Malleus Proletarum - Der Proletenhammer. Marcello Dallapiccola
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Название: Malleus Proletarum - Der Proletenhammer

Автор: Marcello Dallapiccola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844250473

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      Frasther schätzte Pinid sehr, denn sie war nicht nur die Einzige, die beim Anblick der Zustände in seiner Wohnung nicht kreidebleich das Weite suchte, sondern sie schaffte es auch immer, die Bude in einen sagenhaft sauberen Zustand zu versetzen. Manchmal kaufte sie auch für ihn ein, füllte den Kühlschrank auf und rechnete peinlich genau unter Vorlage aller Belege ab. Das war ein Tick, den er ihr nicht abstellen konnte, denn er wäre von sich aus nie auf die Idee gekommen, nachzuprüfen ob sie ihn hereinlegte oder nicht. Genaugenommen nervte ihn ihre peinlich genaue Pfennigfuchserei, nach jedem Einkauf musste er ein paar Minuten seiner wertvollen Lebenszeit dafür opfern, mit ihr zusammen verschiedene Supermarktrechnungen zu kontrollieren. Doch so oft er ihr auch schon versichert hatte, dass er ihr eh vertrauen würde und dass es ihn einen Scheiß interessierte, ob sie da ein paar Kröten für sich selbst einsteckte oder nicht, so oft hatte Pinid darauf bestanden, ihm ihre Ehrlichkeit zu beweisen. Abgesehen davon, dass es bei ihm ohnehin nichts zu klauen gab, vertraute er ihr voll und ganz. So kam es, dass Pinid der einzige Mensch war, der außer ihm selber einen Schlüssel für seine Wohnung hatte.

      Umgekehrt mochte sie ihn, weil er ihr, ohne lang zu verhandeln, einfach immer einen ordentlichen Batzen Geld für ihre bescheidenen Putzdienste abdrückte, nie über ihre Arbeit meckerte und nicht lang herumdiskutierte, ob sie nicht dieses oder jenes anders machen könne. Obwohl seine Wohnung und auch seine Wäsche schon meist in besonders ekelhaftem Zustand waren, wie sie fand.

      Frasther wiederum wusste wohl, dass er ihr viel zu viel bezahlte, doch solang die Hüttn sauber war, war ihm das schnurz. Das Einzige, was ihn ein bisschen nervte, war ihre übertriebene Aufdringlichkeit; er hatte ja nichts dagegen, dass sie ihm manchmal selbstgebackenen Kuchen oder ein Stück Curryhuhn vorbeibrachte, doch sie wollte ihn immer wieder auch zu Tee oder Kaffee einladen, um ihm dann endlos die Ohren vollzusülzen mit Geschichten, die ihm A) sauber wurscht waren und die ihn B) sowieso nichts angingen.

      Doch da er ja kein Unmensch war, biss er eben gelegentlich in den sauren Apfel und lauschte ein Stündchen oder zwei ihrem Gelaber – offenbar würde das heute wieder der Fall sein, denn solange sie hier am Saubermachen war, hörte sie garantiert nicht auf, ihm alles Mögliche zu erzählen. Und sie würde noch ein Weilchen beschäftigt sein mit dem Chaos, das er in einer Woche angerichtet hatte.

      „Soll ich ein' Tee machen fur uns? Habe gute P'isichtee…“

      „Na, du kannst dir gern einen machen, aber ich trink' um diese Uhrzeit nur Hopfentee.”

      Frasther parkte den Sechserträger neben seiner Pritsche, haute sich auf selbige drauf und griff nach einem Bier.

      „Nich' gesund, immer Bia t'inken”, tadelte sie ihn. „Mag' du nich' lieber P'isichtee mit mi' t'inken?“

      „Nee, Pfirsich ist mir jetzt zu süß – und vor allem muss ich nachdenken, da brauch' ich ein Bierchen dazu.“

      „Wo'übe' mu't du nachdenke', F'ather? Ha't du nette F'au get'offen?“, plauderte Pinid fröhlich drauflos.

      „Nein, es geht um einen Kumpel, der ein Problem hat…“

      Pinid verzog das Gesicht. „Ah, imme' P'omblem, imme' P'omblem! Ich habe auch P'omblem: Deine Wohnung ist wiede’ Sau’tall, wie imme’! Ich weiß nich', wie du das kann't, alle' in nu' eine' Woche so d'eckig mache'! Sokapok!“

      Frasther grinste; dieses lustige Wort benutzte sie oft, er vermutete, dass es in etwa „Kruzifix“ heißen könnte. Mit heiligem Ernst wühlte Pinid sich durch seinen Saustall, Bierflaschen schepperten, Wäschestücke flogen durch die Gegend, Abfall wurde vehement in Müllsäcke gestopft.

      „Ich mache imme' saube' und eine Woche späte' komm' ich und sieht aus wie bei Höhlemensch!”, sagte sie mit gespielter Entrüstung.

      Frasther räusperte sich: „Das heißt HöhleNmensch, Pinid…”

      Pinid marschierte zum Kühlschrank, neben dem sie eine zusammengefaltete Milchpackung liegen hatte; es ertönte ein spitzer Schrei: „Diese Mil' abgelaufen! Stink' ganz fu'chtelich!“, tadelte sie ihn.

      Frasther staunte nicht schlecht; dass er eine Packung Milch im Kühlschrank hatte, entzog sich seiner Kenntnis.

      „Hättest das Ding halt einfach auf den Hof rausgeworfen…“

      Pinid schüttelte energisch den Kopf. „F'ather! Schau diese D'eck an!“ Sie deutete auf zwei große schwarze Müllsäcke, die sie neben der Tür in Position gebracht hatte. „Warum ha’t du nicht Abfall gelee’t? Kübel ist übe'voll gek’ollen! Ich hab' Mullsacke gehol' und alles da 'ein getan!”, rief sie und folgte dabei mit ihren Augen der Flugbahn eines Insekts, das um den Müllberg herumkreiste.

      „Naja, ist doch alles wie immer, ich bring' dann die Säcke weg…”

      „Ja, die Säcke mu’t du t’agen, ich kann das nicht so schwer t’agen – das muss alles weg hie'.” Sie stemmte die Hände in die Hüften und fuhr mit der Gardinenpredigt fort: „Bei di' is' nur Pizzaschachtel, Bie'dose, Bie'flasche, Ve'packung von Wü'tel'tand… F’ather, du mu’t d'ingend ein F'au suche! Mann in deine Alter muss ein F'au haben, die sich um deine Haus kümme’t!” Sie grinste ihn kopfschüttelnd an.

      „Na, wenn ich eine Alte hätt’, dann könntest du dir nicht nebenher was dazuverdienen, also sei lieber froh, dass ich keine hab'!”, versuchte Frasther die Situation mit einem Schmäh zu entschärfen, doch Pinid war bereits wieder in ihrem Element und laberte drauflos, gab Frasther allerlei Tipps, wohin er zu gehen hatte, um potentiell heiratswillige Frauen zu treffen und wie er eine solche für sich gewinnen konnte. Zum x-ten Mal empfahl sie ihm alte Freundinnen aus dem Gewerbe oder deren Töchter – alles saubere Frauen, die laut Pinids Aussage nur darauf warteten, dass ein Mann wie Frasther sie heiratete, um dann seine Kinder großzuziehen, seinen Dreck wegzuräumen und seine Wäsche zu waschen.

      Bei diesem Thema streifte ihr Blick den vorsortierten Wäscheberg – vorsortiert nach Kriterien, die Frasther ein ewiges Rätsel bleiben würden – und sie begann ihm zu erklären, dass er sich ruhig mal einen Anzug leisten sollte; ein jeder Mann mache in einem Anzug ganz ordentlich was her, wenn es dann noch so ein stattlicher Kerl wäre, wie Frasther nun mal einer war, könnten sich die „Ladies“ sicher gar nicht mehr zurückhalten.

      „Ein Anzug, soweit kommt's noch!“, murrte Frasther und nahm einen Schluck von seinem Bier.

      „Einkauf'liste hab ich di' auch gesch'ieben“, wechselte Pinid das Thema und präsentierte ihm einen Zettel mit krakeligen Buchstaben drauf.

      Frasther wusste aus Erfahrung, dass es knifflig sein konnte, ihre Einkaufslisten zu entziffern. Offenbar hatte man in Thailand andere Buchstaben und wenn Pinid mit der „Falang*-Schrift“, wie sie sie nannte, nicht mehr klarkam, dann half sie sich mit exotisch aussehenden Kritzeleien aus. Er parkte den Zettel auf seinem Fernsehtischchen, das Pinid bei ihrer Putzaktion von den leeren Flaschen und dem überquellenden Aschenbecher befreit hatte.

      Da kam ihm auf einmal in den Sinn, dass das mit dem Abtransport des Mülls und dem Einkaufen wohl nix werden würde, denn sein Einsatzfahrzeug stand ihm ja gar nicht zur Verfügung. So ein Mist! Er hatte sich ja von Prag-Luis' Villa direkt nach Hause fahren lassen – und dabei ganz vergessen, dass sein Jeep noch auf dem Parkplatz von 'Charley's Kneipe' stand.

      Beim Arsche des Propheten, ärgerte er sich, morgen musste er also erst mit dem Taxi zur Kneipe raus, bevor er sich um die Näherei, von der Bertl erzählt hatte, kümmern konnte.

      „Ha't du noch Wäsche üb'ig zum Wechseln…“, setzte Pinid neugierig an, wurde jedoch СКАЧАТЬ