Malleus Proletarum - Der Proletenhammer. Marcello Dallapiccola
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Название: Malleus Proletarum - Der Proletenhammer

Автор: Marcello Dallapiccola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844250473

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СКАЧАТЬ von wegen „Sie haben im angeführten Bereich blala… die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h um 27 km/h überschritten blabla… Messtoleranz wurde zu Ihren Gunsten abgezogen.” Wie Frasther bereits vermutet hatte, handelte es sich um eine Geschwindigkeitsübertretung.

      Unten angeführt Ort und Zeit des Vergehens; da es schon fast zwei Monate zurücklag, konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern, was er um halb drei Uhr morgens in der Kronprinz-Suffinsky-Allee, die ja weitab vom Schuss war, verloren gehabt hatte. Auf jeden Fall wollte der Staat jetzt das erkleckliche Sümmchen von Zwohundertfuffzig Eiern bei ihm einkassieren, zahlbar bis vor sechs Wochen. Zwohundertfuffzig, dachte er sich, das wird auch jedes Jahr noch teurer.

      Ärgerlich ging er zum Mülleimer und nahm die zusammengeknüllten Mahnungen wieder heraus. Natürlich griff er zuerst die beiden älteren Mahnungen, die ihm nichts nutzten. Er grunzte verärgert, als er zur dritten zusammengeknüllten Mahnung greifen musste, die zusammengeknüllt mitten auf dem Fußboden lag. Er peilte nach dem Datum und dann schritt er zu seinem Wandkalender, um den aktuellen Monat zu suchen. Soso, heute war also Donnerstag, der Vierte. Laut letzter Mahnung der zweitletzte Tag, an dem er die Strafe einzahlen konnte. Mist, auch das noch! Da würde er sich wohl oder übel drum kümmern müssen, ärgerte er sich.

      Dann parkte er sich wieder auf der Pritsche, stellte den Fernseher an und griff nach seinem Bier. Er erwischte eine Nachrichtensendung. Der erste Teil war angefüllt vom üblichen Politiker-Gestreite, Einer warf dem anderen etwas vor, woraufhin der andere widerum jenes über einen ganz anderen behauptete… man sollte die ganze Saubande in einen Sack mit Steinen stecken und wie junge Katzen ersäufen, dachte Frasther säuerlich. Dann kam der internationale Teil: Die Amis und Israel drohten wieder mal den Iran, welcher sich ungerührt zeigte. Dasselbe Scheißspiel wie seit x Jahren.

      In Afrika schlachteten sich wieder mal irgendwelche Ethnien gegenseitig ab – auch nix Neues, da unten krachte es ja mehr oder weniger regelmäßig. In England war ein Arbeitsloser Amok gelaufen und hatte in einer Bank fünf Angestellte erschossen und drei schwer verletzt, bevor ihn das Sondereinsatzkommando hatte zur Strecke bringen können. Frasther steckte sich grinsend einen Tschick an; der Kerl musste die Schnauze mächtig voll gehabt haben.

      In Kolumbien war ein Streik von Minenarbeitern durch paramilitärische Einheiten blutig beendet worden und natürlich hatten sich auch im Gazastreifen und im Westjordanland wieder irgendwelche Fanatiker selbst in die Luft gejagt. Dass denen nicht irgendwann der Nachwuchs ausging, darüber wunderte Frasther sich schon seit langem. Selbstmordattentäter war ja nicht gerade ein Job, für den viele erfahrene Fachkräfte zur Verfügung gestanden wären, da brauchte man im wahrsten Sinne des Wortes dauernd frisches Blut.

      Auch die amerikanische Botschaft in Albanien war von radikalen Islamisten gestürmt worden – im Fernseher flimmerten verwackelte Bilder, von einer Infrarot-Kamera aufgezeichnet. Zur Stunde wurde mit den Geiselnehmern verhandelt, die die Freilassung einiger ihrer Terroristen-Kumpels verlangten. Frasther schüttelte grinsend den Kopf; so lange er zurückdenken konnte, wurden überall auf der Welt Botschaften besetzt, Flugzeuge entführt und Geiseln genommen. Manchmal fragte er sich, ob das schon alles echt war oder ob die Medien das ganze Brimborium nicht einfach inszenierten, um etwas zum Senden zu haben.

      Doch schon wurde auf das nächste Thema umgeschnitten: Im Mittelmeer waren drei gekenterte Boote mit Flüchtlingen aus Afrika von der Küstenwache aufgebracht worden, von vermutlich über zweihundert Leuten hatte man nur etwa zwanzig lebend aus der schweren See bergen können. Frasther schüttelte den Kopf: Warum bauten diese Trotteln nicht einfach mehr Boote, anstatt sich zu Hunderten auf solchen Nussschalen zusammenzuquetschen? Es könnte alles so einfach sein, wenn mehr Menschen ihr Hirn benutzen würden, so wie er.

      Darüber grübelnd, schlief er auf seiner Pritsche ein.

      4 – Ehe-Angelegenheiten

      Am nächsten Tag erwachte Frasther so gegen zehn, als sich Sonnenstrahlen zwischen den Gardinen hereinschlichen, die vermutlich Pinid zurückgezogen hatte. Er grunzte; normalerweise waren die Fenster immer dicht, er konnte es nämlich nicht leiden, von der Sonne geweckt zu werden – meist ging er ja erst ins Bett, wenn die dicke gelbe Tante am Himmel aufging. Die Glotze flimmerte immer noch, es lief eine Windsurf-Übertragung. Auch so ein Sport, den man eigentlich auf die paar Sekunden beschränken könnte, in denen die Typen wirklich auf mörderischen Brechern ritten. Auf das ganze Herumgepaddel davor war mehr oder weniger geschissen.

      Er streckte sich; so früh war er schon lange nicht mehr aufgewacht. Zu seiner Verwunderung stellte er fest, dass er nur fünf Bier von seinem Sechserträger gepackt hatte. Einige Minuten aalte er sich auf der Pritsche und versuchte sich zu erinnern, was ihm am Vorabend durch den Kopf gegangen war. Der Fall war eigentlich ganz einfach – er musste unter die Leute, sich ein paar Informationen beschaffen. Dann würde er schon herausfinden, was es mit den Typen auf sich hatte, die sie gestern Abend aus dem Weg geräumt hatten.

      Seufzend erhob er sich und schlurfte zur Kaffeemaschine. Sich einen Kaffee aufzusetzen war so ziemlich das Einzige, das er in der Küche konnte, und das auch nur auf seinem alten Filter-Kaffeekocher. Als das Ding endlich lief, schälte er sich aus den Klamotten und tapste in seine Nasszelle hinein. Eine Dusche konnte nicht schaden.

      Nach der rituellen Waschung streifte er erstmal mit dem Handtuch um die Hüften auf der Suche nach frischen Kleidern durch die Wohnung; Pinid hatte die blöde Angewohnheit, das Zeug in irgendwelche Kästen zu schlichten und so dauerte es eine Weile, bis er eine Garnitur zusammengesucht hatte. Während er sich langsam anzog, zappte er bei einem Kaffee durch die Nachrichtenkanäle: Wieder einmal passierte auf der Welt offensichtlich nichts anderes als Scheiße. Kriege, korrupte Politiker, notleidende Banken, Umweltkatastrophen. Zum Glück ging ihn dieser ganze Mist nichts an.

      Er hatte ganz andere Sorgen: Erstmal musste er sich ein Taxi rufen, um zu seiner Karre zu gelangen. Dann stand ein Besuch in der Näherei Stoffner auf dem Programm und am Abend musste er den Luis irgendwo erwischen. So viele Aufgaben auf einmal…

      Nach dem Kaffee trieb es ihn aber erstmal ins Scheißhaus; nachdem das erledigt war, griff er nach seinem Telefon und wählte die Nummer des Taxlers seines Vertrauens. „Streiferl? – Ich bin's, der Frasther. Bis wann kannst' bei mir sein?“

      Streiferl versprach, in spätestens zehn Minuten an Ort und Stelle zu sein. Frasther zog sich die Stiefel und seine Jeansjacke an und schlich sich still und heimlich aus dem Haus, so dass Pinid ihn nicht abfangen konnte. Er wollte sich nicht schon wieder ihren Wirbel um die Müllsäcke und das Leergut anhören, er hatte jetzt bei Gott Wichtigeres zu tun.

      Streiferl kam dahergebraust, als Frasther sich gerade einen Tschick zur Überbrückung der Wartezeit angesteckt hatte. „Wo soll's denn hingehen, Frasther?“, fragte der feiste, ewig schwitzende Taxifahrer mit der hohen Stirn und den beachtlichen Hängebacken. Streiferl hieß deshalb so, weil er schon einige 'Streiferl'* überlebt hatte; seine Körpermasse, der stressige Job und seine Ernährung, die hauptsächlich aus billigem Automatenkaffee und Fertigpizzas bestand, hatten seinem Herz schwer zugesetzt.

      „Zum 'Charley's' raus, hab' mein Baby dort stehen lassen.“

      Streiferl schnaufte schwer und brauste los. „Na, Frasther, noch alles dran an dir?“, fragte er und musterte Frasther dabei im Rückspiegel.

      „Na, logisch“, brummte Frasther und versuchte, so desinteressiert wie möglich zu klingen.

      Natürlich wusste Streiferl von seinen Kollegen von der Nachtschicht, dass Frasther an der Geschichte mit den brennenden Autowracks beteiligt war. Aber immerhin hatte er den Anstand, nur indirekt danach zu fragen.

      „War ja ganz schön was los letzte Nacht…“, setzte der Streiferl erneut an, als er von СКАЧАТЬ