Alt, aber herrlich mutig. Ursula Mahr
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Читать онлайн книгу Alt, aber herrlich mutig - Ursula Mahr страница 9

Название: Alt, aber herrlich mutig

Автор: Ursula Mahr

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783748595267

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СКАЧАТЬ könnte vielleicht Nordstrand oder eine der Halligen sein, vermuteten die Frauen. Und sie mussten lachen, als sie sich an einen Ausflugstag vor zwei Jahren erinnerten. Sie waren auf die Insel Föhr gefahren, saßen auf der Terrasse der Milchbar und schauten über das Meer. Plötzlich fragte Amelie alarmiert: "Was sind das dort draußen für Schiffe? Sind das etwa Kriegsschiffe?" Was sie sah, waren die Häuser auf den Warften der Hallig Langeneß, die am Horizont zu sehen waren. Noch heute wurde Amelie von ihren Freundinnen damit aufgezogen, aber sie nahm es gutmütig hin.

      Amelie leinte Micki ab, der sofort in weitem Bogen, aber nicht aggressiv um Trigger herumsauste. Und der tat dem kleinen Wirbelwind den Gefallen und beugte spielerisch seine Vorderpfoten und sprang dann mit wedelnder Rute ein Stück auf den Kleinen zu, der dadurch noch schneller wurde. Die beiden schienen sich freundlich anzunähern, und Amelie entspannte sich endlich.

      Die Wellen schlugen heftig schäumend an den Strand, und die schon tief stehende Sonne zeigte sich kurz hinter den dahinstürmenden Wolken. Dann war sie wieder verschwunden und das Licht veränderte sich. Der Himmel wurde dunkler, doch am Horizont zauberten einzelne Sonnenstrahlen, die durch die Wolkendecke brachen, silberne Lichteffekte auf das Wasser. Es war wunderschön. Die Luft war klar und erfrischend.

      Nach einer guten halben Stunde wollte Amelie zurück. Es wurde ihr zu anstrengend. Auch Inge, Anne und Anita wollten wieder heim. Nur Lisa hatte Lust, mit Ursa noch ein Stück weiterzulaufen. Aber bevor sich die vier auf den Rückweg machten, ging Amelie noch zu Ursa, nahm sie in den Arm und drückte sie. "Danke", murmelte sie lächelnd und schaute auf die beiden Hunde. Als sie sich mit Micki und den anderen entfernte, blieb Trigger verdutzt stehen und schaute ihnen mit gespitzten Ohren und hoch erhobener Rute hinterher. Doch dann drehte er sich plötzlich um und lief in großen Sprüngen hinter Ursa und Lisa her.

      Der Weihnachtsmorgen war da. Bereits gegen zehn Uhr kam das erste Auto mit Stephan, Cosima und Maren. Stephan hatte auch seine Schwester Marie mitgebracht, die selbst kein Auto hatte. Sie alle waren das erste Mal hier, und die drei Besucherinnen blieben staunend stehen und schauten sich um. Stephan hantierte derweil am Kofferraum und belud sich mit Taschen und in buntes Papier gewickelte Geschenke. Lisa, die mit Anne am Küchenfenster stand und hinausblickte, seufzte: "Keine Geschenke waren abgemacht. Doch was sehe ich: lauter Geschenke. Wahrscheinlich erwarten sie dafür eine finanzielle Gegenleistung", vermutete sie bitter. Anne zuckte lächelnd die Schultern, und Lisa entfernte sich in Richtung Tür, um ihre Familie in Empfang zu nehmen.

      "Meine Güte, das ist kein Resthof, sondern ein Gutshof", staunte Stephan beeindruckt und drehte sich, immer noch mit dem Gepäck schwer beladen, um die eigene Achse.

      "Das hat ja auch genug gekostet", zischte Cosima ihm zu. "Für uns ist ja nichts mehr übrig geblieben."

      Anita, die wie alle anderen, diese Äußerung gehört hatte, drängte sich nach vorn. "Leider ist unser Gutshof, so wie du ihn nennst, nicht halb so groß wie du annimmst. Wir haben nämlich nur ein Gästezimmer. Und das wirst du dir mit deiner Tochter und Marie teilen müssen. Dein Mann", sie lächelte Stephan an und berührte ihn leicht am Arm, "wird mit Annes Sohn Jonas über dem Stall schlafen. Dort gibt es vier kleine Räume, die auch beheizbar sind." Anita entfernte sich von Stephan, warf aber einen vielsagenden Blick zurück über die Schulter.

      "Darf ich auch im Stall schlafen?" fragte Maren aufgeregt. Sie hatte keine Lust, eine oder gar zwei Nächte mit ihrer Mutter in einem Zimmer zu verbringen.

      "Ja, natürlich", antwortete Lisa. "Wenn du willst. aber komfortabel ist es nicht."

      "Das macht nichts, Oma", antwortete Maren begeistert und Lisa zuckte zusammen. Sie mochte es nicht Oma genannt zu werden. Sie fühlte sich dann älter, als sie ohnehin schon war.

      "Ja, dann. Bringen wir das Gepäck doch gleich hinüber", meinte sie und ging voraus. Anne begleitete inzwischen Cosima und Marie nach oben ins Gästezimmer.

      Unmittelbar nach Stephan und seiner Familie kamen Inges Töchter auf dem Hof an. In Majas Wagen, denn Karina besaß keines. Als sie noch ihre Mutter in Hamburg besuchte, lieh sie sich immer deren Auto aus, um Freunde zu besuchen. Inge blieb dann allein zurück mit ihrer Sehnsucht nach dieser Tochter. Und natürlich eilte sie auch jetzt aus dem Haus, nahm ihre Lieblingstochter lachend in den Arm, drückte und herzte sie und wollte sie gar nicht mehr loslassen. Maja stand daneben und schaute zu. Als die Begrüßung so gar kein Ende nehmen wollte, holte Maja das Gepäck aus dem Kofferraum und ging mit einem traurigen Lächeln an Ursa, Amelie und Anita vorbei, die in der Haustür standen. Inge bemerkte es nicht einmal. Sie hatte nur Augen für Karina. Amelie griff unbeholfen nach einer der Taschen, die Maja trug, doch die schüttelte nur den Kopf.

      "Kommt doch erst mal rein und wärmt euch auf", sagte Amelie statt dessen freundlich.

      Ursa meinte an Maja gewandt: "Stell die Taschen erst mal hier im Flur ab. Ihr müsst nachher sowieso rüber in den Stall."

      Als Maja daraufhin neugierig die Augenbrauen hob, lachte Ursa: "Nein, ihr müsst nicht bei den Tieren schlafen. Wir haben noch keine. Aber gemütliche kleine Übernachtungsmöglichkeiten über den Ställen. Aber jetzt komm erst mal in die Küche. Dort gibt es heißen Tee. Den magst du doch, oder?" Es war offensichtlich, dass sie und auch Amelie versuchten, Maja abzulenken und ihr ein Gefühl von Willkommen geben wollten.

      Kurze Zeit später kamen auch Inge und Karina, eng umschlungen und fröhlich lachend, in die Küche. Inge schaute ihre älteste Tochter an, als sehe sie sie zum ersten Mal. Das Lächeln verschwand von ihren Zügen. "Hallo Maja. Schön, dass du auch da bist." Das, was sie sagte, klang nicht echt. Aber sie ging zu ihrer Tochter hinüber, nahm sie kurz in den Arm und klopfte ihr begütigend mehrmals auf den Rücken. Dabei wandte sie sich bereits wieder ab. Als sie sah, dass sie schweigend von ihren Freundinnen beobachtet wurde, fragte sie mit spröder Stimme: "Was ist? Bekommen wir auch einen Tee?"

      Jonas traf gegen Mittag ein, und diese Begrüßung verlief sehr viel herzlicher. Allerdings nur von Annes Seite. Sie liebte ihren einzigen Sohn abgöttisch und versuchte, ihm jeden Wunsch zu erfüllen.

      "Hallo Mama", sagte Jonas, rang sich mühselig ein kleines Lächeln ab und löste sich sogleich aus der stürmischen Umarmung seiner Mutter. Aber Anne ließ sich nicht so leicht abschütteln, denn dafür sah sie ihren Sohn viel zu selten. Das war auch schon in Hamburg so.

      "Mein Junge", strahlte sie ihn an und hielt ihn an den Armen fest. "Wie schön, dass du endlich mal kommst und mich besuchst." Ihr Sohn antwortete nicht, schaute sich nur um und stieß einen leisen Pfiff aus. "Komm, ich zeige dir, wo du übernachten kannst." Damit zog Anne ihn mit sich fort.

      Anita, Ursa und Inge hatten die Szene beobachtet. Alle drei kannten Jonas schon aus Kindertagen. Und zwei von ihnen hielten nicht sehr viel von ihm. Sie lehnten am Tresen der offen gestalteten Küche und Ursa meinte ironisch: "Na, das wird ganz bestimmt ein schönes Weihnachtsfest."

      "Wieso", antwortete Inge, "wenn sie ihren Sohn doch liebt."

      Ursa schaute Anita an, sagte aber nichts. Beide wussten sie, dass Inge eine ihrer Töchter auch sehr liebte, ohne Kompromisse. Für diese Tochter tat sie alles. Karina brauchte nur mit dem Finger zu schnippen, sofort stand Inge parat. An der anderen Tochter, an Maja, ließ sie oft kein gutes Haar, obwohl die immer wieder verzweifelt um die Liebe ihrer Mutter buhlte, jedoch ohne Erfolg. Aber Inge erkannte das überhaupt nicht. Letzte Weihnachten, so hatte Inge mal erzählt, habe sie ihren Töchtern dasselbe Geschenk gekauft. Doch Abends dann heimlich unter Karinas Kopfkissen zusätzlich einen Kaschmirpullover gelegt. Immer wurde diese Tochter bevorzugt. Bei vielen ihrer Reisen in aller Herren Länder war Karina stets dabei. Und natürlich bezahlte Inge alles. Mit Maja verreiste sie nie.

      Der Weihnachtsabend verlief so wie befürchtet: Jonas schmiss sich in einen Sessel und ließ СКАЧАТЬ