Название: Dr. Daniel Staffel 3 – Arztroman
Автор: Marie Francoise
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Daniel Staffel
isbn: 9783740918033
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Der Prozeß gegen Martin Bergmann schlug in Steinhausen hohe Wellen. Rainer hatte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht, denn er wußte, daß das meiste, was sein Vater ihm im Gefängnis gesagt hatte, nicht zu beweisen sein würde. Aber auch ohne den Mordversuch an seiner Enkelin wogen die Anklagen gegen Martin Bergmann schwer genug.
Was den Unfall betraf, bei dem Stefanie Scheibler schwer verletzt worden war und darüber hinaus auch ihr Baby verloren hatte, konnte ihm keine Absicht nachgewiesen werden, denn Stefanie konnte sich an den Unfallhergang noch immer nicht erinnern, und auch ein Hypnoseversuch hatte nichts erbracht. Stefanie war eben nicht zu hypnotisieren.
Aber was die Vergiftung des Steinhausener Baches betraf, so war hier der Vorsatz seines Tuns unschwer nachzuweisen. Die Tonne mit dem hochgiftigen Wasser, das mittels einer Zeitschaltuhr in den draußen vorbeifließenden Bach entleert worden war, bewies deutlich, in welcher Absicht Martin Bergmann gehandelt hatte. Das Motiv blieb allerdings unklar, denn der Angeklagte hüllte sich in Schweigen.
Die Tatsache, daß Martin Bergmann bisher nicht vorbestraft gewesen war, wirkte sich aufgrund der Schwere der gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen nur bedingt strafmildernd aus. Und so wunderte sich eigentlich niemand, als in beiden Strafverfahren schließlich die Urteile verkündet wurden, die Martin Bergmann zu insgesamt acht Jahren Haft verurteilten.
»Die Strafe ist noch viel zu mild«, erklärte Rainer hart.
Dr. Daniel und Wolfgang Metzler sahen ihn entsetzt an. Sie hatten ihn heute zu Hause besucht, weil sie gedacht hatten, die Urteilsverkündung gegen seinen Vater müßte ihm arg zusetzen. Doch das Gegenteil schien der Fall zu sein, und Dr. Daniel fragte sich wieder einmal, was an jenem Tag im Gefängnis wohl wirklich geschehen war. Rainer hatte kein Wort darüber verloren.
Jetzt sah er Dr. Daniel und Wolfgang an.
»Er wollte Claudia töten.«
Fast tonlos kamen diese Worte über Rainers Lippen.
»Das ist doch Unsinn, Rainer«, wehrte Dr. Daniel ab. »Es war ein Unfall…«
»Nein, Herr Dr. Daniel, leider nicht.« Rainer vergrub das Gesicht in den Händen. »Er hat es mir ins Gesicht gesagt. Und er hat den Steinhausener Bach vergiftet, weil er mit Todesfällen Wolfgangs Ruf und den der Waldsee-Klinik schädigen wollte.«
Dr. Daniel und Dr. Metzler wechselten einen Blick, und auch in ihren Gesichtern stand nun blankes Entsetzen.
»Was geht in diesem Mann nur vor?« murmelte Dr. Daniel.
»Ich hätte gegen ihn ausgesagt, wenn nur die geringste Chance bestanden hätte, meine Worte zu beweisen«, fuhr Rainer fort. »Ich hätte mit meiner Aussage dafür gesorgt, daß er auf Lebzeiten in eine geschlossene Anstalt gekommen wäre, denn einen Menschen wie ihn darf man nicht länger frei herumlaufen lassen.« Er senkte den Kopf. »Aber es war nicht zu beweisen, und wenn er in acht Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, dann kann ich nur dafür sorgen, daß er nie wieder nach Steinhausen kommen wird.«
*
»Du, Robert, ist dir das eigentlich auch aufgefallen?« fragte Dr. Metzler, als sich die Freunde knapp zwei Stunden später auf dem Heimweg befanden. »Als Rainer von dem alten Bergmann gesprochen hat, hat er nicht ein einziges Mal ›mein Vater‹, sondern immer nur ›er‹ gesagt.«
Dr. Daniel nickte. »Nach allem, was ich jetzt über die Angelegenheit weiß, ist das nur zu verständlich. Rainer ist sehr enttäuscht von seinem Vater – nein, mehr als das. Ich glaube, er sieht ihn gar nicht mehr als Vater.«
»Es muß schrecklich für ihn sein«, flüsterte Dr. Metzler betroffen. »Mein Vater ist tot, aber ich habe ihm immer ein liebendes Andenken bewahren können, denn mein Vater war bis zu seinem Tod ein Vorbild für mich. Rainer dagegen… er hat seinen Vater schon zu Lebzeiten verloren, und er wird ihn immer in schlechter Erinnerung behalten.«
»Ich weiß nicht, ob der alte Bergmann überhaupt begreift, was er seinem Sohn angetan hat«, erklärte Dr. Daniel. »Vermutlich lebt er zu sehr in seiner Scheinwelt voller Haß und Grausamkeit, um wirklich ermessen zu können, daß er etwas abgrundtief Schlechtes getan hat.« Er schwieg einen Moment. »Weißt du, Wolfgang, ich habe selbst einen Sohn, und obwohl Stefan nicht immer meiner Meinung ist, weiß ich doch, daß er zu mir aufblickt… daß er zumindest in gewisser Weise so werden möchte wie ich. Man muß sich als Vater sehr anstrengen, um diesem Vorbild gerecht zu werden. Martin Bergmann hat in dieser Hinsicht völlig versagt.« Er senkte den Kopf und sprach dabei nicht aus, was er dachte. Er hoffte nämlich, daß er nicht auch irgendwann einmal versagen würde, denn dazu mußte man nicht unbedingt kriminell werden, wie es bei Martin Bergmann geschehen war. Es genügte manchmal schon ein kleiner Fehler.
Doch Dr. Metzler schien seine Gedanken erraten zu haben.
»Mach dir keine Sorgen, Robert«, meinte er und legte ihm dabei eine Hand auf die Schulter. »Du wirst deinem Stefan immer ein Vorbild sein. Er kann stolz sein, daß er einen solchen Vater hat.«
Da wurde Dr. Daniel tatsächlich ein bißchen verlegen, aber vielleicht hatte Wolfgang ja wirklich recht. Dr. Daniel schwor sich in diesem Moment jedenfalls, daß er seine Kinder niemals auch nur annähernd so enttäuschen würde, wie Martin Bergmann das gegen-über seinem Sohn getan hatte. Er würde versuchen, seinen Kindern für immer ein Vorbild zu bleiben.
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