Alt, aber herrlich mutig. Ursula Mahr
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Название: Alt, aber herrlich mutig

Автор: Ursula Mahr

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783748595267

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      Die Ausstattung der Eigentumswohnung von Lisa war zwar nicht auf dem neuesten Stand, doch sie lag in einer sehr guten, zentral gelegenen Gegend von Hamburg. Diese Wohnung könnte gut und gern, nach Schätzungen des Maklers, 240.000 Euro einbringen.

      Anita hatte sich schlau gemacht bei einem Autohändler. Als der kein Interesse bekundete, gab sie kurzerhand ein Inserat in mehreren Medien auf und hatte Glück: einer war bereit für den Oldtimer 55.000 Euro zu bezahlen.

      Mit den Lebensversicherungen von Amelie und Ursa ergab sich eine Summe von annähernd 655.000 Euro.

      "Na, das ist doch mal eine reelle Summe. Damit müsste sich doch was finden lassen", jubelte Anne, und Lisa stand grinsend auf und verschwand in der Küche. Augenblicke später erschien sie mit einer eisgekühlten Flasche Champagner und wurde von ihren fröhlichen Freundinnen ausgelassen empfangen.

      Nordsee oder Heide

      Jetzt ging die Suche los. Die Frauen wollten keine Zeit verlieren, denn in ihrem Alter, so meinten sie, zählte jeder Tag. Anne übernahm es, die Wünsche bei dem Makler vorzutragen. Und dann hieß es warten, und es dauerte sogar Wochen, bevor er sich wieder meldete. Anne war gerade dabei, verblühte Sommerblumen aus dem Beet zu entfernen und frische bunte Dahlien zu pflanzen, als das Telefon klingelte.

      "Maklerbüro Stöver hier. Guten Tag, Frau Heide. Gute Nachrichten. Ich glaube, ich habe zwei Objekte für Sie, die passen könnten. Haben Sie Zeit? Wollen wir einen Besichtigungstermin machen?"

      "Gern", antwortete Anne aufgeregt, "aber Sie wissen ja, dass ich mit meinen Freundinnen einziehen möchte. Ich muss sie erst anrufen und fragen, wann sie Zeit haben, damit wir alle mitkommen können."

      "Ja, natürlich, aber zu lange sollten Sie nicht warten."

      "Natürlich nicht. Wir sechs sind ja alle neugierig und wollen so schnell wie möglich einen Hof finden. Ich rufe Sie zurück."

      Bereits am selben Abend hatte Anne alle erreicht, und natürlich wollten auch alle mitkommen. Außer Inge. Glaubhaft versicherte sie, dass sie in den nächsten Tagen drei Termine wahrnehmen müsse, die keinesfalls aufgeschoben werden könnten.

      Der erste Hof lag in Niedersachsen, in der Nähe von Stade. Das Haupthaus hatte neun Zimmer, doch einige davon waren relativ klein. Alles sehr verschachtelt. Es sah so aus, als ob immer mal wieder angebaut worden war, denn eines der beiden Badezimmer schien ziemlich neu zu sein und lag ungünstig am Ende des L-förmigen Gebäudes. Die Küche war zwar groß, aber alt und abgewohnt. Die Stallungen waren offensichtlich jahrelang nicht benutzt worden, denn Reste von Stroh in den Boxen war mittlerweile dunkel vor Schimmel.

      Ziemlich ernüchtert schauten sich die Frauen an.

      "Und Land gehört auch dazu?" fragte Anne ziemlich lahm. Eigentlich interessierte sie dieser Hof kaum mehr. Zuviel an Geld und Kraft müsste hier investiert werden, um ein einigermaßen gemütliches Zuhause zu schaffen.

      "Moment", der Makler schaute in seine Unterlagen. "Ja, hier steht´s. Circa sechs Hektar." Er sah allerdings an den Gesichtern der Frauen, dass das Interesse bei allen in Richtung Null ging.

      "Und was soll das alles kosten?" fragte Lisa und machte eine ausholende Bewegung mit den Armen.

      "280.000 Euro, aber der Besitzer ist durchaus zu Verhandlungen bereit".

      "Ganz schön viel Geld für diese Bruchbude", brachte es Ursa auf den Punkt. "Wissen Sie, wir wollen unseren Lebensabend genießen und nicht noch Geld, Kraft und vor allem Zeit hier reinstecken müssen."

      Die anderen nickten nur.

      Der Makler ahnte, dass ihm hier die Felle weg zu schwimmen drohten. Also versuchte er erst gar nicht, dieses Objekt schön zu reden, sondern blätterte erneut in seinen Unterlagen und meinte: "Wenn Sie möchten, können wir dann zum nächsten Resthof fahren." Und damit ihm die Damen nicht noch kurzfristig absprangen in ihrer Enttäuschung, fügte er hinzu: "Sie werden begeistert sein. Das nächste Objekt ist überhaupt nicht mit diesem vergleichbar. Es wird Ihnen gefallen." Aufmunternd schaute er in die Runde.

      "Und wo müssen wir jetzt hin?"

      "Nun, Sie sagten, dass Sie Zeit haben. Dieses Mal geht es nach Schleswig-Holstein. Hier ist eine Karte." Er reichte Anita und Lisa je eine. "Dort ist alles genau eingezeichnet. Aber am besten ist, Sie fahren hinter mir her."

      Dieser Hof sah wirklich ganz anders aus: moderner und sauberer. Und die Lage war himmlisch. Ein großes, breites Feld lag hinter den Gebäuden, doch dahinter konnte man bereits die Nordsee sehen. Als die Frauen aus den beiden Autos ausstiegen, schob sich eine dicke, weiße Wolke vor die Sonne. Doch dann brachen einige Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke und ließen das tiefblaue Wasser der Nordsee silbern aufblitzen. Die Frauen schauten sich an und lächelten zufrieden. Ja, das war Idylle pur, ein wahres Paradies. So hatten sie es sich vorgestellt.

      Das Haupthaus mit seiner geweißten Fassade leuchtete plötzlich in der hinter den Wolken wieder aufgetauchten Sonne. Es sah so hübsch aus mit seinen strahlend blauen Fensterläden und Türen. Selbst die Blumen in den Beeten mussten gegossen worden sein, denn sie leuchteten frisch in allen möglichen Farben.

      Fast andächtig betraten die fünf Frauen das Gebäude. Durch eine lange, breite Diele gelangten sie links in die Küche. Hier musste vor kurzem eine neue Landhausküche eingebaut worden sein, denn selbst die modernen Elektrogeräte blitzten vor Sauberkeit. Und in der Mitte stand eine großzügige Kücheninsel. In Gedanken sahen sie sich bereits dort zusammen stehen und Kartoffeln schälen, Gemüse putzen und sich dabei unterhalten. Im Erdgeschoss gab es außer der großen Küche ein geräumiges Wohn-/Esszimmer mit Gaskamin, einen Wirtschaftsraum, zwei Zimmer, von denen das kleinste mindestens achtzehn Quadratmeter maß, und ein in hellen Farben frisch gefliestes Wannenbad.

      Die Freundinnen konnten es vor Glück kaum fassen. Hier müsste nichts renoviert werden, alles sah tadellos aus. Ursa und Anita konnten nicht anders, sie nahmen sich gegenseitig in die Arme und hüpften eng umschlungen, kichernd wie kleine Schulmädchen, auf und ab. Lisa, die vor Aufregung ganz rote Wangen bekommen hatte, fragte den Makler: "Und wie sieht es oben aus?" Doch sie wusste es bereits, als sie den positiven Ausdruck in seinem Gesicht sah. Oben waren weitere fünf große helle Räume, alle weiß getüncht, und ein weiteres Bad mit einer XXL-Dusche. Besser ging es einfach nicht. Nachdem sie auch dort jeden Raum betreten und beifällig gemurmelt hatten, stiegen sie eilig wieder die Treppe hinunter. Lisa, die vergeblich versuchte, ernst zu bleiben, fragte den Makler, der unten geblieben war: "Können wir auch die Stallungen sehen?" Der Makler nickte nur und wies lächelnd in die entsprechende Richtung.

      Der Stall hatte eine L-Form und war nicht allzu groß. Eine Box, die größte, enthielt noch eine ganze Menge Heu, die anderen fünf Boxen waren kleiner, jede ungefähr zwanzig Quadratmeter groß, aber sauber gefegt. Darüber gab es noch ein paar kleinere Räume, die man ausbauen konnte. Stumm standen die Frauen im Stallgang. Sollte es tatsächlich wahr werden? Hatten sie so viel Glück? Sie konnten es kaum fassen. Langsam kam der Makler zu ihnen in den luftigen Stall, und ohne gefragt zu werden, sagte er: "Drei Hektar Land, meist Koppeln und Weiden, gehören auch dazu."

      "Und das gibt es wirklich alles in unserem finanziellen Rahmen?" sprach Lisa das Allerwichtigste an und musste sich vor Aufregung räuspern.

      Das Gesicht des Maklers wurde ernst: "Nein, nicht ganz. Dieser Hof, frisch renoviert, acht Zimmer, neue Einbauküche, neue Bäder, Stallungen, eine Scheune und drei Hektar Land beläuft sich auf 850.000 Euro." Und nach kurzer Pause fügte er leise hinzu: СКАЧАТЬ