Die Faehlings - eine Lübecker Familie. Eckhard Lange
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Название: Die Faehlings - eine Lübecker Familie

Автор: Eckhard Lange

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738082043

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СКАЧАТЬ gibt es einen anderen Grund: Es geht um den Abstand, mit dem die Medizin jeweils eingeflößt werden soll. Es ist nicht gut, würde Magdalene dem Kind alles auf einmal zu trinken geben, und unser Trank bliebe wirkungslos, wenn zu viel Zeit verstreichen würde. Also schärfe Hinrich alles gut ein, ich hoffe, wir können der Kleinen helfen.“

      Der junge Mann machte sich mit eiligen Schritten auf den Weg, über den Hügel hinweg zur Civitas, und richtete Hinrich aus, was Duscha ihm aufgetragen hatte. Der lief auch sofort den Weg hinauf, um Dietmar und seinem Weib den Beutel zu übergeben und alles auszurichten, ja, er blieb solange zu Gast, bis er sich überzeugt hatte, dass Magdalene genau nach Duschas Anweisungen verfuhr. Die Mutter hatte in ihrer Sorge überhaupt nicht gefragt, woher Hinrich die Medizin hatte, und als der Schmied ihn fragend ansah, sagte er nur: „Es ist nichts Unrechtes dabei, ich kann mich für den Arzt verbürgen, der mir das Mittel gab.“

      Zwei Tage danach erschien Alf erneut bei seinem künftigen Lehrmeister, und Hinrich erzählte ihm voller Freude, dass es der Tochter des Schmieds wieder besser ginge. Sie sei zwar noch schwach, aber das Fieber wäre schon gänzlich verschwunden, und ihre Augen blickten wieder blank und aufmerksam. „Sage deiner Ehefrau meinen Dank,“ sagte er, um hinzuzufügen: „Nur eines schmerzt mich: Daß Magdalene und Dietmar nicht wissen, wer der Kleinen geholfen, ja vielleicht das Leben gerettet hat. Aber vielleicht kommt die Zeit, dass sie es erfahren dürfen und deine Margareta endlich in die Arme schließen. Sie hätte es wirklich verdient.“

      Siebentes Kapitel: Oktober 1150

      Die letzten Jahre hatten die neue Gründung des Grafen Adolf von Holstein sehr verändert: Viele Siedler waren seinem Ruf ins Wagrierland gefolgt – nicht nur Holsten und Stormarner, sondern auch Sachsen vom anderen Ufer des Elbstroms, Friesen und Flamen und allerlei andere. Eine ganze Anzahl Kaufleute aus Bardowieck hatten sich inzwischen in der neuen Hafenstadt niedergelassen, denn hier waren sie direkt am Umschlag der über die See herangebrachten Waren. Sogar Kölner Händler hatten den Weg nach Lubeke gefunden, wie die Civitas nun im Reich allgemein genannt wurde, oder Lubeca, wie die Kanzlisten der Fürsten in ihren lateinischen Urkunden schrieben. Der Handel im Hafen wuchs Monat für Monat, und der Handel zog die Handwerker an, die hier genügend Beschäftigung fanden. Selbst einige Wenden boten nun ihr Können an, meist waren ihnen Plätze jenseits des Marktes zugewiesen worden, denn die neue Stadt dehnte sich nun auch nach Osten hin aus, die Straßen, die vom Hafen zum Markt hinaufführten, waren über die Höhe hinweg bereits verlängert worden. Auch hatten einige der Kaufleute begonnen, ungenutzte Teile ihrer großen Grundstücke an neu Zugezogene zu vergeben, die gerne in Hafennähe leben wollten.

      Graf Adolf hatte den Vorschlag, den ihm einst Hinrich von Soest gemacht hatte, nicht vergessen. Längst konnte Reginald, sein Vogt, nicht mehr alle Dinge regeln, jeden Streit schlichten und jeden Diebstahl ahnden. So hatte der Schauenburger ihm Vertreter der Bürgergemeinde zur Seite gestellt, angesehene Männer wie die Älterleute der Schwurgemeinschaft der Fernhändler, die nun vieles in eigener Verantwortung klärten, Vorschriften erließen und auch in den alltäglichen Angelegenheiten Streit schlichteten.

      Alf, den man nun wegen manch anderer gleichen Namens unter den Seefahrern auf Grund seiner Herkunft aus dem Westfälischen „den Faehling“ nannte, hatten seinen Teil an dem Aufschwung, den die neue Stadt nahm. Schon vom ersten Handelszug nach Bardowieck war er mit Gewinn zurückgekehrt, dank der Hilfe von Hinrichs Sohn Jannes, in dem er einen neuen Freund gewonnen hatte. Wohlgemut stach er im kommenden Jahr erstmals mit einer kleinen Flotte in See, und auch, wenn ihm das ständigen Schaukeln des Schiffes tagelang Übelkeit bereitete, gelangte er ohne Zwischenfälle nach Gotland. Die deutschen Kaufleute hatten dort eine eigene kleine Niederlassung in Visby, auch wenn der Handel mit den östlichen Ländern, mit Esten und Russen, in der Hand der Gotländer war, so blieben sie doch auf die Deutschen angewiesen, die ihnen die Waren abnahmen und gegen Erzeugnisse aus dem Reich König Konrads einhandelten.

      Bevor Alf zu seiner ersten Seereise aufbrach, hatte seine Frau gefragt: „Kannst du eigentlich schwimmen?“ Er schüttelte den Kopf: „Ich habe das noch nie versucht, doch ich denke, jeder Mensch kann sich auch im Wasser bewegen, so wie die Hunde es tun.“ Duscha lachte. „Das würde ich nicht ausprobieren, du hättest bald mehr Wasser geschluckt, als du in einer Woche an Bier verbrauchst.“ Sie zog ihn aus ihrer Hütte im Kietz, die sie noch immer bewohnten, und führte ihn ein wenig abseits dorthin, wo ihre Fluchtinsel lag. „Ich werde es dir zeigen,“ sagte sie und legte dann Kleid und Hemd sorgfältig zusammen. Alf kniff erschrocken die Augen zusammen. Natürlich hatte er seine Frau auch schon ohne ihre Kleider gesehen, aber doch stets nur in dem Halbdunkel, das im Inneren ihres Grubenhauses herrschte. Nun aber stand sie nackt im hellen Sonnenlicht vor ihm, und ihn packte ein heftiges Begehren. Doch Duscha hatte anderes im Sinn: „Komm, zieh deine Kleider aus,“ sagte sie, um dann belehrend fortzufahren: „Jeder Stoff, der sich voll Wasser saugt, wird schwer wie ein Kettenhemd und zieht dich nach unten. Das solltest du wissen, wenn du einmal ins Wasser fällst oder hineinspringen musst. Alles, was du am Körper trägst, hindert dich am Schwimmen, und vielleicht sogar am Überleben. Sieh zu, dass du es abstreifen kannst. Auch jetzt!“

      Da gehorchte Alf. Duscha beobachtete ihn genau und fing an zu lachen: „Ihr Männer könnt aber auch gar nichts verbergen! Aber dafür ist später Zeit. Jetzt heißt es, das Wasser zu erobern und nicht die eigene Frau.“ Und sie sprang mit einem großen Satz in das Wasser, watete in den Fluß hinaus, bis er tief genug war, und warf sich dann lang in die Fluten, drehte sich auf den Rücken, bewegte Arme und Beine und rief: „Wo bleibst du, Seefahrer?“ Er folgte ihr, aber als auch er sich auf das Wasser legen wollte, ging er unter, schluckte und spuckte und begann erregt, mit den Füßen nach dem Boden zu suchen. Duscha ließ ihn eine Weile kämpfen, dann schwamm sie an seine Seite und hielt ihn über Wasser: „Siehst du,“ sagte sie, „das können nur Hunde von alleine, wir müssen das Schwimmen schon lernen. Komm, mach nur genau nach, was ich vormache!“

      Lange Zeit verbrachten die beiden im Wasser, bis sich Alf einigermaßen über Wasser halten und auch fortbewegen konnte. Dann sagte Duscha: „Ich fange an zu frieren. In solchen Fällen sollte man lieber aufhören – wenn denn Land in Sicht ist.“ Sie schwamm zu der Insel zurück, Alf folgte ihr. „Wir sollten uns von der Sonne trocknen lassen, dann werden die Kleider erst gar nicht naß,“ meinte Duscha und streckte sich wohlig in den warmen Sand. Als ihr Mann sich neben sie legte, griff sie nach seinem Arm und zog ihn an sich. „Das habe ich mir schon immer gewünscht – dich einmal unter dem hellen blauen Himmel liebzuhaben,“ flüsterte sie. „Erfüllst du mir diesen Wunsch?“

      *

      Inzwischen war der Herbst im Jahres des Heils 1150 mit Sturm und Regenschauern herangekommen, Alf war von seiner zweiten Gotlandfahrt zurückgekehrt, gerade noch rechtzeitig, um vor der Geburt seines ersten Sohnes einzutreffen. Vesna hatte ihrer Tochter beigestanden, die Wehen durchzustehen, gemeinsam mit einer Nachbarin hatte sie das Kind ins Leben geholt und Duscha in den Arm gelegt. Dann ließ sie Alf herein, der voller Angst vor der Hütte auf- und abgelaufen war und zahllose Vaterunser und Ave Maria gebetet hatte, immer erschrocken und hilflos auf das Stöhnen und Schreien seines Weibes im Inneren hörend. Doch nun blickte er in ihr erschöpftes, aber glückliches Gesicht und küsste sie vorsichtig auf die schweißnasse Stirn. Sie hielt ihm dieses kleine, mit blonden Härchen geschmückte Wesen hin und sagte leise: „Dein Sohn!“ „Unser Kind,“ verbesserte er sie ebenso leise. „Wir wollen ihn Dietmar nennen, nach seinem Großvater.“ Duscha nickte: „Vielleicht kann er dich mit ihm versöhnen. Nichts wünschte ich mehr.“

      Es war beschwerlich für Alf, fast täglich zwischen den Häusern am Hafen, wo er mit Kaufleute und Schiffern verhandelte, und seinem winzigem Grubenhaus im Kietz hin- und herzulaufen, auch schien ihm die Hütte unangemessen für einen Fernhändler und für einen langen Winter zu zugig und kalt für seinen kleinen Sohn und dessen Mutter zu sein, obwohl er die Nähe vor allem Vesnas zu schätzen wusste, die Duscha in vielem zur Hand ging, denn sie war noch sehr geschwächt von der Geburt. So sah er sich heimlich СКАЧАТЬ