Dore Brandt. Alice Berend
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Название: Dore Brandt

Автор: Alice Berend

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ gleichmäßigen Weise sprechend, die ganz mit seiner großen, vornehm wirkenden Gestalt zusammenpaßte. Tadellos gekleidet, niemals den saloppen Schauspielerjargon gebrauchend, wirkte er mit seinem dünnen blonden Haar, dem glattrasierten Gesicht und den schlanken wohlgepflegten Händen eher wie ein Amerikaner, als wie ein Berliner Schauspieler.

      »Daß Sie der Bergmann sind,« lachte Dore, »das hätte ich auch nie erraten. Eher witterte ich einen Vanderbilt in Ihnen.«

      »O je! Ein Vanderbilt in Schulden vielleicht, meine Gnädigste. Also Berlin war die Stadt, von der Sie sprachen, dort unten am Hafen von Allinge?«

      Dore schwieg.

      »Dort auf den Steinen am Hafen machten Sie sich entschieden besser, als hier in Tabaksqualm und Kaffeeduft«, sagte Bergmann nach einiger Zeit, während er langsam eine Zigarette in Brand setzte.

      »Ja, Verehrtester, da ich aber in einer Stunde zehn Schritte von hier Komödie spielen soll, kann ich unmöglich jetzt auf einer Bornholmer Hafenmauer sitzen«, scherzte Dore.

      »Nein, da müssen Sie natürlich und unbedingt im Café sitzen und sich von jedem Flaps den Rauch ins Gesicht blasen lassen. Besonders seit Sie so eine halbe Berühmtheit geworden.«

      »Möchten Sie bei solchem Wetter hoch oben in einem kleinen möblierten Zimmer sitzen?«

      »Warum nicht?« Er blickte Dore ins Gesicht.

      »Finden Sie es so schlimm, hier mit klugen, heiteren Menschen zu plaudern?«

      »Klugen, heiteren Menschen? Egoistische Neidhammel würde ich sagen. Schlimm find' ich es nicht, aber unschön. Die Frau, die ich liebte, dürfte nicht hier sitzen.« Bergmann suchte bei diesen Worten gleichmütig in den Zeitungen, welche auf dem Tisch lagen.

      »Übrigens las ich zufällig die Kritik von Fritz Schmidt über Sie. Schmidts Kritiken sind die einzigen, die ich lese. Ich hatte beinahe Lust, mir diese Elvstedt anzusehen. Ohne daß ich ahnte, daß jene Dore Brandt meine Hafendame ist.«

      »Dann kommen Sie doch einmal hinein, wenn ich spiele.« Dores Stimme klang hell und froh. Ihre Augen strahlten, die zarten Wangen waren leicht gerötet, und eine kleine, krause Strähne ihres schönen Haares hing in die Stirn hinein.

      Bergmann sah sie lächelnd an. Dore schlug die Augen nieder und wiederholte unsicher, was sie eben gesagt hatte.

      »Ja, vielleicht«, sagte Bergmann, indem er sich lässig erhob. »Wenn man so ziemlich jeden Abend selber den Harlequin macht, meidet man an den wenigen freien Abenden gern jede Art von Kunststätte. Aber möglich ist alles.«

      Er verbeugte sich formell vor Dore, drückte einen leichten Kuß auf ihre Hand, rief den Kellner, zahlte, ließ sich in den Überzieher helfen und ging langsam durch den großen, stimmenerfüllten Raum zur Türe. Die eben geführte Unterhaltung schien lange vergessen zu sein.

      »Aber ich muß nun auch fort«, sagte Dore und verließ ihren Platz. Sie wehrte Hans Jägers Begleitung heftig ab, verabschiedete sich flüchtig von den wenigen, die noch am Tische saßen und eilte hinaus.

      Die kühle Luft tat ihr gut nach dem Dunst dort drinnen. Langsamen Schrittes ging sie in dem feinen Sprühregen dem Theater zu.

* * *

      Tag für Tag rieselte der feine Regen in kalten, peinigenden Tropfen hernieder. Wie eine große Wolke Mißmut lag der Himmel über der brausenden Stadt. Man sah aus dem rastlos brodelnden Dampfkessel der Arbeit finster nach oben. Wenn das so weiter geht, ist das Weihnachtsgeschäft verdorben, dachten die Leute.

      Den Theaterdirektoren war dieses Wetter willkommen. Wie nasse Pudel, die einen Unterschlupf suchten, kamen die Menschen in Scharen herbeigeströmt, sobald die elektrischen Lampen über den Eingängen aufflammten.

      Das glattrasierte Patergesicht Gollbergs glänzte, als habe er eben ein Fläschchen köstlich süffigen Weines geleert. Er hatte den Kassenrapport erstattet bekommen und mit dem raschen Schritt der Freude eilte er über die dicken Teppiche des Foyerganges seinem Privatbureau zu. Von der Bühne drangen gedämpfte Worte heraus, der erste Akt mußte bald zu Ende sein.

      Er sah nach der Uhr, um neun Uhr wollte er bei Borchardt sein, um Käte Anker zu treffen. Er wußte selbst nicht, wie es gekommen war, daß sich dieses Verhältnis so fest geschmiedet hatte. Die Zeit, daß er bei Käte Ankers Anblick erbebte, war lange vorüber. Aber er liebte keine großen einschneidenden Veränderungen im Leben, ihm gab gerade die Gewohnheit Kraft zur Arbeit.

      Wenige Schritte vor der Tür seines Privatzimmers bemerkte er Dore Brandt, die im zweiten Akt aufzutreten hatte und darum jetzt erst kam. Im dunkelblauen Jacketkleid, schlank und leicht kam sie die Treppe empor, ernst vor sich hinblickend.

      »Sie ist doch ganz entzückend«, dachte Direktor Gollberg in seiner frohen Laune und blieb stehen.

      »Nun, kleine Brandt, so ernsthaft?«

      Dore fuhr zusammen.

      »Guten Abend, Herr Direktor«, sagte sie dann, den feinen Kopf ein wenig verlegen neigend.

      »Ich erwarte jetzt Werkenthin, um Hebbels Maria Magdalene zu besprechen. Wie wär's, wenn wir Sie die Klara versuchen ließen?« Er faßte Dore leicht unters Kinn und sah ihr lächelnd in die Augen, die ihm in unfaßbarem Glück entgegenleuchteten.

      »Na wollen sehen«, fügte Gollberg hinzu, indem er in der Tür seines Zimmers verschwand.

      Daß der Direktor seinen plötzlichen Einfall nicht geändert hatte, erfuhr Dore schon am nächsten Tage, als man ihr die Rolle der Klara ins Haus brachte. Gerade, als sie sich anschickte, in das Café Metropol zu fahren, das sie jetzt jeden Nachmittag aufsuchte.

      Sie legte voll stiller Freude das umfangreiche Rollenheft auf den Tisch, und gefeit gegen Wind und Regen wanderte sie unter den entlaubten Bäumen des Tiergartens den langen Weg zur Stadt hinein. Sie ging als Klara. Dreimal hatte sie seit gestern Abend dieses Werk Friedrich Hebbels gelesen. Eigentlich nichts anderes seitdem getan und gedacht. Ein starkes Glücksgefühl durchschwellte sie.

      Als sie vor der Tür des Cafés stand, hatte sie eigentlich gar nicht mehr den Wunsch, hineinzugehen. Aber nach einigem Zögern schritt sie doch durch die Tür und auf den ersten Blick sah sie, daß Bergmann heute da war. Das erste Mal wieder, nachdem sie vor bald einer Woche miteinander gesprochen hatten.

      »Da kommt ja Käte Anker Nachfolger«, sagte die Hollwitz, die heute hellblau erschienen war, mit spitzer Stimme. Trotzdem die Rolle, die Dore zuerteilt war, gar nicht ihr Fach betraf, beneidete sie Dore brennend.

      »Gratuliere,« rief Bergmann, als Dore an den Tisch trat, »man hat eine große Rolle bekommen, nicht wahr?«

      »Ja, aber woher wissen Sie?« . . .

      »Ach, Fräulein Hollwitz deutete es eben an«, sagte Bergmann ruhig, worauf ein allgemeines Gelächter ausbrach.

      Dore war verwirrt. Es rauschte in ihren Ohren, sie hatte Bergmanns Stimme gehört, ohne die Worte zu erfassen.

      Man lachte noch immer und sprach durcheinander.

      »Bin ich das Karnickel, das herhalten muß«, sagte sie lächelnd, als sie auf ihrem gewohnten Platz saß und die Befangenheit sich verlor.

      »Wo haben Sie denn gestern Abendbrot gespeist, Brandt?« rief die Larsen, die ihre überschlanke Burne-Jones-Gestalt mit einem glatten Stück schwarzen Taffet umhüllt hatte, das nicht einmal mit dem reformiertesten Reformkleid mehr etwas СКАЧАТЬ