Gesammelte Schulhumoresken. Eckstein Ernst
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Название: Gesammelte Schulhumoresken

Автор: Eckstein Ernst

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ bitte mir übrigens aus,« fügte er hinzu, als er wieder auf dem Katheder Platz nahm, »daß Sie die Wische da unverzüglich vernichten. Sekunda stellt sich durch solche Lächerlichkeiten ein testimonium paupertatis aus, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Haben Sie nichts Besseres zu tun, als Ihre Zeit mit solchen unlauteren Reimereien zu vertrödeln? Schämen Sie sich in Ihre Seelen hinein! Wenn Sie so fortfahren, so werden Sie über kurz oder lang moralisch zugrunde gehen, – denken Sie an mich! Ohne echten sittlichen Ernst ist eine gedeihliche Entwickelung des Menschen nicht denkbar, und wenn Sie noch so glänzende Fortschritte in den Wissenschaften machen, was ich nicht gerade behaupten kann, so würden Sie doch niemals zu wahrhaften Männern heranreifen, falls der frivole Geist, wie er seit einiger Zeit in dieser Klasse herrscht, einen dauernden Einfluß behaupten sollte. Wahrlich, es ist weit gekommen, wenn nicht einmal mehr das Privatleben des Lehrers vor den Ungezogenheiten einer charakterlosen Schuljugend sicher ist. Aber das kommt von dem oberflächlichen und leichtfertigen Lebenswandel, dem sich die meisten jungen Leute von heutzutage leider schon sehr, sehr früh zu ergeben pflegen! Es ist ein wahres Unheil, wenn sich in der Stadt, wo die Gymnasien ihr Zelt aufgeschlagen haben, gleichzeitig eine Universität befindet. Verlassen Sie sich darauf, ich werde Ihnen auf die Finger sehen! Erfahre ich jemals wieder, daß einer von Ihnen an Zechgelagen teilgenommen hat, so lasse ich keine Milderungsgründe gelten: ich trage unbedingt auf Relegation an. Es sind Leute unter Ihnen, die gar nicht wissen, was sie sich und der bürgerlichen Gesellschaft als Mitglieder eines öffentlichen Erziehungsinstitutes schuldig sind. Das muß anders werden. Boxer, an Sie wende ich mich speziell. Sie sind mir wiederholt als derjenige bezeichnet worden, der bei allen nichtsnutzigen Streichen das große Wort führt. Ich rate Ihnen in aller Freundschaft, bessern Sie sich, sonst nimmt es kein gutes Ende mit Ihnen. Wahrlich, Ihr vortrefflicher Herr Vater hat es nicht um Sie verdient, daß Sie in dieser Weise seinem Namen Unehre machen.«

      Boxer erhob sich mit der Miene eines tödlich Beleidigten.

      »Herr Professor,« stammelte er mit gut gekünstelter Aufregung, »das hat mir noch niemand gesagt. Und was meinen Vater betrifft, so hat er erst gestern in meiner Gegenwart geäußert, ich sei der Stolz der Familie. Ich kann das durch Zeugen erhärten, und in der Tat wüßte ich auch nicht, inwiefern ich ihm die mindeste Unehre machte. Ich habe bis jetzt noch immer die besten Aufsätze geschrieben, und meine Zensuren lauten, bis aufs Betragen, stets günstig.«

      »Setzen Sie sich! Ich weiß besser, was Ihr Herr Vater über Sie denkt, und sollte er wirklich im Zweifel sein, wie es um seinen Sohn bestellt ist, so werde ich ihm bei nächster Gelegenheit einmal gründlich die Augen öffnen.«

      Boxer setzte sich, und der Unterricht nahm seinen Anfang.

      Als aber Doktor Brömmel den Lehrsaal verlassen hatte, sanken sich die Sekundaner gegenseitig in die Arme und jauchzten vor Wonne und Seligkeit.

      »Ach,« klang es von Mund zu Mund, »der Himmel gebe, daß die Brömmelina bald wieder Zwillinge bekommt!«

      Knebelii discipuli Threnodia

      Si omnes mundi homines,

      Quae amant, iis non carerent,

      Praeclara vitae esset spes,

      Nam qui timores nos terrerent?

      Perpetuo vellem bibere,

      Sed saccus mi repletus raro!

      O Deus, pater optume,

      Quor fato utor tam amaro?

      Quor gulam mi tam aridam,

      Tam vini cupidam dedisti,

      Si, quibus flammas opprimam,

      Pecunias dare omisisti?

      Ad ultimum me rediges:

      Haud justum mi parasti sortem!

      Mehercle! Quae mi cunque des, –

      Aut dabis aes, aut dabis mortem!

      Aus den Privataufzeichnungen des Sekundaners Heppenheimer

Erstes Bruchstück… Am 24. Februar 18**

      Womit soll ich zunächst anfangen? – Es klingt eigentümlich, aber es ist nichtsdestoweniger wahr: jeder Anfang hat für mich etwas Peinliches. Bei meinen deutschen Aufsätzen hocke ich oft stundenlang und kaue an der Feder, ohne zu wissen, wie ich dem Dinge beikommen soll. Gewöhnlich helfe ich mir dann dadurch, daß ich mich nach einem geeigneten Zitat umsehe und dasselbe als Motto oben rechts in die Ecke schreibe. Hieran läßt sich dann gewöhnlich in ungezwungener Weise anknüpfen, indem man etwa fortfährt wie nachstehend:

      »Der große Dichter, dem wir diese Worte entlehnen, hat ohne Zweifel dabei die hochwichtige Frage im Auge gehabt, deren Behandlung mir heute von Amts wegen obliegt.«

      Es ist mir bis jetzt noch stets gelungen, den erforderlichen Nachweis zu liefern, zumal wenn das Zitat von Schiller war, dessen Aussprüche das Angenehme haben, daß sie für alle Verhältnisse des Lebens gleich brauchbar sind. Ich will also dieser meiner angestammten Gewohnheit auch heute nicht untreu werden und mein Tagebuch mit den herrlichen Worten aus Schillers Glocke einleiten:

      Von der Stirne heiß

      Rinnen muß der Schweiß.

      Dies ist nämlich die Ansicht meines Mitschülers Leopold Hutzler, der in der Nähe des Fensters sitzt und durchaus nicht leiden kann, wenn man auch nur ein kleines Quadratchen öffnet, um frische Luft hereinzulassen. Wie zu Eingang notiert, ist es noch Februar, und die Witterung läßt manches zu wünschen übrig. Wir besitzen nun einen Lehrer, der zum Schlagfluß neigt und vor Kongestionen fast umkommt, wenn alles geschlossen ist. Kaum tritt er ins Zimmer, so ruft er mit seiner dröhnenden Baßstimme: »Schwarz, machen Sie mal 's Fenster auf!«, und Schwarz tut, wie geheißen. Bis zum 20. Februar ging die Sache auch ihren stillen, friedlichen Gang. An diesem Tage aber gelangten die exercitia pro loco zur Verteilung, und Hutzler, der ein Feind aller Zugluft ist, kam in die Nähe des Fensters zu sitzen …

      Doktor Perner ließ wie gewöhnlich oben die Klappe öffnen und wollte eben seinen Vortrag beginnen, als der stramme Hutzler sich von seinem Platze erhob und mit aufgestelltem Rockkragen und frostschauernder Stimme in die geflügelten Worte ausbrach:

      »Herr Doktor, es zieht so!«

      Doktor Perner wird nun jedesmal nervös, wenn jemand behauptet, es ziehe. Er sagt, das sei Einbildung, und wenn die Bewegung der atmosphärischen Luft die Gesundheit schädige, so könne kein Mensch mehr über die Straße gehen, ohne eine Rippenfellentzündung oder die Diphtheritis zu bekommen.

      »So, es zieht Ihnen?« erwiderte er in wegwerfendem Tone. »Wie alt sind Sie eigentlich?«

      »Im nächsten Januar werde ich siebzehn!« entgegnete Hutzler mit Würde.

      »Und demungeachtet zieht es Ihnen? – Nun, dann ist es die höchste Zeit, daß Sie endlich einmal dieses Vorurteil ablegen. Setzen Sie sich, das Fenster bleibt auf!«

      Hutzler zog den Rockkragen noch höher, setzte sich nicht und sagte mit männlicher Festigkeit:

      »Herr Doktor, der Arzt hat es mir dringend verboten, mich der Zugluft auch nur auf wenige Minuten auszusetzen. Ich bitte um die Erlaubnis, meinen Platz wechseln zu dürfen!«

      »Meinetwegen«, sagte der Doktor Perner mit einem geringschätzigen Achselzucken. – »Hanau, wechseln Sie einmal mit dem Hutzler den Platz!«

      »Herr Doktor,« sagte Hanau, »ich bin erst gestern wiedergekommen und neige sehr zum Katarrh. Es wäre vielleicht doch besser, wenn wir das Fenster zumachten.«

      »Seien Sie still! Gildemeister, setzen Sie sich dort an das Fenster!«

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