Armadale. Уилки Коллинз
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Название: Armadale

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ bis der Brief beendet sei. Der Patient verweigerte ihm diese Erlaubniß.

      Dann erhob Mr. Neal mit etwas ernsterem Nachdruck seine Stimme.

      »Der Doctor«, begann er, »ist gleich mir in seinem Berufe daran gewöhnt, daß ihm von Andern Geheimnisse anvertraut werden. Doch ist es, ehe ich in der Sache weiter gehe, meine Pflicht, Sie zu fragen, ob Sie wirklich die außerordentliche Stellung begreifen, die wir Ihnen gegenüber einnehmen. Sie haben Mrs. Armadale soeben vor unsern Augen von Ihrem Vertrauen ausgeschlossen, welches Sie doch jetzt zwei Männern anbieten, die Ihnen völlig fremd sind.«

      »Ja«, erwiderte Mr. Armadale, »eben weil sie mir fremd sind.« Diese wenigen Worte ließen einen Schluß zu, der nicht eben geeignet war, den Argwohn der beiden Männer zu beschwichtigen. Mr. Neal sprach denselben deutlich in folgenden Worten aus:

      »Sie benöthigen dringend meiner und des Doctors Hilfe«, sagte er. »Habe ich Ihre Worte so aufzufassen, daß es Ihnen, solange Sie unseres Beistandes gewiß sind, völlig gleichgültig ist, welchen Eindruck der Schluß Ihrer Mittheilungen auf uns macht?«

      »Ja. Ich schone Sie nicht. Ich schone mich selber nicht. Mein Weib aber schone ich.«

      »Sie zwingen mich zu einer Schlußfolgerung Sir, die mir als eine sehr bedenkliche erscheint«, entgegnete Mr. Neal. »Falls Sie mir diesen Brief zu Ende zu dictiren verlangen, werden Sie mir, nachdem ich den größeren Theil desselben bereits vorgelesen, auch erlauben, den Rest noch in Gegenwart dieses Herrn als Zeugen vorzulesen.«

      »Lesen Sie!«

      Voll ernsten Zweifels ließ der Arzt sich wieder auf seinen Sessel nieder; voll ernster Zweifel schlug Mr. Neal das Blatt um und las weiter:

      »Ehe ich den Todten ruhen zu lassen vermag, habe ich noch etwas zu berichten. Ich habe erwähnt, wie man seinen Leichnam fand, ohne jedoch der Umstände zu gedenken, unter denen er seinen Tod fand.

      Es war bekannt, daß er sich auf dem Verdeck befunden hatte, als man die Mannschaft der Jacht in den beiden Booten dem Wrack zu rudern gesehen; aber in der Verwirrung, die durch die Angst der Mannschaft herbeigeführt ward, hatte man ihn später nicht beachtet. Zu jener Zeit stand das Wasser fünf Fuß hoch in der Kajüte und stieg mit großer Schnelligkeit. Es unterlag wenig Zweifel, daß er freiwillig in jenen vom Wasser erfüllten Raum hinuntergestiegen sei. Denn sowohl die Entdeckung des Schmuckkästchens seiner Gattin, das unter ihm auf dem Fußboden gefunden ward, als auch der Umstand, daß er das Herannahen unserer Rettungsboote bemerkt hatte, machten es vollkommen wahrscheinlich, daß er in die Kajüte hinabgestiegen sei, um einen Versuch zu machen, das Schmuckkästchen zu retten. Weniger wahrscheinlich war es, obgleich immer wohl anzunehmen, daß sein Tod durch irgendeinen Unfall beim Untertauchen herbeigeführt worden sei, der ihm für den Augenblick die Besinnung geraubt. Doch eine Entdeckung, welche von der Mannschaft der Jacht gemacht wurde, wies auf eine deutliche Lösung des Geheimnisses hin und erfüllte die Leute alle mit Entsetzen. Als sie im Verlauf ihrer Nachsuchung an die Kajüte kamen, fanden sie die Springluke verriegelt und die Thür von außen verschlossen. Hatte man die Kajüte zugeschlossen, ohne zu wissen, daß sich Ingleby dort befinde? Allein von dem angsterfüllten Zustande der Mannschaft gänzlich abgesehen, war durchaus kein Grund vorhanden, weshalb irgend Jemand, ehe er das Wrack verließ, die Kajüte hätte verschließen sollen. Deshalb blieb nur noch ein Schluß übrig. Hatte irgendeine mörderische Hand absichtlich den Mann eingeschlossen, damit er in dem schnell steigenden Wasser ertränke?

      Ja. Eine mörderische Hand hatte ihn eingeschlossen, um ihn ertrinken zu lassen. Diese Hand war die meinige.«

      Der Schotte sprang von seinem Sitze am Tische empor; der Doctor fuhr von dem Bette zurück. Von dem gleichen Abscheu erfüllt, durch dasselbe Grausen erstarrt, blickten beide auf den sterbenden Bösewicht. Dort lag er, mit dem Haupte seines Kindes an seiner Brust; von der Theilnahme der Menschen verlassen, von Gottes Gerechtigkeit verflucht – dort lag er, in der Vereinsamung eines Kain, und gab ihren Blick zurück.

      In demselben Augenblicke, wo die beiden Männer aufstanden, ward die Thür, die in das anstoßende Zimmer führte, heftig von der Außenseite erschüttert, und ein Geräusch, wie das eines schweren Falles, machte sie beide schweigen. Der Doctor, welcher der Thüre zunächst stand, öffnete dieselbe, ging hinaus und schloß sie augenblicklich wieder hinter sich. Mr. Neal wandte dem Bette den Rücken zu und wartete schweigend ab, was sich ereignet hatte. Das Geräusch, welches das Kind nicht aus dem Schlummer geweckt, hatte auch nicht die Aufmerksamkeit des Vaters erregt. Seine eigenen Worte hatten ihn weit von dem hinweg versetzt, was sich an seinem Sterbebette zutrug. Sein hilfloser Körper befand sich wieder aus dem Wrack, und das Gespenst seiner leblosen Hand drehte wieder den Schlüssel in der Kajütenthür um.

      Im nächsten Zimmer wurde heftig geschellt – eifrige Stimmen redeten durch einander, eilige Schritte gingen hin und her – es vergingen einige Augenblicke, und dann kam der Doctor zurück »Hatte sie gelauscht?« flüsterte Mr. Neal auf Deutsch. »Die Frauen sind beschäftigt, sie zum Bewußtsein zurückzurufen«, erwiderte der Arzt ebenfalls leise. »Sie hat alles gehört. Sagen Sie mir um Gottes willen, was wir zunächst thun sollen?« Ehe es dem Schotten möglich war, zu antworten, erhob Mr. Armadale abermals seine Stimme. Die Rückkehr des Doctors hatte ihn zur Gegenwart zurückgerufen.

      »Fahren Sie fort«, sagte er, als wäre nichts vorgefallen.

      »Ich mag mich ferner nicht mit Ihrem schändlichen Geheimnisse befassen«, versetzte Mr. Neal »Sie sind Ihrem eigenen Bekenntnisse zufolge ein Mörder. Falls jener Brief beendet werden soll, verlangen Sie wenigstens nicht von mir, daß ich dazu die Feder ansetze!«

      »Sie haben mir Ihr Versprechen gegeben«, war die Antwort, die mit derselben unbeweglichen Gelassenheit gesprochen wurde. »Sie müssen entweder für mich schreiben oder Ihr Wort brechen.«

      Für den Augenblick war Mr. Neal zum Schweigen gebracht. Dort lag der Mann, durch den Schatten des Todes gegen den Abscheu seiner Mitmenschen geschützt, außer dem Bereiche aller menschlichen Verdammung, außer dem Bereiche aller irdischen Gesetze; nur eines einzigen letzten Entschlusses sich bewußt, des Entschlusses, den Brief an seinen Sohn zu beenden.

      Mr. Neal zog den Arzt auf die Seite »Ein Wort«, sagte er auf Deutsch. »Bleiben Sie bei Ihrer Behauptung, daß er die Sprache verlieren kann, bis wir nach Stuttgart zu senden im Stande sind?«

      »Sehen Sie seine Lippen an«, erwiderte der Arzt, »und urtheilen Sie dann selbst.«

      Die Lippen des Sterbenden beantworteten die Frage; denn eine Verzerrung der Mundwinkel, die kaum bemerkbar gewesen war, als Mr. Neal zuerst ins Zimmer getreten, war jetzt deutlich sichtbar, und seine langsame Articulation ward mit jedem Worte, das er sprach, immer schwerer und mühsamer. Die Lage war eine fürchterliche. Nach einem Augenblicke des Zögerns machte Mr. Neal einen letzten Versuch, sich aus derselben herauszuziehen.

      »Können Sie es wagen, mich jetzt, da mir die Augen geöffnet sind, an ein Versprechen zu binden, das ich in Unwissenheit gab?«

      »Nein«, erwiderte Mr. Armadale, »ich lasse Ihnen die Freiheit, Ihr Wort zu brechen.«

      Der Blick, welcher diese Antwort begleitete, versetzte dem Stolze des Schotten einen empfindlichen Stich. Als er das nächste Mal sprach, geschah dies von seinem Platze am Schreibtische aus.

      »Es hat noch kein Mensch von mir sagen können, daß ich je mein Wort gebrochen«, entgegnete er aufgebracht, »und selbst Sie sollen dies jetzt nicht von mir sagen dürfen. Doch vergessen Sie nicht! Wenn Sie mich an mein Versprechen binden, so binde ich Sie an meine Bedingung. Ich habe mir unbedingte Freiheit in meinem Verhalten vorbehalten, und erinnere Sie hiermit daran, daß ich, sobald ich mich von Ihrem Anblicke befreit sehe, nach eigenem Gutdünken Gebrauch von derselben zu machen beabsichtige.«

      »Bedenken СКАЧАТЬ