Alt, aber herrlich mutig. Ursula Mahr
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Alt, aber herrlich mutig - Ursula Mahr страница 19

Название: Alt, aber herrlich mutig

Автор: Ursula Mahr

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783748595267

isbn:

СКАЧАТЬ kommt Hilfe, Inge", murmelte sie nervös. "Die anderen sind auch gleich hier." Dann hockte sie sich neben ihre Freundin und nahm sie in den Arm um sie zu wärmen. Trigger lag nach wie vor auf der anderen Seite und schmiegte sich an ihre Beine, so als wüsste er, dass Inge jetzt vor allem viel Wärme benötigte. Micki kletterte auf ihren Schoß und rollte sich ruhig auf ihren Oberschenkeln zusammen. Lisa ging den Sandweg ein paar Schritte zurück um zu sehen, wann die anderen kamen. Und lange musste sie nicht warten, denn Anne und Anita kamen mit eiligen Schritten auf sie zu. Da sie auf dem Weg hierher am Hof vorbei kamen, war Anne schnell hineingelaufen und hatte nun eine Wolldecke dabei. Die breitete sie sogleich um Inges Schultern und Rücken. Keine der Frauen sprach. Sie warteten auf den Notarztwagen, den Lisa per Handy angefordert hatte. Es dauerte lange, dann endlich hörten sie in der Ferne das Martinshorn. Lisa, die den Weg ein Stück zurückgegangen war, sah, dass der Notarztwagen auf ihrem Hof zum Halten kam und jemand ausstieg. Lisa, die von den Frauen noch am sportlichsten war, setzte sich in Bewegung. Sie lief den holprigen Weg zurück zum Haus und schwenkte dabei wild die Arme. Als sie in Hörweite kam, fing sie an zu rufen: "Hierher! Hallo, hierher!" Der Sanitäter, der den Wagen verlassen hatte, entdeckte Lisa, die immer noch rufend und wild gestikulierend näher kam. Jetzt machte sie Zeichen den Weg zurück, den sie gekommen war, und der Mann verstand. Geschwind rannte er zum Wagen, setzte sich hinter das Steuer und Augenblicke später rumpelte der Notarztwagen den Weg auf sie zu. Er kam nur langsam voran, denn der unebene, mit Baumwurzeln überwucherte Weg ließ ihn unsanft hin und her schaukeln. Als er endlich bei ihnen war, standen die Frauen auf, nur Inge lehnte noch an dem Stamm. Die Wolldecke verhüllte sie fast völlig, so dass sie beinahe wie ein großer, grauer Stein aussah. Amelie hatte den nervösen Micki auf den Arm genommen und Ursa, die etwas abseits stand, hielt Trigger am Halsband fest.

      Wie lange sitzt sie schon hier?" fragte der Arzt und schob ihren Ärmel hoch, um das Blutdruckgerät anzulegen. Wie fast immer übernahm Anne das Reden. "Wir wissen es nicht, aber es könnten ungefähr zwei Stunden sein."

      Ernst schaute sie der Arzt von unten her an. "Sie ist völlig unterkühlt. Wir nehmen sie mit."

      "Sie sollten wissen, dass sie gerade heute morgen die Diagnose ALS bekommen hat", meldete sich Ursa zu Wort.

      "ALS?" murmelte der Arzt nachdenklich, während er weiter hantierte, einen Zugang legte und eine Spritze vom Assistenten entgegennahm.

      "Glauben Sie, dass sie sich das Leben nehmen wollte?" fragte Amelie mit unsicherer Stimme. Lisa stieß ihr den Ellbogen in die Seite und nickte mit dem Kopf in Inges Richtung. Inge konnte sich im Augenblick zwar kaum bewegen, doch hören konnte sie immer noch gut.

      "Nein, dass glaube ich nicht", murmelte er und trat zur Seite, damit die beiden Rettungsassistenten sie auf die Trage heben konnten.

      Undeutlich kam es plötzlich von Inge: "Keine Gefahr. Ich will leben. Konnte nicht aufstehen." Dabei verzog sie das Gesicht und ihre Mimik glich einem Lächeln. Ein dünner Speichelfaden rann ihr aus dem Mundwinkel das Kinn herunter.

      "Na sehen Sie", sagte der Arzt aufgeräumt und blickte lächelnd in die Runde. Dann verfrachteten sie Inge im Wagen. Anne stieg mit ein. Die anderen würden nachkommen.

      Inzwischen war es fast vollkommen dunkel geworden, und der Notarztwagen blendete seine Scheinwerfer auf, als er anfuhr. Um die Patientin nicht völlig durchzuschütteln, fuhr er sehr langsam, so dass die nachfolgenden Frauen fast ebenso schnell waren. Amelie hatte sich bei Lisa untergehakt. Micki versuchte, selbst nach mehrmaligem Zurückrufen, bellend das Auto zu verfolgen. Wie fast immer gehorchte er nicht. Ursa, Anita und Trigger bildeten die Nachhut.

      Inge hatte Glück im Unglück gehabt. Sie hatte keine Lungenentzündung bekommen, was bei ihrer Vorgeschichte tödlich hätte ausgehen können. Nach ein paar Tagen war sie wieder Zuhause. Ihre Freundinnen verwöhnten sie, und Markus brachte ihr das erste Ei, das eines der neuen Hühner gelegt hatte.

      Maren hatte sich angekündigt. Sie wollte, nachdem sie ihr Abitur in der Tasche hatte, Ferien auf dem Bauernhof machen. Lisa freute sich, ihre Enkelin wieder zu sehen. Eines Vormittags fuhr sie mit ihrem kleinen Auto in den Hof. Lisa lief sogleich hinaus und nahm Maren in die Arme.

      "Wie schön, dass du da bist! Wie lange kannst du bleiben?" fragte sie aufgeregt und strahlte ihre Enkelin an. Maren lächelte zurück. Sie freute sich, dass sie so willkommen war. Hier herrschte eine angenehme Atmosphäre im Gegensatz zu Zuhause, wo ihre Eltern sich nicht gerade selten stritten. Zumindest spürte sie oft, wenn sie nach Hause kam, die geladene Spannung in der Luft. Ihr Vater wirkte oft sehr unglücklich. Und häufig musste er in letzter Zeit auch abends immer noch bis spät arbeiten. Ihre Mutter lachte nur noch selten. Oft hatte sie schlechte Laune, war gereizt und wurde manchmal sogar laut. Es gefiel Maren nicht mehr Zuhause. Deshalb wollte sie hier auf dem Hof ihre Zeit verbringen, bevor sie sich für ein Studium entschied. Wenn sie überhaupt studieren würde, denn sie hatte sich noch nicht entschieden. Das war auch ein Grund, weshalb sie von Zuhause fort wollte: ihre Mutter versuchte sie zu einem Jurastudium zu drängen, doch dazu hatte Maren überhaupt keine Lust. Irgendwie hatte sie sich überhaupt noch nicht mit der Zukunft beschäftigt. Alles war noch sehr vage. Sie mochte Tiere, wollte aber auch Menschen helfen. Aber auch reisen würde sie gern. Ihre Großmutter hatte ihr vorgeschlagen auf den Hof zu kommen und erst einmal zur Ruhe zu kommen und sich klar zu machen, wofür ihr Herz wirklich brennt. Und nun war sie hier, wusste aber noch nicht, wie lange sie bleiben würde. Als Lisa sie danach fragte, sagte sie nur, dass es wohl mindestens ein paar Wochen, wenn nicht länger sein würde. Lisa strahlte und auch die anderen Frauen waren damit einverstanden, denn jede von ihnen kannte Maren als ausgeglichenes, ruhiges und freundliches Mädchen. Im Gegensatz zu ihrer Mutter, die immer nervös und nie wirklich zufrieden wirkte. Alle freuten sich über Marens Besuch, und nachdem ihr Gepäck erst einmal in der Diele abgestellt worden war, saßen sie alle zusammen am großen Esstisch und tranken Tee.

      Maren fügte sich wirklich gut in die Gemeinschaft ein. Auf ihre ruhige, freundliche Art packte sie überall mit an. Sie hatte das letzte Zimmer oben im Haus bezogen, direkt neben ihrer Großmutter. Morgens hatte sie es sich zur Aufgabe gemacht, Inge den ersten Tee ans Bett zu bringen und ihr beim Trinken zu helfen. Inge hatte nach dem Vorfall am Waldrand einen Rollstuhl, einen elektrischen, denn einen normalen konnte sie ja nicht fortbewegen. Bei diesem musste sie nur mit einem Finger einen Joystick bewegen. Aber mit Marens Hilfe ging sie auch gern ein paar Schritte hin und her. Oft spazierten sie langsam zum Hühnerhaus hinüber und schauten dem bunten Federvieh zu. Lisa beobachtete das Ganze und fand das Verhalten ihrer Enkelin vorbildlich. Sie war stolz auf sie, über die Empathie, die sie in der Lage war zu empfinden. Und das bereits in ihren jungen Jahren.

      Amelie sah das ganz anders. Bisher hatte sie sich hauptsächlich um Inge gekümmert. Sie war diejenige, die Morgens an ihr Bett ging, ihr beim Aufstehen und Anziehen half, obwohl es ihr selbst schwer fiel. Sie saß am Esstisch neben ihr und half, wenn Inge nicht mehr mit Messer und Gabel zurecht kam. Und jetzt kam Maren, dieses junge Ding, und machte ihr diesen Platz streitig. Sie hatte sich bisher erfolgreich dagegen gewehrt, dass eine Krankenschwester eingestellt wurde. Und nun das. Sie konnte sich selbst nicht erklären, warum sie so heftig darauf reagierte. Eines Tages, Amelie kam gerade in die Küche, stand Lisa am Schrank und räumte Geschirr ein.

      "Kannst du deine Enkeltochter nicht mal fragen, wann sie endlich wieder fährt?" Sie versuchte sich zurückzuhalten, doch es gelang nicht so recht. Ihr Ton war ungehalten und nicht sehr freundlich. Verblüfft drehte sich Lisa um, noch einen Stapel Teller in den Händen. "Warum sollte sie das tun? Es ist doch schön, dass sie hier ist und hilft." Fragend schaute sie Amelie an und wartete auf deren Bestätigung. Doch die blieb stumm, drehte sich abrupt um und verließ den Raum. In der Diele begegnete sie Anne, an der sie, ohne sie auch nur anzusehen, mit finsterem Gesicht vorbeilief.

      "Was ist denn mit Amelie los? Habt ihr euch gestritten?" fragte sie Lisa, als sie die Küche betrat.

      "Nein", zuckte Lisa СКАЧАТЬ