Der Held von Garika. Adolf Mützelburg
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Название: Der Held von Garika

Автор: Adolf Mützelburg

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ damit, ihn begonnen zu haben.«

      »Glauben Sie nicht, dass Georgien, Mingrelien, überhaupt die kaukasischen Länder die Gelegenheit benutzen werden, um die russische Herrschaft abzuschütteln?« fragte George.

      »Nein, Sir! Der Krieg wird nicht lange genug dauern, um diese gezähmten und erschlafften Völker aufzuregen und an den Gedanken der Selbstständigkeit zu gewöhnen. Russlands Macht hat dort tiefe Wurzeln geschlagen. Ja, wenn die Russen überall zurückgedrängt und genötigt würden, den Süden des Kaukasus aufzugeben, dann wäre es möglich, dass sie nie zurückkehrten. Aber dahin kommt es nicht, diesmal nicht!«

      George blickte düster vor sich nieder. Wiedenburg bot ihm ein Zimmer für die Nacht und überhaupt für so lange an, als George ihm seinen Besuch schenken wolle.

      »Ich werde nur bis morgen früh bleiben«, antwortete George. »Da ich Mr. Hywell nicht angetroffen, so will ich hinüber nach Tschefketil und von dort aus den Versuch machen, etwas über Mr. Hywell zu erfahren.«

      »Werden Sie als Neutraler reisen?« fragte Wiedenburg. »Besitzen Sie die nötigen Papiere?«

      George zögerte mit der Antwort.

      »Ich werde mich wahrscheinlich den Türken anschließen«, antwortete er dann. »Zwar kenne ich die Ansicht meines Pflegevaters nicht genau und weiß nicht, ob er meinen Plan billigt; aber er hat früher stets so viel Sympathie für meine Pläne gezeigt –«

      Er brach ab. Wiedenburg fragte nicht weiter. Er sagte nur nach einer Pause:

      »Sie sind orientalischer Abstammung?«

      »Ja«, antwortete George. »Deshalb bleibt mir in diesem Kampfe keine Wahl.«

      Das Gespräch ging auf die Ereignisse des Tages über und George verließ dann seinen gastlichen Wirt, um Johnny mitzuteilen, was er über Mr. Hywell erfahren.

      »Wir fahren morgen nach Tschefketil!« fügte er hinzu. »Das ist ein kleines Fort an der russisch-türkischen Grenze, das die Türken den Russen abgenommen. Dort, will ich Erkundigungen über mancherlei Dinge einziehen. Johnny, bist Du entschlossen, für alle Fälle bei mir zu bleiben?«

      »Damn, Sir, gewiss!« antwortete Johnny. »Mr. Hywell hat mir gesagt, ich sollte über Sie wachen wie über meinen Augapfel, und ehe er mir nichts anderes befiehlt, tue ich meine Schuldigkeit!«

      »So brechen wir morgen auf!« sagte George, ihm erregt die Hand drückend. »Komme, was kommen mag, ich kann nicht anders! Mr. Wiedenburg wird mir Nachricht senden, falls Mr. Hywell hier ankommt. Der Boden brennt mir unter den Füßen. Ich kann nicht länger müßig sein!«

      Und nach einer Pause fügte er hinzu:

      »Was meinst Du, Johnny, Miss Mary muss jetzt eine stattliche Dame sein? Mr. Hywell wird daran denken, sie zu verheiraten. Sollte sie vielleicht in Ostindien einen Nabob gefunden haben?«

      Er versuchte dabei zu lächeln. Johnny schüttelte leicht den Kopf.

      »Miss Mary lässt sich nicht so ohne weiteres verheiraten«, sagte er. »Die hat ihren Willen für sich. Und Mr. Hywell ist ja selbst ein kleiner Nabob. Nach Geld braucht Miss Mary nicht zu heiraten.«

      Am folgenden Morgen verließen George und Johnny Sinope. Mr. Wiedenburg, der vielleicht die Pläne Georges erriet, hatte vergebens versucht, den jungen Mann zurückzuhalten und ihm dann, als George unerschütterlich auf seinem Vorsatz beharrte, nicht nur versprochen ihm, sobald er etwas über Mr. Hywell erfahren, Nachricht nach Tschefketil nachzusenden, sondern auch für alle Fälle, wie er sagte, die Namen einiger Deutschen und Engländer in Tiflis und in Eriwan genannt, an welche sich George wenden sollte, wenn er Beistand bedürfe.

      Ungefähr vierundzwanzig Stunden, nachdem es in die kleine schützende Bai eingelaufen, verließ das türkische Boot den sichern Zufluchtsort. Als es, mit dem nördlichen Winde kämpfend, die Höhe des Meeres zu erreichen suchte, sank George auf die Knie und flüsterte in stiller Erregung ein Gebet.

      Auf der Reede von Sinope lagen noch die russischen Kriegsschiffe und ließen ihre Banner lustig und triumphierend herüberwehen.

      II. Ein kolchisches Paradies

      Im Süden des Kaukasus, in einer dem russischen Zepter unterworfenen Provinz, liegt Schloss und Stadt Garika1, einst die Hauptstadt eines Königreichs gleichen Namens. Die unbedeutenden Häuser der Stadt ziehen sich am Fuße eines Felsens längs eines kleinen Flusses hin der den im Orient häufig wiederkehrenden Namen Karassu (Schwarzwasser) führt und der nur im Winter reißend, im Sommer aber gewöhnlich so seicht ist, dass man ihn durchwaten kann. Hoch auf dem Felsen, der steil nach dem Flusse abfällt, liegt Schloss oder Burg Garika, mit einer entzückenden Rundsicht auf die schneebedeckten Gipfel des Kaukasus im Norden das herrliche Flusstal mit seinen Weinbergen jenseits des Flusses und die schönen Wälder im Süden und Westen. Es mag einst sehr fest gewesen sein; die Außenmauern sind aber längst geschleift, und einige im modernsten russischen Geschmack errichtete Pavillons und Nebenhäuser zeigen deutlich, dass hier eine neue Zivilisation unter den Fittigen des russischen Adlers eingezogen.

      Es war in den ersten Tagen des Dezember, und die Wälder prangten noch in ihrem glühendsten herbstlichen Schmuck, als ein junger Reiter Schloss Garika verließ und den sanften Abhang hinabritt, der sich südlich vom Schlosse nach den Wäldern hinzieht und mit den herrlichsten Baumgruppen bedeckt ist. Er ritt ein prächtiges Pferd von echter Rasse und trug die Uniform eines russischen Milizoffiziers, jedoch nicht nur mit dem Abzeichen eines höhern Ranges, sondern auch mit einigen selbsterfundenen malerischen Verzierungen, wie der Orientale sie liebt und die russischen Generale sie gern gestatten, da Glanz und Schmuck des Offiziers dazu beitragen, sein Ansehen bei den eingeborenen Truppen zu erhöhen. Es war ein schöner junger Mann, noch nicht dreißig Jahre alt, mit vollem, schwarzem Schnurrbart und von mehr schlanker als kräftiger Gestalt. Das etwas blasse, aber noch jugendlich frische Gesicht zeigte einen träumerischen Ausdruck; auch war die Haltung des Reiters nachlässiger, als man sie bei europäischen Offizieren findet. Der Orientale lässt sich gehen, bis der Augenblick seine ganze Kraftanstrengung verlangt. Der Schnitt des Gesichts zeigte den Kaukasier oder Circassier.

      Der junge Offizier ritt langsam unter den schönen Buchen hin, in Gedanken verloren, als plötzlich ein Mann in der ärmlichen Tracht der eingeborenen Bauern hinter einem Baumstamme hervortrat. Da er waffenlos war und seine spitze Mütze demütig in der Hand trug, so hatte der Offizier nicht nötig, nach seinem Säbel oder nach den Pistolen zu greifen, deren goldverzierte Schäfte aus den Halftern hervorglänzten. Er wollte auch ruhig, ohne auf den Bauer zu achten weiterreiten, als er sah, dass dieser ihm ein Papier hinhielt.

      »Was willst Du? Eine Bettelei?« fragte der Offizier in der Sprache der Eingeborenen.

      »Nein, hoher Herr! Ein Brief, der von weit, weit her kommt.«

      Der Offizier nahm den Brief, der die Spuren langer Wanderung trug, nicht ohne den Ausdruck eines gewissen Missbehagens, in den sich Verwunderung mischte. Die einfache Aufschrift in französischer Sprache lautete: »An Daniel Garika in Garika.«

      Der Offizier blickte nach dem Siegel, aber es war zerknittert und unkenntlich geworden. Endlich öffnete er den Brief und las nur die wenigen Zeilen:

      »Ich lebe und denke an das Vaterland und vergangene Zeiten. Was denkst Du? Sei bereit, mir zu antworten, wenn ich Dich wiedersehe.

      George Garika.«

      Der Offizier stieß СКАЧАТЬ



<p>1</p>

Unserer Erzählung liegen außer den allgemeinen historischen noch einige andere wirkliche Ereignisse zugrunde. Wir erwähnen dies mit dem Bemerken, dass nicht nur die Namen der betreffenden Personen, sondern auch die Ereignisse selbst nach eigener und freier Erfindung geändert und dem Plane zu dieser Erzählung angepasst worden sind. D. V.