Alt, aber herrlich mutig. Ursula Mahr
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Название: Alt, aber herrlich mutig

Автор: Ursula Mahr

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783748595267

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СКАЧАТЬ und nach die Muskulatur des gesamten Körpers ausfällt, weil die Verbindung zwischen Nervenzellen und Muskulatur nicht mehr funktioniert."

      "Das ist ja furchtbar", murmelte Anne. Sie mochte sich das Ausmaß dieser Krankheit gar nicht ausmalen.

      "Die gesamte Muskulatur? Bedeutet das, dass du irgendwann im Rollstuhl landest?" fragte Amelie ängstlich.

      "Auszuschließen ist das nicht", antwortete Inge mit schleppender Stimme, ein Symptom dieser Krankheit.

      "Und warum haben die das nicht schon eher in den unzähligen Kliniken, in denen du bereits warst, festgestellt und haben etwas dagegen unternommen?" fragte Lisa erschüttert über diese Hiobsbotschaft.

      "Weil meist Männer diese Krankheit bekommen und sie in der Regel in den Beinen beginnt. Deshalb sind die Ärzte überhaupt nicht auf die Idee gekommen, diese Krankheit in Erwägung zu ziehen."

      "Deshalb konntest du auch in letzter Zeit deine Arme so schlecht heben und nichts richtig festhalten", murmelte Ursa nachdenklich.

      "Ach Inge!" Anne beugte sich über den Tisch und griff mit Tränen in den Augen mit beiden Händen nach deren Hand und drückte sie. Amelie, die direkt neben Inge saß, legte ihr den Kopf auf die Schulter. Sie war total erschüttert und konnte nichts sagen.

      "Was machen wir denn nun?" fragte Lisa. "Was können wir für dich tun?"

      Inge zuckte traurig lächelnd die Schultern. "Gar nichts. Man kann diese Krankheit nicht aufhalten. Ich muss einfach damit zurecht kommen. Wenn ihr nur dafür Verständnis habt, dass ich bei einigen Dingen nicht mehr so helfen kann."

      Im Nu wirbelten alle Stimmen durcheinander und überschlugen sich beinahe. "Natürlich helfen wir dir, wo wir nur können." Anne drückte noch einmal Inges Hand, die sie bisher noch nicht losgelassen hatte. "Ja natürlich". "Na klar". Zustimmung von allen, und Inge lächelte dankbar. "Jetzt würde ich mich gern ein bisschen hinlegen. Ich bin müde."

      "Dann fahr ich mal wieder", meldete sich Maja leise. Sie hatte die ganze Zeit kein Wort gesagt und stand jetzt auf. Amelie begleitete Inge in ihr Zimmer, um ihr beim Auskleiden zu helfen. Anne, Lisa und Ursa saßen noch wie betäubt am Tisch.

      "Wie wird das bloß werden, wenn die Muskulatur noch weiter nachlässt und sie nicht mehr richtig schlucken kann. Kann sie dann überhaupt noch normale Nahrung zu sich nehmen?" fragte Anne, ohne eine von ihnen direkt anzusprechen.

      "Wir werden das Essen für sie pürieren müssen", überlegte Ursa nachdenklich.

      "Jetzt lassen wir uns erst einmal nicht unterkriegen", unterbrach Lisa die nachdenkliche Traurigkeit, "und stehen Inge zur Seite, soweit wir es können." Die anderen nickten still.

      Ursa stand auf und ging zu Markus in den Stall. Er war gerade dabei, eine der Boxen dick mit Stroh auszustreuen, in der die beiden Ziegen bereits herumliefen. Er unterbrach seine Arbeit und schaute sie fragend an. Sie kam zum Boxengatter, lehnte sich dagegen und schaute auf die beiden Ziegen. "Unsere ersten Bewohnerinnen", meinte sie lächelnd. Markus schaute sie weiter stumm an, und sie bemerkte es. "Sie hat ALS", seufzte sie, "eine Krankheit, die tödlich verläuft."

      "Ich weiß", antwortete er ruhig.

      Erstaunt schaute Ursa ihn an. Sie räusperte sich. "Kann ich helfen? Ich muss was zu tun haben."

      Markus löste sich aus seiner Erstarrung. Er hatte die Frauen lieb gewonnen, jede einzelne auf ihre Art, und diese Nachricht tat ihm wahnsinnig leid. Er zeigte auf den Wassereimer und sagte rau: "Die Ziegen brauchen noch Wasser und Futter."

      Ursa war froh, dass sie sich ablenken konnte. Mit dem bis zum Rand gefüllten Eimer kam sie zur Box zurück. Markus war inzwischen dabei, frisches Heu in die Krippe zu füllen, das die Ziegen auch gleich anknabberten. Schweigsam verließ er danach den Stall um zum neuen Hühnerhaus hinüber zu gehen. Trigger kam leise in den Stall, stellte sich winselnd neben Ursa und stubste sie an. Als sie nicht reagierte, sondern weiter am Gatter lehnte und in Richtung Ziegen starrte, völlig in Gedanken versunken, ohne wirklich etwas zu sehen, stellte er sich auf die Hinterbeine, stützte sich mit den Vorderpfoten am Gatter ab und schaute wedelnd auf die beiden Ziegen, die sich dadurch gar nicht stören ließen, sondern weiter an den frischen Halmen naschten. Ursa musste wider Willen lachen. "Du bist ja fast größer als ich", staunte sie. Und als wäre das noch nicht genug, schleckte er ihr einfach kurz über die Wange. Lachend wehrte sie ihn ab und ihr wurde klar, dass es nichts brachte, für sie alle nichts brachte, in Trübsal zu versinken. Sie mussten mit dieser schrecklichen Nachricht klar kommen. Und am besten halfen sie Inge, wenn alles ganz normal weiterlief. Was sollten sie auch sonst tun? Gemeinsam mit Trigger ging sie zum Hühnerhaus hinüber. Markus wartete bereits auf sie. Er hatte die Hühner gefüttert, doch viel hatten die bisher nicht gefressen. Wahrscheinlich mussten sie sich erst aneinander und an ihr neues Zuhause gewöhnen. Markus zeigte Ursa noch, wo er das Futter untergebracht hatte, dann fuhr er nach Hause zum Kröger-Hof.

      Lisa hatte einen Hack-Wirsing-Auflauf zubereitet und brachte ihn gerade auf den Tisch, da kam Anita nach Hause. "Hallo Mädels", rief sie gut gelaunt, als sie ins Wohnzimmer trat. Sie war immer recht aufgekratzt, wenn sie aus Hamburg zurück kam. Die anderen kannten das schon. "Was ist, ihr trüben Tassen. Hängt hier etwa der Haussegen schief?" Sie lachte und kam mit wiegenden Hüften zum Sofa gestöckelt. Mit Schwung warf sie sich in einen freien Sessel, schlug graziös die Beine übereinander, breitete die Arme aus und seufzte mit geschlossenen Augen: "Ah, ist das schön wieder Zuhause zu sein." Als keine Reaktion kam, öffnete sie die Augen und schaute irritiert in die Runde. "Was ist?" fragte sie etwas beunruhigt.

      "Wir haben ein Problem", sagte Lisa leise.

      Neugierig beugte sich Anita vor. "Ein Problem?" Sie lachte unsicher. "Ist etwa die Heizung ausgefallen, oder was?" Sie war einfach noch nicht bereit für Probleme, sondern stand immer noch unter dem Einfluss ihres Hamburg-Ausflugs. Deshalb stand sie auch auf, ging an den Schrank und schenkte sich einen großen Whiskey ein. Mit zwei Schlucken leerte sie das Glas und schaute unwillig auf ihre Freundinnen herab, die dort saßen. Erst jetzt bemerkte sie, dass Inge fehlte. "Wo ist Inge?" fragte sie und wusste insgeheim, dass sie gleich eine wirklich schlechte Nachricht hören würde.

      "Inge hat endlich eine Diagnose bekommen."

      "Ja", ergänzte Anne, "aber behandeln können sie sie trotzdem nicht. Sie hat ALS."

      "ALS, was ist das denn?" fragte Anita genau wie vorher Ursa. Sie erklärten es ihr. "Oh Gott, das ist wirklich schlimm", flüsterte Anita erschrocken. "Und wie nimmt es Inge selbst auf?"

      "Sie ist sehr gefasst, aber auch sehr müde. Ich vermute, dass sie einen Schock erlitten hat und noch gar nicht realisiert hat, dass sie todkrank ist."

      Doch dem war nicht so. Inge war sich voll bewusst, wie es um sie stand. Sie war nicht in ihr Zimmer gegangen um zu schlafen, wie sie den anderen weisgemacht hatte, sondern versuchte im Internet alle Informationen über diese Krankheit finden. Sie wollte gewappnet sein, weil sie wusste, sie würde besser damit zurecht kommen, wenn sie ganz genau Bescheid wusste. Die Ärzte hatten ihr erzählt, dass sie am Ende friedlich einschlafen würde. Hier im Internet stand etwas ganz anderes, nämlich, dass man mehr oder weniger qualvoll erstickte, da das Zwerchfell nicht mehr in der Lage war, die Lunge zum Ein- und Ausatmen zu aktivieren. Inge beschloss, noch heute ein Testament aufzusetzen und weitere Vorkehrungen zu treffen. Maja war versorgt, wie sie fand. Schließlich war sie verheiratet. Inge machte sich um ihre älteste Tochter keine Sorgen. Doch wie sollte sie es mit ihrem Anteil am Hof regeln? Würde sie alles Karina vererben, dann würde es Probleme für ihre Freundinnen geben. Denn der Resthof wäre dann eventuell in finanzieller Gefahr, weil die Freundinnen vielleicht nicht in der Lage wären, ihre СКАЧАТЬ