Alt, aber herrlich mutig. Ursula Mahr
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Название: Alt, aber herrlich mutig

Автор: Ursula Mahr

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783748595267

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СКАЧАТЬ Frühstücksrunde löste sich schnell auf. Ursa ging mit den Hunden eine Runde spazieren, Anne räumte den Tisch ab und verschwand mit dem Geschirr im Küchenbereich, Anita wollte nach Hamburg und sich mit ihrem Lover treffen und Amelie schaute nach Inge.

      "Wie geht es dir?" fragte Amelie besorgt, als sie Inges Zimmer betrat. Inge saß auf der Bettkante, immer noch im Nachthemd. Sie schüttelte den Kopf und sah dabei ziemlich verzweifelt aus.

      "Was ist denn, Inge."

      "Ich weiß es doch auch nicht. Selbst die Ärzte wissen nicht, was ich habe. Es sind nicht wirklich Schmerzen, es ist nur......." Sie stockte, wusste nicht, wie sie es formulieren sollte und sah Amelie, die sich zu ihr auf die Bettkante gesetzt hatte, traurig an.

      "Komm, ich helfe dir beim Anziehen." Inge nickte, doch sie stand nicht auf. Amelie versuchte es zu ignorieren und eilte zum Schrank, öffnete ihn und zog einen blauen Baumwollpullover heraus. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Inge sich inzwischen erhoben hatte. Also ging sie zu ihr hinüber, half ihr das Nachthemd auszuziehen und streifte ihr den Pullover über. Das gelang nicht auf Anhieb, denn zuerst musste Amelie mit Kraft erst den einen, dann den anderen Arm hochziehen. Die Hose konnte Inge nur bis ungefähr zu den Knien selbst hochziehen, dann brauchte sie wieder Hilfe. Als Amelie ihren Reißverschluss zuzog und den Knopf schloss, fragte sie ohne Inge anzuschauen: "Wann hast du deinen nächsten Arzttermin?"

      "Ich soll nächste Woche in die Charité in Berlin. Dort bleibe ich dann für diverse Untersuchungen ein paar Tage."

      "Mehrere Tage? Und ganz nach Berlin?" Sie war beunruhigt. "Bisher musstest du noch nie länger im Krankenhaus bleiben. Hoffentlich finden sie bald etwas Konkretes. Ich meine", fügte sie entschuldigend hinzu, "eine konkrete Diagnose, damit sie endlich punktgenau behandeln können. Wissen die anderen schon davon?"

      Inge schüttelte den Kopf und seufzte: "Das würde doch auch nichts ändern."

      "Und wer fährt dich?"

      "Maja kommt", erwiderte Inge knapp.

      Die ungeliebte Maja, ging es Amelie durch den Kopf. Aber ihre Hilfe nimmt sie trotzdem in Anspruch.

      Als die beiden das Wohnzimmer betraten, war keiner da. Amelie ging zur Küche hinüber, um für Inge ein Brötchen zu buttern, das diese jedoch kaum anrührte. Sie hatte abgenommen in letzter Zeit und ihre Haltung hatte sich verändert. Ihr Rücken war unnatürlich krumm und immer wieder fiel ihr Kopf auf die Brust, als hätte sie nicht die Kraft ihn aufrecht zu halten.

      Inges Krankheit

      Als Inge in Berlin im Krankenhaus war, setzten sich die übrigen fünf zusammen, um über dieses Problem zu sprechen, welches sie alle zusammen ziemlich hilflos machte. Anne knetete ihre Hände und murmelte: "Was hat Inge bloß. Nichtsdestotrotz müssen wir uns etwas überlegen, denn sie kann immer weniger allein machen, geschweige denn bei irgendetwas helfen. Und wir selbst sind auch nicht mehr die Jüngsten. Wir brauchen einfach Hilfe. Jemand, der täglich kommt und ihr beim Waschen, Anziehen und so weiter hilft."

      "Und sie auf die Toilette bringt", brachte es Ursa auf den Punkt und ihr Gesicht verzog sich vor Ekel. "Ich meine, sie ist zwar unsere Freundin, aber ich bin keine Krankenschwester. Und mit ihren Toilettengängen will ich nichts zu tun haben", fügte sie rüde hinzu. "Was ist?" rief sie ungehalten, als sie die entgeisterten Gesichter der anderen sah.

      "Wie kannst du nur so reden", empörte sich Amelie aufgebracht. "Sie ist unsere Freundin, und nicht nur in guten Zeiten."

      Sofort meldete sich Ursas schlechtes Gewissen. Das erste richtige Problem tauchte auf, und schon versagte sie. Wütend über diese ganze unerfreuliche Situation, aber hauptsächlich auf sich selbst, sprang sie auf, rief "Trigger, komm!" und stürmte aus dem Haus. Mit weit ausholenden Schritten eilte sie zum Strand hinunter. Trigger lief ihr voraus. Erst als sie direkt am Wasser stand, beruhigte sie sich. Tief atmete sie ein und genoss die frische, salzige Luft. Die war anders als der Geruch von Inge in letzter Zeit. Sie roch. Sie roch nach Krankheit. Nach schlimmer Krankheit und das machte ihr verteufelte Angst. Trigger kam zu ihr und rieb seine Schnauze an ihrer Hand, so dass sie sich niederkniete, ihren Hund umarmte und sich Trost bei ihm holte.

      Inzwischen redeten die anderen weiter über Inge und ihre mysteriöse Krankheit.

      "Im Grunde hat Ursa doch recht. Ich habe auch keine Lust und auch nicht unbedingt die Kraft, Inge in die Badewanne zu hieven und sie auf die Toilette zu begleiten", sagte Lisa leise.

      "Ich würde das machen", rief Amelie aufgebracht, doch Lisa lachte kurz auf. "Du?" schnaubte sie erbarmungslos. "Du gehst am Stock und brauchst bald selbst Hilfe. Woher willst du denn die Kraft dafür nehmen?"

      "Du brauchst mich jetzt nicht zu beleidigen", setzte sich Amelie empört zur Wehr.

      "Entschuldigung, war nicht so gemeint", sagte Lisa zerknirscht. "Aber dieses Problem ist doch um einiges größer, als wir es uns haben vorstellen können."

      Anne meldete sich zu Wort: "Fakt ist doch, dass wir, dass Inge Hilfe braucht. Und das so schnell wie möglich. Wenn Inge aus Berlin zurück ist, werden wir das in Angriff nehmen." Mit diesem Zwischenresultat waren erst einmal alle einverstanden.

      Der Hühnerstall war fertig, aber noch keine Hühner eingezogen, da las Ursa in der regionalen Zeitung, dass südlich von Hamburg ein Geflügelmarkt stattfinden sollte. "Das ist doch genau das Richtige für uns", rief sie begeistert. Doch Amelie war mit ihren Gedanken bei Inge, die immer noch im Krankenhaus war, aber heute oder morgen wieder nach Hause kommen sollte. Sie hatten es sich so schön vorgestellt, ihren Lebensabend. Aber eigentlich hätten sie damit rechnen müssen, dass die eine oder andere krank werden würde. Doch eine so schlimme Krankheit ohne offensichtliche Diagnose? Ursa hatte eine Krebserkrankung überwunden. Amelie selbst hatte COPD, eine Lungenerkrankung, bei der sich die Bronchien verengen, ja sogar verkrampfen und dadurch manchmal schwere Atemnot auftrat. Außerdem benutzte sie nach einer missglückten Bandscheiben-OP eine Gehhilfe. Die übrigen Frauen litten unter den fast normalen Zipperlein, die man eben im Alter aushalten musste. Alle kamen mehr oder weniger gut damit zurecht. Selbst Inge klagte kaum. Das Schlimme war nur, dass ihre Krankheit noch keinen Namen hatte und somit nicht richtig behandelbar war.

      Ursa war fertig mit dem Durchblättern der Zeitung. Schwungvoll erhob sie sich, ließ die Zeitung auf den Tisch fallen und meinte: "Ich frag mal Markus, ob wir zu dieser Geflügelschau fahren und uns mal umschauen wollen. Willst du mit?"

      Amelie schüttelte den Kopf. Sie war immer noch in Gedanken bei Inge. "Nein, ich bleibe hier und warte auf Inge. Vielleicht kommt sie ja heute Nachmittag zurück."

      Ursa wollte diese schrecklichen Dinge nicht so sehr an sich heranlassen. Sie wollte sich lieber um das kümmern, was für sie alle wichtig war, wozu sie überhaupt hier waren: den Aufbau des Hofes. Sie schlenderte hinüber zum Weidezaun, an dem Markus werkelte. "Wäre es schlimm, wenn Sie Ihre Arbeit unterbrechen würden?" fragte sie, legte ihre Unterarme auf den Zaun und schaute blinzelnd in die Ferne.

      "Nein", antwortete Markus, unterbrach seine Arbeit und schaute sie fragend an.

      "Südlich von Hamburg in einem kleinen Dorf findet eine Geflügelschau und ein kleiner Viehmarkt statt. Ich wollte mich mal dort ein bisschen umsehen."

      "Und ich soll mitkommen?"

      "Genau", strahlte sie ihn an. "Vielleicht können wir zuerst zum Hof Ihres Bruders fahren und ein größeres Auto ausleihen, damit wir eventuell gekaufte Tiere sofort СКАЧАТЬ