Der Held von Garika. Adolf Mützelburg
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Название: Der Held von Garika

Автор: Adolf Mützelburg

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Unterhaltung drehte sich noch um Tiflis, diese schnell emporblühende Hauptstadt der südlich vom Kaukasus gelegenen Provinzen, um einige Maßregeln des Generalgouverneurs und um einige Familien, die von Petersburg aus nach Tiflis übergesiedelt, weil ihre Häupter zur kaukasischen Armee beordert worden.

      Ombrazowitsch, unruhig und beweglich, wie er war, und vielleicht auch gelangweilt durch die Gegenwart Daniel Garikas, haschte hier und dort nach einem Käfer, besah ihn, warf ihn wieder fort, ging auch zuweilen einige Schritte in das Dickicht hinein, um einen seltenen Käfer zu fangen, nahm aber stets an der Unterhaltung teil.

      Plötzlich stieß Sophia einen leichten Schrei aus und sprang auf.

      »Eine Schlange!« rief sie. »Jagen Sie das Tier fort, meine Herren!«

      In der Tat schlängelte sich·eine Natter langsam und in zierlichen Windungen über den mit gelben Blättern bedeckten Rasen. Sie kam furchtlos fast bis in die Mitte des freien Platzes, in die Gegend, in welcher der Major stand, der sie ruhig beobachtend erwartete.

      Daniel hatte sich schnell nach einem Gegenstande umgesehen, mit dem er die Schlange verjagen könne, da er aber keinen fand, schien er im Begriff, den Degen ziehen zu wollen.

      »Es hat gar keine Gefahr, Comtesse!« rief Ombrazowitsch. »Dies ist eine ganz unschädliche Natter!« er nannte den lateinischen Namen – »und wäre es selbst eine giftige, ich weiß mit diesen Tieren umzugehen!«

      »Nehmen Sie sich in Acht, Major!« rief die Gräfin die sich nach dem Eingange der natürlichen Laube zurückgezogen hatte, dort aber, von Natur mutig, stillstand, um die geschickten, selbst graziösen Bewegungen der Schlange zu beobachten.

      »Erlauben Sie, ich will sehen, ob ich meine alten Künste noch kann!« rief Ombrazowitsch lächelnd und trat auf die Natter zu, die sich zusammengeringelt hatte und ihn mit einer gewissen Scheu zu erwarten schien. Darauf schlug er den Ärmel seiner Uniform ein wenig zurück, sodass die rechte Hand freier wurde, und ließ ein leises, eigentümliches, fast singendes Zischen hören, während er die Hand starr nach der Schlange ausstreckte. Diese schien aufzuhorchen richtete dann schnell den Kopf empor, sah sich um und wiegte sich einige Sekunden lang auf ihrem schlanken Oberleibe. Dann schnellte sie auf Ombrazowitsch zu.

      Sophia stieß einen Ruf des Schreckens aus. Der Major blieb ruhig stehen und begann nur die Hand zu bewegen, sehr langsam und in bestimmten arabeskenartigen Linien. Die Schlange hielt den Kopf beinahe eine Minute lang unbeweglich in erhobener Stellung, dann begann sie fast widerwillig die Bewegungen nachzuahmen, die allmählich schneller wurden. Ombrazowitsch zog nun mit der Hand verschiedene Linien durch die Luft; die Schlange, wie gebannt und beherrscht durch seinen Blick und seine Hand, folgte allen Bewegungen der letztern, senkte den Kopf, beschrieb Kreise, sich um sich selbst drehend, folgte auch dem Major, der jetzt seinen Standpunkt veränderte, aber unablässig dasselbe singende Zischen hören ließ. Es war ein eigentümliches Schauspiel, dessen Reiz durch die anmutigen Bewegungen des schlanken Tieres erhöht wurde. Die Gräfin trat unwillkürlich einige Schritte näher. Der Major aber sah sie nicht an; er hielt seine Blicke unverwandt auf die Natter gerichtet, die zuletzt jede Bewegung der Hand des Majors mit derselben Schnelligkeit nachahmte, mit der er sie tat. Endlich führte er sie an den Rand des Dickichts, ließ seine Bewegungen langsamer werden und streckte zuletzt lange die Hand unbeweglich über sie aus, bis die Schlange sich niederlegte und in Ruhe oder Ermattung zu versinken schien.

      »Köstlich, Herr Major!« rief Sophia ganz entzückt und klatschte in die Hände. »Wo haben Sie das gelernt?«

      »O, das ist nichts Besonderes«, erwiderte Ombrazowitsch, leicht Atem schöpfend. »Ich habe es einigen so genannten Schlangenbändigern abgelauscht und glaubte es wagen zu können, da diese Natter jedenfalls eine unschädliche ist. Man sagt, dass diese Tiere, wenigstens eine Zeit lang, ihrem Bändiger überall folgen. Wir wollen nachher sehen, ob das wahr ist!«

      »O wie interessant!« rief Sophia. und es lag etwas so Bewunderndes in dem Blick, den die Comtesse dabei auf den Major warf, dass Daniel Garika vor Eifersucht erbleichte. Er fühlte, dass er bei diesem Intermezzo nicht nur eine sehr unbedeutende, sondern selbst klägliche Rolle gespielt hatte. Denn er hatte lange Zeit mit der Hand am Griff seines Degens gestanden, während der furchtlose Major die Schlange tanzen ließ.

      Sophia wollte Näheres über die Kunst wissen, die man anwende, um diese Tiere zu bändigen. Ombrazowitsch erzählte, was er wusste, und erzählte, wie immer, leicht und interessant. Er kam dabei auf Algier zu sprechen, wo er eine Zeit lang mit den Spahis als Freiwilliger gegen die Beduinen gekämpft und zugleich den französischen Krieg gegen die Bergvölker des Atlas gründlich kennengelernt hatte. Daniel Garika sank nicht nur, wie es so oft der Fall war, zu der Rolle eines bloßen Zuhörers herab, sondern musste auch sehen, mit welchem Interesse Sophia der Erzählung des Majors lauschte.

      Er war zehnmal im Begriff, sich zu entfernen, aber seine Eifersucht hielt ihn zurück.

      Dabei verließen sie die Laube, ohne dass Ombrazowitsch und Sophia im Eifer des Erzählens und Hörens sich der Schlange erinnert hätten. Die Gesellschaft war schon an das Gitter gelangt, das den Park begrenzte, als der Major sich plötzlich umwandte.

      »Ach«, rief er, »nun haben wir doch vergessen, darauf zu achten, ob die Schlange mir folgen würde!«

      Sie standen still. Man hörte ein leises Rauschen in, den Blättern und sah dann die Natter in einer Entfernung von nur wenigen Schritten den Kopf erheben, fast als wollte sie andeuten, dass sie da sei.

      »Nun, wahrlich, das ist erstaunlich!« rief Sophia überrascht. »Das ist seltsam, ich hätte es nimmer geglaubt, wenn ich es nicht gesehen. Diese Schlange wäre imstande, uns bis in das Schloss zu folgen!«

      »Das wäre doch nicht angenehm«, sagte der Major lächelnd. »Ich werde sie verscheuchen!«

      »O nein, nein!« rief Sophia bittend. »Wir wollen sehen, bis wie weit sie uns folgt. Es ist immer noch Zeit, sie zu vertreiben. Sie ist ja nicht giftig, wie Sie sagen!«

      »Man könnte so ein Tier fast liebgewinnen!« sagte der Major gleichmütig. »Ich will später sehen, ob sie sich greifen lässt. Sie sehen wohl, es ist viel leichter, Schlangen zu bändigen als Herzen, und doch haben beide so viel Ähnliches!«

      »Pfui, Major!« rief Sophia. »Wie wollen Sie das beweisen?«

      »O, ich könnte hundert Ähnlichkeiten finden!« antwortete Ombrazowitsch. »Aber ich will mich mit der einen begnügen: beide sind aalglatt und entschlüpfen in dem Moment, in dem man sie gefangen glaubt.«

      »Und doch sehen Sie, wie die Schlange demjenigen gehorcht und folgt, der sie zu bändigen weiß!« sagte Sophia mit einem Tone, der abermals das Blut aus den Wangen Daniels trieb.

      »Es kommt nur darauf an, wie lange es währt«, sagte der Major lachend, und die Gesellschaft setzte ihren Weg fort.

      Man achtete anscheinend nicht mehr auf die Schlange. Plötzlich aber trat Daniel zurück, und in dem Moment, in welchem der Major und Sophia sich umwandten, sahen sie bereits Daniel den Kopf der Schlange zertreten, die vergebens zu fliehen versucht hatte. Das Tier rollte sich wild im Laube, versuchte noch einmal den Kopf zu erheben, dann schleuderte es Daniel mit dem Fuß weit in den Park hinein.

      Ombrazowitsch und Sophia standen fast erstarrt. Ein entsetzlicher Jähzorn blitzte in den Augen des Majors und ließ die Adern auf seiner markierten Stirn anschwellen. Sophia war bleich vor Entrüstung.

      »Aber Prinz – Prinz, weshalb taten Sie das?« rief die Gräfin endlich mit zitternder Stimme.

      »Comtesse«, antwortete Daniel ruhig, bleich und düster; »die СКАЧАТЬ