Malleus Proletarum - Der Proletenhammer. Marcello Dallapiccola
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Название: Malleus Proletarum - Der Proletenhammer

Автор: Marcello Dallapiccola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844250473

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СКАЧАТЬ Pulvergestank machte sich im Wageninneren breit und die Lichter der Straße tanzten wie irr, gebrochen durch die verspiegelten Scheiben des Wagens. Mühsam fing der Prag-Luis die schwere Karre ab, dabei keuchte und schnaubte er wie ein Schwerarbeiter.

      Dann stieg er in die Eisen und riss zusätzlich die Handbremse, so fest er nur konnte, nach oben. Sekundenbruchteile später krachte der andere Wagen hinten drauf. Frasther und Bertl wurden nach vorne katapultiert, Frasther landete mit seiner Fresse in der pomadisierten Haarpracht vom Prag-Luis. Bertl hatte sich, als es ihn über die Lehne des Beifahrersitzes geschleudert hatte, zu allem Unglück auch noch mit seiner eigenen Krachn ins Bein geschossen. Laut Gott verfluchend lag er zusammengekrümmt auf dem Beifahrersitz und hielt sich die Wunde.

      „Raus hier, Luis, und zwar schnell!”, schrie Frasther und schubste den fetten Kerl Richtung Tür. Der Prag-Luis drückte mit seinem Gewicht die Tür auf und ließ sich hinausrollen. Frasther folgte ihm behende, obwohl ihm der Kopf dröhnte und er am liebsten gekotzt hätte wegen des Geschmacks von Pomade und Prag-Luis in seinem Gesicht. Doch seine Sinne waren nun auf Jagd- und Kampfmodus umgeschaltet und so wandte er sich sofort dem Schrotthaufen zu, der ihnen hinten draufgeknallt war.

      Dass der Fahrer sich das Genick gebrochen hatte, sah man auf den ersten Blick, so unnatürlich war dessen Körperhaltung. Tja, Gurte retten Leben, dachte sich Frasther. Auf der Beifahrerseite jedoch, da rührte sich noch etwas. Frasther schlich, geduckt wie ein Panther, in einem Bogen um die Karre herum und vergaß dabei nicht, vorsichtig in den Fond zu äugen.

      Der Prag-Luis näherte sich mit erhobener Puffn von vorn. Ruckartig öffnete Frasther die Beifahrertür und ließ seine Faust aufs Geratewohl mit maximaler Schubkraft hineindonnern, dorthin, wo er den Kopf vermutete. Anhand des Widerstandes, den er auf diesen Schlag hin spürte, konnte er genau errechnen, dass der Beifahrer entweder betäubt oder sowieso schon halbtot gewesen sein musste, noch bevor er ihn überhaupt getroffen hatte.

      Jetzt war lediglich noch ein Röcheln, das sich schon sehr nach Abgang anhörte, zu vernehmen. Da hallten auf einmal Schüsse von der anderen Seite des Autos. Frasther zuckte kurz zusammen, sah dann aber, dass der Prag-Luis offenbar nur dabei war, auf Nummer Sicher zu gehen. Als er mit dem Fahrer fertig war, kam er um das Auto herum und pumpte den Beifahrer auch noch voll Blei.

      „Schätze, wir werden uns ein Taxi bestellen müssen, Luis. Mit den Schrotthaufen hier“, er deutete auf die beiden ineinander verkeilten Totalschäden, „ist jedenfalls garantiert nicht mehr zu fahren.”

      „Und was machen wir mit Bertl?”, fragte Luis.

      Bertl wand sich immer noch wie ein entzweigehackter Regenwurm auf dem Sitz, hielt sich die Wunde und stieß Verwünschungen aus. Frasther überlegte kurz; wieso musste immer er die schwierigen Entscheidungen treffen, verdammt?

      „Dem bestellen wir auch ein Taxi”, entschied er. Der Prag-Luis zückte das Handy.

      Während sie auf die Taxis warteten, verstaute Frasther die beiden erschossenen Typen irgendwie so in ihrer Karre, dass sie von außen nicht auf den ersten Blick zu entdecken waren. Dann ließ er sein Feuerzeug aufschnappen und hielt es an den Auspuff, aus dem ohnehin schon ein dünnes Rinnsal herauströpfelte. Der Luis schleppte derweil den laut zeternden und wehklagenden Bertl aus der Gefahrenzone. Das Benzin entflammte, bald stand die Karre lichterloh in Flammen. Als das erste Taxi kam, luden sie den Bertl ein und wiesen den Fahrer an, ihn ins Krankenhaus bringen.

      „Wenn sie blöd fragen, sagst du einfach, wie es wirklich war: Du hast mit der Knarre rumgefummelt und dabei hat sich aus Versehen ein Schuss gelöst“, instruierte ihn der Prag-Luis zum Abschied. Selbstverständlich würde der Luis ihm die Behandlungskosten und sonstigen Verdienstentgang im Zuge seiner erlittenen Verletzung ersetzen; vorausgesetzt natürlich, der Bertl würde ihn – den Luis – und Frasther bei eventuellen Nachfragen von Ärzten, Bullen et cetera vergessen, zu erwähnen.

      Die befremdeten Blicke des Taxi-Chauffeurs wurden ebenfalls mit einem saftigen Trinkgeld aus Luis' Geldbörse in desinteressierte Blicke verwandelt. Da kam auch schon das zweite Taxi herangebraust. Der Fahrer zuckte ob der Szenerie mit den beiden ineinander verkeilten Schrotthaufen mit keiner Wimper, sondern hielt gleich die Hand auf. „Wo soll's denn hingehen?”

      Der Prag-Luis packte dem Kerl einige Scheine in die gierige Klaue und nannte seine Adresse. Gerade als sie wegfuhren, schepperte es gewaltig, als einer der Schrotthaufen hochging.

      „Was waren das für Typen, zum Geier? Die haben's ja richtig ernst gemeint…?”, begann Frasther den Prag-Luis zu löchern, nun, da sie endlich in Ruhe Gelegenheit hatten, um zu reden.

      „Irgendwelche Albaner oder Armenier oder sowas, Russen vielleicht…”

      „Was? Du legst dich mit der Ost-Mafia an?”, fuhr Frasther auf.

      „Tu’ ich gar nicht, aber diese Schweine erschrecken mir die Mädels und vergraulen die Kundschaft, das kann ich nicht zulassen.”

      „Aber du hättest mir verdammt nochmal sagen können, mit wem du dich da eingelassen hast!Ich dachte, es handelt sich wieder um eines der üblichen Geplänkel mit Don Renato oder einem der anderen Schwachköpfe!”, schnaubte Frasther.

      „Du hast klipp und klar gesagt, ich soll dich nicht mit den Details langweilen, dich interessiert nur, was dabei herausspringt! Ich wollt’s dir ja noch erklären, aber du hast mich einfach unterbrochen!”, verteidigte sich der Luis.

      Frasther fiel ein, dass das stimmte und so ließ er den Luis in Ruhe mit dem Thema. „Wo fahren wir denn hin?”

      „Ich fahr' jetzt erstmal nach Hause und erhol’ mich von der ganzen Scheiße. Muss noch ein paar Telefonate erledigen, wegen den Schrotthaufen da hinten und ich brauch auch ‘ne neue Karre. Hab' ich eh in der Garage stehen, aber ich muss sie halt holen gehen. Du kommst mit – ich hab' eine Menge Gästezimmer, kannst in einem davon schlafen… ”

      „Nicht dein Ernst, Luis. Das läuft nicht, ich hab' noch 'ne Menge Zeugs zu erledigen. Du wirst diese Nacht schon noch ohne mich zurechtkommen müssen. Ich mach dir ‘n Vorschlag: Ich spür' dich morgen Abend irgendwo auf und ab da kann ich dir dann den Gorilla machen. Bis dahin könntest du für die Aktion grad vorhin allerdings schon mal etwas rüberwachsen lassen.”

      Der Prag-Luis dachte kurz nach, wischte sich mit einem weißen Tuch den Schweiß von der Stirn und zückte dann sein Portemonnaie. „Ich geb' dir zwei große Scheine, einen für die Aktion vorhin und einen so als Anzahlung. Aber was soll das heißen, du spürst mich morgen Abend wo auf?”

      „Erstens weiß ich, wo du deine Weiber rumstehen hast und zweitens ist deine Ersatzkarre sicher auch so’n auffälliges weißes Teil. Also find' ich dich locker – dass du mir halt nicht gleich rumzuballern anfängst, wenn dir irgendwo 'n großer aufgemotzter Jeep über'n Weg fährt.”

      Der Prag-Luis machte große Augen und hielt Frasther die Kohle hin.

      Nachdem sie den Prag-Luis an der Einfahrt zu seiner Villa abgeliefert hatten, ließ sich Frasther vom Taxler erst noch zu einer Tanke chauffieren, um sich mit einem Sechserträger und zwei Schachteln Tschick auszustatten, bevor er sich nach Hause bringen ließ.

      3 – Delongiert

      Frasther wohnte in einer heruntergekommenen Industriegegend, das Stadtbild wurde von stillgelegten Fabriken und aufgelassenen Nahversorgern geprägt. Seine Bude befand sich in einem ehemaligen Arbeiterwohnheim, das sich ein Immobilienriese einverleibt und das ganze Gebäude dann in winzige Appartements unterteilt hatte. Eigentlich waren Studenten, Künstler und ähnliche Leute als Mieter СКАЧАТЬ