Die Faehlings - eine Lübecker Familie. Eckhard Lange
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Название: Die Faehlings - eine Lübecker Familie

Автор: Eckhard Lange

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783738082043

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СКАЧАТЬ „Soeben kam ein Bote vom Stadtvogt,“ erzählte er Alf, „der Bischof wird uns besuchen. Endlich kann dann unsere Pfarrkirche des heiligen Nikolaus geweiht werden. Das wird ein großer Tag für uns alle.“ Alf nickte, sein Anliegen hielt er zurück, denn Hinrich hätte ihm kaum zugehört. „Du wirst es noch gar nicht gehört haben, doch während du noch auf Fahrt warst, hat Herzog Heinrich sich endlich mit dem greisen Vicelin verständigt und ihn als Bischof anerkannt. Nun also wird er die beschwerliche Reise von Bozowe am großen See, wo er erst einmal Wohnung genommen hat, hierher antreten. Du musst wissen, dass der Schlagfluß ihm seinen rechten Arm und das rechte Bein gelähmt hat, auch ist seine Zunge schwer geworden. Ich habe Reginald angeboten, dass der heilige Mann unter meinem bescheidenen Dach einkehren kann, denn Ethelo kann ihn unmöglich beherbergen.“

      Alf nickte, noch mit seinen Gedanken mehr bei der Zukunft seiner kleinen Familie als bei dem großen Ereignis, von dem Hinrich berichtet hatte. Doch plötzlich kam ihm eine Idee: „Ihr wisst, mein Weib hat mir vor drei Tagen einen Sohn geboren. Wir wollten ihn morgen zu Ethelo bringen, damit er das Sakrament der heiligen Taufe empfängt. Doch nun, wo der Bischof kommt...“ Er stockte, es schien ihm doch unangemessen, dass Bischof Vicelin um die Taufe gebeten würde. Doch Hinrich nahm den Gedanken auf: „Das wäre in der Tat ein großes Zeichen, wenn dein Sohn die Taufe durch bischöfliche Hand empfangen würde. Es würde Vicelin sicher erfreuen, in seinem Alter noch ein Kind zu taufen, das von einer Wendin geboren wurde, einer Wendin, die zugleich eine treue Tochter unserer heiligen Kirche ist, wie ich von Ethelo weiß.“

      Hinrich dachte einen Augenblick nach, dann sagte er zögernd: „Und vielleicht könnte die heilige Handlung, noch dazu durch einen Bischof, deinen Vater bewegen, nun endlich mit euch Frieden zu schließen und seinen Enkel über die Taufe zu halten. Das wäre mein Wunsch für euch alle. Wie oft war ich schon versucht, ihm und Magdalene die Wahrheit zu sagen, wer ihre Tochter damals vom Fieber geheilt hat. Wenn deine Margareta mich von dem Gelübde, das ich ihr gab, entbinden würde, ich wäre gerne ein Bote des Friedens. Sprich mit ihr auch darüber, das bitte ich dich.“

      Es war ein Festtag für die ganze Stadt, als endlich Bischof Vicelin in Lubeke einritt. Der Stadtvogt hatte ihn jenseits der Trave empfangen und zur Furt geleitet, die Knechte der Burg hatten einen Prahm gezimmert, auf dem sie den ehrwürdigen Vater übersetzten, damit er nicht den Fluß durchreiten musste. Am Palisadentor, das nun den Zugang zum Werder versperrte, warteten neben dem Priester Ethelo die Vertreter der Stadt, die Ältermänner der Kaufmannschaft und die Häupter der Korporationen der Schiffer und der Wein- und Tuchhändler, die ebenfalls zu den Beratern des Vogtes gehörten. Sie alle geleiteten den hohen Gast ehrerbietig in die Stadt und zum Hause des Hinrich von Soest, wo er sich von der Reise erholen sollte. Dieser hatte Margareta, Alfs Eheweib, gebeten, sich doch um die Gesundheit des Bischofs zu kümmern, und Duscha hatte gerne zugesagt, obschon sie noch schwach war und sie sich ein wenig fürchtete vor einem so frommen und berühmten Mann, wie es Vicelin für viele war. Gegen die Wirkungen des Schlagflusses war sie machtlos, doch konnte sie dem Bischof einen anregenden Trank reichen und eine Salbe anbieten für jene Gelenke, die ihn nach dem langen Ritt Schmerzen bereiteten, und der Greis nahm beides dankbar an und zeichnete sie dafür mit dem heiligen Kreuz.

      Zögernd zwar, weil sie kein Lob haben wollte, aber doch um einer möglichen Versöhnung willen hatte Duscha zugestimmt, dass Hinrich Dietmar und Magdalene von der Herkunft der Medizin berichtete, die einst ihrer kleinen Anna, wie die Tochter nun hieß, Heilung vom Fieber verschafft hatte. Es hatte Dietmar tief bewegt, und auch Magdalene zeigte sich bereit, mit Duscha Frieden zu schließen.

      Am nächsten Morgen strömte alles zur Kirche des heiligen Nikolaus, und endlich traf auch Bischof Vicelin dort ein, angetan mit einer bestickten Kasel und der Mitra. Den Bischofsstab trug er gegen die Regel in der linken Hand, da die rechte unfähig war, ihn zu umfassen. Um der Menge das segnende Kreuzeszeichen zu spenden, musste er Ethelo den Krummstab reichen. Der Priester und an der anderen Seite Vogt Reginald als Vertreter des Grafen und des Herzogs mussten Vicelin immer wieder stützen, denn sein rechtes Bein tat nur sehr unbeholfen noch seinen Dienst. Dennoch empfanden alle die Würde, die von dem alten Mann ausging, und auch, wenn seine Worte oft nur undeutlich waren, vollzog er mit großem Ernst die Weihe des Altars und anschließend die heilige Messe. Als das Opfer vollzogen war, trat Vicelin an das steinerne Taufbecken. Duscha hatte ihren kleinen Sohn in ein Wolltuch gehüllt und sanft auf den Armen gewiegt, aber er blieb während der ganzen Feier still und blickte mit den blauen Augen, die er von Vater und Mutter geerbt hatte, friedlich auf den fremden Mann, als Duscha ihn Dietmar, dem Großvater und Paten, übergab. Der Schmied hatte tatsächlich Tränen in den Augen, als er seinen Enkel dem Bischof darbot, damit dieser die Taufe vollzog.

      Nach einer Zeit der Ruhe, die man Vicelin zugestanden hatte, versammelten sich die Vertreter der Stadt gemeinsam mit Reginald und Ethelo im Hause des Hinrich von Soest zu einem festlichen Mahl. Dietmar und Magdalene aber hatten Alf und Duscha mit ihrem Sohn in das Hallenhaus am Rande des Marktes gebeten, und Magdalene hatte all ihre Kochkunst aufgeboten, um dem jungen Paar ein ebenso festliches Essen zu bieten. Sie hatte eine Ente, mit Früchten und Nüssen gefüllt, auf dem Herd gebraten, dazu weißes Brot gebacken und einen Hirsebrei mit reichlich Honig gesüßt, und Dietmar hatte von Hinrich eine große, tönerne Kanne mit Wein eingehandelt. Doch noch ehe sie sich zum Mahl niederließen, nahm Dietmar seine Schwiegertochter in den Arm und küsste sie auf beide Wangen. „Wir müssen dir Abbitte tun, Margareta, wir haben uns gegen dich versündigt. Aber jetzt sollst du uns stets in diesem Hause willkommen sein.“ Und zu Alf gewandt, fuhr er fort: „Auch dir, Sohn, habe ich wohl Unrecht getan. Und doch hast du mich zum Paten deines Sohnes bestimmt, und er trägt meinen Namen. Möge er immer als aufrichtiger Christenmensch seinen Weg gehen.“

      Nach dem Essen nahm der Schmied seinen Sohn noch einmal beiseite: “Ihr wohnt noch immer in einer Hütte bei den Fischern dort an der Wochenitze, wie ich hörte. Aber ich denke, du gehörst mit deiner Familie hierher in unsere Stadt. Mein Grundstück ist groß, viel zu groß für Magdalene und mich. Ich möchte dir den westlichen Teil abtreten, dann hast du nur einen kurzen Weg hinunter zum Hafen und zu den Schiffen. Dort magst du dir also ein eigenes Haus bauen, und dein Sohn und unsere Anna können miteinander spielen.“

      So kam es, dass Alf noch vor dem Weihnachtsfest an der Straße zum Hafen einen hölzernen Wohnturm errichtete, wie er inzwischen in den Städten Westfalens Mode geworden war: Keine dünnen Wände aus geflochtener Weide mehr, sondern feste Bohlen ringsum, mit einem Kellerraum, um Waren kühl zu lagern, und einer Treppe, die in ein zweites Geschoß führte, das nur zum Wohnen diente. Sorgsam überwachte Alf die Arbeiten: In die tief in den Boden ausgeschachtete Grube legten seine Knechte vier zurecht gehauene Balken in einem Quadrat und pflockten an jeder Ecke einen Ständer ein, groß genug, daß auch der hochgewachsene Bauherr gut darin stehen konnte. Die Wände dazwischen waren aus kräftigen Bohlen, denn die Erde, die danach wieder außen aufgeschüttet wurde, blieb oft feucht, und das Holz sollte ja nicht allzu schnell verrotten. Auf den festgestampften Boden kam eine Holzschicht; Zugang zu diesem Lagerraum bot eine Rampe von außen. Auch das oberirdische Geschoß ruhte auf kräftigen Schwellen, die Bohlen des Bodens ließ Alf ein wenig überstehen, damit das Haus sicher aufsaß. Zum zweiten Geschoß darüber ließ er statt einer bloßen Leiter eine Treppe anfertigen, die außen hinaufführte. In dem großen Raum wurde eine sichere Feuerstelle eingerichtet, die rings von Becherkacheln ummauert war und wohlige Wärme abstrahlte, ohne dass Funkenflug Schaden anrichten konnte. Dort würden Alf und Duscha ihre Bettstatt haben und der kleine Dietmar eine hölzerne Wiege, während das Herdfeuer im unteren Geschoß brannte und sein Rauch durch zwei große, verschließbare Luken abziehen konnte. So war auch äußerlich sichtbar, dass Alf der Faehling Kaufherr war – und sich bald auch mit seinem Freund Jannes und dessen Bruder sein erstes Schiff teilte, um es nach Gotland zu führen.

      Achtes Kapitel: Januar 1156

      Pribislaw, einst Herr im nun verbrannten Liubice an der Swartowe-Mündung, ist ein Herrscher ohne Macht, ohne Land und ohne Volk und damit auch ohne Einkünfte, denn Wagrien und Polabien, einst ihm untertan, hat Herzog Heinrich СКАЧАТЬ