THE ASCENT - DER AUFSTIEG. Ronald Malfi
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Название: THE ASCENT - DER AUFSTIEG

Автор: Ronald Malfi

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958351943

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СКАЧАТЬ Wirbelsäule entlang abwärts.

      Ich wusste natürlich, dass sich keine echte Hand in der Dunkelheit befand, die mir unterstützend zur Seite gestanden hätte – das mein gemarterter Verstand dieses Hirngespinst von einer Emotion und die Hand erschaffen hatte – aber die Vorstellung war so klar und stark umrissen, das ich begann, wieder neue Kraft zu schöpfen, zu hoffen, und eine Zuversicht in mir zu spüren, die schon an Euphorie grenzte.

      Diesmal brachte ich die Arme gleich zu Beginn über meinen Kopf, denn ich hatte aus meinem vorherigen Fehler gelernt. Ich tastete mit den Fingern entlang der Wand, bis ich geeignete Kerben gefunden und diese ergriffen hatte. Mit meiner wiedergefundenen Stärke und Entschlusskraft hievte ich mich vom Boden und aus dem frostigen Wasser, in dem ich seit meiner Landung gelegen hatte, doch bei der Bewegung schoss wieder der übelkeitserregende Schmerz durch mein linkes Bein, von dem ich angenommen hatte, das er nun völlig taub sei. Der Schmerz war nicht auf das Bein beschränkt, sondern pulsierte durch meinen gesamten Körper, nahm jeden Nerv, jede Zelle in Beschlag, und ließ mich die Zähne aufeinanderbeißen. Aber ich schob mich weiter in Richtung des kleinen Lochs über meinem Kopf, wobei mir nur die Hände und das Eine, gesunde Bein zur Verfügung standen.

      Aufgrund der klaustrophobischen Maße des Schachtes, konnte ich meine Ellbogen nicht über den vollen Bewegungsradius zurückziehen und anwinkeln. Mir blieb in etwa ein Spielraum von 30 Grad, wodurch ich mit den Armen nur eine kurze Strecke über die Wand ertasten und mich hochziehen konnte, aber daran konnte ich nichts ändern. Die Wände waren so nah aneinandergerückt, dass sie an den Spitzen meiner Ellbogen scheuerten, und der aufgewirbelte Staub in meine Lunge drang. Es bedurfte einiger Anstrengung und Überwindung, eine Hand von der Kerbe zu nehmen, und damit an der Wand nach einer höher gelegenen Nische zu greifen, während ich wie das Pendel einer Uhr über dem Boden schwang. Ich streckte den Arm geradewegs nach oben und der Raum um mich wurde etwas größer. Dann zog ich mich mit der anderen Hand, die ich immer noch um die Kerbe hielt, ein Stück weiter hinauf. Die Sehnen und Bänder in meinem Körper waren gespannt wie die Saiten einer Violine und schienen vor Belastung im Gleichklang zu vibrieren. Aber es gelang mir, mit dem freien Arm noch weiter nach oben zu greifen. Mit tauber Zufriedenheit stieß ich mit der freien Hand auf einen Stein über meinen Kopf und augenblicklich glitten die Finger in eine weitere Kerbe. Schnell und unbedacht kletterte ich weiter und wurde für meinen Übereifer bestraft, als der aus der Haut herausragende Schienbeinknochen gegen die Felswand des Schachtes geschlagen wurde.

      Der Schmerz ließ mich blind und einer Ohnmacht nahe an der Wand krampfen und wurde von den funkelnden, bunten Explosionen vielzähliger Feuerwerkskörper verdrängt, die mich annehmen ließen, ich sei bereits gestorben und würde in einem Fass mit geschmolzenem Gestein in der tiefsten Ebene der Hölle gekocht werden.

      –Hoch, drängte Hannah. –Hoch.

      Der Schmerz hätte mich in seiner bewusstseinstrübenden Intensität verschlingen und zerstören können, aber ich leitete ihn in einen anderen Kanal um, und ließ ihn meine Aggression und meinen Überlebenswillen nähren. Jetzt war es mir egal, ob ich den freiliegenden Schienbeinknochen an der Wand zu gelbem Pulver zermahlen würde. Ich würde hier herausklettern und der Schmerz war mein Treibstoff.

      Ich setzte den Aufstieg zu dem schwachen Lichtschein fort. Am Ende wusste ich nicht, wie viel Zeit es mich gekostet hatte, um die darüber liegende Kammer zu erreichen, in der aus einer Öffnung an der Decke schwindendes Tageslicht in die Höhle geworfen wurde. Es hätten Minuten, aber auch Stunden vergangen sein können.

      Als ich aus der Höhle einen Weg nach draußen fand und wieder über stabilen, irdenen Boden kroch, brach ich zusammen.

      – 3 –

      Kurze Momente des Bewusstseins zogen an mir vorbei wie Libellen im Flug. Ich vermochte nicht zu sagen, ob ich mich in einem Traum befand oder nicht, denn als sich meine Augenlider hoben, war ich irgendwie außerhalb der Höhle und befand mich in der Wüste, wo ich Echsen dabei beobachten konnte, wie sie mit ihren schwarzen, zitternden Zungen Wasser aus kleinen Rinnsalen leckten, während ich die vorabendliche Hitze auf meinem Körper spürte. Ich kroch im Wüstensand auf einen großen, aus dem Boden ragenden Stein zu, den ich mir im Geist als den versteinerten Rückenwirbel eines gewaltigen, prähistorischen Tieres vorstellte. Abermals verlor ich das Bewusstsein.

      Diesmal war es bereits Nacht, als ich aus der Umnachtung zu mir kam. Der Mond schimmerte als dicke Perle hinter einer lang gezogenen Bank aus ausgefranst und schmutzig aussehenden Wolken. Die Luft war kühl auf meiner Haut. Mehrmals blinzelte ich mit den Augen, versuchte, mich daran zu erinnern, wo ich mich befand und wie in aller Welt ich hierhergekommen sein mochte. Ich wollte aufstehen, doch mein Körper zeigte wenig Kooperationsbereitschaft und ich fiel wieder zurück in den Dreck, wobei ich von Höllenqualen bis ins Mark erschüttert wurde. Ich starrte an mir herab und sah das Gemetzel, das mal mein gesundes linkes Bein gewesen war – die von meinem Blut durchtränkte Hose und den geisterhaften, fahlen Glanz des freiliegenden Knochens – und übergab mich in den Sand. Ob ich wieder in die Bewusstlosigkeit abdriftete oder der Autopilot die Kontrolle an sich riss, konnte ich nicht mehr mit Bestimmtheit sagen.

      Das Nächste, woran ich mich klar erinnern konnte, war, dass ich mich gegen eine Steinmauer gelehnt hatte, gestützt auf einen Ast als behelfsmäßiges Provisorium, und meinen Blick in die Ferne schweifen ließ. Samtene Sterne hingen am Himmelsdach. Der Lärm um mich herum – das Zirpen und Summen von Insekten, das Geschnatter der Vögel, das Heulen der Wölfe – die geballte, kumulative Geräuschkulisse der Natur war ohrenbetäubend.

      Ich versuchte über Sandbänke hinweg den Highway zu finden. Allerdings konnte ich weder Scheinwerfer von vorbeifahrenden Autos erkennen, noch das schwache Leuchten von Natriumlampen einer Stadt ausmachen. Die Mondoberfläche hätte nicht weniger verheißungsvoll aussehen können.

      Hannah stand etwa 20 Meter vor mir. Sie trug ein einfaches Kleid aus Baumwolle, ihr Haar war zu einem Bob kurz geschnitten, wie ich es mir oft vorgestellt hatte, ihre Haut so hell, beinahe an der Grenze zur Transparenz. Im Schein des Mondes wirkte sie wie ein Geist, der über den Boden zu schweben schien. Und das war sie ja auch. Immerhin war sie tot.

      »Hannah«, krächzte ich aus einem sich rau und kratzig anfühlenden Hals.

      Das Atmen bereitete mir Schmerzen, vom Reden ganz zu schweigen. Gott allein wusste, wie lange ich bisher ohne Wasser ausgekommen war.

      Sie wandte sich ab und lief – nein, vielmehr schien sie zu schweben – auf einen kleinen, felsigen Hügel, und verschwand auf der anderen Seite. Sie sagte nichts, und die Entfernung war zu groß, um ihren Gesichtsausdruck sehen zu können, aber, und dessen war ich mir sicher, sie wollte, das ich ihr hinterherging. Auf meine Krücke gestützt, humpelte ich zu der kleinen Anhöhe, einmal kurz innehaltend, um zu Atem zu kommen und wieder etwas Gefühl in mein taubes, linkes Bein fließen zu lassen.

      Es gab keinen Schmerz. Ich hatte den Schmerz hinter mich gebracht, was für den Moment gut und vorteilhaft war, obwohl im Kontext des Ganzen eine lang andauernde Taubheit eher als schlechtes Omen zu werten war. Das Bein schien nicht mehr zu retten zu sein.

      Nun merkte ich auch die Folgen einer einsetzenden Unterkühlung. Die Zeichen waren allzu offensichtlich und nicht zu verkennen: Kalter Schweiß, Schüttelfrost, verschwommene Sicht, die schwindende Kraft bei jedem mühsamen Schritt, der mir gelang. Ich wollte nur noch die Augen schließen und mich fallen lassen. Wahrscheinlich hätte ich genau dies getan, wenn nicht Hannah so plötzlich aufgetaucht wäre.

      Das ist aber nicht Hannah, sagte eine Stimme in meinem Kopf. Hannah ist tot.

      Hannah stand auf der anderen Seite des Hügels und starrte geradewegs in meine Richtung. Als ich mich wieder auf die Krücke stützte und unbeholfen auf sie zustakste, drehte sie sich weg und verschwand hinter einem СКАЧАТЬ