Angst macht große Augen. L.U. Ulder
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Читать онлайн книгу Angst macht große Augen - L.U. Ulder страница 18

Название: Angst macht große Augen

Автор: L.U. Ulder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783738016017

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      Verblüfft starrte Valentin Klein auf das Display seines Handys und zog eine Augenbraue hoch.

      „Entschuldigung“, meinte er zu seinem Kunden, der sich gerade die Einbauküche er Eigentumswohnung anschaute und drehte sich seitlich weg.

      „Was ist? Warum rufst ausgerechnet du an?“

      „Er konnte abhauen.“

      Klein schüttelte genervt den Kopf. Die Jungs ließen Rimma Gadamurova anrufen, weil sie sich selbst nicht trauten. Rimma wusste, dass es keinen Sinn machte, ihrem Chef mit fadenscheinigen Ausflüchten zu kommen, also sagte sie es genauso so, wie es war. In der Leitung blieb es still, nur die Atemgeräusche des jeweils anderen waren hören.

      „Ich bin gerade mit einem Kunden unterwegs. Wir sehen uns in einer Stunde im Büro.“

      „Und die Jungs?“

      „Die sollen mir bloß nicht unter die Augen kommen. Sag ihnen, sie sollen alle Kontakte abklappern und damit meine ich alle. Auch die, die wir in letzter Zeit reingeholt haben, irgendwo muss er sich verkrochen haben. Und das Ganze ohne Aufsehen, klar?“

      Er unterbrach die Verbindung und sprach wieder deutsch, wobei er sofort die Tonlage wechselte.

      „Was sagen Sie? Wie gefällt Ihnen die Küche? Sagen Sie selbst, so ein Sahnestück hätten Sie in dieser Preisklasse nicht vermutet.“

      Die Hand des bulligen Mannes strich zärtlich über die Arbeitsplatte.

      „Nero Assoluto. Schauen Sie mal ganz genau hin, nur minimale helle Einschlüsse im Material, wirklich dunkel wie der sprichwörtliche Arsch des russischen Bären.“

      Er lachte laut schallend und klopfte dem Mann jovial auf die Schulter. Der blieb ernst und blickte skeptisch drein. Dieses Verhalten war Klein zur Genüge vertraut, dafür war er ein viel zu gewiefter Verkäufer, der alle Tricks kannte. Er lächelte und ließ dem Käufer die Illusion, dass er noch etwas feilschen konnte. Dabei hatte der Mann längst angebissen. Er hätte besser seine Körpersprache kontrollieren sollen, als jetzt dieses langweilige Spielchen zu versuchen. Seine Augen leuchteten für einen winzigen Moment wie ein Kleinkind vor dem Weihnachtsbaum beim Anblick der Einbauküche. Schon allein, wie er sie berührte, beinahe ehrfürchtig. Also bearbeitete er ihn weiter.

      „In dieser Qualität äußerst selten und nicht einfach nur drei Zentimeter dick, sondern fünf, damit diese Auffangrinne gefräst werden konnte.“

      „Ich bringe beim nächsten Mal meine Frau mit, die muss auch noch mal schauen. Heute musste sie leider passen.“

      „Kein Problem. Und ich bringe gleich den Vertrag und eine Flasche Schampus mit“, scherzte Klein weiter. „Wenn Ihre Frau diese Wohnung sieht, wird sie gleich unterschreiben wollen.“

       *****

      Rimma saß bereits an ihrem Schreibtisch in dem kleinen Büro in Hamburg-Eppendorf, als ihr Chef ziemlich genau eine Stunde nach ihrem Telefonat eintraf. Sie hörte, wie er seinen Autoschlüssel ablegte und seine Jacke über den Stuhl warf. Jeden Moment musste es losgehen. Sie hatte ihn mehrfach brüllen gehört, wenn etwas nicht genauso klappte wie von ihm vorgegeben. Aber nichts dergleichen geschah. Er trat von hinten an sie heran und umfasste ihren Bauch. Deutlich spürte sie seinen Atem an ihrem Ohr. Sie schloss die Augen, atmete seufzend aus und schob ihren Leib nach vorn, drängte ihn förmlich in seine Hände.

      „Ach, Solnyschka. Haben Sie dich wieder vorgeschickt. Du weißt doch, dass niemand den Überbringer schlechter Nachrichten leiden kann.“

      Seit ihre Schwangerschaft nicht mehr zu übersehen war, war sein Ton weicher und immer vertraulicher geworden. Und sie war fest entschlossen, diesen Umstand zu ihrem Vorteil zu nutzen. Valentin Klein war ganz vernarrt in kleine Kinder, das hatte die zierliche Tschetschenin längst bemerkt. Seine eigene Ehefrau Elena hatte ihm keine geschenkt. Warum das so war, darüber verlor er nie ein Wort. Vermutlich, weil sich die ehemalige Gewinnerin einer Misswahl in Kazan nicht die Figur ruinieren wollte. Elena konnte die rechte Hand ihres Ehemannes nicht ausstehen, keine Gelegenheit ließ sie aus, um die Angestellte bloßzustellen. Rimma erinnerte sich noch sehr genau an eine Begebenheit, als die unverschämte Russin trotz ihrer Anwesenheit so sprach, als wäre sie gar nicht vorhanden und sie bis ins tiefste Mark kränkte.

      „Weißt du Valentin, ich bin so froh, dass du Rimma hast“, gurrte sie ungeniert im Büro und es klang zu Anfang sogar ernst gemeint. „Sie ist zum Glück keine richtige Frau, nur ein verhungertes Etwas, das sich seine Sachen in der Kinderabteilung kaufen kann.“

      Dazu lachte sie gehässig, als hätte sie einen guten Witz gemacht. „Wenn sie eine richtige Frau wäre, eine mit Brüsten und Arsch, wäre ich nicht so ruhig. Aber die packt ja kein richtiger Mann an.“

      Valentin lächelte nur pflichtschuldig, sagte aber kein Ton.

      Als Rimma dann vom Arzt erfuhr, dass sie ein Mädchen erwartete, erklärte sie Valentin stolz, dass sie es Valentina nennen würde und bat ihn Taufpate zu werden.

      Seitdem nannte er sie bei jeder Gelegenheit Solnyschka, sein Sonnchen. Natürlich nur, wenn Elena nicht anwesend war. Den Fragen nach dem Vater des Kindes wich sie regelmäßig aus. An den One-Night-Stand verschwendete sie ohnehin keinen Gedanken mehr. Sie spürte seine warmen Hände auf ihrem Körper und hoffte inständig, dass sie weiter nach oben zu ihren Brüsten wandern würden, die durch die Schwangerschaft endlich größer geworden waren. Die Hände aber verblieben auf Höhe des Bauchnabels, so sehr sie sich auch vorstreckte.

      Als sie sich umdrehte, rutschen sie von ihrem Bauch herunter.

      „Die verdammte Detektivin“, zischte sie. Ihre Augen funkelten dabei gefährlich.

      „Ich konnte sie nicht loswerden. Sie bestand darauf, mit bis vor die Wohnung zu kommen. Und als sie die Jungs bemerkte, hat sie laut gebrüllt und ihn gewarnt. Er ist über den Balkon runter. Der Block war riesig und weil wir nicht wussten, wo genau es ist, war noch niemand auf der Rückseite. Ich hatte gehofft, die Alte nimmt die Kohle und verschwindet. Aber sie quatschte und quatschte und wollte unbedingt mit hoch. Sie hat auch erst oben gesagt, in welcher Wohnung er steckte.“

      Klein nickte bedächtig.

      „Was ist mit ihr passiert?“

      „Wladi und die Jungs haben ihr ordentlich welche eingeschenkt, da hat sie noch lange was davon.“

      „Kann sie euch identifizieren?“

      „Nein. Die Männer hat sie kaum gesehen, das ging alles viel zu schnell, da lag sie schon flach und hat nichts mehr mitbekommen. Und ich habe Perücke und Kontaktlinsen getragen, sie kann mich nicht wiedererkennen.“

      „Und das Handy von dir?“

      „Ich habe ein sauberes benutzt, mit einer sauberen Karte. Ist schon entsorgt.“

      „Gut. Schärf den Jungs ein, dass sie alle Kontakte abklappern sollen, und das nicht nur einmal. Viele Möglichkeiten hat der Dulli nicht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn haben. Zur Polizei kann er nicht gehen. Kein Grund, hektisch zu werden.“

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