ich gern übersehe, ein «höchstes Gut», es ist der Geist. Worin unterscheidet sich das aber von der mir wenig sympathischen Vorstellung der Philosophen, daß die Vernunft das höchste Gut sei?

      Geschichte: Besteht aus den andauernden Anstrengungen die ebenso andauernden Verfallstendenzen nicht gewähren zu lassen. Jede historische Tat kommt in der mehrfachen Zeit ihrer eigenen Andauer auf nichts hinaus.

      Dieses Gesetz scheint im engeren Rahmen die historischen Geschehnisse zu beherrschen. Auch auf Jahrtausende? Der erste historische Zustand sind verhältnismäßig große u. geordnete Staaten. Vom Mittelalter zur Neuzeit muß das aber neu geschaffen werden. Spirale? Oder Verdichtung u Verdünnung des Ergebnisses?

      Es scheint mir, daß es ein Ausdruck des nur von СКАЧАТЬ