Название: Dr. Daniel Staffel 3 – Arztroman
Автор: Marie Francoise
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Daniel Staffel
isbn: 9783740918033
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»Nicht nötig«, murmelte Stefan, dann setzte er seine Unterschrift unter den Bericht und sah dabei, daß Dr. Scheibler ihn bereits gegengezeichnet hatte. Langsam hob er den Blick. »Warum hast du das getan?«
Gerrit zuckte die Schultern. »Ich hatte eben Zeit.« Dann berührte er Stefans Arm. »Komm jetzt, fahren wir zu mir. Ich möchte mich mit dir ein wenig unterhalten.«
Doch Stefan schüttelte den Kopf. »Sei mir nicht böse, aber…«
»Stefan, dafür, daß ich dir den Bericht geschrieben habe, bist du mir etwas schuldig«, fiel Dr. Scheibler ihm ins Wort. »Also komm.«
Der junge Assistenzarzt stand auf, versuchte aber noch einmal, dieser doch recht zweifelhaften Einladung auszuweichen. »Gerrit…«
Dr. Scheibler wandte sich ihm zu. »Jetzt paß mal auf, mein Junge, dein Vater hat vollkommen recht. Du bist blaß und scheinst ständig müde zu sein. Die Schatten unter deinen Augen sprechen bereits Bände. Außerdem beobachte ich dich seit ein paar Tagen in der Kantine. Du ißt nur noch Miniportionen. Und heute kommst du mir nicht mehr so davon. Ich will endlich wissen, was mit dir los ist.«
Stefan sah ein, daß weiterer Widerstand zwecklos war. Und im Grunde war er sogar froh, daß Dr. Scheibler auf dieser Aussprache bestand. Vielleicht war er tatsächlich der einzige, der Stefan helfen konnte. Und dabei erschien es ihm irgendwie seltsam, daß ihm dieser Gedanke kam. Schließlich war es noch gar nicht so lange her, seit sie erbitterte Feinde gewesen waren, wobei diese Feindschaft jedoch einseitig von Stefan ausgegangen war.
Lange Zeit hatte er in Dr. Scheibler nämlich einen Rivalen um die Liebe seiner Freundin Rabea gesehen. Rabea war damals eine Weile mit dem gutaussehenden Arzt liiert gewesen, was bei Stefan zu heftiger Eifersucht geführt hatte. Und auch als zwischen Rabea und Gerrit längst Schluß gewesen war, hatte sich Stefan von dieser Eifersucht noch immer nicht befreien können. Schließlich hatte er gewußt, daß sich Rabea auch weiterhin mit Gerrit traf – rein freundschaftlich zwar, aber das hatte Stefan nicht wahrhaben wollen. Es hatte lange gedauert, bis er sich hatte überzeugen lassen, daß ihm die Liebe seiner Freundin sicher war. Und diese Einsicht hatte nun einen wirklichen Freund beschert – einen Freund, auf den er sich blind verlassen konnte.
Inzwischen hatten sie Dr. Scheiblers kleine Wohnung am Ortsrand von Steinhausen erreicht. Stefan kannte sich hier aus und setzte sich daher ohne weitere Worte auf das gemütliche Sofa im Wohnzimmer. Dr. Scheibler stellte ein Glas Cognac vor ihn hin, dann nahm auch er Platz.
»So, mein Freund, den trinkst du jetzt erst mal«, erklärte er.
Doch Stefan schüttelte den Kopf. »Ich mag keinen Cognac.«
»In manchen Fällen ist ein Cognac die beste Medizin, ich habe den Eindruck, du bist ein solcher Fall«, entgegnete Dr. Scheibler. »Also ist es mir herzlich egal, ob du ihn magst oder nicht. Das Glas wird leergetrunken, haben wir uns verstanden?«
Stefan seufzte. »Ja, Gerrit.«
Er zögerte noch einen Mo-
ment, dann trank er aus, verzog
dabei aber angewidert das Ge-
sicht.
»Na, siehst du, so schlimm war’s doch gar nicht«, meinte Dr. Scheibler, und Stefan mußte sich insgeheim eingestehen, daß ihm der Cognac tatsächlich guttat.
Er drehte das Glas zwischen den Fingern und versuchte auf diese Weise, Gerrits forschendem Blick auszuweichen.
»Komm schon, Junge, erzähl endlich, was mit dir los ist«, forderte Dr. Scheibler ihn nach einer Weile des Schweigens auf.
»Nichts«, behauptete Stefan bockig.
»Hör zu, mein Freund, es gibt nur zwei Möglichkeiten«, meinte Gerrit. »Entweder du bist krank, oder du hast andere Probleme. Das heißt, daß du mir entweder freiwillig erzählst, was mit dir los ist, oder ich unterziehe dich einer gründlichen Untersuchung, die allerdings nichts ergeben wird, weil du körperlich bestimmt kerngesund bist. Und dann werde ich eben nach dieser Untersuchung darauf bestehen, daß du mit mir sprichst.«
»Ich bin nicht krank«, erklärte Stefan. »Und ich habe auch keine Probleme. Es ist nur…« Er vergrub das Gesicht in den Händen. »Es geht um Rabea.«
Dr. Scheibler nickte, als hätte er genau das erwartet. Er stand auf, setzte sich neben Stefan und legte freundschaftlich einen Arm um seine Schultern.
»Na komm, Junge, schütte mir dein Herz einfach aus, ja?«
Stefan hob den Blick. »Es ist schon komisch, daß ich ausgerechnet dir das alles erzählen soll, wo ich noch vor gar nicht so langer Zeit schrecklich eifersüchtig auf dich gewesen bin.«
Dr. Scheibler lächelte. »Das ist vorbei.«
Stefan nickte. »Ja, Gerrit, es ist vorbei, und… du kennst Rabea. Vielleicht kennst du sie sogar besser als ich. War sie jemals launisch?«
»Nein«, antwortete Dr. Scheibler ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. »Als ich mit ihr zusammen war, zählte für sie nur ihr Studium, und ich akzeptierte das, weil auch ich nur für meine Karriere arbeitete.« Er zuckte die Schultern. »Mittlerweile habe ich eingesehen, daß es im Leben wichtigere Dinge gibt, aber das nur nebenbei.« Er sah Stefan an. »Wieso fragst du mich, ob sie launisch war?«
Er seufzte. »Ach, weißt du, Gerrit, in letzter Zeit endet jedes Gespräch zwischen Rabea und mir im Streit. Sie ist leicht reizbar, braust wegen jeder Kleinigkeit auf und… ich weiß auch nicht, wie ich es sagen soll. Weißt du, noch vor ein paar Wochen war sie diejenige, die keine zu feste Bindung eingehen wollte. Wenn ich mehr als dreimal pro Woche bei ihr aufgetaucht bin, dann hat sie schon gesagt, sie bräuchte mehr Freiraum. Unsere Beziehung war eigentlich nur selten so, wie ich es mir gewünscht hätte. Versteh mich nicht falsch – ich liebe Rabea, und ich möchte sie irgendwann heiraten, aber… sie ist so selbstbewußt und emanzipiert, daß es mir manchmal richtig Angst macht.«
»Ich verstehe nicht ganz, worauf du hinauswillst, Stefan«, meinte Dr. Scheibler. »Immerhin bist du mit Rabea schon eine ganze Weile zusammen und kennst ihre Eigenheiten. Bisher hatte ich auch nicht den Eindruck, als würde dir das allzuviel ausmachen. Warum belastet es dich jetzt auf einmal so sehr?«
Stefan schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht, Gerrit. Es ist viel mehr… Rabea hat sich so verändert. Seit zwei Wochen ungefähr ist nichts mehr so wie zuvor. Sie hat kein Verständnis mehr, wenn ich mich mit ihr nicht treffen kann, weil ich Dienst habe oder einfach zu müde bin, um noch nach München zu fahren. Vorher war das überhaupt kein Thema – ganz im Gegenteil. Manchmal hatte ich sogar den Eindruck, als wäre sie ganz froh, wenn ich eine Verabredung abgesagt habe. Und umgekehrt habe ich ja auch immer Verständnis, wenn sie sich aus irgendeinem Grund mit mir nicht treffen kann oder will.«
»Und du hast nie versucht, mit ihr über diese Veränderung zu sprechen?«
»Doch, aber sie streitet ab, daß sie sich verändert habe. Sie behauptet, ich würde sie nicht mehr lieben und wäre nur zu feige, um es ihr zu sagen.«
Prüfend sah Dr. Scheibler ihn an. »Ist es so, Stefan?«
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