Die Faehlings - eine Lübecker Familie. Eckhard Lange
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Название: Die Faehlings - eine Lübecker Familie

Автор: Eckhard Lange

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738082043

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СКАЧАТЬ für den Schiffbau und betreiben lieber mehrere zugleich, denn dann wird auch der Schaden geteilt, wenn Schiff und Waren verloren gehen. Wenn du also von deinem Vater Geld bekommen hast, könntest du dich an einem der Schiffe beteiligen und deine eigenen Waren mitführen. Doch ich würde dir raten, warte damit und lerne erst einmal, was es zu wissen gilt für einen guten Kaufmann.“

      Alf hatte gespannt zugehört. Manches war ihm längst bekannt, anderes hörte er jetzt erst, und es erklärte vieles, worüber er nachgedacht hatte. Hinrichs Rat schien ihm gut zu sein, und so fragte er: „Würdet Ihr mich denn zu euch nehmen als Kaufmannsgehilfen?“ „Genau das wollte ich dir anbieten. Seit ich nicht selbst mehr auf ein Schiff kann, ohne große Schmerzen dabei zu bekommen, muß ich meine Waren anderen anvertrauen, meinen Söhnen zumeist, doch auch fremden Händlern. Ich vertraue ihnen, ja, aber ich kann nicht mehr selber das Mitgebrachte gegen das Gewünschte tauschen, und gerade darin besteht die Kunst des Kaufmanns: Zu wissen, was etwas wert ist, und was es einbringen könnte, wenn es dann in Bardowieck oder Lüneburg oder gar im fernen Soest angeboten wird. Wieviel Ellen flandrisches Tuch gibst du dem Gotländer, wenn er dir fünf russische Zobel anbietet, und wie viel Faß Wein kannst du verlangen, wenn du im Reich die fünf Zobel auf den Markt bringst? Wieviel Abgaben musst du zahlen, wenn die Fürsten Zoll erheben unterwegs, wie viel Lohn schuldest du den Ruderknechten und Fuhrleuten? Das alles gilt es vorher zu bedenken, und nur wer das Spiel beherrscht, wird dabei reich.“

      Hinrich griff sich plötzlich an die Schulter und verzog das Gesicht. „Dieser Obotrit hatte einen starken Schlag,“ sagte er bitter. „Nichts ist mehr wie früher, und die Wunde ist nach den vielen Monden plötzlich erneut aufgebrochen und eitert. Es gibt Nächte, da kann ich keinen Schlaf finden, weil mich der Schmerz plagt.“ Da kam Alf ein Gedanke: „Meine Duscha – ich meine, mein Eheweib Margareta kennt allerlei Kräuter, ihre Mutter hat schon manchen dort im Kietz geheilt. Wenn es Euch recht ist, würde ich sie bitten, einmal nach Eurer Wunde zu sehen.“ „Da ist doch keine Zauberei im Spiel?“ fragte Hinrich. Es sollte ironisch klingen, aber Alf hörte doch eine geheime Angst heraus, die viele vor dem Wissen der Heiden empfanden. „Margareta ist eine gute Christin, niemals würde sie Hexerei betreiben. Es sind die natürlichen Kräfte der Pflanzen, die sie zu nutzen weiß.“ Da stimmte Hinrich zu.

      „Was jetzt dich angeht,“ nahm er das Gespräch wieder auf, so mache ich dir folgenden Vorschlag: Du begleitest meinen Ältesten, den Jannes, auf seiner nächsten Reise, du sperrst Augen und Ohren auf, soweit es nur geht, und ich vertraue dir einige Waren an, die du für mich eintauschen wirst. Doch frage stets erst Jannes um seinen Rat, ehe du einschlägst. Das ist kein Misstrauen, aber du sollst ja lernen, das anvertraute Gut zu mehren. Und noch etwas: Deine erste Reise wird dich nicht nach Gotland führen. Bevor du das Schiff besteigst, wirst du in einer Hanse mitreiten, die Waren nach Bardowieck bringt. Diesen Weg bis du ja schon einmal gezogen. Wenn du willst, dann kannst du eine halbe Last Waren auf eigene Rechnung mitführen und tauschen, damit du dir Wegzehrung und Fuhrlohn verdienst. Und vertraue auf Jannes und seine Erfahrung, sie wird dir nützen.“ Hinrich hielt dem jungen Mann die Rechte hin: „Stimmst du zu, dann schlag ein!“ Und Alf ergriff freudig die Hand des Kaufmanns.

      Am folgenden Tag kam er zu Hinrich von Soest zurück, begleitet von Duscha, die einen Korb mit allerlei Kräutern trug. Willig zeigte der Händler ihr die offene Wunde. Duscha betrachtete den verletzten Arm sorgfältig, dann bat sie um Wasser und einen sauberen Topf, um einige Kräuter auszukochen und den Sud mit Haferschleim zu einem Brei zu verdicken, den sie vorsichtig auf die Wunde strich. Danach band sie einen Streifen frisches Leinen um die Schulter und gab den restlichen Brei dem Kaufmann: „Laßt Euch die nächsten Tage jeden Morgen etwas Brei auftragen, aber achtet darauf, dass jedes Mal neues und sauberes Leintuch verwendet wird,“ sagt sie. „Wenn es Euch recht ist, werde ich am vierten Tage noch einmal kommen, dann sehen wir, ob die Kräuter Euch geholfen haben.“ Hinrich wollte ihr danken, doch sie wehrte ab: „Ihr habt Alf einen großen Wunsch erfüllt, da ist es nur recht, dass ich Euch danke mit meiner Kunst. Und ich hoffe sehr, dass sie wirksam ist.“

      Es war der vierte Tag danach. Duscha hatte ihren Vater gebeten, ihr den Einbaum auszuleihen, um damit zum Hafen zu fahren. „Willst du mitkommen? Dann kannst du gleich einmal erfahren, wie es ist, wenn ringsum nichts ist als Wasser. Das sollte jeder ausprobieren, bevor er auf große Fahrt geht.“ Alf ließ sich nicht schrecken und sprang mutig ins Boot, allzu mutig, denn fast wäre er kopfüber im Wasser gelandet, weil der Einbaum auskragte. Nur Duschas Geschicklichkeit war es zu verdanken, dass das Boot nicht kenterte und auch Alf an Bord blieb. Sie lachte ihn an: „Nicht die Draufgänger, sondern die Vorsichtigen kommen am besten ans Ziel. Merk dir das für später!“

      Als sie vom Hafen her Hinrichs Haus erreicht hatten, kam der Kaufmann ihnen schon an der Tür entgegen: „Deine Frau ist doch eine Zauberin,“ sagte er lächelnd zu Alf. „Aber wer den Namen der heiligen Margareta trägt, der wird wohl auch für offene Wunden zuständig sein wie sie.“ Er zeigte Duscha die Verletzung, sie hatte sich tatsächlich geschlossen. Die junge Frau betrachtete die Wunde genau. „Wir machen Fortschritte,“ sagte sie nüchtern, „doch bis zur Heilung wird es noch dauern. Ihr müßt weiterhin sehr vorsichtig sein und den Arm möglichst wenig bewegen. Ich habe die Salbe schon vorbereitet, nehmt dieses Töpfchen. Ihr solltet sie mindestens noch eine Woche auftragen, doch vergesst nicht: Immer nur ein frisches Leinentuch benutzen!“

      Hinrich nickte: „Ich werde gehorsam sein.“ Dann lud er die beiden zu einem Umtrunk, er hatte einen Krug mit Rheinwein bereitgestellt. Noch nie hatte Duscha davon gekostet, und sie trank vorsichtig und in kleinen Schlucken. Sie wusste wohl, dass man berauscht werden kann von Wein, vor allem, wenn man ihn nicht gewöhnt ist. Doch Hinrich hatte noch ein Anliegen: „Ich habe gestern Dietmar getroffen. Er ist in großer Sorge, denn seine kleine Tochter leidet an hohem Fieber. Magdalene hat den Priester Ethelo geholt, weil sie gehört hat, dass die Mönche in den Klöstern sich auf Heilkunst verstehen. Aber er wußte nur Gebete gegen die Krankheit.“

      Duscha blickte ihn an, sie ahnte, was er wollte: „Die Frau des Schmieds wird mich kaum in ihr Haus lassen, und aus der Ferne lässt sich schwer raten. Wenn ich wenigstens wüsste, woher das Fieber kommt. Manchmal ist Fieber gut und manchmal schlecht, manchmal geht es von selbst wieder fort, und manchmal kann es den Tod bringen.“ Hinrich seufzte. Er hätte dem Freund gerne geholfen. „Also gibt es keine Hilfe?“ Die junge Frau legte ihm eine Hand auf den Arm: „Die Kleine ist Alfs Schwester, wie sollte ich da nicht alles versuchen? Ich werde mit meiner Mutter reden, sie ist erfahren in vielen Dingen, sie wird Rat wissen. Und Alf wird Euch aufsuchen, wenn wir ein Mittel wissen. Nur eines müsst Ihr versprechen: Magdalene darf nicht erfahren, woher Ihr die Medizin habt. Sie würde sie nur in die Kloake werfen – oder mich gar der Giftmischerei bezichtigen. Laßt Euch etwas einfallen, Hinrich. Gott wird Euch eine kleine Lüge gewiß verzeihen.“

      Danach eilten beide zum Hafen. Alf schob den Einbaum ins Wasser, der abseits von der Bohlenwand, die den großen Schiffen jetzt einen Ankerplatz unmittelbar am Ufer gewährte, auf dem Strand lag, sie sprangen hinein und Duscha griff nach den Riemen. „Eigentlich wollte ich dem zukünftigen Seefahrer zeigen, wie man ein Boot lenkt und ihn das Rudern lehren, doch jetzt haben wir keine Zeit dafür.“ Mit kräftigem Schlag trieb sie den Einbaum flussaufwärts, und als sie den Strand im Kietz erreichten, raffte Duscha ihr Kleid in die Höhe, sprang in das flache Wasser und lief auf die Hütte der Eltern zu. „Zieh das Boot an Land,“ rief sie Alf zu und verschwand.

      Nachdem der junge Ehemann den Einbaum sicher auf dem Ufer hatte, folgte er ihr und lehnte sich draußen gegen die lehmverputzte Wand. Von drinnen hörte er, wie die beiden Frauen miteinander sprachen, dann klang das Stampfen eines Mörsers an sein Ohr. Nach kurzer Zeit erschien Duscha, in der Hand einen kleinen Leinenbeutel, sorgfältig mit einem schmalen Lederband verschnürt. „Bring es zum Kaufmann Hinrich,“ sagte sie. „Die Mutter soll jeweils einen Löffel voll in einem Trinkbecher aufbrühen und ihrer Tochter einflößen, sobald der Trank kühl genug ist, sie kann auch einige Tropfen Honig hinzufügen, dann schmeckt er angenehmer. Das ganze muß sie solange wiederholen, bis der Beutel leer ist. Und jedes Mal soll sie zweimal den Rosenkranz beten, das ist wichtig.“

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