19 Tage. Andy Klein
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Название: 19 Tage

Автор: Andy Klein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741811227

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СКАЧАТЬ Erschrocken blickte er sich um. Am Ende des Sofas entdeckte er den Umriss einer Gestalt. Der Nebel machte es ihm aber unmöglich zu erkennen wer oder was dort stand. Blitzschnell schreckte er hoch, doch der Nebel war verschwunden und mit ihm auch die diese schemenhafte Gestalt. Er hatte geträumt, oder nicht? Er stand auf und ging in die Küche, ließ den Wasserhahn laufen und schüttete sich mit beiden Händen Wasser ins Gesicht. Als er das Gesicht mit dem Geschirrtuch trocknete, mit dem Sarah zuvor noch abgetrocknet hatte, fiel sein Blick auf die große alte hölzerne Küchenuhr. Es war erst 17.20 Uhr. Er hatte das Gefühl, als hätte er ein paar Stunden geschlafen, aber es konnten höchstens fünf bis zehn Minuten gewesen sein, wenn überhaupt. Lucas wurde in seinen Gedanken unterbrochen, denn sein Handy klingelte. Er ging in die Diele und zog das Handy aus seiner Jackentasche.

       »Ja, hallo?«

       »Shawn hier. Kannst du morgen die Frühschicht für mich übernehmen, ich hab was Dringendes zu erledigen?«

       »Hm Okay.«, antwortete er etwas widerwillig.

       »Wie geht’s dir denn, Alter? Ist bei dir alles in Ordnung? Ich wollte mich ja melden, hab es aber gelassen. Ich dachte mir, du möchtest vielleicht lieber deine Ruhe haben.«

       »Ist schon okay Shawn, mir geht’s gut.«

       »Ok, wir sehen uns.«

       »Gut, bis dann.«

      Lucas klappte das Handy zu und legte es auf den Küchentisch. Shawn Jones war vor etwa einem Jahr von Boston hierher gezogen und Lucas hatte sich mit ihm angefreundet. Viele Freunde hatte er ja nicht. Shawn war ein verrückter Typ, deshalb fragte Lucas auch erst gar nicht, warum er für ihn einspringen sollte. Er würde es ihm dann schon erzählen. Sicher steckte wieder eine Frau dahinter. Aber jetzt musste er morgen schon um 6 Uhr morgens in der Klinik sein. Irgendwie passte ihm das gar nicht, aber Shawn war ja schließlich sein Kumpel. Er ging zurück in die Diele und nahm eine neue Schachtel Zigaretten aus seiner Jackentasche. Anschließend nahm er auch noch ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich an den Küchentisch. Morgen würde er sich mit Nanas Geld ein Auto kaufen. Seine Nana war die Beste, dachte er und schlussfolgernd konnte auch das Tagebuch nichts Schlechtes sein. Er versuchte mal wieder seine Gedanken um das Tagebuch zu verdrängen. Außerdem verspürte er auch wieder ein leichtes

      Hungergefühl und ging an den Kühlschrank. Er nahm die Dose mit dem Krautsalat heraus und ging zurück ins Wohnzimmer, wo er sich wieder auf dem Sofa niederließ. Dann schaltete er den Fernseher ein und aß den letzten Rest direkt aus der Dose, während er zwischen jedem Happen mit der Fernbedienung umschaltete. Eigentlich war er sehr froh, dass er wieder arbeiten gehen konnte, da war es doch auch eigentlich egal, ob Früh oder Spät. Sein Leben wurde in den letzten Tagen vollkommen auf den Kopf gestellt und es wurde wieder Zeit einen geregelten Tag zu haben. Vielleicht hatte ihm das auch die mysteriöse Gestalt im Nebel aus seinem Traum zu sagen versucht. Es wurde Zeit, sich wieder den alltäglichen Dingen des Lebens zu stellen. Denn bei aller Trauer, sein Leben ging weiter. Die Zeit verging, während er ständig umschaltete, hier und da verharrte und sich zwischendurch mit Bier und Kartoffel-Chips versorgte.

       »Oh, Men in Black!«

      Jetzt hatte er endlich genau die Art von Unterhaltung gefunden, die er brauchte. Der Film fing gerade erst an und so ließ er sich von ihm berieseln. Aber dennoch schaute er immer wieder auf den Tisch, denn auch wenn er es versuchte zu verdrängen, das Tagebuch zog ihn doch immer wieder in seinen Bann.

      TAG 3

      Als der Film zu Ende war, dachte er daran heute noch mal zu versuchen in seinem alten Zimmer zu schlafen, schließlich konnte er ja nicht ständig auf dem Sofa schlafen. So mit 32 Jahren konnte der Rücken auch schon mal ein bisschen schmerzen, wenn man auf einen viel zu kleinem Sofa schläft. Seine Gedanken schweiften ab. So dachte er an seinen alten Medizinprofessor von der Uni, der so treffend bemerkte:

      „Der Mensch ist nur für dreißig Jahre konzipiert, denn ab dreißig setzt der körperliche und geistige Verfall ein.“

      Ne, das war vielleicht ein schrulliger Typ. Dann fiel ihm ein, dass er ja… und wieder einmal stockten seine Gedanken. Genauso stand es im Tagebuch. Er setzte sich auf, legte die Tüte Chips beiseite und nahm das Tagebuch in seine Hand. Als er es aufschlug, bemerkte er sofort, dass wieder ein neuer Eintrag da war.

      Liebes Tagebuch!

      Heute habe ich ein super Schnäppchen gemacht. Einen Dodge Ram Pickup in schwarz für nur 2500 Dollar. Gut für

      mich, jetzt habe ich noch eine kleine Geldreserve. Sarah gefällt der Wagen auch, sie hat gleich eine Runde mit ihm gedreht. Es tat gut heute zu arbeiten, auch wenn ich so was von hundemüde war. Miss Keane ist mal wieder auf meiner Station. Hüfte gebrochen. Die alte Dame ist

      klasse. Sie erinnert mich ganz schön an Nana!

      Moonville, 19. März 2007

      Jetzt musste er wieder mal kräftig durchatmen. Er sah sich den Eintrag von gestern noch einmal an. Da er von sich

      überzeugt war nicht geisteskrank zu sein, wurde ihm bewusst, dass es nicht den geringsten Zweifel daran gab, dass

      ihm seine Großmutter etwas ganz Besonderes hinterlassen hatte. Was ihn allerdings wieder nachdenklich stimmte, war die Tatsache, dass sie es in ihrem Abschiedsbrief aber mit keinem Wort erwähnte. Er klappte das Buch zu und lehnte sich zurück.

      In seinen Gedanken reiste er zurück in die Vergangenheit…

      Lucas war 6 Jahre alt und gerade mal wieder vor dem “Dicken Dan“ aus der Nachbarschaft geflüchtet. Es war schon sehr spät und die Sonne war schon lange untergegangen. Wieder mal hatte er, wie so oft, die Zeit um sich herum vergessen. Seine Großmutter saß auf der kleinen beleuchteten Veranda in ihrem fröhlichen geblümten Sommerkleid und war damit beschäftigt einen dicken Pullover für ihn zu stricken. Wie ein Wirbelwind lief Lucas auf sie zu und versteckte sich hinter ihr, während der dicke Dan Unschuld heuchelnd und ganz langsam am Haus vorbei schlich.

       »Lucas-Schatz, du kannst dich doch nicht immer verstecken.«

       »Ja aber der ist so groß und dick, Nana und… und viel, viel stärker als ich. Der wird mich bestimmt zerquetschen!«, antwortete er hastig.

       »Ja, ich verstehe schon. Komm mal her zu mir…«, sagte sie, legte ihr Strickzeug zur Seite und hob Lucas auf ihren Schoß.

       »…Weißt du mein Engel, manche Dinge regeln sich im Leben von ganz alleine. Du brauchst nur ein klein wenig Geduld. Ich bin mir ganz sicher, dass er dafür schon noch seine gerechte Strafe bekommt.«

       »Wirklich Nana? Das muss aber unbedingt noch heute sein, der verkloppt mich nämlich morgen wieder!«

       »Nein mein Schatz, heute nicht mehr, aber morgen, vielleicht.«

      Sie nahm ihn feste in ihre Arme. Ja, jetzt erinnerte sich Lucas wieder. Am nächsten Tag wurde Dan von einem schweren Lastwagen überfahren und war auf der Stelle tot. Sie musste es gewusst haben, aber wenn sie es gewusst hatte, dann hätte sie den Unfall doch auch verhindern können. Andererseits vielleicht war es nun mal sein Schicksal auf dem Weg zum Schokoladen-Laden überfahren zu werden. Aber Lucas war nun trotzdem der Überzeugung, dass sie das Tagebuch benutzte. Er nahm das Tagebuch, löschte im Wohnzimmer das Licht und ging hinauf in sein Zimmer. Behutsam wie einen Schatz, legte er es auf das Nachtschränkchen, zog sich aus und legte sich ins Bett. Er stellte den Radiowecker auf 4.32 Uhr. Mit den Gedanken an seine Nana schloss er СКАЧАТЬ