Der Held von Garika. Adolf Mützelburg
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Название: Der Held von Garika

Автор: Adolf Mützelburg

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Gräfin Sophia. Sie sei mit dem Major Ombrazowitsch in den Park gegangen, lautete die Antwort, erst vor kurzem, und hätte die Weisung hinterlassen, Früchte, Gebäck und Liköre nach dem Springbrunnen zu bringen.

      Daniel ging hastig nach dem Park, das Herz klopfte ihm vor Eifersucht. Dann aber siegte sein Stolz; er mäßigte seine Schritte und ging langsam nach dem Teile des Parks, in welchem sich der Springbrunnen befand.

      Der Park von Dari war wie derjenige von Garika nur ein gelichteter Wald, aber eben deshalb umso schöner; die Kunst hätte hier nur verderben können.

      Blutrote Buchenblätter bedeckten den Boden und dämpften die Tritte Daniels. Ranken von wildem Wein, Efeu und Winden verbanden wie Girlanden und durchbrochene Teppiche die starken Eichen und Buchen, die schlankstämmigen Lorbeer- und die Myrten- und Rosengebüsche.

      Durch diesen zauberischen Gartenschritt Daniel dahin, bis er das Rauschen des Springbrunnens und ein helles Lachen hörte. Es kam ihm der Gedanke, zu hören, was Sophia mit dem Major spreche. Die Eifersucht ist stets misstrauisch, ja sie entsteht nur aus dem Misstrauen. Langsam und leise näherte sich Daniel dem Springbrunnen, und durch die bunten Blätter hindurch sah er Sophia auf einer Bank in der Nähe eines hölzernen Pavillons sitzen. Der Major stand vor ihr.

      Sophia Brazow war keine regelmäßige Schönheit, aber ihr frisches Gesicht mit den zart geröteten Wangen, den dunklen, runden Augen war eins von denen, die im Sprechen Reiz und Leben gewinnen und durch die Beweglichkeit der Züge und durch den Ausdruck von Geist keine Betrachtung über die etwa mangelnde Schönheit aufkommen lassen. Die Form der Stirn und der Nase verrieten ein wenig den russischen Typus. Aber wenn sie lachte und die weißen Zähne durch die roten Lippen blitzten und die Augen so klar glänzten, erschien sie verlockend schön. Ihr ganzes Wesen trug den Stempel der Kraft, der Gesundheit und des Übermuts.

      Sie mochte keine zwanzig Jahre alt sein, gewiss nicht darüber, und alles an ihr, der Teint, die Augen, die Lippen, das prächtige dunkle Haar, die gerundeten Formen der kaum mittelgroßen Gestalt, zeigte jene erste glänzende Frische der Jugend, die für sich allein schon oft Schönheit ist. Ihr Anzug war einfacher, als man ihn gewöhnlich bei den Russen des Orients, die ihn phantastisch ausschmücken lernen, findet; eine Art polnischer Schoßjacke, knapp anschließend, ein Seidenkleid, ein leichtes Hütchen und etwas Schmuck bildeten ihre ganze Toilette. Nur das fast rötliche Braun der Jacke und das helle Gelb des Kleides deuteten mit ihren lebhaften Farben auf den Orient.

      Der Major war in seiner Dragoneruniform. Seine Gestalt war derjenigen Sophias ähnlich, nicht groß, kräftig, aber von guten Verhältnissen. Sein Gesicht zeigte den vollendeten Typus eines blonden Russen, die Augen nicht groß, aber glänzend, die Nase ein wenig emporgerichtet, die Stirn nicht hoch, aber voll Leben.

      Hätte man sein Gesicht im Einzelnen prüfen wollen, so würde er die Probe der Schönheit schlecht bestanden haben. Und doch war der Eindruck, den er machte, durchaus kein ungefälliger. Auch in seinem Wesen lag Kraft und Gewandtheit, in seinen markierten Zügen Klugheit und Energie, seine ganze Erscheinung hatte etwas Abgerundetes, in sich Geschlossenes, das den entwickelten Mann kennzeichnet. Er hielt die Mütze in der Hand und sprach lebhaft mit Sophia. Die Sonne fiel auf sein rotblondes, starkes und gekräuseltes Haar, auf den stattlichen, wohlgeformten Schnurrbart und ließ sie wie Gold glänzen. So machte er den Eindruck eines kräftigen Soldaten, zugleich aber auch eines Mannes von geistiger Begabung und weltmännischer Durchbildung.

      Ein wenig zu lebhaft waren seine Bewegungen, etwas zu scharf, fast lauernd war sein Blick. Der eifersüchtige Daniel mochte nicht so ganz Unrecht haben, wenn er behauptete, dem Major klebe etwas vom Parvenu oder wenigstens vom Abenteurer an. Es fehlte ihm die Ruhe des geborenen Aristokraten. Aber seine lebhafte Natur entschuldigte seine Beweglichkeit. Stirn und Augen verrieten, dass unruhige Gedanken sich hinter ihnen jagten.

      Beide sprachen russisch, welche Sprache Daniel von Petersburg her, wo er nur russisch und französisch gesprochen, gut genug verstand. Der Major erzählte, wie er auf seinem Ritt nach Dari dem Bruder Sophias und dessen Gemahlin begegnet und ihnen schnell ausgewichen sei, um von ihnen nicht zu erfahren, dass Sophia sich allein auf dem Schlosse befinde, und dann mit ihnen umkehren zu müssen. Er erzählte gut, denn er besaß die Gabe, auch die unbedeutendsten Dinge in ein angenehmes Gewand zu kleiden. Die Damen fanden ihn sehr unterhaltend; Daniel dagegen behauptete, wenn er sich frei aussprechen konnte, der Major habe etwas vom Harlekin. Jedenfalls kannte Paul Ombrazowitsch die Frauen und wusste, wie man mit ihnen sprechen müsse.

      »So gestehen Sie selbst ein, Major, dass Sie Unrecht getan haben, hierher zu kommen!« rief Sophia. »Sie hätten umkehren müssen, das fühlen Sie. Sagen Sie selbst, was daraus folgt!«

      »Dass ich umso mehr Ihre Teilnahme verdiene, weil ich Ihretwegen einen Verstoß gegen die Konvenienz begangen«, antwortete der Major lächelnd. »Ich fühle mich strafbar, aber Sie dürfen mich nicht verurteilen!«

      »Dennoch, weil Sie etwas gewagt, wozu Sie kein Recht hatten!« rief Sophia. »Oder würden Sie behaupten können, dass ich Sie zu solchen Besuchen ermuntert?«

      »Und wenn ich es behauptete, Comtesse?« fragte der Major etwas keck.

      »So würde ich Sie ohne Erbarmen Lügen strafen«, antwortete Sophia etwas ernster.

      »Ich bitte um Verzeihung!« sagte Paul ergeben. »Reichen Sie mir Ihre Hand, Comtesse, als Zeichen der Vergebung und der Erlaubnis, bei Ihnen bleiben zu dürfen!«

      »Ich würde sie Ihnen nicht geben, die Erlaubnis nämlich, wenn wir allein wären!« antwortete Sophia.

      »Da ich aber den Fürsten Daniel bemerke, so fällt der Hauptgrund für meine Weigerung weg, und es sei Ihnen gestattet, mir Gesellschaft zu leisten.«

      »Fürst Daniel?« fragte Paul, seinen Missmut augenblicklich hinter der schnellen Bewegung verbergend, mit der er sich umblickte. »Wo ist er denn?«

      Daniel war glühend errötet, als die Worte der Gräfin ihm verrieten, dass ihre scharfen Augen ihn wahrscheinlich schon seit seinem Erscheinen bemerkt hatten. Doch fasste er sich schnell, zögerte noch einen Moment bei der Weinranke, hinter der er stand, als ob er etwas betrachte, und trat dann vor.

      »Ich glaubte wahrlich, die Rebe dort treibe neue Blüten«, sagte er, gleichsam sein Zögern entschuldigend, und begrüßte sich dann mit Sophia Brazow.

      Es konnte nicht auffällig scheinen, dass sie ihm die Hand reichte; – er war ja ihr Verwandter und galt in aller, selbst in des Majors Augen für den begünstigten Bewerber.

      Daniel und der Major begrüßten sich höflich, etwas kalt, aber doch mit einer gewissen Vertraulichkeit, die allmählich zwischen Personen, welche sich oft sehen, eintritt.

      Zwei Diener, die auf großen Schüsseln Früchte und Gebäck brachten, erleichterten das Anknüpfen der Unterhaltung, die jetzt französisch geführt wurde. Die Herren nahmen einige von den kleinen Kuchen und tranken Maraschino und Curaçao; von letzterem verschmähte selbst Sophia ein Gläschen nicht. Man sprach über das Wetter, das noch immer sehr schön war und den Aufenthalt im Freien gestattete, über das Befinden Michaels und Ninas und über den Krieg. Der Major hatte neue Nachrichten und die Bestätigung früherer Mitteilungen erhalten. Er berichtete, dass Fort Tschefketil (von den Russen St. Nikolai genannt) sich noch in den Händen der Türken befinde, dass aber die Generale Orbeliani und Bebutow die Türken bei Bajandur geschlagen hätten, und dass die Nachricht eines neuen, erst in den letzten Tagen erfochtenen Siegs bei Supliß angelangt sei. Die Türken, erzählte der Major, zögen sich überall zurück, doch hätten sie sich besser geschlagen als früher.

      »Ich muss gestehen, dass mich zuweilen doch ein Lüstchen anwandelt, den Tanz mitzumachen«, fügte er hinzu. »Ich habe zwar bessere Gegner mir gegenüber gesehen, die Kabylen, die Ungarn, СКАЧАТЬ