Malleus Proletarum - Der Proletenhammer. Marcello Dallapiccola
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Название: Malleus Proletarum - Der Proletenhammer

Автор: Marcello Dallapiccola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844250473

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СКАЧАТЬ noch durch das Tragen ihrer Skateboards erschwerten.

      Wenige Schritte später waren sie in Reichweite. Frasther fällte den Ersten durch einen gezielten Tritt in die Kniekehlen, den Zweiten erwischte er an der lockeren Windjacke, die der Kerl trug. Mit eisernem Griff wirbelte er das Bürschchen herum und dessen Schreckensschrei verstummte jäh, als Frasthers flache Hand klatschend an seiner Wange landete. Frasther watschte ihm gleich links und rechts noch eine, schon ging der Junge heulend zu Boden.

      Jugendliche waren oftmals etwas schwer von Begriff und man musste ihnen schon sehr eindrücklich klar machen, dass mit einem nicht zu spaßen war. Sonst merkten sie es sich nie, das wusste er aus seiner eigenen Zeit als Rotzaffe* noch ganz genau. Er drehte sich zu dem Ersten um, den er erwischt hatte und sah, dass dieser gerade probierte, humpelnd das Weite zu suchen.

      „Damit habt ihr wohl nicht gerechnet, was, dass ihr hier jemanden trefft, der sich eure Faxen nicht so ohne weiteres gefallen lässt?!?”

      Frasthers Pranke landete auf dem Rücken des Skaterleins, das augenblicklich vornüber sackte und mit dem Gesicht in einer Drecklache landete. Frasther setzte dem Kerl seinen Bikerstiefel auf den Hinterkopf – sanft genug, um ihn nicht ernsthaft zu verletzten, doch fest genug um ihn einige ordentliche Schlucke Brackwasser schlucken zu lassen.

      „In Zukunft werdet ihr euch überlegen, wem ihr den Finger zeigt und wem nicht, ihr verzogenen Saubalgen*, ist das klar!?!”

      Der Junge in der Dreckslache prustete und gab gurgelnde Geräusche von sich. Er schien verstanden zu haben. Frasther nahm seinen Fuß weg und machte sich, ein munteres Liedchen pfeifend, auf den Weg zurück zum Jeep.

      Zwei Minuten später war er quietschenden Reifens unterwegs in Richtung Schule. Besser gesagt in Richtung 'Plaudertasche', die ja gleich gegenüber der Schule lag. Das Intermezzo mit den Rotzaffen hatte ihn wertvolle Minuten gekostet – sein Bier, das im Moment hoffentlich von Bertl bewacht wurde, drohte abzustehen.

      „Wenn ich vor dieser Schule noch mehr von der Sorte treffe, passiert wirklich ein Unglück“, knurrte er vor sich hin.

      Er parkte direkt auf dem Zebrastreifen vor der Schule und stieg aus. Quer über der Straße war ein freundlich-elegant dekorierter Eingang zu sehen, über dem dem eine unaufdringliche Leuchtschrift prangte: 'Plaudertasche'. Und klein stand darunter: „Eintritt ab 18“.

      Ein ganz so harmloses Café, wie es den Anschein erweckte, war das nämlich nicht; hier wurde gekuppelt was das Zeug hielt und es gab auch Gerüchte über nächtliche Swinger-Partys – Frasther war das jedoch einerlei. Solange sie brav ihre Schutzgelder zahlten, konnten sie da drin auch Atomwaffen bauen. Wenn er jedoch engagiert wurde, um die Zahlungsmoral der Betreiber ein bisschen nachzujustieren, dann sollten die ihn nicht so schnell vergessen.

      Doch noch während er auf sich auf den Weg machte, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. „Junger Mann, Sie können doch dieses Riesenauto nicht einfach auf dem Gehsteig stehen lassen…?“, drang die zaghafte Stimme einer schon etwas ältlich wirkenden Dame, die einen Kinderwagen vor sich herschob, an sein Ohr.

      „Was?”, drehte er sich zu der Oma um. In Gedanken war er schon einen Schritt weiter gewesen und hatte sich überlegt, ob er eigentlich etwas sagen wollte oder ob er nur reingehen und Taten sprechen lassen sollte. Da kam ihm diese Unterbrechung seines Denkvorgangs durch diese alte Schachtel etwa so gelegen wie ein Geschwür an der Eichel.

      „Na, das ist doch Ihr Auto da, dieses Riesending? Das können Sie doch nicht einfach so auf einem Zebrastreifen abstellen, noch dazu direkt vor einer Schule!”, herrschte ihn die Frau, nun in ziemlich selbstsicheren Tonfall, an.

      Frasther presste die Lippen zusammen; war die Alte etwa verrückt geworden? „Was geht's dich vertrocknete Schrumpel an, wo ich mein Auto parke? Und was verdammt nochmal gibt dir das Recht, dich überhaupt in meine Angelegenheiten einzumischen? Du bist doch eh nicht motorisiert unterwegs, also kann dir das sowieso komplett wurscht sein! Oder hat diese Hosenscheißerkutsche etwa einen Turbolader irgendwo zwischen den Rädern versteckt, den ich übersehen habe?” Mit diesen Worten drehte er sich um und machte Anstalten, seines Weges zu gehen.

      Doch die Oma hielt ihn am Jackenärmel fest. „Sie werden zuerst dieses Auto auf einen regulären Parkplatz stellen, da bestehe ich drauf!“, befahl sie ihm. Frasther glaubte, im falschen Film zu sein – die hielt ihn doch tatsächlich fest! Er nahm ihre Hand und drehte sie sanft weg.

      „Lassen Sie meine Hand los, SOFORT!”, fauchte die Alte ihn an. Die Fingernägel ihrer freien Hand gruben sich in Frasthers Oberarm.

      Die wollte also kämpfen – konnte sie haben, dachte er sich. Er benutzte nun ebenfalls seine freie Hand, um ihr eine zu scheuern – eh eine leichte, dachte er sich, doch sie fiel um, wie vom Blitz getroffen und begann augenblicklich, Zeter und Mordio zu kreischen. Doch er hatte jetzt wirklich keine Zeit für solche sentimentalen Spielchen, immerhin hatte er noch etwas zu erledigen. Vor allem wartete sein Bier noch in 'Charley's Kneipe' auf ihn und drohte weiterhin abzustehen. Nichts hasste Frasther mehr als den Geschmack von abgestandenem Bier.

      Er packte den Kinderwagen, zog ihn mit sich in die Mitte der Straße und stieß ihn dann kraftvoll den Mittelstreifen entlang in Richtung des dichten Verkehrs. Kreischend und zeternd erhob sich die Alte, plötzlich fit wie der junge Frühling, und rannte, panische Laute ausstoßend, hinter dem Kinderwagen her.

      „Wusst' ich doch, die macht nur Theater”, murmelte Frasther. Wahrscheinlich war ihr nur langweilig und deshalb pöbelte sie anständige Leute an. Die Opfer der modernen Gesellschaft – so übersättigt vom Konsum, dass sie sich unbewusst Extremerlebnisse verschaffen müssen, um ihrem tristen Alltag zu entfliehen. Nun, das hatte sie jetzt ja. Derart in Gedanken versunken, machte Frasther sich wieder auf den Weg über die Straße, in Richtung dieses verdammten Bumscafés.

      Weil er dramatische Auftritte liebte, postierte er sich vor der Tür und schickte sich an, dreimal mächtig dagegenzuklopfen. So im Gevatter-Tod-Stil, das kam immer gut – Unheil verheißendes Klopfen. Doch die Tür machte ihm einen Strich durch die Rechnung, indem sie bereits beim ersten Klopfen gleich leicht aufschwang. Frasther stutzte und trat die Tür mit seinem Stiefel ganz auf. Das Café war eines dieser widerlichen, modern eingerichteten Dinger: überall bunte Girlanden und Tischdeckchen, moderne Designermöbel – die Art Stühle, die unter dem Gewicht eines anständigen Mannes zusammenzubrechen pflegten und die man bei Wirtshausraufereien kaum verwenden konnte, weil sie so schnell kaputt gingen. Es standen Glaskaraffen herum, jede Menge Dekorationselemente und an einer Wand war sogar ein Aquarium mit teuer aussehenden, bunten Fischen drin. Er ging etwas auf das Aquarium zu und besah es sich genauer; versuchte, in etwa die Wassermenge zu errechnen, die sich ergießen würde, sollte er sich zu drastischen Maßnahmen gezwungen sehen. Ein Erfahrungswert, er hatte sich bei einer ähnlichen Aktion schon einmal sozusagen übel selber nassgemacht.

      Da immer noch niemand erschien, beschloss er, erst einmal auf sich aufmerksam zu machen. Zu diesem Zweck schnappte er sich einen der Tische, hob ihn hoch, so dass der Dekorationsmist auf den Boden schepperte – wunderte sich wie leicht das Ding war – und warf ihn mit Wucht in Richtung ein paar anderer Tische. Es gab ein Riesengepolter, hübsche kleine Blumenväschen und filigrane hölzerne Menükartenhalter wurden unter dem Anprall zermalmt.

      Von hinten im Laden hörte er jetzt eine Stimme rufen: „Was, um Gottes Willen…?” und Schritte, die sich rasch näherten.

      Frasther packte einen weiteren Tisch und warf ihn hinterher auf den Trümmerhaufen, den er eben geschaffen hatte.

      „Jesses, was machen Sie denn da?”, ein atemloser Zwerg mit Glatze und schmierigem Gesichtsausdruck erschien, eine fette, blasse Frau in einer lächerlichen Rüschenschürze klammerte СКАЧАТЬ