Die Toten am Kleistgrab. Harro Pischon
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Название: Die Toten am Kleistgrab

Автор: Harro Pischon

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783737502290

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СКАЧАТЬ Wir saßen alle in der Kantine, das Team, Presseleute, ein paar VIPs und auch Dehmel vom KGB. Von der Kleist-Gesellschaft-Berlin“, ergänzte Preuß schmunzelnd, als er das verblüffte Gesicht Menzels sah.

      „Dehmel war ja Spezialist für die Dramen Kleists. So ließ er sich die Premiere des „Käthchens“ natürlich nicht entgehen. Ja, und dann sah ich ihn neben Katharina sitzen und angeregt mit ihr plaudern.“

      „Das war alles?“

      „Nicht ganz. Später verlagerte sich die Feier auch nach draußen. Und da saßen sie dann plötzlich alleine und dicht beieinander.“

      „Wie ging das weiter?“

      „Das kann ich Ihnen nicht sagen, ich weiß nur von der Premierenfeier.“

      „Was wissen Sie über das Privatleben von Frau Czerny?“

      „Herr Kommissar, ich bin Intendant und kein Beichtvater. Was meine Schauspieler privat machen, interessiert mich nicht. Sie sollen spielen und ein gutes Team bilden. Katharina war keine Diva. Sie war beliebt, selbstbewusst und konnte Menschen für sich einnehmen.“

      „Also keine Feinde oder Rivalinnen?“

      „Nein, wir hatten keine Kampfbesetzungen in der letzten Zeit.“

      Menzel spürte, dass Preuß ihm nicht mehr sagen konnte oder wollte. Aber er gab noch nicht auf.

      „Gibt es denn jemand, der sie näher kannte oder häufig mit ihr gespielt hat, sodass er vielleicht mehr weiß?“

      Der Intendant breitete theatralisch die Arme aus.

      „Aus der letzten Zeit fällt mir als Erster natürlich der Graf ein.“

      „Graf Wetter vom Strahl – wer hat den noch einmal gespielt?“

      „Ein Connaisseur, sieh an! Das ist Heiko Harmsen. Moment, der müsste im Augenblick beim Proben sein.“

      Er ging zur Tür: „Dörte, kannst du mal anrufen, ob Heiko eben hochkommen kann? - Wollen Sie solange etwas trinken, Herr Kommissar?“

      „Ja gerne, einen Kaffee.“

      „Und mach doch dem netten Kommissar einen Kaffee, Dörte, aber nicht zu heiß!“

      Kuez darauf kam die Sekretärin mit dem Kaffee und kündigte den Schauspieler an, der gerade Pause hatte. Sie schüttelte ihre rote Mähne und lächelte Menzel zu. Der dachte schon an später, wie er sie um eine Verabredung bitten könnte.

      Ein feingliedriger, großgewachsener Mann betrat das Zimmer. Er hatte lange, blonde Haare, die ihm in die Stirn fielen und von der Probe noch schweißnass waren. Zwei energische Falten von den Mundwinkeln zur Nase prägten sein Gesicht. Seine klaren Augen blickten fragend.

      „Heiko, der Kommissar untersucht den Tod von Katharina und wollte dich etwas fragen. Setz dich doch.“

      „Bitte, was kann ich für Sie tun?“

      „Herr Harmsen, Herr Preuß hat mir von der Premierenfeier berichtet, dass sich dort Frau Czerny und Herr Dehmel kennengelernt hätten.“

      „Ob sie sich dort kennengelernt haben, weiß ich nicht. Aber sie sprachen sehr intensiv miteinander an diesem Abend.“

      „Was heißt sehr intensiv? Haben sie diskutiert, geplaudert, geflirtet oder gar mehr?“

      „Ich habe ja nicht zugehört, aber das war schon mehr als plaudern, dazu waren sie zu dicht aneinander.“

      „Haben Sie die beiden auch später noch einmal zusammen gesehen?“

      „Doch, ja, manchmal nach Vorstellungen saßen die beiden in der Kantine oder im Garten.“

      Menzel versuchte einen Überraschungsangriff, da das Gespräch auch mit dem Schauspieler recht vage blieb.

      „Herr Harmsen, waren Sie eifersüchtig auf Herrn Dehmel?“

      Harmsen schaute Menzel verdutzt an. Wollte er Zeit gewinnen? Dann prustete er laut los.

      „Ich? Eifersüchtig? Wegen Dehmel? Nein!“

      „Warum ist das so abwegig? Frau Czerny war ja nun durchaus nicht unansehnlich und wie mir Herr Preuß gesagt hat, auch kooperativ und beliebt.“

      Der Intendant schaltete sich ein, da sich Menzel zu blamieren drohte.

      „Herr Kommissar, schalten Sie mal Ihre Menschenkenntnis ein. Es gibt ja Gründe, dass eine attraktive Frau nicht zur Eifersucht Anlass gibt.“

      Menzel machte ein ratloses Gesicht.

      „Nun, Herr Kommissar, Sie wissen sicher, dass es Menschen mit unterschiedlicher geschlechtlicher Orientierung gibt.“

      Menzel lief rot an und machte sich zum Rückzug bereit.

      „Entschuldigen Sie bitte und vielen Dank für die Auskünfte.“ Er wandte sich zum Gehen und verließ schnell das Theater, ohne sich noch um die rothaarige Sekretärin zu kümmern. Aber das Eifersuchtsmotiv war keineswegs aus dem Rennen, wenn auch der Spielpartner von der Czerny erst einmal ausschied. Und was hieß schon ausschied. Wer weiß, was ihm diese Schauspieler vorgeflunkert hatten. Harmsen homosexuell? Ob das auch stimmte?

      7 Dienstag

      Beate genoss den Vormittag zu Hause. Benni war in der Schule. Die Kollegen im Amt hatten Bereitschaft. Um 11 Uhr sollte sie in der Kleistgesellschaft sein, um mehr über Richard Dehmel zu erfahren. Versonnen blickte sie über die Vorgärten in der Eythstraße. Gerne hätte sie wieder in einem eigenen Garten gepflanzt und gegraben. Aber das eigene Haus und der Garten waren Vergangenheit. Seit sechs Jahren wohnte sie mit Benni in der Mietwohnung, nachdem sie seinen Vater verlassen hatte. Dessen ständige Beziehungen zu jüngeren Frauen, die er geheim zu halten versuchte, wollte sie irgendwann nicht mehr erdulden. Seitdem fürchtete sie das Verlassenwerden und ließ sich nicht auf eine Beziehung ein. Selten landete ein Mann in ihrem Bett, den sie aber auf Abstand zu halten wusste oder gleich wieder ausbootete.

      Sie lief zum S-Bahnhof Priesterweg, vorbei an der ausgedehnten Schrebergartenkolonie. So viel Zeit, um ein Koloniegärtchen zu bewirtschaften, würde sie nie haben. Um in die Georgenstraße zu kommen, war die S-Bahn bequemer als das Auto. Sie konnte mit zwei Linien direkt zur Friedrichstraße fahren. Die S2 kam, nach einer Weile tauchte sie in den Tunnel und hielt wenig später in der Friedrichstraße. Wer von den Fahrgästen hatte noch Erinnerungen an den ehemaligen Kontrollpunkt? Längst hatten die Imbissläden den Bahnhof erobert und der frühere Tränenpalast bildete sich langsam zum Museum zurück. Beate fröstelte immer ein wenig, wenn sie durch den Bahnhof ging, als ob sie der Wirklichkeit nicht traute und jeden Augenblick ein graugrün Uniformierter hinter einer Säule hervorkommen könnte.

      Beate lief an der S-Bahn entlang in Richtung Kupfergraben, bis sie das Gebäude erreichte, in dem die Kleistgesellschaft untergebracht war. Das Anton-Tschechow-Theater war nur einen Steinwurf entfernt.

      Am Empfang zeigte sie ihren Dienstausweis. Die fünfzigjährige, stark geschminkte Sekretärin seufzte: „Schrecklich, die Geschichte mit Herrn Dehmel. Ja, Herr von Bramstedt СКАЧАТЬ