Название: 19 Tage
Автор: Andy Klein
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783741811227
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TAG 2
Als der Durst und das dringende Verlangen sich seines Blaseninhaltes zu entleeren ihn am nächsten Morgen weckten, war die Sonne noch nicht aufgegangen. Nach seinem Besuch im Bad ging er in die Küche, öffnete den Kühlschrank und griff nach der Flasche Milch, die er kurz ansah, dann jedoch gleich wieder in den Kühlschrank zurückstellte. Stattdessen trank er lieber Leitungswasser direkt aus dem Hahn. Nachdem der erste Durst gestillt war, ging er zurück ins Wohnzimmer. Er ließ sich auf das Sofa fallen, nahm seine Zigaretten und zündete Eine an. Nachdenklich starrte er auf das Tagebuch, wollte es jedoch in dem Moment nicht in die Hand nehmen. Stattdessen griff er nach dem Umschlag mit dem Geld. Er zählte es und es war vielmehr darin, als er auf dem ersten Blick vermutete. 4700 Dollar hielt er in seinen Händen. Er legte das Geld beiseite und las noch einmal den Abschiedsbrief seiner Großmutter. Seine Augen füllten sich wieder mit Tränen. Er lehnte sich zurück und atmete den letzten Zug aus seiner Zigarette tief ein. An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. Er schloss aber die Augen und ließ die Bilder der letzten Tage abermals an sich vorbei ziehen. Als er die Augen wieder öffnete, beäugelte er skeptisch das Tagebuch.
»Was passiert hier?«
Er nahm es in die Hände und las die beiden Einträge noch einmal. Wie war das bloß möglich? Misstrauisch schaute er sich die Widmung an. M.L. 1849. Die Initialen konnte er mit keinem der klassischen Dichter, den er kannte in Verbindung bringen und so sehr er sich auch anstrengte, er konnte sich auch nicht daran erinnern das Tagebuch jemals in den Händen seiner Großmutter gesehen zu haben. Aber es musste ihr gehören, denn dass sie es ihm zusammen mit dem Brief hinterließ, stand für ihn außer Frage. Wie konnte es sein, dass seine Erlebnisse in dem Tagebuch standen, bevor sie überhaupt passierten? Lucas beschloss sich nun erst einmal unter die Dusche zu stellen, bevor er weiter versuchen würde, etwas aus seiner Sicht Unerklärliches zu erklären. Außerdem fühlte er sich doch ganz schön verkatert. Er blieb fast eine halbe Stunde in der Dusche und als er sie verließ, sah er, dass die Sonne gerade aufging. Langsam ging er hinunter in die Küche und räumte den Esstisch auf, während der Kaffee, der durch die Maschine lief, einen wunderbaren Duft verbreitete. Er hatte das erste Mal seit ein paar Tagen wirklich richtigen Hunger und schmierte sich ein dickes Käse-Schinken Sandwich. Er schaltete das kleine alte Radio ein und hörte den Oldie Sender, den seine Großmutter leidenschaftlich gerne hörte. Er erinnerte sich daran, wie sie immer mit Elvis im Duett sang. Er versuchte das Thema Tagebuch zu verdrängen, denn er kam mit seinen Gedanken sowieso keinen Schritt weiter. Sarah würde ihm schon dabei helfen eine plausible Erklärung dafür zu finden. Mit diesen Gedanken und Elvis mit Return to Sender im Hintergrund, aß er sein Sandwich und trank seinen Kaffee. Anschließend zog er sich an und begann damit im Wohnzimmer und in der Küche aufzuräumen.
Er merkte erst wie schnell die Zeit verflogen war, als Sarah vor der Tür stand und klingelte.
»Hey Sis, komm rein!«
»Hier, ich wusste nicht, ob du was im Kühlschrank hast. Ich hab aus Tante Bettys Kühltruhe ein paar T-Bone Steaks mitgehen lassen.«
Sarah kam herein, ging in die Küche und legte einen Gefrierbeutel mit 5 riesigen Steaks auf die Spüle.
»Ich hoffe Du hast Hunger und irgendwas an Beilagen im Kühlschrank!«
Lucas grinste, während Sarah den Kühlschrank öffnete und den Inhalt genauestens inspizierte. Sie nahm eine Plastikdose mit fertigem Krautsalat heraus.
»Hast du Kartoffeln?«
»Nicht wirklich.«, antwortete er.
»Ich lauf mal eben zu Mimi rüber und organisier uns welche.«, sagte sie und so schnell wie sie verschwand war sie auch schon wieder da.
»Wusstest du eigentlich, dass du gegenüber einen Supermarkt hast?«, fragte sie grinsend, während sie die Tüte mit den Kartoffeln in die Spüle stellte.
»Hm?«
»Mimi hat für ihren Hank das alte Zimmer von Steven zum Supermarkt umfunktioniert!«
Steven war Hank und Mimis Sohn, der mit einer wunderschönen Mexikanerin verheiratet war und mit ihr auch in Mexiko lebte.
»Na, das passt ja.«
Lucas musste auch grinsen, denn er hatte das Bild von Hank in seinem Kopf. Dieser wog so schätzungsweise mindestens 280 Pfund und war dabei von nur recht durchschnittlicher Größe.
»So, was möchtest Du? Kartoffelpüree oder Bratkartoffeln?«, fragte Sarah.
Er entschied sich für die Bratkartoffeln und Sarah machte sich an die Arbeit. Währenddessen erzählten sie sich alte Geschichten. Zum Beispiel, wie Lucas als Kind von der großen Eiche fiel und sich einen Arm brach, oder als Sarah in Rogers Garten beim Gemüse klauen erwischt worden war.
»So ein Mist!«
Sarah bemerkte, dass Ihre Steaks nicht nur anzubrennen drohten.
»Komm, lass mich das machen, Steaks sind Männersache!« Lucas, nahm ihr die Gabel aus der Hand und drehte die Steaks um. Die Steaks sahen auf einer Seite schon ziemlich schwarz aus, aber er sagte nichts und schaltete den Herd
ein paar Stufen herunter. Plötzlich klingelte es an der Tür.
»Ich geh schon.«
Sarah lief schnell zur Tür.
Kurze Zeit später kam sie in Begleitung zurück.
»Lucas, wir haben noch einen Gast mehr zum Essen.«
Sarah schob seinen neuen Nachbarn zur Küche herein.
»Eigentlich wollte ich mich nur auf eine Tasse Kaffee bei ihnen einladen.«
Lucas verzog das Gesicht, denn er wäre lieber mit Sarah alleine gewesen. Er drehte sich aber sogleich um und begrüßte ihn freundlich.
»Mr. Gab«, sagte er, während er ihm die Hand mit einem gequälten Lächeln im Gesicht reichte.
»Meine Freunde nennen mich Vic und da wir ja jetzt Nachbarn sind…«
»Okay - Vic, setz dich doch!«, sagte Sarah forsch und wies ihm einen Stuhl zu.
Sie bemerkte, dass Lucas nicht gerade von seinem Besuch begeistert war, aber jetzt konnte sie ihn ja auch schlecht wieder ausladen. Außerdem war ja mehr als genug zu essen da. Sarah deckte den Tisch und als Lucas die Steaks auf den Tellern verteilte, legte er Vic unauffällig das verbrannteste Stück Fleisch von allen auf den Teller.
»Hm, das sieht aber lecker aus.«
Vic schnitt sich ein dickes Stück ab, um es zu probieren.
»Tut mir leid, mir ist nicht gerade der Kochlöffel in den Schoß gefallen, aber ich gebe mein Bestes.«, bemerkte Sarah und Vics Blick fiel auf Lucas.
»Nein, nein, die Steaks habe ich versaut.«, sagte Sarah.
»Nicht versaut, nur knusprig eben, wie ich es mag.«, sagte Lucas, während er sich auch eines der Steaks auf den СКАЧАТЬ