Gesammelte Schulhumoresken. Eckstein Ernst
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Название: Gesammelte Schulhumoresken

Автор: Eckstein Ernst

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Mütze hergeben müssen, auf daß sie diesem Schneekopfe zur Bedeckung diene. Rechts und links prangten zwei stattliche Haufen frischgeschlagener Chausseesteine und ein Paar alte Stiefel, die Boxer sich von dem Hausknecht im »Goldenen Pfau« hatte schenken lassen. Die Lücken unseres künstlichen Aufbaues waren mit Äpfeln und Eierschalen, rohen Kartoffeln, Besenreisern und ähnlichen Gegenständen dergestalt ausgefüllt, daß man eine Barrikade en miniature vor sich zu sehen glaubte, wie denn Boxer überhaupt viel Talent zum Kommunismus verrät. Der Herr Pastor näherte sich dieser Bescherung jedesmal mit einem Blick, als könne das Ding explodieren, bestieg den Katheder und legte dann seinen Arm links auf die Platte des Pultes. Mit einem einzigen, gewaltigen Ruck fegte er die Barrikade herunter, daß wir jedesmal Angst hatten, der Wandschrank, der rechts vom Katheder steht, möge durch den Anprall so mannigfacher Objekte zertrümmert werden.

      Die Klasse aber brach in ein diabolisches Jauchzen aus, und die Vordersten liefen herzu, um die Brocken der Schneelawine aus dem Fenster zu werfen, und besonders um die alten Stiefel in Sicherheit zu bringen, die bei jeder Bescherung aufs neue verwendet wurden.

      Der Herr Pastor beobachtete bei solchen Vorgängen stets das Prinzip des unbedingten Ignorierens. Kein Wort kam über seine Lippen: er strafte uns mit stiller Verachtung.

      Zuweilen fiel ihm das recht schwer, denn einmal hatten wir ihm einen alten, zerrissenen Familienschirm an die Lehrtafel genagelt, dessen Fischbeindrähte dergestalt über den Kathedersessel hinausragten, daß es nur bei einer eigentümlichen Haltung des Kopfes möglich war, ihnen auszuweichen. Der Herr Pastor ertrug diese Tortur mit einer bewundernswerten Geduld etwa fünf Minuten hindurch; dann sagte er dem Katheder Valet und tat, als ob er nur zur Abwechslung einmal einen anderen Standpunkt einnehme, während er bisher niemals seinen gewöhnlichen Platz hinter dem Pult verlassen hatte.

      Endlich aber zerriß auch diesem Gerechten der Faden der Geduld. Boxer hatte ihm nämlich, des ewigen Hinabwerfens müde, einen großen Eimer voll Wasser auf die Platte gestellt, dessen Fall eine wahre Sündflut herbeigeführt haben würde.

      Der Herr Pastor kam, beschaute sich das Ding mit rollenden Blicken, blähte die Nüstern, stieg wieder vom Katheder herunter, schritt zornig im Zimmer auf und ab, bestieg den Katheder von neuem und sagte endlich mit Donnerstimme:

      »Boxer, schaffen Sie das augenblicklich hinweg!«

      Ich bewunderte hier den Instinkt des scheinbar so stillen Mannes, der sofort wußte, wo er den Feind seiner Ruhe zu suchen hatte.

      Boxer erhob sich.

      »Ich?« sagte er indigniert. »Weshalb denn gerade ich?«

      »Tun Sie, was ich Ihnen sage! Augenblicklich schaffen Sie mir das Ding da fort!«

      »Wenn ich den Eimer dahin gesetzt hätte,« entgegnete Boxer, »mit Vergnügen! Aber so sehe ich in der Tat nicht ein …«

      »Augenblicklich!« wiederholte der Herr Pastor, indem er den Arm ausstreckte und die Spitze seines Zeigefingers auf den Boden richtete.

      »Gut!« sagte Boxer, »ich bin Schüler und muß gehorchen. Aber ich will mich doch einmal bei dem Herrn Direktor erkundigen, ob ich Ihnen die Eimer ausleeren muß.«

      Mit diesen Worten trat er aus den Bänken heraus und schritt langsam und würdevoll dem Katheder zu. Stirnrunzelnd ergriff er das in diesen Räumen sehr ungewöhnliche Gefäß und wußte es so einzurichten, daß er beim Herabtreten vom Katheder stolperte und langwegs ins Zimmer fiel.

      Ein Hallo sondergleichen durchbrauste die Räume Sekundas. Ich versichere bei allen Göttern, es hat ganz über alle Maßen schön geklatscht, und das Wasser floß bis in den fernsten Winkel des Saales. Die Verwirrung wurde noch dadurch gesteigert, daß einige von uns riefen, sie könnten es in einem so feuchten Zimmer nicht aushalten, sie hätten sich neulich erst erkältet, als der Pedell so unsinnig aufgewaschen, und sie bäten um ihre Entlassung. Vier oder fünf wurden in der Tat beurlaubt; dann aber wandte sich der Herr Pastor zu Boxer und sagte:

      »Boxer, ich mache Sie von jetzt an für alles verantwortlich, was in diesen Räumen geschieht. Ist morgen wieder etwas auf die Kathederplatte gestellt, so werden Sie die Folgen zu tragen haben!«

      Boxer trocknete sich inzwischen die Beinkleider und erwiderte in vorwurfsvollem Tone:

      »Also wenn der Schwarz ein Paar alte Stiefel auf den Katheder legt, dann bin ich dafür verantwortlich?«

      »Was?« rief Schwarz, »ich hätte ein Paar alte Stiefel auf den Katheder gelegt? Herr Pastor, das muß ich mir doch sehr von dem Boxer verbitten.«

      »Ich sage ja nur: wenn«, erwiderte Boxer.

      »Still,« gebot der Herr Pastor; »was ich gesagt habe, dabei bleibt es! Und nun rufen Sie den Pedell, daß er hier aufwischt!«

      Die Situation Boxers war offenbar eine kritische. Gerade für den folgenden Tag hatten wir uns so etwas Hübsches ausgedacht! Wir wollten dem Herrn Pastor nämlich zwei Eimer auf den Katheder stellen, und Schwarz hatte zu diesem Behufe bereits seiner Tante, bei der er zur Miete wohnte, einen gestohlen. Und nun sollte unser guter Freund Boxer für alle diese Streiche verantwortlich gemacht und vielleicht mit einer mehrtägigen Karzerstrafe belegt werden! Es war nicht zu verlangen, daß wir unser reizendes Amüsement aufgaben; aber ebensowenig durften wir Boxer zumuten, um unseres Gaudiums willen die Räume des Karzers zu beziehen.

      Wir überlegten hin und her, ohne zu einem Resultat zu gelangen.

      Plötzlich sagte Boxer: »Laßt mich nur machen!«

      Am folgenden Tage arrangierten wir die Bescherung, wie verabredet. Boxer war der emsigste, und in der Tat, es war keine kleine Arbeit, denn wir mußten die Eimer glasweise füllen, weil der Pedell sonst Lunte gemerkt hätte. Einer von uns stand Wache, um das Herannahen des Herrn Pastors rechtzeitig anzukündigen.

      »Er kommt!« rief es jählings aus dem Munde unseres Warners.

      Sofort ergriff Boxer seine Mütze, nahm einen möglichst starken Stoß Bücher unter den Arm und verließ das Lehrzimmer, um sich auf dem Korridor hinter einen der größten Schränke zu stellen.

      Zwei Minuten später erschien der Lehrer, und unmittelbar hinter ihm her tappte keuchend und atemlos unser trefflicher Freund Boxer, die Bescherung auf dem Katheder genau ebenso verblüfft anstarrend, wie der Herr Pastor.

      – »Boxer! Wo ist der Boxer?« zürnte der entrüstete Schulmann.

      »Hier!« rief es hinter ihm. »Entschuldigen Sie, daß ich mich heute verspätet habe.«

      Der Herr Pastor biß sich ärgerlich auf die Lippe. Der Tatsache gegenüber, daß Boxer fast mit ihm zugleich ins Zimmer getreten war, konnte er seine Drohung von gestern nicht wohl verwirklichen.

      »Heute brauche ich die Eimer wohl nicht auszuleeren?« fragte Boxer triumphierend.

      »Schwarz,« sagte der Lehrer, »rufen Sie einmal den Pedell.«

      Der Pedell erschien.

      »Quaddler,« begann der Herr Pastor in ernstem Tone, »nehmen Sie einmal diese Gefäße da hinweg. Ich mache Sie von jetzt ab dafür verantwortlich, daß solche Ungehörigkeiten sich nicht wiederholen. Stellen Sie sich an den Brunnen, damit kein Wasser geschöpft werden kann, oder lassen Sie Ihre Frau Wache halten. Wozu sind Sie verheiratet?«

      »Entschuldigen Sie gütigst,« stammelte Quaddler in höchster Verwirrung, »aber meine Frau war gerade damit beschäftigt, sich anzukleiden, und da mußte ich Kaffee brennen.«

      »Brennen СКАЧАТЬ