Alt, aber herrlich mutig. Ursula Mahr
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Читать онлайн книгу Alt, aber herrlich mutig - Ursula Mahr страница 18

Название: Alt, aber herrlich mutig

Автор: Ursula Mahr

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783748595267

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СКАЧАТЬ Lustlos warf sie den Füller hin, stand mühsam auf, verließ ihr Zimmer und schlich leise die Diele entlang aus dem Haus. Langsam ging sie an der Weide entlang Richtung Waldstück. Nach einer Weile sah sie in der Ferne zwei Rehe, die am Waldrand ästen. Sie wollte näher heran. Der schmale Sandweg wurde uneben. Baumwurzeln ragten aus der Erde hervor, und es fiel ihr schwer darüber hinweg zu steigen. Aber sie schaffte es. Einen Schritt nach dem anderen. Sie war schon recht nah, da hörte sie in unmittelbarer Nähe einen Raben im Geäst krächzen. Aufmerksam hoben beide Rehe den Kopf und lauschten. Wieder krächzte der Rabe und Inge schaute zu ihm hoch. Der schwarze Vogel hatte den Kopf schief gelegt und betrachtete sie neugierig mit einem Auge. Als sie wieder zu den Rehen schaute, waren sie nicht mehr da. Der Rabe hatte sie gewarnt. Wieder schaute sie zu ihm hinauf. Er saß immer noch da, beugte den Kopf zu ihr hinunter, sperrte seinen Schnabel auf und krächzte, als wolle er sie verhöhnen. Dann flog auch er fort. Inge schaute sich um. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie weit sie gegangen war. Der Hof lag weit weg, war nur noch als Spielzeughaus zu erkennen. Plötzlich spürte sie, wie erschöpft sie war. Sie ging zu der weit ausladenden Buche, auf der der Rabe gesessen hatte, stützte sich am Stamm ab und ließ sich auf den kühlen Waldboden nieder. Jetzt konnte sie das Haus gar nicht mehr sehen. Es war verschwunden hinter den hohen Grashalmen der verlassen daliegenden Weide. Es wurde wirklich Zeit, dass hier Tiere einzogen. Über diesen Gedanken schlief sie ein.

      "Inge schläft aber lange. Sollten wir sie nicht mal wecken? Sonst kann sie heute Nacht nicht schlafen", meinte Anne und räumte weiter den Geschirrspüler aus. Ursa wollte gerade nach draußen zu den Ziegen gehen. Die anderen hatten immer noch nicht mitgekriegt, dass sie neue Mitbewohner hatten.

      "Ich guck mal nach ihr", rief sie und verschwand in der Diele. Augenblicke später war sie wieder da. "Sie ist nicht in ihrem Zimmer, und bei Amelie ist sie auch nicht."

      Amelie tauchte hinter ihr auf und sagte besorgt: "Im Bad ist sie auch nicht. Vielleicht im Stall?"

      "Was soll sie denn dort? Da ist doch noch alles leer", meinte Lisa kopfschüttelnd.

      "Nun, ganz so leer ist er nicht mehr", meldete sich Ursas schlechtes Gewissen. Und als die anderen sie verdutzt und mit großen Augen anstarrten, rückte sie mit der Sprache heraus. "Na ja", sie wand sich, wusste nicht, wie sie es formulieren sollte, "ihr wisst ja, dass ich mit Markus auf diesem Geflügelmarkt war."

      "Nein, das wussten wir nicht", unterbrach Lisa sie schroff.

      Ursa schaute verunsichert zu Amelie hinüber. "Aber du wusstest es doch. Du warst doch dabei, als ich sagte, dass wir dorthin wollten."

      Amelie schüttelte den Kopf, war aber mit ihren Gedanken bei Inge: wo mochte sie wohl sein? Bei dieser Diagnose konnte doch alles passieren. Sie machte sich große Sorgen. Inge sollte jetzt auf keinen Fall allein sein.

      Als Ursa bemerkte, dass sie von Amelie keine Schützenhilfe bekommen würde, streckte sie sich und fing noch mal von vorn an. "Ich habe auf dem Geflügelmarkt sieben Hühner gekauft."

      Stille. Doch dann sagte Anita, die am Esstisch saß und ihre Knöchel stöhnend massierte, lapidar: "Das ist doch gut. Jetzt bekommen wir wenigstens unsere Frühstückseier."

      Ursa atmete erleichtert auf. Von den Ziegen wollte sie jetzt erst einmal nichts erzählen, denn eigentlich hatte sie ja versprechen müssen, in punkto Tierkauf keine Alleingänge mehr durchzuführen. Doch sie hatte kein Glück, denn jetzt sagte Lisa: "Auch wenn der Stall leer ist, können wir trotzdem mal gucken, ob Inge dort ist. Irgendwo muss sie ja sein."

      Anita schlüpfte schnell in ihre unbequem hohen Schuhe und folgte den anderen. Nur Ursa ging noch hinter ihr. Die Stalltür war offen, doch es wurde allmählich kühl, denn die Sonne ging langsam unter. Gleich aus der vorderen Box schauten ihnen neugierig zwei Ziegen entgegen, eine weiße mit großen kaffeebraunen Flecken. Die andere, schwarz mit kleinen weißen Abzeichen, war wesentlich kleiner.

      "Was ist das denn?" Verblüfft schaute Anne von den Ziegen zu Ursa, die verschämt zu Boden schaute.

      "Hast du es also wieder gemacht!" rief Lisa verärgert. "Wir haben doch besprochen......"

      Ursa unterbrach sie: "Ja, ich weiß. Aber die beiden brauchten dringend ein neues Zuhause. Und außerdem wollten wir doch sowieso Ziegen." Hilfe suchend schaute sie in die Runde.

      "Ist ja auch egal im Moment." Anne schaute sich um. "Wir wollten doch Inge suchen, oder?"

      Ursa war erleichtert. "Ich schau mal kurz oben über dem Stall nach", rief sie eifrig.

      "Was soll sie denn da oben? Die steile Stiege würde sie doch eh nicht schaffen", meinte Lisa, doch Ursa war bereits nach oben verschwunden. "Hier ist sie nicht", rief sie nach unten und polterte die Treppe wieder herunter. "Und nun?"

      "Wir teilen uns auf", sagte Anne stirnrunzelnd. "Weit kann sie ja nicht sein."

      "Ich gehe zum Strand runter", sagte Ursa. "Lisa, kommst du mit?" Lisa nickte und die beiden machten sich, gemeinsam mit Trigger, auf den Weg. Schnell waren sie hinter den ersten Büschen verschwunden.

      "Wollen wir in Richtung Dorf laufen?" fragte sie Anita. Die nickte.

      "Ich gehe mit Micki den Weg dort an den Koppeln entlang", sagte Amelie aufgeregt. Sie war blass geworden vor lauter Sorge. Sogleich machte sie sich auf den Weg, doch durch ihre Gehbehinderung kam sie nur langsam voran. Micki, dieses Mal ohne Leine, lief vor ihr her und schnüffelte aufgeregt mal links, mal rechts. Amelie hatte Mühe voranzukommen, denn Baumwurzeln, die aus dem Boden ragten, versperrten ihr immer wieder den Weg. Und jetzt lief Micki auch noch weit voraus. "Micki!" rief sie, doch er gehorchte nicht. Im Gegenteil, laut bellend rannte er immer weiter. "Micki! Verdammt, hierher!" Amelie konnte nicht erkennen, wohin der Hund lief, denn sie musste auf den Weg achten, der sehr uneben war. Sie versuchte zu beschleunigen, gab es aber gleich wieder auf, denn sofort fing sie an unsicher zu stolpern. Sie blieb stehen und schaute angestrengt nach vorne. Da ihr Hund schneeweiß war, konnte sie ihn in der beginnenden Dunkelheit weit vorne erkennen. Er lief jetzt nicht mehr, sondern stand als weißer Fleck unter einem Baum. Er bellte wie verrückt. Amelie setzte sich wieder in Bewegung und holte beim Gehen ihr Handy heraus. Sie brauchte nur auf die "drei" zu drücken, um Ursa zu erreichen, die sich auch sogleich meldete.

      "Hast du sie gefunden?"

      "Ich weiß nicht", antwortete Amelie völlig außer Atem. "Micki hat etwas entdeckt, aber ich kann noch nicht erkennen, was es ist. Kommst du bitte?" Sie erklärte rasch, wo sie war. Dann kämpfte sie sich weiter über den unebenen Weg und stand nach einiger Zeit vor der ausladenden Buche. Inge saß davor, weit nach vorne gebeugt. Ihr Kopf lag auf ihrer Brust und die Arme hingen schlaff an den Seiten. Sie war völlig bewegungslos. Micki hatte aufgehört zu bellen, aber umrundete sie aufgeregt und schnüffelte dann an ihrem tief herunter gebeugtem Gesicht. "Inge?" Vor lauter Angst war Amelies Stimme kaum zu hören. Inge reagierte nicht. Weiter vorn hinter der Wegbiegung hörte Amelie jetzt Geräusche und Trigger löste sich aus der Dämmerung. Amelie hob ihren Gehstock, um ihn fernzuhalten, doch er wusste offenbar, dass er bei Inge vorsichtiger sein musste. Nie machte er Anstalten sie anzuspringen. Immer war er ihr gegenüber besonders vorsichtig. So legte er sich nun sofort hin, dicht an den leicht angewinkelten Beinen, als wolle er sie wärmen, schaute ihr von unten ins Gesicht und winselte. Und Inge reagierte, denn sie gab einen unartikulierten Laut von sich.

      "Inge?" versuchte es Amelie noch einmal. Sie konnte wegen der Schmerzen im Rücken nicht in die Knie gehen, aber sie beugte sich über sie und berührte sie an der Schulter. Dann sah sie Ursa und Lisa um die Biegung kommen, das Handy an Lisas Ohr. Schwer atmend kamen sie näher. Sofort beugte sich Ursa über Inge und versuchte sie in eine normale Sitzposition zu bringen. Dann hob sie ihren Kopf an, den Inge, nachdem er wieder oben war, auch halten konnte. СКАЧАТЬ