Alt, aber herrlich mutig. Ursula Mahr
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Читать онлайн книгу Alt, aber herrlich mutig - Ursula Mahr страница 6

Название: Alt, aber herrlich mutig

Автор: Ursula Mahr

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783748595267

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СКАЧАТЬ sie erleichtert, ließ die Gardine fallen und eilte durchs Wohnzimmer hinaus auf den Flur. Anne, Anita und Amelie blieben sitzen.

      "Warum kommt ihr beide denn so spät?" fragte Amelie, als die beiden, mit Ursa im Schlepptau, das Wohnzimmer betraten. Anstatt zu antworten, ließ sich Inge auf einen Sessel plumpsen. Lisa blieb mitten im Zimmer stehen, ungewöhnlich blass im Gesicht. Sie legte ihre Hand auf die Sessellehne, und man hatte den Eindruck, dass es beiden nicht gut ging.

      Besorgt beugte sich Anne vor und griff nach Inges Hand. "Inge?" Wie aus einer Trance schaute Inge hoch und lächelte verhalten. Anne und auch die anderen entspannten sich etwas, fragten sich aber immer noch, was dieses merkwürdige Verhalten zu bedeuten habe.

      "Sag es ihnen", flüsterte Lisa rau, blitzte die anderen unter ihrem schwarzen Fransenpony spitzbübisch an, setzte sich auf Inges Armlehne und berührte sie an der Schulter. Langsam kam Leben in Inge, und sie griff nach ihrer Handtasche. Mit zitternder Hand wühlte sie darin, brachte einen Lottoschein zum Vorschein und hielt ihn in die Höhe.

      "Ja und? Haben wir sechs Richtige auf unserem Gemeinschaftszettel getippt?" Die Frage sollte ein Scherz sein. Natürlich glaubte Ursa nicht daran, denn die Chancen, einen Sechser zu landen standen nach ihrem Wissen bei eins zu vierzehn Millionen. Auch Anita fing an zu lachen. "Ja, klar."

      Doch Inge und Lisa starrten die beiden an, so dass ihnen ganz unbehaglich wurde. Es war völlig still im Zimmer. Draußen hörte man plötzlich laute Stimmen, die dann wieder verebbten: Nachbarn, die sich unterhielten und am Haus vorbeigingen. In die Stille hinein machte sich plötzlich eine Erkenntnis breit, und schon hörten die Frauen Inges piepsige Stimme. "Ja!"

      "Was ja....?"

      "Sag mal, stehst du auf dem Schlauch, oder was!" brüllte Lisa lachend. "Ja! Wir haben sechs Richtige im Lotto!"

      Urplötzlich löste sich die Spannung. Es wurde furchtbar laut. Alle schrieen durcheinander, so dass keine die anderen wirklich verstand. Bei Amelie liefen sogar vor Freude einige Tränen über ihre Wangen. Und Micki, ihr Hund, rannte wild kläffend um ihrer aller Beine herum.

      "Schade!" übertönte mit einem Mal Anne die Runde und sorgte mit diesem einen Wort dafür, dass absolute Stille eintrat. Anne schaute in die verdutzten Gesichter. Doch dann lachte sie und rief so laut sie konnte: "Schade, dass ich ausgerechnet heute keinen Champagner im Kühlschrank habe!" Der darauf folgende Lärmpegel war unglaublich. Alle lachten und redeten durcheinander. Ursa und Anita vollführten sogar ein kleines Tänzchen, bis Lisa, die immer auch die Finanzen im Blick zu haben schien, fragte: "Wie viel bekommen wir denn?" Alle schauten Inge an, doch die zuckte nur mit den Schultern. "Das weiß ich noch nicht. Es kann eine Million sein, es können aber auch nur 100.000 Euro sein. In ein paar Tagen wissen wir mehr."

      "Ein Million Euro", seufzte Anita und sah verträumt vor sich hin. Auch die anderen wollten nicht an "nur" 100.000 Euro glauben, denn dann würde es immer noch nicht reichen für ihren Resthof an der Nordsee. Und dass der vielleicht inzwischen verkauft worden war, einen anderen Besitzer gefunden hatte, daran wollten sie nicht einmal denken.

      "Ich finde", meinte Ursa, die sich wie die anderen wieder etwas beruhigt hatte, "dass du den Makler gleich mal anrufen solltest, um zu klären, ob der Hof überhaupt noch zu haben ist." Dabei blickte sie Anne an. Die anderen nickten. Anne nahm einen Schluck aus ihrem Glas und meinte: "Aber heute ist doch Samstag und außerdem schon recht spät."

      "Pah", antwortete Lisa, "das spielt ja wohl keine Rolle. Schließlich verdient der eine ganze Menge an uns, wenn er meine Wohnung und dein Haus verkauft und dafür sorgt, dass wir den Hof bekommen." Die anderen nickten bestätigend.

      "Du hast ja recht", antwortete Anne energisch, stand auf und ging zu ihrem Telefon. "Herr Stöver? Hier ist Frau Heide. Sie erinnern sich? Hoffentlich störe ich nicht gerade." Sie hörte, dass der Makler am anderen Ende der Leitung gerade aß, deshalb dauerte es einen kurzen Augenblick bis er antwortete. Im Hintergrund hörte sie den Fernseher laufen. "Herr Stöver, weshalb ich anrufe, ist folgendes und ich mache es kurz: Ist der Resthof an der Nordsee noch zu haben? Sie wissen doch, vor ungefähr einem Monat......"

      "Ja, ich kann mich erinnern."

      "Und?"

      "Ja, der ist noch nicht verkauft. Warum fragen Sie?" Anne machte das Daumen-hoch-Zeichen in Richtung Sofa, wo ihre Freundinnen mucksmäuschenstill saßen. "Nun, vielleicht können wir ihn doch kaufen." Ihre Freundinnen hüpften aufgeregt kichernd auf dem Sofa hin und her.

      "Das ist doch schön." Die Stimme des Maklers wurde etwas munterer und interessierter.

      "Herr Stöver, ungefähr Mitte der Woche oder vielleicht schon Montag können wir Ihnen sagen, ob wir das Geld zusammen bekommen. Könnten Sie dafür sorgen, dass uns nicht doch noch jemand zuvor kommt und uns den Hof wegschnappt?"

      "Aber natürlich, Frau Heide. Sie haben wohl im Lotto gewonnen, was?" amüsierte er sich, worauf Anne lieber nicht antwortete. Er lachte und war nun ganz bei der Sache. Schließlich würde er eine Menge verdienen, wenn dieses Geschäft zustande kam. "Wollen Sie den Hof noch mal sehen?" fragte er, jetzt ganz Geschäftsmann.

      "Das ist im Moment nicht nötig. Ich rufe Sie also dann an." Anne legte auf und strahlte ihre Freundinnen an.

      "Sag mal, Inge", fragte Lisa, die es kaum abwarten konnte, das Ergebnis zu erfahren, "wann wissen wir denn nun, wie viel wir gewonnen haben?"

      "Hm, morgen schon oder übermorgen müssten wir im Teletext schon nachlesen können, wie viel es wird."

      "Oh Gott, ist das aufregend!" Amelie schlug die Hände vor das Gesicht und schluchzte.

      Bereits am nächsten Mittag trafen sie sich wieder und aßen zusammen bestellte Pizzas, denn um sich etwas zu kochen, waren sie viel zu aufgeregt.

      Und dann war es soweit. Konnte man wirklich soviel Glück haben? Fassungslos und sprachlos schauten die Frauen auf die eingespielte Summe: 489.000 Euro! Das reichte! Das war mehr als genug um den Hof zu kaufen!

      Trotzdem meinte Lisa: "Das hätte ruhig etwas mehr sein können."

      Ursa knuffte sie empört in die Seite. "Du bist aber auch nie zufrieden. Immer hast du was zu meckern."

      "Ich meckere doch gar nicht!" blaffte Lisa zurück.

      "Doch", mischte sich Amelie ein. "Du bist ganz so wie in dem Märchen Der Fischer und sin Fru: nie zufrieden mit dem, was man hat. Ich glaube fast, das viele Geld tut dir nicht gut."

      Jetzt mischte sich Anne ein und rief: "Über eine Million! Sagt mal, Mädels, seid ihr verrückt geworden? Jetzt haben wir genug Geld für unseren Resthof und da fangt ihr an zu streiten? Was ist bloß los mit euch?"

      Betretenes Schweigen herrschte. Anne hatte ja recht.

      Der Umzug

      Veränderungen. Amelie mochte eigentlich keine Veränderungen. Sie hatte Angst davor. Einige wenige Male war sie mal mit der einen, mal mit der anderen Freundin verreist. Wenige Male, weil ihre Rente nicht besonders hoch war. Aber auch, weil verreisen Stress für sie bedeutete - eben Veränderungen vom täglichen Einerlei, was ihr von jeher eine gewisse Sicherheit gegeben hatte. Andererseits gefiel es ihr auch, wenn sie mal etwas anderes erlebte. Dann war allerdings ihr einziger Wunsch bei der nächsten Reise, dass es zum selben Ort ging, den sie schon kannte. Und niemals allein.

      Und nun sollte sie СКАЧАТЬ