THE ASCENT - DER AUFSTIEG. Ronald Malfi
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу THE ASCENT - DER AUFSTIEG - Ronald Malfi страница 8

Название: THE ASCENT - DER AUFSTIEG

Автор: Ronald Malfi

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958351943

isbn:

СКАЧАТЬ nach einem unauffälligen, vor den Touristen gut versteckten Ort.

      Der Filibuster lag so unscheinbar, wie man es sich nur wünschen konnte. Eine schmale, aus roten Ziegelsteinen bestehende Front mit massiven Wandleuchten aus Eisen, und bar jeglichen Klischees, die so typisch für die Auslagen der heimischen Kneipen waren – glupschäugige Krabben aus Keramik oder Ruderer in einem Boot mit gekreuzten Paddeln. Brom Holsworth, ein ehemaliger Staatsanwalt, war Eigentümer der Kneipe, so lange ich zurückdenken konnte.

      Im Inneren war es dunkel und es roch leicht muffig. Die Wände waren übersät mit bereits vergilbten Fotos von in Ungnade gefallenen Politikern aus Washington, von denen die meisten ihr Karriereende Brom zu verdanken hatten. Wie erwartet, wurde die Bar heute nur von wenigen Gästen besucht. Ich wäre beinahe vor dem nächsten Barstuhl umgekippt, fing mich aber wieder, und lehnte die Krücken gegen die Wand. Der Barkeeper war ein netter junger Mann namens Ricky Carolton. Sein Gesicht schien sich aufzuhellen, als er mich sah. »Ist schon eine ganze Weile her. Ich hatte schon angenommen, dass du dich von der Brücke gestürzt hast.« Irgendetwas an seiner Aussage ging mir ins Mark. »In der Stadt ist mehr los als gewöhnlich«, erwiderte ich rasch, um mein Unbehagen zu kaschieren.

      »Das Wettsegeln findet morgen statt. Hast du heute keine Zeitung gelesen?«

      »Ich bekomme nur die Sonntagsausgabe geliefert.«

      »Es waren sogar einige Nachzügler hier bei uns.« Während er über die Neuigkeiten berichtete, mixte er mir einen Whisky-Drink.

      »Die meisten kommen von außerhalb. Alle Hotels platzen aus sämtlichen Nähten. Na ja, ich schätze, fürs Geschäft ist es sicherlich in Ordnung.«

      »Wie geht es Brom?«

      Ricky stellte den Drink vor mir auf den Tresen. »Kämpft mit der Gicht.« Er nickte mit dem Kopf in Richtung der Krücken. »Wie lange wirst du die Dinger noch brauchen? Du scheinst dich inzwischen besser bewegen zu können.«

      »Ich warte noch, bis ich wirklich keine Zweifel mehr habe.«

      »Und der Arzt verschreibt dir weiterhin Schmerzmittel, solange du ein Krüppel bleibst, was?«, sagte Ricky lachend.

      »Das kann ich verstehen.« Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Ich wandte mich um, in Erwartung eines bekannten Gesichts, aber der Mann war ein Fremder. Vielleicht einer von den Auswärtigen.

      »Sind Sie Timothy Overleigh?«, wollte er wissen.

      Der Kerl war ziemlich groß und hatte ein Brustkorb wie ein Fass. Büschel grauen Haares ragten unter dem Rand seiner Mütze hervor und dicke Bartstoppeln sprießten aus den Fleischhügeln seines dicken Halses.

      »Wer möchte das wissen?«, fragte ich zurück.

      Der Unbekannte deutete mit dem Daumen über seine Schulter nach hinten, in eine mäßig beleuchtete Ecke der Kneipe. »Der Kerl da hinten«, sagte er, während seine Augen die hinter der Bar auf den Regalen aufgestellten Flaschen voller, alkoholischer Köstlichkeiten fixierten.

      Ich spähte durch den Raum in die gewiesene Richtung und konnte im Schatten die Umrisse eines Mannes ausmachen, der allein an einem Tisch saß. Allerdings blieb sein Gesicht aufgrund der schwachen Ausleuchtung weiterhin im Dunkeln.

      »Tatsächlich? Hat er zufällig auch einen Namen? Für jemanden auf Krücken ist die Überquerung dieses Raums beinahe so anstrengend wie eine Wanderung. Außerdem kann ich mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, meinen Drink hier am Tresen zurücklassen zu müssen.«

      »Hat keinen Namen genannt«, grummelte der Fremde, der seinen mächtigen Körper auf zwei nebeneinandergestellte Barhocker hievte und sich eine Zigarette anzündete.

      Während der vergangenen Wochen war es mir gelungen, nur eine Krücke zu benutzen, falls die Situation dies erforderlich machte. Das tat ich jetzt, während ich in der anderen Hand das Glas mit meinem Drink hielt und in die im Zwielicht liegende Ecke humpelte. Je näher ich kam, umso mehr schälte sich die Gestalt aus der Dunkelheit heraus. Der Mann sah gut aus, mit hohen, fast feminin wirkenden Wangenknochen, und einem schmalen Schlitz als Mund. Die Augen waren groß, tiefliegend und dunkel wie die eines Vogels. Die langen, schwarzen Haare hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Er zündete sich ebenfalls eine Zigarette an und verzog einen Mundwinkel zu einem Grinsen.

      Dann erkannte ich ihn – nicht derart, um mich in allen Details an ihn erinnern zu können, aber doch so weit, dass ich mich an dieses spezielle Grinsen erinnern konnte.

      »Du bist es«, sagte er in einem Ton, der sich wie ein leises Hauchen anhörte. »Ich sah auf und dachte mir: Scheiße, Mann, das ist doch Tim Overleigh, der da drüben sitzt, mit einem kaputten Bein. Und ich hatte recht.«

      »Scheiße«, murmelte ich, als mir dämmerte, wer da vor mir saß.

      »Du sagst es«, stimmte Andrew Trumbauer zu, während sein Grinsen breiter wurde.

      Immer noch erstaunt, sagte ich: »Als ich dich das letzte Mal sah …«

      »Wären wir beide fast gestorben.«

      – 3 –

      Andrew war ich das erste Mal in einem gänzlich anderen Leben begegnet. In meiner Erinnerung sehe ich ihn genau vor mir, wie er dem Meer entsteigt und auf Hannah und mich zu stolziert, diese seltsame Kreatur, deren Haut so blass ist, dass man fast hindurchsehen kann. Wasserperlen glänzen auf seinem Körper, der so dürr wie der einer Vogelscheuche ist. Sand klebt an seinen nackten Sohlen.

      Dieses spezielle Grinsen breitet sich in einem Winkel seines Mundes aus, zieht nach oben und verleiht ihm eine beinahe cartoonartige Entrücktheit. Er hält eine Tüte mit Hundekeksen hoch. Eine Brille hängt an einem festgezurrten Band um seinen Hals und scheint ihm die Luft abzuschnüren, und er ist so unnatürlich, krankhaft blass, dass in meiner Vorstellung seine Haut unter der Sonne zu brutzeln anfängt und ihre Blässe allmählich einen leichten Violettanstrich bekommt, um dann ins Knallrote überzugehen, während er auf der anderen Seite des Strandes auftaucht.

      – 4 –

      Ich saß Andrew in der Nische gegenüber, noch immer überrascht von unserem zufälligen Aufeinandertreffen.

      »Du erinnerst dich doch, oder, Overleigh?«, fragte er wieder in jenem, leise gehauchten Ton.

      Die Schatten, die im Zwielicht über sein Gesicht strichen, ließen es aussehen wie ein verwobenes Muster aus tiefen Furchen und geschnittenem Fleisch. Mein Name klang vertraut in seiner Stimme, so als ob wir immer in Kontakt geblieben wären.

      »Wir wären fast gestorben?«

      »Natürlich.« Die Wörter sprudelten automatisch aus seinem Mund.

      Ich hatte keine Ahnung, worüber er da eigentlich sprach. Ich erinnerte mich daran, dass ich Andrew das letzte Mal auf Hannahs Beerdigung vor drei Jahren gesehen hatte.

      »Das war ein Ding«, murmelte Andrew, während er einen Ring aus geschlossenem Zigarettenrauch in die Luft ausstieß.

      »Jetzt warte mal«, forderte ich ihn auf. »Worüber sprechen wir hier eigentlich?«

      Andrew runzelte die Stirn. Es war eine grotesk aussehende Mimik. Sein Gesicht war einfach zu dünn, um diesen fragenden, skeptischen Ausdruck glaubhaft vermitteln zu können. Stattdessen schienen seine Mundwinkel simultan СКАЧАТЬ