Der Held von Garika. Adolf Mützelburg
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Held von Garika - Adolf Mützelburg страница 12

Название: Der Held von Garika

Автор: Adolf Mützelburg

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ er ist nie verlegen um Ausreden! Und wozu soll ich ihn reizen? Es ist genug, wenn Sie es wissen und ihm künftig schärfer auf die Finger sehen können!«

      »Fürst, ich danke Ihnen für diese artige Erklärung!« antwortete Sophia spöttisch. »Sie beweist, dass Sie mehr Phantasie besitzen, als Sie mir bisher gezeigt haben. Adieu, Fürst!«

      »Comtesse!« rief Daniel, und mit einem einzigen tigerhaften Sprunge war er an ihrer Seite und ergriff ihre Hand – sein dunkles Auge funkelte und seine Lippen bebten –»Comtesse, Sie müssen mir Rechenschaft geben, Sie müssen! Weshalb glauben Sie diesem Abenteurer, diesem Betrüger mehr als mir? Weshalb beleidigen Sie mich, indem Sie ihm vertrauen? Heute will ich Ihre Antwort, jetzt, in dieser Minute! Ist eine wahnsinnige Liebe, ist eine hingebende Aufopferung, ein alter und berühmter Name, ein Leben ohne Makel nicht imstande, es mit den Künsten eines Gauklers aufzunehmen? Ich bin dieses Spiels müde, Comtesse! Er oder ich! Es wird mir schwer, diese Worte auszusprechen. Ich verachte diesen Menschen; ich sollte auch Sie hassen, weil Sie mich in die Lage versetzen, sein Rivale zu sein. Doch ich habe alles bisher für ein Spiel Ihrer Koketterie gehalten, ich glaubte an Ihr Herz, wenn es auch mit mir spielte. Aber ich bin es müde, in Gegenwart dieses Menschen gedemütigt zu werden. Wenn Sie mich nicht lieben, so sagen Sie es und ich weiß, wo ich Ersatz zu suchen habe. Aber wenn Sie mich lieben, so will ich diesen Mann, gerade ihn, aus Ihrer Nähe entfernt wissen, denn er handelt nicht ehrlich. Er gebraucht Mittel, mit denen kein Mann gleichen Schritt halten kann, dem die Liebe, das Herz und den Kopf durchglüht. Ich verstehe es nicht, mit kalter Berechnung eine Kokette zu erobern!«

      Die Gräfin war anfangs erbleicht; dann hatte sie ihn starr angeblickt; der Schrecken verlor sich aus ihren Zügen, es zeigte sich etwas wie Teilnahme in ihnen.

      So hatte Daniel nie zu ihr gesprochen; so – um einen Lieblingsausdruck der Frauen zu gebrauchen – interessant war er ihr nie erschienen. Es blitzte Feuer und Kraft in ihm auf. Der träge Enkel eines Königsgeschlechts schien sich noch einige Tropfen Heldenblut bewahrt zu haben,

      »Fürst«, sagte sie ruhig, »lassen Sie vor allem meine Hand frei, Sie zerbrechen sie!«

      »Gut!« sagte Daniel. »Aber ich muss um jeden Preis eine Antwort haben!«

      »Ich verzeihe Ihnen Ihre maßlose Kühnheit nicht«, fuhr Sophia fort, »aber ich werde sie verschweigen. Wir sind Verwandte und ich möchte nicht, dass Michael sich mit Ihnen entzweite. Sie verlangen eine Antwort. Welche? Ob ich Sie liebe? Ich weiß es nicht. Ob ich den Major liebe? Ich glaube es nicht. Sie haben kein Recht, mich mehr zu fragen. Ich habe nie ein Wort zu Ihnen gesprochen, das Sie berechtigen könnte, mir die Freiheit meines Willens zu rauben. Ich werde den Major sehen, so oft es mir gut dünkt. Ich bin ein Gast in diesem Hause und würde es verlassen, wenn man meinen Willen einengen wollte; aber das wird man nicht tun. Ich habe keine andere Antwort für Sie, Prinz! Sie müssen sich damit begnügen und mögen tun und lassen, was Sie wollen.«

      »So lieben Sie mich nicht, Sophia?« fragte Daniel, der sie bei jedem Satze hatte unterbrechen wollen und dessen Lippen vor Bewegung bebten.

      »Ich weiß es nicht«, antwortete Sophia.

      »So werden Sie auch nicht meine Gattin werden?« fragte der Fürst.

      »Ich werde Ihre Hand annehmen, sobald ich weiß, dass ich Sie liebe!« antwortete Sophia.

      Daniel stand eine Minute stumm und bleich; die Gräfin erwiderte kühn seinen fast drohenden Blick.

      »Das ist eine ausweichende, also verneinende Antwort!« sagte er dann mit schwerer Stimme.

      »Ausweichend und verneinend, wie Sie wollen!« antwortete Sophia. »Ich kann sie nicht anders geben. Ich werde mich nicht binden, bevor ich nicht meines eigenen Gefühls sicher bin. Im Übrigen verlange ich, dass Sie in meiner Gegenwart achtungsvoll von dem Major sprechen. Er hat sich mir stets als ein Mann von Ehre gezeigt, und ehe Sie Beschuldigungen gegen ihn aussprechen, müssen Sie die Beweise dafür besitzen. Adieu Fürst! Wenn diese Szene nicht die letzte derartige gewesen ist, so verlasse ich Dari und verbiete Ihnen überall, wo es auch sei, den Zutritt zu mir!«

      »Comtesse!« rief Daniel fast schmerzlich, »Sie treiben mich zum Äußersten!«

      »Ich folge nur Ihrem Beispiel!« antwortete Sophia. »Ein Mann sollte so viel Achtung vor einer Frau haben, dass er eine Erklärung erst dann verlangt, wenn er der Gegenliebe sicher ist oder dass er sich wenigstens in ehrerbietigen Ausdrücken erklärt. Sie tun beides nicht. Deshalb, Fürst, werden Sie es verzeihlich finden, wenn ich von jetzt an eine vorsichtigere Haltung Ihnen gegenüber annehme. Es gibt, wie es scheint, Männer, denen man kein Vertrauen beweisen darf, ohne dass sie nicht anmaßend würden!«

      »Sophia!« rief Daniel. »Sie entstellen, Sie übertreiben! Wie oft haben Sie mich glauben lassen, dass Sie mich lieben! Wie oft haben Sie meine Erklärung; herausgefordert! Sie wissen, alle, die uns kennen, betrachten uns bereits als Verlobte –«

      »Das ist nur ein Zeichen, wie oft die Welt sich täuscht, und wie oft Männer sich durch ihre Eitelkeit verblenden lassen, mehr zu sehen, als sie sehen sollten!« unterbrach ihn Sophia kurz. »Noch einmal, Fürst, jede ähnliche Szene muss zu einem vollständigen Bruch zwischen uns führen. Seien sie vernünftig, seien Sie besonnen; daraus werde ich ersehen, dass Sie mich wirklich achten, und dann wird die Zeit vielleicht auch nicht fern sein, in der ich wirklich weiß, ob ich Sie liebe!«

      Sie sagte das Letztere mit einem so plötzlichen Übergang vom kalten Ernst zur scherzenden Koketterie, ihre Augen warfen plötzlich einen so glänzenden aufmunternden und zugleich zärtlichen Blick auf Daniel, dass dieser abermals ihre Hand ergreifen wollte. Aber bereits hatte sie die Tür geöffnet und verschwand in derselben.

      Noch lange stand Daniel auf derselben Stelle. Das also war der Erfolg dieses Tages gewesen! Endlich raffte er sich auf, verlangte sogleich nach seinem Pferde und ritt zurück nach Garika, langsam, denn die Dunkelheit gebot Vorsicht. Oft knirschte er mit den Zähnen vor Zorn und nannte sich einen Schwächling; dann wieder lächelte er und das Herz klopfte ihm stärker, denn er sah ihren verheißenden, glühenden Blick.

      Spät langte er in Garika an, so klug, so entschlossen, so einig mit sich selbst wie immer!

      III. Die Begegnung

      Es war ungefähr eine Woche später, um die Mitte des Dezembermonats, als Master George oder Giorgi, wie man ihn in seiner Heimat Garika genannt haben würde, in das ärmliche Zimmer eines niedrigen Hauses trat, das am Fuße des Forts von Tschefketil oder St. Nikolai lag. Es war bereits Dämmerung, und Johnny, der in einer Ecke auf einer Kiste saß und seine Pfeife mit echt türkischem Tobak tauchte, der ihm aber kaum so gut mundete, wie sein altenglischer Shag, stand auf und ließ ein mächtiges Wer da? Vernehmen. Im nächsten Augenblick aber erkannte er seinen jungen Herrn und hieß ihn freudig willkommen. George reichte ihm herzlich die Hand. Johnny zündete eine kleine Lampe an, unsern Küchenlampen ähnlich.

      »Nun setzen Sie sich, Master George!« sagte er, auf die Kiste deutend und eine andere für sich selbst aus einem Winkel ziehend. »Freut mich von Herzen, dass Sie wieder da sind! Kann ich mit etwas aufwarten? Rum, Tee, geräuchertes Fleisch, das ist alles, was ich habe! Es gibt hier nicht viel, Master George! Und was es gibt, kann man weder essen noch trinken!«

      George hatte sich im Zimmer umgesehen. Der junge Mann trug die Spuren einer längern Reise, aber sein Aussehen war gut. Die Bewegung, die Abwechselung des Lebens schien ihm heilsam gewesen zu sein. Bereits zeigte sich jener bräunliche Anflug auf seinen Wangen, der einem männlichen Gesicht so gut steht. Johnny bemerkte das auch und winkte George freundlich zu.

      »Sehen СКАЧАТЬ