19 Tage. Andy Klein
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Название: 19 Tage

Автор: Andy Klein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741811227

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СКАЧАТЬ den Kopf streichelte und sagte:

       »Schatz, jetzt musst du aber wirklich schlafen!«

      Zweimal drückte er die Schlummertaste, als der Radiowecker sich einschaltete. Als der Wecker sich ein drittes Mal einschaltete hörte er die Stimme des Radiomoderators…

       »Es wird Zeit, Leute…«

      Lucas schreckte auf. Jetzt wurde es aber wirklich Zeit. Ihm blieb nur noch eine knappe halbe Stunde, bis der Bus in Richtung Zentrum abfahren sollte. Schnell stand er auf und sprang unter die Dusche, wo er sich praktischerweise auch gleich rasierte. In der Hektik fügte er sich zwei relativ tiefe Schnittwunden mit dem Rasierer zu. In rasender Geschwindigkeit warf er sich in seine Klamotten und lief schnell die Treppe hinunter. Die Zeit lief ihm davon. In Windeseile zog er seine Lederjacke über, schnappte das Handy und die Schlüssel und rannte zur Tür heraus.

       »Mist!«, schrie er nach ein paar Metern, denn er hatte das Geld vergessen.

      Schnell rannte er zurück, griff den Umschlag vom Wohnzimmertisch und rannte wieder hinaus. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig zur Bushaltestelle und stieg in den Bus ein. Sein Weg führte ihn ganz nach hinten, denn in der letzten Reihe saß er am liebsten. „Puh, das war knapp!“, dachte er und fuhr mit seinen Händen durch seine noch nassen Haare, als der Bus sich langsam in Bewegung setzte. An der nächsten Haltestelle stoppte der Bus. Eine ältere Frau stieg zu und sie setzte sich in die Reihe vor ihm. Die Frau drehte sich auch sogleich zu Lucas um und starrte ihn mit

      einem grauenerregenden Gesichtsausdruck an.

       »Du darfst das Schicksal nicht herauszufordern, mein Freund!«

       »Entschuldigung, was haben sie gesagt?«

       »Ich sagte, sie bluten da aber ganz schön im Gesicht!«

      Die alte Frau mit ihrem faltigen Gesicht lächelte ihn an und streckte ihm ein schneeweißes Taschentuch entgegen.

      Sichtlich erschrocken und vollkommen irritiert brachte er ein leises und verschüchtertes „Danke“ heraus. Er vergrub sich ganz tief in seinen Sitz und tupfte sich mit dem Taschentuch das Gesicht ab. Die alte Frau stieg bereits am nächsten Haltepunkt aus und er schaute ihr noch nach. Vollkommen regungslos blieb sie an der Haltestelle stehen. Mit dem gleichen gruselig, versteinerten Gesichtsausdruck schaute sie ihm direkt in die Augen, als der Bus sich wieder in Bewegung setzte. Ihre Falten waren in dem Licht der Laterne zu tiefen schwarzen Furchen gewachsen, die sich von ihrem leichenblassen Gesicht abhoben. Ihre Blicke trafen sich noch eine Weile, bis sie durch den fahrenden Bus in der Dunkelheit verschwand. Jetzt saß er wieder ganz alleine dort hinten im Bus und er war hellwach.

      »Was zur Hölle war das denn für Eine?«, fragte er sich laut.

      Diese Frau hatte er vorher noch nie hier in der Gegend gesehen. Er tupfte sich weiterhin seine Schnittwunden im Gesicht ab und beschloss, dass er sich einfach verhört haben musste. Aber die Frau war schon sehr gruselig - irgendwie.

      Ja und dieses schwarze Kleid das sie trug sah aus, als stammte es aus der Jahrhundertwende.

      Die restliche Busfahrt verging dann doch recht schnell und schon war er am Krankenhaus angelangt.

       »Hi Steve.«

      Lucas begrüßte den Mann am Empfang.

       »Hi Lucas, alles klar soweit?«

      Lucas ging an ihm vorbei, mit dem Daumen nach oben und stieg in den alten Fahrstuhl, der noch aus den 70er Jahren stammte und ganz schön rappelte während der Fahrt.

      Als er auf seiner Station angekommen war, ging er in den Aufenthaltsraum und zog sich um.

       »Lucas, geht’s dir gut?«, fragte Laura, eine seiner Kolleginnen. Er wusste, dass alle sehr besorgt waren, denn er war bei seinen Kollegen und Vorgesetzten ein sehr beliebter Mensch. Aber trotzdem waren ihm die mitleidigen Blicke sehr unangenehm.

       »Danke, mir geht es gut!«

      Laura bemerkte direkt, dass er etwas genervt wirkte und ging nicht näher auf seinen Verlust ein.

       »Du glaubst nicht, wer schon wieder unsere Station beehrt!«

       »Miss Keane, stimmt´s?«

       »Ah, du hast Jenny schon getroffen?«

      Lucas, der in diesem Moment nicht mehr so überrascht war, antwortete auf die Frage nicht.

       »Hüfte gebrochen, richtig?«

       »Ja stimmt. Sie hat schon nach dir gefragt. Sie liegt in Zimmer 308.«

      Lucas lächelte Laura an, die ihn ein wenig irritiert anschaute und ging in Richtung Zimmer 308. Langsam öffnete er die Tür.

       »Miss Keane, was haben sie denn schon wieder angestellt?«

      Miss Keane war eine 78 Jahre alte Dame. Sie war laut eigener Aussage nie verheiratet und litt unter stark ausgeprägter Osteoporose. Sie hatte schneeweißes volles Haar und strahlend blaue Augen. Sie war regelmäßig “Gast“ in der Klinik. Gebrochener Arm, gebrochenes Bein, angebrochene Wirbel und noch vieles mehr.

       »Na, bald haben sie ja alle Knochen im Körper durch, guten Morgen Miss Keane.«

      Er ging auf sie zu und schüttelte ihr Kissen auf.

       »Oh Lucas, wie schön, dass sie wieder da sind, mein Junge.« Erst lächelte er und wurde aber gleich wieder ernst. Er setzte sich auf den Rand des Bettes und schaute sie böse an.

       »Sie hatten mir doch nach dem letzten Beinbruch fest versprochen noch besser auf sich aufzupassen.«

       »Hab ich ja auch versucht, mein Junge, aber dann hatte ich Sehnsucht nach ihnen.«, sagte Miss Keane und tätschelte liebevoll seine Hand. Lucas grinste verlegen, während Miss Keane ihn mit einem verschmitzten Lächeln anschaute.

       »Na sie sind mir ja vielleicht Eine.«

      Er mochte diese alte Dame sehr. Sie erinnerte ihn in diesem Moment wirklich an seine Großmutter, denn sie hatte auch so eine gütige und liebevolle Ausstrahlung.

       »Ich habe das von ihrer Großmutter gehört, Lucas. Es tut mir wirklich sehr leid.«

      Miss Keane nahm seine Hand und schaute ihm tief in die Augen.

       »Der Tod gehört zum Leben dazu, mein Junge und jeder Abschied bedeutet auch ein Wiedersehen. Trauer ist nur

      die Geduldsprobe der Lebenden.«

      Er nickte, denn er wusste aus früheren Gesprächen mit ihr, dass sie keine Angehörigen hatte. Einzelkind einer Einzel-Kind-Ehe, sagte sie immer dazu. Schon mehrfach in der Vergangenheit, sprach sie voller Freude davon, ihre Eltern und ihre ganzen verstorbenen Tiere im Jenseits wieder zu treffen. Bei jedem ihrer Aufenthalte im Krankenhaus sprach sie von einem besseren Leben nach dem Tod.

       »Ich werde ihre Großmutter von ihnen grüßen, wenn meine Zeit gekommen ist.«, sagte sie.

      Lucas tätschelte ihre Hand.

       »So, jetzt gibt es gleich erstmal ein leckeres Frühstück...«, wechselte er schnell das СКАЧАТЬ