Die Faehlings - eine Lübecker Familie. Eckhard Lange
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Название: Die Faehlings - eine Lübecker Familie

Автор: Eckhard Lange

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738082043

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СКАЧАТЬ zurück: „Du weißt doch, wann wir immer in den Hafen kommen, oder?“ Und dann hörte er zum ersten Mal ihr Lachen, und es klang für ihn wie – ja wie das Zwitschern eines Vogels im Garten. Und da war auch wieder dieses Herzklopfen, das er sich nicht erklären konnte. Doch als er den Weg hinaufging, begann er auf einmal zu pfeifen. Und es kümmerte ihn wenig, dass die Frau seines Vaters erstaunt aufblickte, als er ihr den Fisch hinhielt.

      *

      Der Winter kam mit einem ersten Schneesturm, auf den Pfützen bildete sich eine Eisschicht, und langsam froren auch die Ränder der Trave zu. Der Fischer erschien jetzt nur noch selten am Hafen, und er kam allein, denn es gab nur wenig zu verkaufen. Alf ging nun nicht mehr zum Hafen hinunter, außerdem musste er dem Vater helfen, im Wald Holz zu schlagen, denn Herd und Esse brauchten die Glut. Langsam lichtete sich der Buchenwald auf dem Werder, sie mussten bereits weiter nach Süden ausweichen, dorthin, wo der Priester Rudolf seine hölzerne Kapelle hatte. Noch war sie nicht geweiht, denn das Wagrierland hatte schon lange keinen Bischof mehr, der das tun müßte. Aber zur Messe konnten sich die Siedler dort trotzdem versammeln, denn die versprochene Kirche oben auf dem Markt ließ noch auf sich warten.

      Dietmar und sein Sohn hatten vor dem Altar ein Vaterunser gebetet, und der Vater war dann mit einem Schlitten aufgebrochen, um das eingeschlagene Holz vor Einbruch der Dunkelheit auf den Hof zu bringen. „Ich schau mich nur ein wenig um, ob es hier noch Eichen gibt,“ hatte Alf noch gesagt, und der Vater hatte nur genickt. Die tief stehende Sonne war wieder einmal zwischen den dunklen Schneewolken hervorgekommen, und in ihrem Licht marschierte Alf weiter südwärts, bis der Wald zurücktrat und der Junge über verschneite Felder hinweg auf einige Hütten blickte, die oberhalb der zugefrorenen Wochenitze standen. Dort musste das Mädchen und sein Vater wohnen, da war er sich sicher. Er lehnte sich an einen Stamm und schaute hinunter. Durch die Schilfdächer drang Rauch, zwei kleine Jungen spielten auf dem Dorfplatz und bewarfen sich mit Schneebällen, sonst war niemand zu sehen.

      Ich weiß noch nicht einmal, wie sie heißt, dachte er, und doch war sie ihm so vertraut wie sonst nur der Vater. Einige Male hatten sie sich in diesem Herbst noch gesehen, und er hatte es gewagt, sie anzusprechen, auch wenn er keine Fische kaufen konnte. Doch nun war Winter, der Hafen lag wie schlafend, die Seeleute hatten die Schiffe aufs Ufer gezogen, die Masten niedergelegt und die Riemen gesichert. So war auch der Fischer endgültig fortgeblieben.

      Irgendwo da unten wird er seine Hütte haben, dachte Alf, und unter einem dieser Dächer würde jetzt auch das Mädchen am Herdfeuer sitzen. Ob sie nun schon das lange Gewand trägt, ihr schönes Haar unter der Haube verbirgt und mit Stirnband und Schläfenringen schmückt? Und ob die Eltern schon einen jungen Mann ausersehen haben, den sie nun bald heiraten wird? Alf schluckte bei diesem Gedanken, irgendwie machte er ihn traurig.

      Eine Weile noch schaute er auf die fernen Hütten, doch niemand wollte sich auf dem Dorfplatz zeigen. Die Sonne war wieder hinter den Wolken verschwunden, ein leichter Schneefall setzte ein, es dämmerte. Da wandte sich Alf um, stapfte durch den Schnee an der Kapelle vorbei auf die Höhe des Hügelrückens hinauf und folgte dann der breiten Schneise, auf der im Sommer die Trecks der Fernhändler heranzogen, zu dem weiten Platz, der einmal Markt werden sollte, und zu dem Haus, das sein Vater dort errichtet hatte. Er war froh, dass Dietmar ihn nicht mehr nach den Eichen fragte, denn er hatte völlig vergessen, nach ihnen Ausschau zu halten.

      Fünftes Kapitel: Juni 1147

      Der Sommer dieses Jahres war heiß, seit drei Wochen schon war kein einziger Tropfen Regen gefallen. Der Vogt hatte alle Bürger der Civitas durch einen Herold auffordern lassen, besonders achtsam mit Feuer umzugehen, nachdem bereits zweimal ein Haus in Flammen gestanden hatte. Glücklicherweise war es einmal nur eine Blockhütte auf dem Hafenmarkt, so dass man rasch genügend Wasser herbeischaffen konnte, außerdem stand sie weit entfernt von den Grundstücken der Kaufleute und es war windstill gewesen. Der zweite Brand ereignete sich in der Wendensiedlung unterhalb der Burg, ihm fielen mehrere Hütten zum Opfer.

      So sehnten die deutschen Siedler und Händler den Tag herbei, an dem man des Martyriums der heiligen Brüder Johannes und Paulus gedachte, die einst vom heidnischen Kaiser Julian in Rom getötet worden waren, denn ihnen sagte man nach, dass sie großen Einfluß auf das Wetter haben sollten. Darum sollte dieser Tag auch besonders feierlich begangen werden, um Regen zu erflehen. Rudolf der Priester hatte zu einer Messe auf dem Markt geladen, damit die zahlreich gewordene Christenschar vollzählig teilnehmen konnte. Auch der Vogt als Vertreter des Grafen Adolf als des Stadtherrn würde anwesend sein, so war verkündet worden.

      Vogt Reginald allerdings war in den Tagen zuvor mit anderen, ebenso wichtigen Dingen beschäftigt, und er hatte die Vertreter der Schwurgemeinschaft der Kaufleute, die die Bürgerschaft vertraten und ihm als Ratgeber und Mittler dienten, zu einer Besprechung in die Burg gebeten. „Ihr wisst,“ so begann er, „dass der heilige Vater in Rom die Christenheit zum Kreuzzug gegen die Heiden aufgerufen hat. Nun haben die Fürsten des Reiches auf dem Hoftag zu Nürnberg beschlossen, dass ein Heer unter Führung des Markgrafen Albrecht aufgestellt werden soll, um auch die Ungläubigen jenseits unserer eigenen Grenze zu bekriegen und dem rechten Glauben zuzuführen. Der Markgraf wird sie gegen die Liutizen führen, so lautet der Beschluß.“

      Hinrich von Soest, der zu den Ältermännern der Kaufleute zählte, hob besorgt beide Hände: „Das ist einerseits eine gute Nachricht, denn es betrifft unsere eigenen Nachbarn nicht. Mit den Obotriten wird also weiterhin Frieden herrschen, so hoffe ich, und doch ist es eine böse Nachricht, denn so wird der alte Streit zwischen Slawen und Christen erneut aufflammen. Noch sind die meisten Wagrier Heiden, und für sie bedeutet es, dass wir ihre Götter missachten und ihre Heiligtümer zerstören könnten, wie es die unsrigen schon allzu oft getan haben, ohne dass die Menschen damit zum wahren Glauben zu bekehren waren.“

      „Ihr habt recht, Hinrich,“ antwortete Reginald. „Es wäre besser, wir hätten geduldig gewartet, bis überall im Land Kirchen gebaut und Priester eingesetzt sind, um die Wenden ohne Zwang zu taufen. Noch hoffe ich, dass das Bündnis, das Graf Adolf mit Fürst Niklot von Mecklenburg geschlossen hat, uns vor neuem Krieg bewahrt, doch in den letzten Tagen wurde gemeldet, Herzog Heinrich ziehe ebenfalls Truppen zusammen, und das kann nichts Gutes bedeuten. Auch sagt man, dass Niklot Boten zu Adolf gesandt hat, um Beistand einzufordern, falls er angegriffen würde. Unser Graf stünde vor einer schwierigen Entscheidung, wenn es gilt, Treueid gegen Treueid abzuwägen. Laßt uns zur heiligen Jungfrau beten, dass dies nicht geschehen möge.“

      Von alledem erfuhren die Bürger von Liubice vorerst nichts. Sie bereiteten sich umso eifriger auf den bevorstehenden Festtag vor, denn es gab sonst ja nur wenig Anlaß, den Alltag einmal zu vergessen und ausgelassen zu feiern. Überall wurde nun Bier in Mengen gebraut und weißes Brot gebacken. Auch manch Stück Fleisch wurde aus dem Rauch geholt, und die grauirdenen Töpfe waren mit allerlei Leckerem gefüllt. Das war im Hause Dietmars des Schmieds nicht anders, Magdalene, sein Weib, war emsig beschäftigt. Doch Dietmar mahnte zur Zurückhaltung. Hinrich von Soest hatte ihn auf dem Rückweg von der Burg aufgesucht und ihm seine Sorgen mitgeteilt. Der Schmied hatte zwar nur wenig Kenntnis von diesen Dingen, mit den Wenden ringsum war er kaum je zusammengetroffen, aber was der Freund ihm erzählte, ließ ihn doch nachdenklich werden. So machte er sich daran, sich ein Kurzschwert zu schmieden, wie er es schon mehrfach für die Kriegsleute in der Burg gefertigt hatte.

      Sorgenvoll fiel sein Blick in diesen Tagen auf seine junge Frau, denn Magdalene war schwanger, der lange Winter hatte die Eheleute eng zusammengeführt. So nahm er den Sohn zur Seite und erteilte ihm genaue Anweisungen für den Fall, dass es zum Krieg kommen würde: „Sollten diese Fremden über uns herfallen, dann ist dies deine Aufgabe: Nimm Magdalene und flieh mit ihr in die Burg. Und wenn das nicht möglich ist, versteckt euch oben im Wald, am besten im Süden, dort ist er noch dichter, und es gibt viel Unterholz, wo ihr euch verbergen könnt. Flucht ist nicht feige, wenn dir sonst nur der Tod droht. Du musst Magdalene retten, und mit ihr das Kind, das noch nicht geboren СКАЧАТЬ