THE ASCENT - DER AUFSTIEG. Ronald Malfi
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Название: THE ASCENT - DER AUFSTIEG

Автор: Ronald Malfi

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958351943

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СКАЧАТЬ den Blick auf ihr weißes Abendkleid verloren, hätte ich mich der Erschöpfung hingegeben, bevor ich durch den Baumbestand hindurch auf eine gewaltige Lichtung hinausgetreten wäre.

      Aber es war keine Lichtung. Es war eine Straße. Ich stand mitten auf dem Highway.

      – 4 –

      Ich habe den Mann nicht kennengelernt, der letztlich angehalten, meine klägliche Gestalt von der Straße geholt, in sein Auto gehievt und in das nächstgelegene Krankenhaus gefahren hat. Aber das mich behandelnde medizinische Personal versicherte mir, dass er schwer in Ordnung gewesen war und mir alles Gute auf dem Weg der Genesung gewünscht hatte.

      Kapitel 2

      – 1 –

      Marta Cortez kam am Ende der Woche vorbei. Sie sah hübsch aus mit ihrem zurückgebundenen Haar und ihrer natürlichen Bräune im Gesicht, frisch und ohne Make-up. Sie summte eine fröhliche Melodie vor sich hin und der Klang war so erheiternd, dass die ganze Wohnung davon erfasst wurde.

      »Schau dich nur an«, seufzte sie und hielt inne. »Du bist wohl wieder schlecht gelaunt.«

      »Wie bist du reingekommen? Ich dachte, die Tür wäre abgeschlossen.«

      »Sei nicht so streitlustig.« Sie fegte praktisch durch die Wohnung direkt in die Küche; in ihren Armen braune Lebensmitteltüten und eine schwingende Handtasche aus Leder um die Schulter.

      Ich war auf dem Balkon. Die Türen standen offen und ich blickte in die Ferne auf das Glitzern und Glänzen des kriechenden Verkehrs in der Nähe der Chesapeake Bay. Meinen Rollstuhl wendend, rumpelte ich über die Türschwelle wieder in die Wohnung. Die hereinwehende, frische Sommerbrise vermochte den faden Geruch von abgestandenem Schweiß und alten, moderigen Büchern nicht zu verdrängen – ein Geruch, an dem ich früher Gefallen gefunden hatte, so wie manche Menschen ihr Wohlgefallen in Bibliotheken fanden, der mir aber inzwischen meine isolationistische und zurückgezogene Lebensweise vor Augen führte. Mit Ausnahme von Martas Hausbesuchen, bei der sie mich mit Lebensmitteln versorgte und gelegentlich eine Runde Backgammon oder Schach mit mir spielte, blieb meine kleine Wohnung in Annapolis zumeist ohne Besucher.

      »Hier sieht es aus wie in einem Schweinestall«, rief sie mir zu, während sie den Inhalt der Tüten in den Kühlschrank einräumte. »Kannst du nicht ein wenig aufräumen?«

      »Ich finde es gemütlich«, entgegnete ich und nahm dabei die Wohnung etwas genauer in Augenschein.

      Klamotten lagen lose wie herabgefallenes Blattwerk auf dem Sofa und auf beinahe jeder sich anbietenden Oberfläche türmten sich Stapel von DVD's und Büchern, selbst auf dem Schirm einer Lampe; eine mögliche Brandquelle. Eine halbe Flasche Macallan Scotch zusammen mit einem Arrangement benutzter, nicht gespülter Whisky-Gläser sowie einem einzelnen Champagnerglas zierten die Oberseite eines Lautsprechers. Leere Lebensmittelboxen verschiedener Restaurants mit Lieferservice schienen über Nacht wie kleine Städte aus dem Boden gewachsen zu sein. Besonders eine Kollektion aus Boxen eines chinesischen Restaurants, welche kunstvoll auf einem Stapel DVD's thronte, der wiederum entgegen jeder Logik auf einem Haufen Bücher balancierte, zeugte von meiner Erbärmlichkeit.

      »Wie auch immer«, fuhr ich fort, das Chaos und den Zerfall um mich weiter ignorierend, »ich bin noch an diesen Stuhl gefesselt: Das erschwert natürlich das Aufräumen.«

      »Ich dachte, du würdest inzwischen die Krücken benutzen?«

      Ich warf einen raschen Blick auf die achtlos in eine Ecke gestellten Krücken. Ein Hawaiihemd hing von einer der gepolsterten Armlehnen herab.

      »Du kannst ja die Nachbarn fragen, und vielleicht werden sie dir gegenüber sogar bezeugen, jemanden gesehen zu haben, Ende 30, mit teigiger Haut, schlecht sitzender Kleidung, der ab und zu auf Krücken durch die Lobby getorkelt ist. Aber sie werden dir auch den frustrierten und niedergeschlagenen Ausdruck auf seinem Gesicht bestätigen.«

      »Du bist ein Arschloch, Tim«, stellte Marta nüchtern fest. »Ich habe eine Überraschung für dich.«

      »Tatsächlich? Was ist es, etwa eine neue Haushälterin?«

      Sie stand in der Küchentür und sah verführerisch aus in ihrem pinkfarbenen, schulterfreien Sonnentop und ihrer zu kurzen schwarzen Hose, aus der ein Paar gebräunte Beine wie helle Strahlen aus Tageslicht rauszukommen schienen. Wir waren befreundet und bisher war es nie zu einem Date gekommen. Bis auf jene Nacht vor einigen Jahren, als wir einige Stunden zusammen in einer Bar damit zugebracht hatten, uns zu besaufen. Danach kehrten wir in die Wohnung zurück, wo wir uns vor dem Fernseher etwa bei der Hälfte eines Films der Cohen-Brüder küssten. Vom Küssen steigerten wir uns zu unbeholfenem Fummeln, Marta mit nacktem Oberkörper auf der Couch, ich über ihr, mit einer Hand an ihrem Schritt – aus derselben Position war ich am folgenden Morgen aufgewacht. Wir waren beschämt über das, was zwischen uns beinahe vorgefallen wäre, und ich hatte sie seit damals weder geküsst, noch ihre Brüste gesehen. Sie durchschritt den Raum und warf mir eine DVD in den Schoß.

      »Das Fenster zum Hof«, las ich. »Witzig. Lass dir ja von niemandem einreden, du hättest keinen Sinn für Humor.«

      »Hast du die Boote gesehen?«, fragte sie, als sie wieder in die Küche verschwand.

      »Welche Boote?«

      »Sie scheinen sich für ein großes Rennen bereit zu machen. Menschen aus dem ganzen Land tummeln sich in der Stadt. Du solltest die großen Schiffe unten am Ego Alley sehen.«

      Ego Alley war der von der einheimischen Bevölkerung benutzte Name für den Hafen in der Nähe der Innenstadt, wo die grauhaarigen, inzwischen aus dem Geschäftsleben ausgeschiedenen Mogule mit stolzer Brust in ihren riesigen Jachten im Hafen herum schipperten, während bernsteinfarbene Schönheiten in knapp sitzenden Bikinis die Decks zierten. Wenn man sich diese Männer genauer besah, konnte man Pfauenfedern aus ihren Ärschen sprießen sehen. Ich schob den Rollstuhl wieder auf den Balkon und griff mir die Flasche mit dem Scotch. Ich war mir sicher, in Hafennähe einen ganzen Schwarm weißer Segel sehen zu können.

      Nachdem ich die Flasche geöffnet hatte, führte ich sie an meine Lippen und genehmigte mir einen kurzen, aber kräftigen Schluck. Marta hatte während meiner Medikation mit Schmerzmitteln aufgegeben, mich wegen des Trinkens zu ermahnen, wissend, dass ich eher auf die Medikamente, denn auf meinen geliebten Whisky verzichtet hätte. Würde sie mich jetzt beim Trinken erwischte, würde sie nur den Kopf schütteln wie jemand, der im Radio einen Bericht über einen schlimmen Autounfall gehört hatte.

      Der Unfall in der Höhle lag nun sechs Monate zurück, die letzte Operation vier Monate. Das Ergebnis waren eine Stahlplatte und ein Dutzend rostfreier Stahlschrauben, die in den Knochen meines linken Beins hineingetrieben worden waren. So etwas ließ sich nicht einfach mit herkömmlichen Schmerzmitteln lindern; so etwas befand sich weitab von jedweder, erfolgreichen Schmerzmedikation.

      »Ist der neu?«

      Ihre Stimme kam aus der Wohnung. Ich sah über meine Schulter nach hinten. Sie stand in der Diele mit einem Umschlag in den Händen.

      »Wieder aus New York?«

      »Sie sind immer aus New York«, erinnerte ich sie.

      »Du hast sie ja nicht mal geöffnet.«

      Ich nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche und beobachtete, wie ein Jet-Ski unten im Hafen schaumige Wellen auf der Wasseroberfläche СКАЧАТЬ