Alt, aber herrlich mutig. Ursula Mahr
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Название: Alt, aber herrlich mutig

Автор: Ursula Mahr

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783748595267

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СКАЧАТЬ schauten sich die Frauen an. "Aber wir haben doch nur 655.000 Euro. Und in unserem Alter gibt uns keine Bank einen Kredit."

      Enttäuscht verließen alle den Stall.

      "Warum nur haben Sie uns diesen Hof gezeigt, Herr Stöver", fragte Lisa und ihre Stimme verriet leichten Unmut und Enttäuschung.

      "Nun, ich dachte......"

      "Nein", fuhr sie ihm, jetzt richtig wütend und aufgebracht, dazwischen: "Sie haben offensichtlich überhaupt nicht nachgedacht. Meinen Sie etwa, wir können uns annähernd 200.000 Euro aus den Rippen schneiden?" Sie war laut geworden und Amelie fasste sie beruhigend am Arm. "Lass mich!" fauchte sie, machte sich unwirsch los und stapfte wütend und unsagbar enttäuscht in Richtung der Autos.

      "Sie hat recht", sagte Anne ruhig, "diese Besichtigung war wirklich reichlich überflüssig."

      "Ich muss raus hier." Ursa wurde das alles zuviel und sie floh an die frische Luft, stemmte dort beide Arme in die Hüften und sog tief die frische Nordseebrise ein.

      "Und der andere Hof?" versuchte es der Makler noch mal. Aber als er die entrüsteten Gesichter der Frauen sah, sagte er lieber nichts mehr.

      "Haben Sie noch einen Hof für uns?" fragte Ursa, doch der Makler schüttelte bedauernd den Kopf. "Im Augenblick leider nicht."

      Diese Enttäuschung mussten die fünf Frauen erst einmal verdauen und sie fuhren davon. Doch gleich im nächsten Dorf machte Anita mit der Lichthupe Zeichen und setzte den Blinker.

      "Was will sie", murrte Lisa in ihrem Auto. "Ist jetzt auch noch ihr Wagen defekt?" Aber sie blinkte ebenfalls und fuhr auf den Parkplatz eines Gasthofes. Dort stieg sie aus und blickte fragend zu Anita und Anne hinüber, die beide bereits ausgestiegen waren.

      "Was ist?" rief sie.

      Anita wies mit dem Kopf auf die Gaststätte. Lisa zuckte nur die Achseln, beugte sich hinunter und meinte zu Ursa und Amelie: "Steigt aus. Ich glaube, Anita will erst einmal einkehren."

      Stöhnend stieg Amelie aus. Sie merkte plötzlich, wie alt sie schon war und wie sehr der Rücken sie plagte. Auch Ursa stöhnte, und das Aussteigen der beiden dauerte ungewöhnlich lange. Vielleicht war das alles ja sowieso eine Schnapsidee, ging es Lisa durch den Kopf.

      Der Gasthof schien uralt. Das Mobiliar war dunkel und die Wände gelb vom jahrzehntelangen Zigarettenrauch.

      Dieses Haus steht bestimmt schon einige Jahrhunderte, dachte Ursa und stellte sich vor, wie hier alte friesische Fischer mit wettergegerbten Gesichtern nach der anstrengenden Arbeit auf See ihren Tee mit Rum tranken, bevor sie wieder hinausfahren mussten, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

      Unter der ziemlich niedrigen Decke hingen Fischernetze, in denen sich Seesterne und Muscheln verfangen hatten. An den Wänden hingen gerahmte Bilder mit Motiven der wild schäumenden Nordsee. Außer ihnen saßen nur zwei ältere Männer in einer Ecke und starrten stumm auf ihre Getränke. Neugierig schaute der Wirt den Frauen entgegen und nickte ihnen zu. Nachdem die fünf sich an einen runden Tisch gesetzt hatten, kam er langsam zu ihnen. "Was darf´s sein?" fragte er knapp.

      "Gibt´s hier auch eine Karte?" murrte Lisa.

      "Brauchen wir nicht", kam es genauso mürrisch zurück.

      "Also dann", versuchte Anne die Stimmung zu heben. "Was wollen wir trinken? Na ja, Alkohol geht ja wohl nicht, oder?" Ihr Blick ging zu den beiden Fahrerinnen in ihrer Runde. "Apfelschorle?" fragte sie bemüht heiter. Alle nickten, nur Lisa schaute mit unbewegtem Gesicht aus dem Fenster auf den öden Parkplatz. Der Himmel hatte sich zugezogen, und es wehte ein frischer Wind, so dass sich die kleinen, krummen Bäume auf der anderen Straßenseite leicht bogen.

      "Fünf Mal Apfelschorle, bitte", bestellte Anne und schaute den Wirt freundlich an.

      "Jo", kam es knapp zurück.

      Diese Friesen sind wirklich ein maulfaules Volk, dachte sie und wandte sich wieder ihren Freundinnen zu.

      "Was machen wir denn jetzt?" kam es ängstlich von Amelie. "Geben wir unseren Traum jetzt auf?"

      Entrüstet schauten die anderen sie an und Ursa antwortete: "Wie kommst du denn da drauf! Wir geben noch lange nicht auf! Oder?"

      "Auf gar keinen Fall. Das werden ja wohl nicht die einzigen Resthöfe in Norddeutschland sein. Wir finden schon was Schönes." Schweigend saßen sie da, nippten an den inzwischen vom Wirt gebrachten Getränken, und jede sann ihren eigenen Gedanken nach.

      Der normale Alltagstrott stellte sich wieder ein. Lisa putzte wie wild ihre Wohnung oder war mit dem Rad unterwegs, Anne suchte Entspannung in ihrem Garten, Anita machte sich eine schöne Zeit mit ihrem derzeitigen Liebhaber, Amelie führte ihren kleinen Hund aus und hatte dadurch immer wieder losen Kontakt zu anderen Leuten und Ursa verfiel wieder in Erinnerungen an eine Zeit, in der sie noch verheiratet war. Inge war mal wieder verreist: dieses Mal eine Städtereise mit einer ihrer Töchter und schrieb lapidare Ansichtskarten an ihre Freundinnen. Aber jede einzelne von ihnen hatte ihren gemeinsamen Traum im Hinterkopf; er war noch nicht aufgegeben, auch wenn sie bei ihren Treffen selten darüber sprachen. Es war ja alles gesagt. Jetzt mussten sie nur noch warten. Wieder einmal. Und der Makler meldete sich nicht.

      "Ruf doch mal an", sagte Lisa bei einem ihrer Treffen, "vielleicht hat er uns ja schon gestrichen aus seiner Kartei."

      "Meinst du wirklich?" brachte Amelie mühsam hervor. Heute war ihr Hund, ein kleiner weißer Westhighland-Terrier dabei. Ruhig lag Micki unter dem Tisch und schlief.

      "Warum eigentlich nicht. Schließlich soll er ja auch einen Käufer für mein Reihenhaus finden. Ich rufe ihn die nächsten Tage mal an." Der Rest des Nachmittags verlief ungewohnt ruhig.

      Fast ein ganzer Monat war vergangen, und wie so oft wollten sich die Frauen am Samstag Abend zum Kartenspielen treffen. Der Herbst war inzwischen ins Land gezogen, und abends wurde es bereits empfindlich kühl. Obwohl Anne nur einen kleinen Garten hatte, musste sie mehrmals die Woche Laub harken. Woher kamen nur Eichenblätter und Tannennadeln? In ihrem Garten standen weder das eine noch das andere. Und bei den Nachbarn auch nicht. Der Wind musste sie von weit her getragen haben.

      Es klingelte und Anne eilte zur Tür. Als sie sie öffnete, schallte ihr bereits Gelächter entgegen. Amelie, Ursa und Anita standen draußen. Anita trat von einem Bein aufs andere. "Lass mich schnell rein, sonst läuft meine Blase gleich über", prustete sie und drängelte sich an ihrer Freundin vorbei.

      "Und wir erfrieren gleich, wenn du uns noch länger hier draußen stehen lässt", witzelte Ursa und tat so, als ob sie schrecklich friere.

      "Kommt schon rein", erwiderte Anne aufgeräumt und machte den Weg frei. "Wo sind Inge und Lisa?"

      "Keine Ahnung", sagte Ursa und machte große Augen. "Ich dachte, sie wären schon hier. Wir drei sind doch bereits zu spät."

      "Na ja, dann werden sie wohl gleich eintrudeln. Angerufen haben sie jedenfalls nicht."

      Eine halbe Stunde später machten sich die vier wirklich Sorgen, denn es war ungewöhnlich, dass ihre beiden Freundinnen so sehr viel später kamen als ausgemacht. Bei Anita hätte das schon mal passieren können, aber bei Lisa und Inge? Unwahrscheinlich.

      "Hoffentlich ist nichts passiert", meinte Amelie und schlürfte an ihrem Getränk. Ursa wurde unruhig, stand auf und ging zum Fenster. СКАЧАТЬ