Armadale. Уилки Коллинз
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Название: Armadale

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Neal trat ans Bett. Auch er hatte die Bewegung der Hände wahrgenommen. »Ist das ein schlimmes Zeichen?« frug er.

      Der Doktor neigte ernst den Kopf. »Legen Sie ihm ohne Verzug Ihre Frage vor«, wiederholte er, »oder es dürfte zu spät sein.«

      Mr. Neal hielt den Brief vor die Augen des Sterbenden. »Wissen Sie, was dies ist?«

      »Mein Brief.«

      »Bestehen Sie darauf, daß ich denselben auf die Post gebe?«

      »Ja!«

      Mr. Neal ging mit dem Briefe in der Hand der Thür zu. Der Deutsche folgte ihm ein paar Schritte und öffnete die Lippen, um ihn um ein längeres Verziehen zu bitten, begegnete jedoch dem unerbittlichen Auge des Schotten und trat schweigend wieder zurück. Die Thür schloß sich und schied sie von einander, ohne daß der Eine wie der Andere ein Wort gesprochen.

      Der Doctor kehrte an das Bett zurück und flüsterte dem sterbenden Manne zu: »Lassen Sie mich ihn zurückrufen, es ist noch Zeit, ihn zurückzuhalten!« Es war nutzlos Es kam keine Antwort; nichts verrieth ihm, daß er verstanden oder nur gehört worden sei. Die Augen des Sterbenden schweiften von dem Kinde ab, ruhten einen Augenblick auf seinen eigenen zuckenden Händen und blickten dann flehend in das mitleidsvolle Antlitz, das sich über ihn hinbeugte. Der Doctor hob seine Hand auf, wartete einen Augenblick, folgte dem auf das Kind gerichteten sehnsüchtigen Blicke des Vaters und lenkte, den letzten Wunsch desselben verstehend, die Hand sanft nach dem Haupte des Kindes. Die Hand berührte dasselbe und zitterte heftig. Im nächsten Augenblicke ward der Arm von dem Zittern ergriffen, das sich dann dem ganzen Oberkörper mittheilte. Das bleiche Gesicht wurde roth, dann blau, dann wieder bleich. Endlich lagen die zuckenden Hände still und die Farbe wechselte nicht mehr.

      Als der Doctor mit dem Kinde im Arm aus dem Sterbezimmer in das nächste Zimmer trat, stand das Fenster dort offen. Er schaute im Vorübergehen hinaus und sah Mr. Neal langsam nach dem Gasthofe zurückkehren.

      »Wo ist der Brief?« frug er.

      Drei Worte genügten dem Schotten als Antwort: »Auf der Post.«

      Sechstes Kapitel

      An einem warmen Maiabende im Jahre achtzehnhundert einundfünfzig zog Se. Ehrwürden Mr. Decimus Brock, zur Zeit ein Gast in Castletown auf der Insel Man, sich auf sein Schlafzimmer zurück, von einer ernstlichen persönlichen Verantwortlichkeit verfolgt und ohne eine klare Vorstellung von der Art und Weise, wie er sich aus seiner gegenwärtigen Verlegenheit zu ziehen im Stande sein werde.

      Der Geistliche hatte dasjenige Stadium des menschlichen Lebens erreicht, wo ein vernünftiger Mann gelernt hat, allen unnützen Kampf gegen tyrannische Sorgen aufzugeben. Er ließ jeden ferneren Versuch, in seiner augenblicklichen Bedrängniß zu einer Entscheidung zu kommen, fahren und setzte sich mit vollkommener Gelassenheit in bloßen Hemdärmeln auf sein Bett nieder, wo er sich zunächst der Betrachtung hingab, ob diese Sorge in der That so ernster Natur sei, wie dieselbe sich ihm bisher dargestellt hatte. Indem Mr. Brock diesen neuen Ausweg aus seinen Verlegenheiten einschlug, sah er sich unerwarteter Weise bald auf einer Wanderung, welche die am wenigsten erheiternde im ganzen menschlichen Leben zu sein pflegt – auf einer Wanderung durch die Jahre seiner Vergangenheit.

      Die Ereignisse dieser Jahre, die alle mit derselben kleinen Gruppe von Charakteren in Verbindung standen und alle mehr oder weniger die Verlegenheit herbeigeführt hatten, die sich jetzt zwischen den Geistlichen und seine Nachtruhe drängte, stiegen eines nach dem andern in regelmäßiger Reihenfolge in Mr. Brocks Erinnerung auf. Das erste derselben führte ihn durch einen Zeitraum von vierzehn Jahren zu seiner Pfarre an der Sommersetshire-Küste des Kanals von Bristol zurück zu einer Privatunterredung mit einer fremden Dame, die ihm einen Besuch machte.

      Die Gesichtsfarbe der Dame war zart und ihre Gestalt wohl conservirt; sie war allerdings noch jung, aber ihr Aussehen war jugendlicher, als ihre Jahre hätten erwarten lassen. Es lag ein Schatten von Trauer in ihrem Gesichtsausdrücke und ein leidender Ton in ihrer Stimme, welche bekundeten, daß sie gelitten hatte – doch nicht genug, um ihren Kummer der Welt aufzubringen. Sie brachte einen hübschen achtjährigen blonden Knaben mit, den sie als ihren Sohn vorstellte und der zu Anfang ihrer Unterredung hinausgeschickt wurde, um sich im Pfarrgarten zu unterhalten. Vor ihrem Eintritt in das Arbeitszimmer des Geistlichen hatte sie ihre Karte abgegeben, und diese Karte meldete sie unter dem Namen »Mrs. Armadale« an. Noch ehe sie die Lippen geöffnet, begann Mr. Brock ein Interesse für sie zu fühlen; und sobald der Sohn entlassen worden, wartete er mit einiger Spannung auf das, was die Mutter ihm mitzutheilen hatte.

      Mrs. Armadale machte den Anfang damit, daß sie ihn unterrichtete, sie sei eine Wittwe. Ihr Gatte sei kurz nach ihrer Vermählung auf der Fahrt von Madeira nach Lissabon bei einem Schiffbruche ums Leben gekommen. Nach diesem Verluste sei sie unter dem Schutze ihres Vaters nach England zurückgebracht worden, und ihr Sohn, ein nachgebornes Kind, sei auf dem Familiengut in Norfolk zur Welt gekommen. Der bald darauf erfolgte Tod ihres Vaters habe sie elternlos gemacht und sie der Vernachlässigung und den Mißdeutungen ihrer übrigen Angehörigen, zweier Brüder, ausgesetzt, ja sie fürchte, für den Rest ihres Lebens denselben entfremdet zu sein. Seit einiger Zeit habe sie daher in der benachbarten Grafschaft Devonshire gelebt und sich ganz der Erziehung ihres Knaben gewidmet, der indessen jetzt ein Alter erreicht habe, wo er einer andern Erziehung bedürfe, als die, welche seine Mutter ihm zu geben im Stande sei. Abgesehen von ihrer Abneigung, sich in ihrer jetzigen Vereinsamung von ihm zu trennen, sei ihr ganz besonders daran gelegen, daß er nicht auf eine öffentliche Schule geschickt werde, indem sie Gründe habe zu wünschen, daß er nicht mit Fremden in Berührung komme. Ihr Lieblingsplan gehe dahin, ihn zu Hause zu erziehen und ihn in späteren Jahren vor allen Versuchungen und Gefahren der Welt zu bewahren. Unter diesen Umständen müsse ihr Aufenthalt in ihrem gegenwärtigen Wohnorte, wo ihr die Dienste des Geistlichen als Lehrer für ihren Knaben nicht zu Gebote standen, ein Ende haben. Sie habe Erkundigungen angestellt und von einem Hause in Mr. Brock’s Nachbarschaft gehört, welches ihren Zwecken entsprechen würde; außerdem habe sie erfahren, daß Mr. Brock früher Kostgänger und Schüler bei sich aufzunehmen gepflegt. Im Besitze dieser Auskunft habe sie es gewagt, mit Beweisen ihrer Achtbarkeit versehen, doch ohne ein förmliches Empfehlungsschreiben, sich ihm vorzustellen; sie wünsche Mr. Brock jetzt zu fragen, ob er, falls sie sich in seiner Gegend niederließe, auf irgendeine Weise zu bewegen sein würde, sein Haus abermals einem Zöglinge zu öffnen.

      Wäre Mrs. Armadale eine Dame ohne persönliche Reize gewesen oder hätte Mr. Brock die Schutzwehr einer Gattin besessen, so würde die Wittwe ihre Reise wahrscheinlich vergebens unternommen haben. Doch, wie die Sachen sich jetzt verhielten, prüfte der Pfarrer die Papiere, welche ihre Achtbarkeit verbürgten, und bat sich Bedenkzeit aus. Als dieselbe verstrichen war, that er, was Mrs. Armadale gehofft hatte; er war bereit, seine Schultern mit der Verantwortlichkeit für ihren Sohn zu beladen.

      Dies war das erste in der Reihe der Ereignisse, welche mit seiner gegenwärtigen Verlegenheit in Beziehung standen. Dasselbe hatte sich im Jahre achtzehnhundert siebenunddreißig zugetragen. Mr. Brocks Gedächtniß führte ihn dann zu einem Erlebniß, das der Gegenwart näher lag, zu einem Erlebniß aus dem Jahre achtzehnhundert fünfundvierzig.

      Der Schauplatz war wieder in dem Fischerdorfe an der Küste von Sommersetshire und die Personen abermals Mrs. Armadale und ihr Sohn. Während der verflossenen acht Jahre war Mr. Brock’s Verantwortlichkeit eine ziemlich leichte gewesen, denn der Knabe hatte seiner Mutter und seinem Lehrer nur wenig Sorge verursacht. Er lernte allerdings langsam, doch lag die Ursache hiervon mehr in einer angebornen Unfähigkeit, seine Aufmerksamkeit auf seine Arbeit zu ruhten, als in einem Mangel an Fassungsgabe. Sein Temperament – dies ließ sich nicht leugnen – war ein im höchsten Grade leichtsinniges; er handelte ganz unbekümmert nach seinen ersten Impulsen und überließ sich blindlings seinen Einfällen. Auf der andern Seite mußte man zu seinen Gunsten zugeben, daß er offen war wie der Tag; es wäre schwer gewesen, СКАЧАТЬ