THE ASCENT - DER AUFSTIEG. Ronald Malfi
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Название: THE ASCENT - DER AUFSTIEG

Автор: Ronald Malfi

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958351943

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СКАЧАТЬ auch in meiner Wohnung erschienen. Erst vor drei Tagen hatte ich sie draußen auf dem Balkon stehen sehen.

      »Was ist mit dir?«, fragte Marta mit hochgezogenen Augenbrauen. »Du siehst verängstigt aus.«

      Meine Handflächen schwitzten. Ich musste schlucken und mein Speichel fühlte sich wie granulierter Sand an. Als ich sprach, klang meine Stimme, als ob ich mich wieder in der Pubertät befinden würde. »Ich glaube, dass ich wieder an den ganzen Vorfall zurückgedacht habe.« Ich räusperte mich, um den Hals freizubekommen. »Bleib. Nur ein Spiel.«

      »Hör auf.« Sie küsste mich auf die Stirn. In dieser Geste lag so viel Mütterliches und ein aus Nostalgie geborener Schmerz ließ mich voller Sehnsucht meine Kindheit herbeiwünschen. »Ich habe ein Date und muss mich langsam auf den Weg machen. Ich werde morgen wieder reinschauen, okay?«

      »Es sei denn, du hast heute Nacht Glück. Du weißt ja, wie charmant Barkeeper sein können. Übrigens kannst du ihm mitteilen, dass ich bereits Hallo gesagt habe, wer immer er auch sein mag.«

      »Du bist ja ein echter Witzbold. Im Kühlschrank findest du übrigens was zu essen. Und versuche, keinen Ärger zu machen.«

      Ich winkte ihr zu, während sie mich der Einsamkeit der Wohnung zurückließ.

      – 2 –

      Als der Stundenzeiger der Uhr die 9 in seinem Kielwasser hinter sich gelassen hatte, drehten sich meine Gedanken immer noch um Hannah. Die Wohnung lag kalt in der Dunkelheit und die zur offenen Balkontür hereinströmende Luft trug den unverkennbaren Duft des Chesapeake-Flusses mit sich.

      Ich saß im Rollstuhl und hatte gerade die erste Stunde »Das Fenster zum Hof« hinter mich gebracht, als mein Hirn anfing, mir einen Streich zu spielen. Ich war davon überzeugt, an der Peripherie meines Sichtfeldes Hannah zu sehen, während Jimmy Stewart durch ein Teleobjektiv über den Innenhof in das Zimmer hinter dem gegenüberliegenden Fenster hinein starrte. Das Gesicht des Beobachteten schien die Züge von Hannah anzunehmen, was natürlich Quatsch war, aber ich spulte den Film wieder an die entsprechende Szene zurück und stoppte das Bild. Kurz darauf rollte ich mit dem Scotch raus auf den Balkon. Es war ein guter Scotch. Ich saß da und trank und stierte auf die Natriumlampen entlang des Wegs zur Innenstadt.

      Dicht oberhalb des Wassers, welches wie eine aus Finsternis ausgebreitete Decke aussah, führte die Hafenbrücke entlang, die im Scheinwerferlicht der darüberfahrenden Fahrzeuge glänzte.

      Meine heute am früheren Tag geäußerte Vermutung gegenüber Marta, dass ich davon ausgegangen wäre, sie hätte die Briefe entsorgt, war gelogen gewesen. Ich wusste, das sie die Schreiben in dem Schuhkarton unterhalb meines Bettes gesammelt und aufbewahrt hatte. Mehrere Male bereits war ich sie durchgegangen, ohne den geringsten Hauch von Reue oder Bedauern wegen etwaiger, vertaner Chancen zu empfinden. Tatsächlich hatte ich nichts gefühlt, als ich sie las, vielleicht mit Ausnahme von einem verwachsenen, stabilisierenden Gefühl, wie ein Schiff, das vor Anker liegt und dessen Motorenlärm ins Hafenbecken einrollt. In den Briefen wollte man mich meiner künstlerischen Begabung wegen für verschieden Projekte engagieren. Für gewöhnlich stammten sie von multinationalen Einrichtungen und gesichtslosen Unternehmen, die sich über die großen Städte der Nation verteilt hatten und unterschiedliche aus Titanium gefertigte Statuen und Skulpturen der Kategorie »Moderne Kunst« in ihren marmorierten Innenhöfen und Vorhallen stehen sehen wollten. Oder die Anfragen stammten von irgendwelchen Vorstandsmitgliedern, deren Namen mir völlig unbekannt waren, beschäftigt in Unternehmen mit derselben Anonymität, die mir in ihren Schreiben darlegten, sie hätten diesen und jenen Artikel gelesen und wären begeistert, wenn ich ihnen eine Büste ihres Chefs aus Granit meißeln würde, etwas, das sich auf einem Sockel in der Empfangshalle gut machen würde. In den vergangenen Jahren waren solche Anfragen drastisch gesunken, aber nicht komplett ausgeblieben.

      Die neuste Anfrage, jene, welche Marta heute Nachmittag auf dem Balkon gelesen hatte, stammte aus einer Textilfabrik in Manhattan. Der Vizepräsident war besessen von der Zahl 3, wie man zwischen den Zeilen herauslesen konnte, und es war sein Wunsch, Timothy Overleigh anzuheuern, damit dieser für sein Büro eine schmiedeeiserne 3 fabrizieren solle. Die Gründe, warum er mich für diese Aufgabe auserkoren hatte, waren 3erlei: Das Magazin, welches mein Gesicht auf das Cover gebannt hatte, hieß »3 Level«, die Washington Post hatte mich den drittbesten Skulpteur des Landes genannt, und natürlich wegen der Quersumme der Buchstaben meines abgekürzten Vornamens – Tim.

      Ich trank den letzten Schluck Scotch, den die Flasche noch hergab, und fühlte mich ziemlich gut. Als ich blinzelte, zerliefen die Lichter entlang der Küste zu einer schmierigen fetten Schliere. Die Kälte der vom Meer auf das Festland wehenden Brise ließ mein Bein schmerzhaft pochen. Ich wendete den Rollstuhl und fuhr über die Schwelle der Balkontür ins Innere der Wohnung. Hannah stand im Zimmer, zum Großteil in den Schatten verborgen.

      Ich hielt den Atem an. Die leere Flasche entglitt meiner Hand und landete mit einem hohlen Thud auf dem Boden. Plötzlich war der Schmerz in meinem geschundenen Bein nicht mehr wichtig. Unfähig, mich zu bewegen, saß ich wie festgefroren im Rollstuhl und spähte in den Raum, darum bemüht, die Schatten zu durchdringen, um einen klareren Blick auf meine verstorbene Frau werfen zu können.

      »Hannah.«

      Ihr Name kam als ein gehauchtes Flüstern über meine Lippen, und der Ton – die alberne Handlung dahinter – zwang mich wieder, rational zu denken und die aufkommende Panik zu unterdrücken.

      Natürlich stand sie nicht dort. Sie war tot.

      Dennoch lief sie an der mir gegenüberliegenden Wand entlang, ein sich in der Tiefe ändernder, nicht näher zu bestimmender Schatten, bis sie auf die Stelle trat, an der sich das Mondlicht durch die offene Balkontür auf den Boden ergoss. Ich nahm an, dass sie aus den Schatten heraustreten und komplett in den hell erleuchteten Bereich treten würde, aber dazu kam es nicht. Sie verschwand, bevor sie vollständig von der Säule aus Licht erfasst werden konnte, und löste sich in der Dunkelheit zu Staub auf.

      »Jesus«, entfuhr es mir mit einer krächzenden und nervösen Stimme. Ich zwang mich, zu lachen, allerdings hörte es sich mehr wie das Bellen eines Hundes an.

      Ich entschied, zumindest diese Nacht nicht in der Wohnung zu verbringen. Meine Augen blieben an dem Paar Krücken in der Ecke des Zimmers hängen. Es war nicht schwer, auf den Krücken gestützt runter auf die Straße zu gelangen, obwohl sie in Sachen Komfort deutlich hinter dem Rollstuhl zurückstecken mussten.

      Ich manövrierte den Stuhl in die Ecke und stemmte mich hoch, wobei ich den Fernseher als zusätzliche Hilfe benutzte. Der Schmerz ließ mich zusammenzucken, als ich beinahe schon fahrlässig das verletzte Bein gegen eine niedrige Anrichte stieß. Eine Supernova explodierte vor meinen Augen, bevor ich einige, tiefe Atemzüge nahm und die Krücken unbeholfen unter meine Achseln bugsierte. Nun aufgerichtet, musste ich für einen kurzen Augenblick um meine Balance kämpfen, bevor ich mich anschließend auf den Weg zum Ausgang machte.

      Meine Wohnung lag in relativer Nähe zur Innenstadt, aber auf Krücken war die Strecke nicht zu bewältigen, und so ließ ich mir über den Pförtner ein Taxi herbeiwinken.

      Ins Taxi einzusteigen, selbst mit der gemeinsamen Hilfe vom Pförtner und Fahrer – beide schienen aus demselben, südamerikanischen Land zu stammen – erwies sich als ziemlich schwierig, doch letztlich befand ich mich wohlbehalten auf dem Rücksitz und wurde bald darauf in der Nähe des Hafens rausgelassen.

      Es war eine herrliche Nacht und die Straßen pulsierten vor Leben. Musik aus den nächsten Bars und Kneipen drang an meine Ohren, sowie das Fauchen von Schiffsmotoren aus der Ferne. Die Kneipen entlang der Hauptstraßen würden um diese Zeit sicher zum Bersten voll sein und СКАЧАТЬ