Dore Brandt. Alice Berend
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Название: Dore Brandt

Автор: Alice Berend

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ will Sie nur zu der neuen Rolle beglückwünschen«, fügte sie den Lärm durchkreischend hinzu, denn sie glaubte, nicht deutlich gewesen zu sein.

      Die Hollwitz quiekte vor Vergnügen.

      »Sie wissen ja, daß ich Gollbergs Schülerin war, ehe er Direktor wurde. Vielleicht hat er daher Interesse für mich«, sagte Dore ruhig zu der neben ihr sitzenden Hollwitz.

      »Schülerin is jut«, rief die Larsen, die mit der Hand am Ohr Dores Worten gelauscht hatte.

      »Zankt Euch in Eurer Garderobe, Weibsvolk«, brummte Ingler, der ganz in eine Kritik über seinen Falstaff vertieft war.

      »Sehen Sie,« sagte Bergmann leise, »das kommt davon. In dem kleinen möblierten Zimmer, hoch oben, würden Sie so etwas nicht zu hören bekommen.« Er sah Dore herzlich in die Augen.

      Dore schwieg. Sie fühlte sich erniedrigt und kämpfte stark mit Tränen. Am Tisch drehte sich das Gespräch schon längst um anderes. Nur die Larsen sah noch giftig zu Dore herüber.

      »Da werden Weiber zu Hyänen«, zitierte etwas verspätet Haller, der mit weit über die mageren, gelblichen Hände gerutschten Manschetten weiße Papierstreifen mit Versen füllte.

      »Mensch, dichten Sie doch nicht in einem fort. Es kann einem ja übel werden«, warf Köhler, der Dramaturg, hinter einem großen Zeitungsblatt dazwischen. Er war, wie Ingler feststellte, jetzt bei der siebzehnten Zeitung angelangt. Boshafte Leute sagten von ihm, daß seine Haupttätigkeit darin bestand, Zeitungen aus aller Welt nach Berichten über das Theater, dem er angehörte, zu durchsuchen.

      »Na, Köhler, wie wär's mit einem Tarok? Gerad' ein Stündchen hätt' ich noch Zeit«, rief Ingler herüber. »Oder müssen Sie sehen, ob in Hongkong einer über unseren Direktor schimpft, Sie Papierratte?«

      »Haben wir denn einen Dritten?« Köhler fuhr aus seiner Zeitung hervor.

      »Ja, ja, nur los.« Und beide begaben sich in das Spielzimmer.

      Dore und Bergmann blieben allein am Ende des Tisches.

      »Spielen Sie heute Abend?« fragte Bergmann.

      »Nein, heute nicht.«

      »Würde es Ihnen Spaß machen, in das Theater zu kommen und mich als Hjalmar Ekdal zu sehen?« Bergmann sprach ruhig und gleichgültig. Dore aber war dunkel errötet.

      »Sehr gern«, sagte sie hastig und bereute im selben Augenblick ihre ungeschickte Schnelligkeit. »Ich wollte heute allerdings mit dem Studium der Klara beginnen«, fügte sie hinzu.

      »Ganz wie Sie wollen«, sagte Bergmann liebenswürdig und erhob sich. »Ich muß jetzt gehen. Wenn Sie kommen wollen, lasse ich ein Billet für Sie an der Kasse zurücklegen?«

      »Ja, dann bitte ich darum«, sagte Dore leise.

      »Das ist nett. Sie können noch gut eine halbe Stunde hier sitzen.« Bergmann drückte ihr herzlich die Hand, warf bei dem Mantelüberziehen noch ein Scherzwort zu Grete Hollwitz herüber und ging.

      Auch die Larsen und Grete Hollwitz erhoben sich bald darauf. Die Larsen spielte heute und Grete Hollwitz wollte mit ihrem Fritz in das ›Trianon‹ gehen.

      Dore saß still versonnen da und wartete, daß die Zeiger der gegenüberliegenden Uhr vorrückten.

      Als Dore aus dem Café trat, war der Regen versiegt, ein kühler Wind versuchte, die Straßen zu trocknen, und die Leute gingen, die Köpfe endlich wieder unbeschirmt in die frische Luft erhoben, mit raschen Schritten.

      »Wie ist man vom Wetter abhängig«, dachte Dore und schob auch ihre frohe Stimmung dem frischen Winde zu, der droben an dem abendlichen Himmel die Wolken zerteilen half. –

      Und dann saß Dore im Theater, sie hatte einen Logenplatz dicht an der Bühne und keine Einzelheit von Bergmanns feinem, geistvollem Spiel entging ihr. Die ganze Aufführung der ›Wildente‹ war auf das künstlerischste abgetönt, und Dore durchlebte einen vollen Kunstgenuß. Erst nachdem der eiserne Vorhang sich rasselnd gesenkt hatte, ging sie still zum Theater hinaus.

      Durch die großen, zwischen den Hinauseilenden schwerfällig sich auf und zu bewegenden Glastüren drang frische Winterluft herein, und als Dore in das Freie gelangte, sah sie über dem hellen trockenen Pflaster der Straße die Sterne blinken und sich im kalten Wasser der Spree spiegeln. Der frische Wind war eisig geworden, der erste Frost war da.

      »Hab' ich Sie also doch erwischt?« Hinter einer der Säulen, welche den Eingang des Theaters umfaßten, trat Bergmann mit schnellen Schritten hervor. Seine Stimme hatte im Unterschiede zu sonst einen lebhaften Klang. Gang und Sprache waren hastig. Sein ganzes Wesen glühte und zitterte noch von dem eben beendeten Spiel.

      »Nun, was sagen Sie zu dem Weihnachtswetter«, sagte er froh und zog seinen Arm durch Dores Arm, als wäre dies ganz etwas Selbstverständliches.

      »Ich bin froh, wieder die Sterne zu sehen«, antwortete Dore und versuchte, ihrer Stimme einen muntern Klang zu geben. Das Herz klopfte ihr bis zum Halse.

      Arm in Arm gingen sie schweigend weiter den dunklen Weg am Spreeufer entlang. Vor ihnen, immer näher rückend, lag wie eine große erleuchtete Butterglocke der Friedrichstraßen-Bahnhof, und Gebrause und Getöse drang dumpf von dort herüber. Um sie herum war es still. Nur das dunkle Wasser der Spree gluckste und platschte.

      »Sie überlegen doch nicht etwa, wie Sie mir auf geschickte Weise ein Kompliment beibringen können«, unterbrach Bergmann das Schweigen.

      Dore lachte. »Ich glaube, ich dachte an gar nichts« sagte sie. »Aber es scheint mir, daß Sie darauf warten?« Sie sah lächelnd zu ihm auf.

      Sie reichte Bergmann gerade bis zu den Schultern und nahm sich neben seiner breiten Gestalt doppelt schlank und zierlich aus.

      »O, nein, nein«, rief Bergmann sich zu ihr niederbeugend. »Aber ich werde Ihnen jetzt ein solches machen. Ich habe Sie neulich als Elvstedt gesehen. Alle Hochachtung. Ich erwarte viel von ihrer Klara.«

      »Wirklich?« Dora sah glücklich zu ihm auf.

      »Allerdings haben Sie auch ganz das irritierende Haar, das diese kleine Elvstedt braucht.« Bergmann versuchte eine der Locken zu haschen, die der Wind hervorgezaust hatte und an seine Schulter wehte.

      Sie kamen langsam dem Bahnhof näher.

      »Sehen Sie«, sagte Bergmann, »jetzt hören die Sterne auf, und die Bogenlampen beginnen.« Er deutete auf den hellen Lichtschein, der über der Friedrichstadt lagerte und die Sterne unsichtbar machte. »Ganz als wüßte der Himmel, daß alles, was da unten nach Nachtvergnügen giert, doch nicht hinaufschaut, ob seine Kerzen brennen.«

      Jetzt standen sie an der Treppe zum Bahnhof, die Züge brausten über ihren Köpfen.

      »Ich habe noch eine Verabredung in der Stadt«, sagte Bergmann hastig nach kurzem Zögern. »Entschuldigen Sie daher, wenn ich Sie nicht weiter begleite, gnädiges Fräulein.«

      »Ich danke Ihnen für den Abend«, erwiderte Dore leise und legte ihre Hand in seine.

      Er hielt sie fest. »Ich hätte gern gehört, was sie über meinen Hjalmar denken, darf ich Sie einmal zu einem Spaziergang abholen?«

      »Gewiß. Aber wann? Ich habe an allen Vormittagen Probe.«

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