Название: Dr. Daniel Staffel 3 – Arztroman
Автор: Marie Francoise
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Daniel Staffel
isbn: 9783740918033
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»Vielleicht ist es falsch, aber ich muß es Ihnen einfach mal sagen«, meinte Dr. Daniel. »Was sie in den vergangenen Monaten für eine Entwicklung gemacht haben, ist wirklich erstaunlich.«
Dr. Scheibler errötete ein wenig. »Ach was.« Er zuckte die Schultern. »Manchmal denke ich, ich bin erst jetzt erwachsen geworden. Vorher… das war doch nichts anderes als ein spielerischer Klassenkampf: Wer wird als erster Oberarzt oder Chefarzt? Im Grunde sind das nur Kindereien, denn wirklich wichtig ist doch nur, kranke Menschen zu heilen.«
*
»Ihr bekommt tatsächlich schon wieder ein Baby?« fragte Anke Bergmann fassungslos. »Meine Güte, habt ihr’s aber eilig.«
Stefanie errötete ein wenig. »Es war ja wirklich nicht geplant.«
»Sozusagen ein Verkehrsunfall«, schmunzelte Gerrit und nahm seine junge Verlobte dabei liebevoll in den Arm.
Dr. Scheibler, Stefanie, Dr. Metzler und dessen Verlobte Erika Wieland waren heute bei Anke und Rainer Bergmann eingeladen. Wolfgang Metzler und Rainer waren einst zusammen zur Schule gegangen und hatten damals zusammen so manchen Streich ausgeheckt. Dann war Wolfgangs Vater in der Fabrik von Martin Bergmann ums Leben gekommen, was die Freunde für etliche Jahre entzweit hatte, doch nach Wolfgangs Rückkehr aus dem Ausland hatten sie wieder zusammengefunden. Und es war natürlich auch nicht ausgeblieben, daß Rainers Frau Anke, Stefanie, Erika und Gerrit Scheibler in diese Freundschaft mit einbezogen worden waren.
»Wann geht ihr nun auf große Fahrt?« wollte Dr. Metzler wissen.
Rainer winkte ab. »Von wegen große Fahrt. Wir wollen nur nach Südtirol, in ein kleines Bergbauerndorf am Fuß der Drei Zinnen.« Er seufzte. »Allerdings sehe ich sogar diese Reise schon ins Wasser fallen. Wenger liegt mit einem komplizierten Beinbruch im Innsbrucker Krankenhaus, und ich habe arge Bedenken, meinem Vater die Leitung der CHEMCO zu übertragen.«
Dr. Metzler nickte. »Verständlicherweise. Ich will ehrlich sein – gern würde ich deinen Vater nicht am Steuer des Werks sehen.«
»Ihr wollt ja kein halbes Jahr in den Dolomiten bleiben«, wandte Erika Wieland ein. »Ich kenne deinen Vater nicht, Rainer, aber nach allem, was ich von Wolfi gehört habe, muß er sehr sorglos mit Chemikalien umgehen. Ich verstehe eure Bedenken also sehr wohl, trotzdem aber finde ich, daß ihr euren Urlaub allein deswegen nicht abblasen solltet. Wenn erst das zweite Baby da ist, dann ist an Urlaub bestimmt nicht mehr zu denken – jedenfalls für eine ganze Weile. Und ihr habt euch die Erholung wirklich redlich verdient, zumal euch Claudia ganz schön viele schlaflose Nächte gekostet hat.«
»Das weiß ich natürlich«, meinte Rainer, dann zuckte er die Schultern. »Noch haben wir ja Zeit, es uns zu überlegen.« Er lächelte. »Bis zu eurer Hochzeit werden wir auf jeden Fall noch in Steinhausen bleiben.«
»Ja, aber danach solltet ihr euch wirklich auf die Socken machen«, meinte Stefanie. »Wenn Anke erst mal im achten Monat ist, braucht ihr nicht mehr wegzufahren.«
»Steffi und Erika haben recht«, stimmte Wolfgang jetzt plötzlich zu. »Ihr braucht diesen Urlaub.« Dann lächelte er. »Robert und ich werden deinem Vater schon auf die Finger schauen.«
»Wenn er euch läßt«, gab Rainer zu bedenken. »Wolfi, du kennst meinen alten Herrn. Der ist sturer als tausend Esel, und wenn er die Finger erst wieder im Werk drin hat…«
»Du siehst zu schwarz, Rainer«, fiel Dr. Scheibler ihm ins Wort. »Was kann er in zwei oder drei Wochen schon groß anrichten? Fahrt ruhig nach Südtirol, und vergeßt die CHEMCO für diese Zeit.«
In diesem Moment hatte Stefanie einen Geistesblitz. »Was haltet ihr überhaupt von einem Urlaub zu zweit?«
Erstaunt sahen Anke und Rainer sie an.
»Was heißt zu zweit?« wollte Anke wissen. »Wir können Claudia doch nicht einfach daheim lassen.«
»Warum nicht?« entgegnete Stefanie. »Mensch, Anke, die Kleine ist doch bei mir genauso daheim wie hier. Sie hat in letzter Zeit schon etliche Male bei mir übernachtet, und seit Daniela in der Wohnung herumrobbt, hat Claudia doch den höchsten Spaß mit ihr. Und mir macht es wirklich nichts aus, ein paar Wochen lang für zwei kleine Kinder zu sorgen.« Sie grinste. »Dann kann ich schon mal üben. Außerdem sind Gerrit und ich bis dahin verheiratet und haben dann auch eine größere Wohnung.«
»Höre ich da Kritik heraus?« mischte sich Dr. Metzler ein. »Mein liebes Schwesterherz, bisher hast du dich bei mir doch recht wohl gefühlt. Und meine Pflichten als Onkel habe ich auch sehr ernst genommen.«
Stefanie zog ihn vergnügt bei den Ohren. »Du alter Quatschkopf. Natürlich fühle ich mich wohl bei dir, aber du bist eben nur mein Bruder, und Gerrit ist meine große Liebe. Da ist es doch wohl klar, daß ich mich auf das ständige Zusammensein mit ihm freue. Außerdem wird Erika ohnehin in Kürze bei dir einziehen.«
Die junge Ärztin schmunzelte. »Das ist bei Eheleuten so üblich.«
»Meine Güte, das wird ein Fest geben«, meinte Anke. »Doppelhochzeit und dann auch noch in derselben Familie. Ihr müßt ja schrecklich aufgeregt sein.«
»Es geht«, meinte Dr. Scheibler. »Immerhin kann man die Aufregung durch vier teilen, dann bleibt nicht mehr soviel für einen allein übrig.«
Alle lachten, dann kam Stefanie wieder auf das ursprüngliche Thema zurück. »Also, was haltet ihr von meinem Vorschlag?«
Rainer und Anke tauschten einen Blick.
»Verlockend wäre es schon«, gab Rainer zu. »Claudia ist unser Glücksstern, aber mal wieder traute Zweisamkeit genießen…« Er seufzte schwärmerisch.
»Dann ist es abgemacht«, stellte Stefanie fest.
»Und was wird aus eurer Hochzeitsreise?« gab Anke zu bedenken.
»Die findet sowieso erst in einem Monat statt«, entgegnete Gerrit. »Unser sehr geehrter Herr Chefarzt hat sich den Vorrang ausbedungen.«
»Gar nicht wahr!« widersprach Wolfgang energisch. »Wir haben gelost, und ich habe dabei gewonnen.«
»Wahrscheinlich hast du gemogelt«, meinte Stefanie grinsend.
In gespielter Verzeiflung hob Dr. Metzler beide Hände. »Meine eigene Schwester fällt mir in den Rücken!«
»Und ich muß meinem künftigen Schwager zu Hilfe eilen«, erklärte Dr. Scheibler lächelnd. »Er hat auf ehrliche Weise gewonnen.« Dann zuckte er die Schultern. »Wenn Chefarzt und Oberarzt einer Klinik am gleichen Tag heiraten, dann muß eben einer von ihnen mit der Hochzeitsreise zurückstehen. Außerdem fallen unsere Flitterwochen sowieso bescheidener aus. Schließlich haben wir ein kleines Kind.« Er sah Anke und Rainer an. »Und was eure Claudia betrifft, so schließe ich mich Steffis Meinung an: Die Kleine ist uns herzlich willkommen, und daß wir auf sie achtgeben wie auf unser eignes Kind, versteht sich von selbst.«
*
Die Hochzeit der Metzler-Geschwister war das Ereignis schlechthin in Steinhausen. Schließlich war es Ewigkeiten her, seit es hier zum letzten Mal eine Doppelhochzeit gegeben hatte, und daher war an diesem sonnigen Septembermorgen so ungefähr alles auf den Beinen, was laufen konnte. СКАЧАТЬ