Gesammelte Schulhumoresken. Eckstein Ernst
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Schulhumoresken - Eckstein Ernst страница 5

Название: Gesammelte Schulhumoresken

Автор: Eckstein Ernst

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ mit Geduld:

      Hast du zu viele Töchter,

      So bist du selber schuld!

      Der Leser wird schon bei der Lektüre dieser wenigen Proben die Überzeugung gewinnen, daß unsere Lieblosigkeit einen wahrhaft beängstigenden Höhegrad erreicht hatte. Was war indes meine Ballade gegen die Xenien Wilhelm Rumpfs oder die Vierzeiler Emanuel Boxers? Eines dieser Quatrains lautete z. B.:

      Und gibt's ein Zwillingspaar,

      So sind's der Kinder zwei;

      Und gibt's noch eines mehr,

      So sind es ihrer drei.

      Ein anderes:

      Wie zärtlich strahlt dein Angesicht,

      Und wonnig glüht der Liebe Feuer!

      Doch eines, Kind, bedenkst du nicht:

      Das Geld ist rar, das Leben teuer.

      Ein drittes griff die Sache noch ironischer und beißender an. Es lautete:

      Flocken, Flocken streut der Winter,

      Zahllos wie der Sterne Heer,

      Zahllos wie der Sand am Meer,

      Zahllos wie Herrn Brömmels Kinder.

      Oder in knapperer Form:

      »Wie ist die Stadt verwaist!«

      Die Brömmels sind verreist.

      Ja, selbst ethnographische Streiflichter blitzten aus unseren geistsprühenden Epigrammen:

      »Das deutsche Volk vermehrt sich flott,

      Und Frankreich senkt beschämt die Fahne …«

      Kein Wunder das, beim ew'gen Gott!

      Herr Doktor Brömmel ist Germane!

      Unter solchen und ähnlichen Perfidien verstrich Woche um Woche, und nun ging es ungefähr, wie ich nachstehend verzeichne.

      Es war etwa in der Nachmittagsstunde zwischen zwei und drei. Doktor Brömmel erging sich gerade in einer ausführlichen Darlegung der griechischen Literaturverhältnisse seit dem Tode des Euripides … Plötzlich vernahm man an der Tür des Schulsaales ein schüchternes Pochen.

      »Herr Professor, es klopft!«

      Über die Züge Brömmels flog ein eigentümliches Leuchten.

      »So, es klopft?« sagte er mit unsicherer Stimme. »Sehen Sie einmal nach, Boxer, wer da ist.«

      Boxer ging, um zu öffnen. Im Rahmen der Pforte ward das ernste Haupt des Pedells sichtbar.

      »Ah, Sie sind es, Quaddler«, sagte der Professor, nur mit Mühe eine gewisse Erregung bewältigend. »Was wollen Sie?«

      »Herr Professor, Ihr Mädchen ist draußen, Sie möchten doch rasch mal nach Haus kommen.«

      Durch die versammelte Sekunda ging ein leises, fast unhörbares Murmeln. Boxer, der sich wieder auf seinen Platz zurückzog, streckte uns bedeutsam die Zunge heraus und zog die Brauen in die Höhe, als wollte er sagen: »Jamjam adest!« Professor Brömmel aber beauftragte den Primus, einstweilen ein Kapitel aus Xenophons Memorabilien übersetzen zu lassen, griff hastig nach Stock und Hut und eilte ins Freie.

      Sofort bemächtigten wir uns des Pedells.

      »Was ist denn los, Herr Quaddler?« riefen wir, eine naive Unkenntnis heuchelnd. »Die Frau Professorin ist doch nicht krank geworden?«

      Quaddler schüttelte unwillig das Haupt.

      »Ach, die Herren Sekundaner müssen immer ihre Possen machen«, sagte er ärgerlich. »Sie werden wohl sehr gut wissen, was geschehen ist.«

      »Aber wir haben keine Ahnung, bester Herr Quaddler!« riefen wir im Chor.

      »Ach, gehen Sie weg, ich kenne das. Seit zwanzig Jahren bin ich Pedell, und die Herren Sekundaner haben es noch jedesmal so gemacht.«

      »Das ist wohl bis jetzt in jedem Semester passiert?« fragte Boxer.

      »Herr Boxer,« sagte Quaddler sehr ernst, »ich muß mir gütigst erlauben, zu vermerken, daß ich unmöglich zugeben kann, wo es sich um den Respekt handelt, und wofern Sie immer so Narrenspossen im Kopfe haben!«

      »Aber ich frage ja nur, – ereifern Sie sich doch nicht! Also es ist wirklich was Kleines?«

      Quaddler wurde jetzt ungemütlich.

      »Wenn Sie meinen, Sie können hier Ihren Spott mit mir treiben, so muß ich mir ergebenst zu vermerken erlauben, daß Sie gütigst im Irrtum sind. Wenn der Herr Professor zurückkommen, werde ich vermelden, was vorgefallen ist.«

      »Was? Er droht?« rief jetzt eine Stimme von den hinteren Bänken.

      »'naus! 'naus!« donnerte eine zweite.

      Quaddler richtete sich hoch auf.

      »'naus, sagen Sie? 'naus? Wissen Sie was, wenn Sie mir so kommen und 'naus sagen, dann gehe ich.«

      Und hiermit machte er kehrt und verschwand im Korridor.

      Jetzt brach ein unendlicher Jubel los. Einer von uns bestieg den Katheder und machte seine Mitschüler in einer kurzen Ansprache auf das Wichtige und Erhebende des Momentes aufmerksam. Am Schluß dieser Rede betonte er die Notwendigkeit, dem gefeierten Lehrer durch eine möglichst glänzende und einstimmige Demonstration die Teilnahme der Sekunda an dem freudigen Ereignis recht unmittelbar auszudrücken. Nach längeren Debatten ward der Beschluß gefaßt, Herrn Brömmel des anderen Tages bei seinem Erscheinen im Lehrzimmer ein großes Bukett und eine ad hoc zu verfertigende lateinische Ode zu überreichen. Da wir nichts Besseres zu tun hatten, so gingen unsere berufensten Lateiner sofort ans Werk, das projektierte Festgedicht in seinen Umrissen zu Papier zu bringen. Sechs oder sieben Entwürfe gelangten zur Verlesung. Es fand sich da eine reiche Auswahl der wunderbarsten und überraschendsten Wendungen. Eine dieser Hymnen begann mit den Worten:

      Praeceptori nostro caro,

      Viro justo ac praeclaro,

      Ridet Zeus haud ita raro –

      eine Strophe, deren Schlußwendung nicht der Grazie entbehrt. Ich selbst hatte eine tiefempfundene Ode verfaßt, die mit dem Ausrufe begann:

      Iterum iterumque …

      Sie wurde jedoch von der Majorität meiner Kameraden als zu karzergefährlich abgelehnt.

      Des anderen Tages mit dem Glockenschlag neun trat Doktor Brömmel nicht ohne eine gewisse Befangenheit in das Schulzimmer. Sofort erhob sich der Primus von Obersekunda und streckte die Rechte wie zum Eidschwur nach der Decke. Auf dieses verabredete Signal brach die ganze Klasse in ein stürmisches Hoch aus: Hoch! und abermals Hoch! und zum drittenmal Hoch! Doktor Brömmel wußte nicht, ob er danken oder eine Untersuchung einleiten sollte. Ehe er sich jedoch über dieses Dilemma entschieden hatte, trat unser bester Redner aus den Bänken, schritt, in der Linken das riesige Bukett, in der Rechten die auf sauberes Velinpapier geschriebene Ode haltend, nach dem Katheder hin und begann seine Deklamation. Das Festgedicht war so eingerichtet, daß nach jeder achtzeiligen Strophe der Chor einfallen mußte, was denn auch jedesmal bestens besorgt wurde. Herr Doktor Brömmel schwankte während der ganzen Zeremonie fortwährend zwischen den verschiedenartigsten Stimmungen hin und her. Einmal biß er sich so entschieden auf die Lippe СКАЧАТЬ