Die Faehlings - eine Lübecker Familie. Eckhard Lange
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Faehlings - eine Lübecker Familie - Eckhard Lange страница 14

Название: Die Faehlings - eine Lübecker Familie

Автор: Eckhard Lange

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738082043

isbn:

СКАЧАТЬ töten – und das Kind in meinem Leibe?“ „Es sind Freunde,“ antwortete Alf, „sie unterstehen genau wie wir dem Grafen Adolf, und sie sind genau wie wir in großer Gefahr!“ Nur widerstrebend ließ die Frau sich den Hügel hinabziehen. Neugierig, ja misstrauisch blickten die Dorfbewohner den Deutschen entgegen. „Bucu wird überfallen,“ rief Alf schon von weitem und hoffte, dass die Wenden ihn verstehen würden. Wenn nur Duscha auftauchte, sie könnte sicher übersetzen, was er mitteilen wollte. Doch der Dorfälteste hatte erkannt, was der fremde junge Mann mitteilen wollte. Ruhig gab er einige Anweisungen, zwei Männer liefen den Hügel hinauf, offensichtlich sollten sie Ausschau halten und die anderen warnen, falls Gefahr drohte.

      Da kam Duscha vom Ufer herauf, wo sie mit dem Vater das Boot für einen Fang rüsten wollte. Wortlos packte sie Alf am Arm und zog ihn zusammen mit der jammernden Magdalene in eine Hütte. „Setz dich, Frau,“ sagte sie und wies auf ein sauberes Strohlager an der Rückwand. „Erzähle, was ist geschehen?“ wandte sie sich dann an den Freund. Der berichtete, was oben in der Civitas geschah. Duscha hörte aufmerksam zu. „Wartet hier, ich will es dem Ältesten sagen!“ Sie strich Alf mit der Rechten ganz sanft über die Wange und verschwand. Magdalene hatte es mit Abscheu gesehen: „Was erlaubt sich diese kleine Hure,“ fauchte sie. Doch Alf antwortete nur knapp: „Wir kennen uns. Sie ist ein gutes Mädchen.“

      Duscha kam zurück: „Ihr könnt hier in der Hütte bleiben, ihr seid unsere Gäste. Wir sind alle sehr betroffen, dass wieder Krieg ist zwischen Wenden und Deutschen, und wenn Gefahr droht, so gibt es ein sicheres Versteck, in das wir gemeinsam fliehen. Unsere Späher werden uns rechtzeitig warnen. Ich werde der Frau warme Ziegenmilch bringen, sie sieht schlecht aus. Ist sie dein Weib?“ Alf erschrak: Sie fragte es ganz ruhig, und doch meinte er Traurigkeit aus den Worten herauszuhören. Rasch antwortete er: „Magdalene ist die Frau meines Vaters, auch wenn sie nicht meine Mutter ist. Und sie erwartet ein Kind.“ „Das sehe ich.“ Duschas Miene schien sich aufzuhellen. „Sie soll sich schonen. Es ist nicht gut, wenn sie sich aufregt. Und nun gehe ich die Ziege melken.“ Und wieder verschwand sie.

      Magdalene saß aufrecht auf dem Stroh. „Komm, setz dich neben mich,“ sagte sie zu Alf. „Ich brauche jemand, der mir nahe ist.“ Alf gehorchte, und er duldete auch, dass die Frau ihren Kopf gegen seine Schulter lehnte, aber als sie nach seiner Hand tastete, entzog er sie ihr. „Du solltest dich legen,“ sagte er, „ich werde dir Platz machen.“ Er stand auf und zwang sie, sich auf dem Lager auszustrecken. Er war erschrocken über ihr Verhalten, und plötzlich erinnerte er sich, dass sie ihm oft mit den Blicken gefolgt war, wenn er durch das Haus des Vaters ging. Er hatte nicht darauf geachtet, doch jetzt sah er das mit anderen Augen. Sie ist Vaters Eheweib, und sie trägt ein Kind von ihm im Leib, dachte er. Sie hat nichts mit mir zu schaffen.

      *

      Dietmar der Schmied hatte, sobald Sohn und Frau fortgeeilt waren, sein Schwert ergriffen und lief, wie es die Herolde befahlen, zum Hafen hinunter. Doch kaum einer der Männer aus den Häusern am Wegrand folgte ihm. Vergebens schlug mit dem Schwertknauf gegen die Türen, rief und mahnte zur Eile. Hier und da taumelte jemand auf die Straße, weniger vom Schlaf als von dem vielen Bier noch trunken. Es waren wohl nur zwei Handvoll Männer, die sich auf dem Platz des Hafenmarktes um Hinrich von Soest und den zweiten Ältermann zusammenscharten, und auch diese waren teils ohne Waffen erschienen.

      Inzwischen waren die Langschiffe Niklots herangekommen, der Fürst stand gerüstet neben dem Steven des vordersten Bootes. Hilflos mussten die Männer an Land zuschauen, wie die Wenden Feuerbrände auf ihre eigenen Schiffe schleuderten, eins nach dem anderen stand in Flammen, und mit Schiff und Waren verbrannte auch mancher der Schifferknechte, die an Bord ihren Rausch ausschlafen wollten. Niklot erkannte die Schwäche des Gegners, er wartete, bis die ausgebrannten Schiffe im Fluß versanken, um dann erst das Zeichen zum Landen zu geben. Mit wildem Geschrei stürzten die feindlichen Krieger ans Ufer und rückten gegen die kleine Gruppe der Verteidiger vor. Da ergriffen die meisten voller Angst die Flucht, verfolgt von den siegreichen Wenden. Einer nach dem anderen wurde niedergemacht, auch Hinrich, der mutig den Angreifern entgegengetreten war, erhielt einen Schwertstreich gegen die linke Schulter und sank zu Boden. Doch das rettete ihm das Leben, denn die Wenden ließen den scheinbar leblosen Körper im Staub liegen und stürmten weiter, auf die Häuser und Hütten der Civitas zu.

      Dietmar hatte ein oder zwei Gegner abgewehrt, dabei langsam rückwärts schreitend, doch er sah ein, dass ihm nur noch der Tod blieb, falls er den Kampf fortsetzen sollte. Also sprang er in eine schmale Gasse zwischen zwei Hütten, ließ die vordersten Kämpfer vorüber rennen und schlich dann hinter den Weidenzäunen, die die Grundstücke trennten, aus der Siedlung. Unbeachtet kam er auf den Marktplatz. Er schaute zurück: In der Siedlung brannte es an einigen Stellen, doch die Windstille verhinderte Funkenflug und eine Feuersbrunst. Auch sein Haus lag anscheinend unversehrt am Rand des Marktes. Doch selbst, wenn die Feinde noch einen Brand hineinwerfen sollten – die wichtigsten Dinge waren sicher versteckt: Er hatte bereits Tage zuvor vorsorglich eine Grube neben der Schmiede ausgehoben, die Truhe mit den Kleidern für den Winter, das Zinngeschirr, das er als Zeichen seines Wohlstandes jetzt nutzte, und der Lederbeutel mit den Münzen, die er zurückgelegt hatte, sie alle waren dort verborgen, mit Planken und einer Erdschicht abgedeckt. Nur Alf und sein Weib kannten die Stelle und würden sie auch wiederfinden, falls ihm etwas zustoßen sollte.

      Da sah er plötzlich einen Reiter herannahen, umgeben von einem Kriegshaufen. Er erkannte Fürst Niklot sofort und duckte sich hinter den hohen Flechtzaun, der sein Grundstück abgrenzte. Der Obotritenherrscher ließ Hörner blasen und schien seine Männer auf dem Markt zu versammeln. Offensichtlich gab es in der Siedlung keinen Widerstand mehr, und der Fürst wollte wohl verhindern, dass seine Krieger sich in Plünderei verloren, ehe er nicht auch die Burg erstürmt hatte, denn er wies nach Norden, und die Wenden setzten sich in Bewegung. Da hörte Dietmar plötzlich einen lauten Schmerzensschrei und danach das Gejohle der Krieger.

      Erst als die letzten Slawen abgezogen waren, wagte er sich aus seinem Versteck. Als er auf den Markt hinaustrat, um sich vorsichtig umzuschauen, sah er den Mann auf dem Boden liegen: Es war der Priester Rudolf, er trug seine Mönchskutte, sonst würde Dietmar ihn kaum noch erkannt haben. Der ganze Leib war mit Wunden von Schwert- oder Axthieben übersät, der Schädel gespalten und voller Blut. Den Schmied schauderte: Das war die Rache der Obotriten für diesen unseligen Kreuzzug gegen die wendischen Stämme, zu dem nicht nur der Heilige Vater im fernen Rom, sondern auch jener Mönch Bernhard, dieser wortgewaltige Prediger aus dem Kloster von Clairvaux, aufgerufen hatte. Und hier hatten sie einen anderen Mönch dafür büßen lassen. Dabei waren doch auch die Obotriten einmal getauft worden, aber weder die deutschen Fürsten noch sie selbst nahmen diese erzwungene Handlung ernst.

      Offenbar hatte Rudolf versucht, von seiner Kirche aus die rettende Burg zu erreichen, doch die Feinde kamen ihm zuvor. Also war es auch für Dietmar nicht ratsam, sich nach Norden zu wenden, in die Siedlung zurückzukehren, schien ihm ebenfalls zu gefährlich. So überquerte er raschen Schrittes das offene Gelände und stieg den Hügel nach Osten hin hinunter, dort war er noch völlig unbewohnt, und wenn auch der Wald bereits gerodet war, blieb genügend Unterholz, um unbemerkt abzuwarten, was die Feinde vorhatten.

      Zwei lange Tage hielt sich Dietmar dort versteckt, schöpfte nur etwas Wasser aus einem kärglichen Rinnsal, das in Richtung Wochenitze floß. Dann hörte er, wie die wendischen Krieger von der Burg zurückkehrten und zu den Schiffen eilten. Für eine Plünderung blieb ihnen auch diesmal keine Zeit, ihr Fürst schien zum Abzug zu drängen. Entweder zog nun Graf Adolf heran, oder der Obotrit plante weitere Überfälle, ehe es für ihn gefährlich wurde. Daß Reginalds Männer die Burg tapfer verteidigt und alle Angriffe abgewiesen hatten, erfuhr Dietmar erst später; ebenso, dass Hinrich von Soest, zwar verletzt, aber dennoch lebend, den Überfall überstanden hatte. Doch in den Häusern und auf den Straßen lagen wohl Hunderte von Erschlagenen. Das neue Liubice war schwer gezeichnet, doch es würde überleben.

      *

      Einer der Späher kam ins Dorf zurück und berichtete, dass die Obotriten СКАЧАТЬ