Название: Dr. Daniel Staffel 3 – Arztroman
Автор: Marie Francoise
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Daniel Staffel
isbn: 9783740918033
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»Gut, daß Sie mir das sagen«, meinte Erika. »Ich werde die Nachtschwester bitten, Ihnen ein Schlafmittel zu bringen.«
»Danke, Frau Doktor«, flüsterte Marita und wünschte dabei, daß sowohl die Nacht als auch der morgige Tag schon vorüber wären. Sie war sicher, trotz des Schlafmittels kein Auge zuzumachen.
Aber als sie die Tablette geschluckt hatte, die sie von Schwester Irmgard bekommen hatte, da merkte sie schon, wie ihre Augenlider immer schwerer wurden. Dankbar sank sie in einen tiefen Schlaf.
*
Dr. Daniel hatte persönlich dafür gesorgt, daß Melanie Bögl in ein ruhiges Einzelzimmer kam, damit sie sich gründlich von dem Kaiserschnitt erholen konnte. Hier erhielt sie auch gleich ein Medikament gegen den schmerzenden Herpes, dann verabschiedete sich Dr. Daniel. Er war sicher, daß die junge Frau gleich einschlafen würde, schließlich hatte sie anstrengende Stunden hinter sich, und die Narkose wirkte ja auch noch nach.
Als Dr. Daniel auf den Flur trat, stellte er fest, daß auf der Station die übliche Nachtruhe einsetzte. Gerade wollte er sich auf den Weg zur Treppe machen, als er es sich doch noch mal anders überlegte und das Säuglinszimmer aufsuchte. Der kleine Robert lag frisch gewickelt in seinem Bettchen und schlief selig.
»Ein süßes Kerlchen«, urteilte Schwester Bianca und betrachtete das Baby liebevoll. »Da könnte man direkt neidisch werden.«
Dr. Daniel schmunzelte. »Sie sind ja noch jung, Bianca. Ich gehe also davon aus, daß bei Ihnen die Babys auch irgendwann eintrudeln werden.«
Schwester Bianca nickte eifrig. »Worauf Sie sich verlassen können, Herr Direktor.«
Dr. Daniel seufzte. »Meine liebe Bianca, hat es sich denn immer noch nicht herumgesprochen, daß ich auf diesen Titel nicht allzuviel Wert lege?«
Die junge Schwester lächelte. »Doch, und normalerweise bemühe ich mich auch immer, Sie mit ›Herr Doktor‹ anzusprechen, aber ab und zu sollten Sie schon daran erinnert werden, daß Sie hier in der Klinik sehr viel mehr als nur ein Doktor sind.«
»Also schön«, meinte Dr. Daniel ergeben. »Wenn der Direktor nur sehr gelegentlich erwähnt wird, dann habe ich nichts… oder zumindest fast nichts dagegen einzuwenden.« Er sah sich wie suchend um. »Wohin ist eigentlich mein Sohn so schnell verschwunden? Ich konnte nach dem Kaiserschnitt kaum ein Wort mit ihm wechseln.«
»Er ist sofort wieder in die Chirurgie hinüber«, gab Bianca Auskunft. Sie überlegte, ob sie erwähnen sollte, daß Stefan Daniel allem Anschein nach mit dem Oberarzt der Klinik zusammengerückt war, entschied sich dann aber dagegen. Sie hatte ja mitbekommen, daß der junge Assistenzarzt zur Zeit meistens geistig abwesend war und deshalb sowohl mit dem Chefarzt als auch mit Dr. Scheibler immer wieder Schwierigkeiten bekam. Und dann wollte sie wenigstens verhindern, daß sein Vater womöglich auch noch mit ihm schimpfen würde.
»Ich gehe auf einen Sprung in die Chirurgie hinüber, dann fahre ich nach Hause«, beschloß Dr. Daniel und riß die Krankenschwester damit aus ihren Gedanken.
»Ist in Ordnung, Herr Doktor. Einen schönen Abend noch.«
»Danke, Bianca, Ihnen auch.«
Mit langen Schritten ging Dr. Daniel den Flur entlang, durchquerte das Café, das die Station der Gynäkologie von der Chirurgie trennte, und betrat schließlich das Ärztezimmer. Sein Sohn saß an der Schreibmaschine, starrte aber nur blicklos auf die Tasten.
»Stefan, du bist ja immer noch hier«, meinte Dr. Daniel.
Erschrocken fuhr der junge Assistenzarzt hoch.
»Hast du heute schon wieder Nachtdienst?« fuhr sein Vater fort.
Stefan schüttelte den Kopf. »Nein, Papa, aber ich muß noch rasch einen Bericht schreiben. Wenn der Kaiserschnitt nicht dazwischengekommen wäre, hätte ich es während der regulären Dienstzeit noch geschafft, aber so…« Er ließ den Satz offen.
»Und das hat nicht Zeit bis morgen?« wollte Dr. Daniel wissen. »Ich bin der Meinung, du könntest mal wieder ausreichend Schlaf gebrauchen. In letzter Zeit kommst du mir doch sehr müde vor, außerdem bist du auch ziemlich blaß. Du solltest dich bei Gelegenheit vielleicht einmal untersuchen lassen.«
»Nicht nötig, Papa. Ich bin in Ordnung«, behauptete Stefan. »Und was den Bericht angeht… ich schiebe ihn schon ein paar Tage vor mir her. Es wird Zeit, daß ich ihn zu Ende bringe.« Die Drohung des Oberarztes verschwieg er dabei lieber.
»Na schön«, wehrte Dr. Daniel. »Du bist alt genug, um selbst zu wissen, wieviel du dir zumuten kannst.« Er zögerte. »Soll ich mit Wolfgang sprechen? Ich meine… vielleicht sollte er nicht ganz so streng sein mit dir.«
»Nein, Papa«, wehrte Stefan ab. »Es ist schon gut so. Ich will ja schließlich etwas lernen.«
»Gut«, meinte Dr. Daniel und verschwieg dabei, daß er sich um seinen Sohn ernstliche Sorgen machte. Stefan hatte sich in den letzten Tagen sehr verändert, und Dr. Daniel hatte Angst, daß er irgendeine Krankheit ausbrütete. Er überlegte, ob er darauf bestehen solle, seinen Sohn mit nach Hause zu nehmen, ließ es dann aber bleiben. Stefan war ja wirklich alt genug, um selbst zu entscheiden, ob er arbeiten konnte oder nicht.
»Sehen wir uns heute noch?« fragte Dr. Daniel trotzdem, und dabei war die Besorgnis unschwer aus seiner Stimme herauszuhören.
Stefan zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht, Papa, aber ich denke, der Bericht wird mich noch eine Weile beschäftigen. Es kann also spät werden.«
Noch einmal seufzte Dr. Daniel. »Arbeite nicht mehr zu lange, mein Junge. Ich will nicht, daß du eines Tages zusammenklappst.«
Mit Mühe brachte Stefan ein Lächeln zustande. »Keine Angst, Papa, ich bin zäh. Und jetzt laß mich arbeiten, ja? Sonst komme ich heute wirklich nicht mehr nach Hause.«
Dr. Daniel verabschiedete sich von ihm, dann verließ er das Arztzimmer. Traurig sah Stefan ihm nach. Er wäre liebend gern mit seinem Vater nach Hause gegangen, aber Dr. Scheiblers Warnung stand wie ein Schreckgespenst vor ihm. Obwohl ihn mit dem Oberarzt mittlerweile eine gute Freundschaft verband, wußte er doch, daß mit Dr. Scheibler nicht zu spaßen war, wenn es um den Dienst ging. Und wenn er sagte, daß er die Sache mit dem fehlenden Untersuchungsbericht dem Chefarzt melden würde, dann konnte Stefan sicher sein, daß das keine leere Drohung sein würde.
Mit einem tiefen Seufzer wandte sich Stefan der Schreibmaschine wieder zu, doch er war nicht fähig, auch nur eine Taste zu drücken.
»Sag mal, Junge, was ist denn los mit dir?«
Stefan zuckte zusammen, als hinter ihm so unerwartet Dr. Scheiblers Stimme erklang.
»Gerrit«, brachte er mühsam hervor. »Ich dachte… ich dachte, du wärst längst zu Hause.«
Dr. Scheibler schüttelte den Kopf. »Ich habe auf dich gewartet.« Er zögerte. »Ich war vorhin schon mal hier, aber da war dein Vater noch da.«
Stefan blickte zu Boden. »Bitte, Gerrit, laß mich meinen Bericht schreiben. Ich bin müde und möchte heim.«
»Wenn du in die Krankenakte hineingeschaut hättest, dann hättest du gesehen, daß der Bericht schon drinliegt«, erklärte Dr. СКАЧАТЬ