Malleus Proletarum - Der Proletenhammer. Marcello Dallapiccola
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Название: Malleus Proletarum - Der Proletenhammer

Автор: Marcello Dallapiccola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844250473

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СКАЧАТЬ Gekrakel jedoch decodiert: Der Futtlinger Hurbert grüßte ihn aus Costa Rica und pries den Rum und die Weiber, die es dort gab, in den höchsten Tönen. Zwischen den Zeilen kam durch, dass er sich nach seinem letzten gedrehten Ding unsichtbar machen musste und es ihn so dorthin verschlagen habe. Jetzt war ihm dort offenbar – trotz des Rums und der Weiber – langweilig und er forderte Frasther auf, ihm zu folgen und Gesellschaft zu leisten. Gemeinsam könnten sie dort sicher etwas auf die Beine stellen, meinte er, ging aber nicht näher darauf ein.

      Frasther riss staunend das Aug' auf. Der Futtlinger Hurbert war also in der weiten Welt unterwegs, da schau einer an! Deshalb hatte er den Kerl schon so lang nicht mehr gesehen. Frasther erinnerte sich dunkel, dass er den Futtlinger zuletzt vor gut einem Jahr herumgeistern gesehen hatte, seitdem ward er nicht mehr gesehen. Der Hurbert war so ein Kerl, der immer aus der zweiten Reihe seine Dinger drehte, unauffällig im Hintergrund blieb und schaute, dass er nicht ins Schussfeld der großen Fische geriet. Hatte sich immer mit den schweren Jungs herumgetrieben, war um die Bosse herumgeschlichen, ohne sich je wirklich auf irgendwas einzulassen. Wie ein Schakal oder eine Hyäne beobachtete er, wenn die Raubtiere – also die wirklich schlimmen Jungs – Beute rissen und streifte dann solange um das Aas herum, bis er sich sicher wahr, dieses gefahrlos ausschlachten zu können. Frasther erinnerte sich, dass der Hurbert zuletzt immer was von einem „einzigartigen Coup, ein sogenanntes Ausgesorgt-Ding”, gelabert hatte. Na, offensichtlich hatte er das dann auch wirklich durchgezogen.

      Aus seinem überstürzten Verschwinden schloss Frasther jedoch, dass vermutlich nicht alles so glatt abgelaufen war, wie sich der Hurbert das so vorgestellt hatte und deshalb hatte er sich dann schnell irgendwohin verziehen müssen. Hoffentlich schickte der Trottel nicht zu vielen Leuten Karten – das konnte ins Auge gehen, wenn man auf Tauchstation war. Aber dass Frasther jetzt extra nach Costa Rica fuhr – oder flog, überlegte er, denn mit dem Jeep käme er da wohl eher nicht so leicht hin – nur weil dem Hurbert so ganz allein da drüben fad im Schädel war, das kam sicher nicht in die Tüte.

      Er riss den Umschlag von der Autowaschstraße auf. Fünf Münzen kullerten ihm entgegen. Er las sich nichts weiter von dem aufwändig gestalteten Prospekt durch, sondern zerriss das Ding und warf es in Richtung Mülleimer. Die Münzen steckte er ein; er wusste ja wo die Waschstraße war, das reichte an Information. Dann nahm er sich den blauen Brief vor, der aus der Justizvollzugsanstalt war. Da war er jetzt wirklich neugierig, wer ihm da schrieb. Das Kuvert enthielt ein weiteres Kuvert, in dem dann endlich der eigentliche Brief war.

      Er las:

       „Hallo Frasther. Ich bin’s, der Bumsti.

       Die Schweine haben mich zu 18 Monate verknakt, weil ich meine Ex und ihren Stecher angeschlitzt hab. Ich denk, ich schreip dier mal. Weil mir is immer so fad hier. Dabei hab ich denen blos Angst machen wolen. Die Schweine. Ich hab denen pracktisch eh nix getan. Wie gehts dier imer so? Was treipst du so? Fest am herumhuren und am sauffen, oder? Genis du das Leben. Hier drin is nicht so schön. Schnaps brennen wir schon. aber der schmeckt nicht so gut. Meine Ex is schuld Frasther. Du kenst die Schlampe. Und der neue Stecher von ihr der ist auch so ein Arschloch. Der hat mich reingeriten ich sags dir. Imer wieder provizirt. Wiso komst du mich nicht mal besuchen. Das wäre echt super. Vileicht kanst du mir ein bischen Kohle leihen. Ich gebs dir fix zruück, wen ich wider drausen bin. Versprochen! Mir is imer so fad hier drin. Weil wir könen nicht jeden Tag Schnaps brenen. Das gericht hat mir kein Wort geglaupt. Mann. Der Richter war auch so ein Scheis Weib die hat dauern von Gewalt gegen Frauen und so gefaslt. Herr Krapfinger ihre forstrafen wegen Körperferletzung sprechen eine deuttliche Sprache hat sie gesagt. Kanst du dier das forstelen. Dabei hab ich eh blos 4. Hast du deinen Jeep noch. Mann würd ich jetz gern mit dir in der Kare über die Heiwehs glühen. Ich hab schon 8 Monate hinter mir. Aber ich krig keine Dritelstrafe und die Halbstrafe ist auch fraglich. Weil ich Forstrafen hab sagt mein Anwalt. Oh Mann der kostet mich auch eine Stange Geld. Tschicks wären gut. Wenn du mich besuchn kommst. Dann bring bitte Tschicks mit. Und ein wenig Geld wär auch super. Wenn du es mir leihen köntest. Ich mus dem Arschloch auch noch Schmerzensgeld zalen. So eine Frecheit. Der Doktor hat gesagt ich hab ihm ne Haupateriie derwischt. Der wär verblutet. Dabei wolt ich ihm nur Angst machen. Der hat mich browozirt. Gets dir gut Frasther? Heute abend brenen wir wider Schnaps. Man braucht Brotkrumen dazu. Aber das weist du ja eh. Also. Dann. Komm mich mal besuchen. du weist ja wie fad es hier ist. Halt die Ohren steiff.

       Grüse aus dem Scheisloch. Bumsti.”

      Frasther steckte sich einen Tschick an, runzelte ernst die Stirn und las den Brief gleich noch ein zweites Mal durch. Der Bumsti, das war ja ein Ding!

      Prallwin Krapfinger, genannt Bumsti, kannte er schon seit Schulhofzeiten. Sie waren zwar nie wirklich Freunde geworden, hatten jedoch in all den Jahren auch nie Streit gehabt. Der Bumsti war mit seinem frechen Mundwerk, seinem großspurigen Auftreten und seiner speziellen Art, wegen Kleinigkeiten zu explodieren bereits zu Schulzeiten ein Parade-Rotzlöffel gewesen. So war er von den großen Jungs immer zumindest akzeptiert, wenn auch nicht respektiert worden. Und der Rest der Mitschüler – die Streber, Normalos und Nudlaugen* – hatten immer einen weiten Bogen um den Bumsti gemacht, um auch ja nicht Opfer einer seiner Streiche zu werden.

      Zu seinem Pech war er von den körperlichen und auch den geistigen Voraussetzungen her eher im Nachteil gegenüber dem Durchschnitt gewesen, doch er hatte dies durch seinen bedingungslosen Einsatzwillen stets ausgeglichen. Sprich, wenn der Bumsti in der Nähre war, konnte man immer davon ausgehen, dass irgendwas am köcheln war – und wenn er nur bei der Sportstunde der Mädchen in deren Umkleidekabine eingestiegen und sämtliche Schlüpfer entwendet hatte, um sie danach für Tschicks an die Jungs zu verkaufen.

      Frasther schmunzelte beim Gedanken an diese alten Heldentaten, doch er fragte sich, wie der Bumsti denn nur auf die Idee gekommen war, ausgerechnet ihm zu schreiben. Es musste ihm ziemlich dreckig gehen und die leicht unterbelichtete Clique, mit der er immer abgehangen war, hatte ihn vermutlich im Stich gelassen.

      Er legte den Brief auf die Seite; noch war er sich nicht sicher, was er in dieser Angelegenheit unternehmen würde. Vermutlich würde er Bumstis Flehen erhören und ihn mal besuchen gehen. Immerhin kannte er die Situation, in der der Ärmste sich befand, aus eigener Erfahrung – und daher wusste er auch, dass einem im Knast JEDE, aber auch wirklich jede Abwechslung willkommen war.

      Und dass er um Tschicks und Geld bettelte, verriet ihm, dass es dem Bumsti wohl nicht all zu gut ginge im Knast. Logisch, er war zu schwach um zu kämpfen und zu doof, um mit dem Schmäh durchzukommen. Ja, er würde ihn besuchen gehen und ihn ein wenig aufzurichten versuchen, beschloss Frasther und legte den Brief zur Seite.

      Dann nahm er sich das Flugblatt vom neuen Irish Pub vor. 'Blackbeard’s Tavern' hieß das Ding, aber in Frasther kamen bei dem Namen eher Piraten- als Irland-Assoziationen hoch. Er las sich den Prospekt zur Gänze durch und was er las, gefiel ihm. Die Beiz schien speziell für Klientel wie ihn geschaffen zu sein – von über vierzig gschmackigen Biersorten war die Rede, von originalem irischen und schottischen Whiskey, von „delikaten, herzhaften Snacks für den großen und kleinen Hunger”, die mit appetitanregenden Bildern illustriert waren und von Turnier-Dartkästen; mit denen wurden angeblich regelmäßig Wettkämpfe ausgetragen und der Sieger durfte jeweils die ganze Nacht lang umsonst fressen und saufen. Dart war allerdings nie Frasthers bevorzugter Kneipensport gewesen, genausowenig wie Billard – er war mehr der Tischfußball- und Flippertyp.

      Schließlich blieben nur noch die Anonymverfügung und die dazugehörenden Mahnungen übrig. Frasther riss der Reihe nach die Umschläge auf und zerknüllte gleich mal die Mahnungen, um sie dann im Stile eines Basketballspielers in Richtung Mülleimer zu werfen. Er schaffte zwei Drei-Punkte-Würfe, beim dritten Mal warf er jedoch zu lässig und das Papierknäuel sprang vom Rand des Mülleimers ab, um einen halben Meter weiter auf dem Boden herumzukullern. Mahnungen, das wusste er von vielen Strafzetteln, die er schon bekommen hatte, musste man nicht bezahlen, es sei denn, sie werden exekutiert.

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