Die Faehlings - eine Lübecker Familie. Eckhard Lange
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Название: Die Faehlings - eine Lübecker Familie

Автор: Eckhard Lange

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783738082043

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СКАЧАТЬ weil sie kein Zugtier besaßen oder es seit ihrem Aufbruch im Juni eingebüßt hatten. Hinrich wurde nicht müde, die Neusiedler anzutreiben, ihnen das neue Land in den herrlichsten Farben vor Augen zu führen, damit sie nicht aufgaben und einfach wieder umkehrten. Dabei standen die größten Aufgaben noch vor ihm: Den gesamten Troß über den breiten Elbfluß zu bringen und dann der Weg durch das Gebiet der Polaben, das noch keineswegs ganz befriedet war, obschon Heinrich von Badewide nun zum Grafen von Ratzeburg bestimmt war, ein tatkräftiger und umsichtiger Mann, dem er vertraute.

      Doch er war trotz allem wohlgemut. Er hatte mit Bedacht kräftige, verständige und tatendurstige junge Männer ausgewählt, darauf geachtet, dass möglich viele Handwerke vertreten waren und auch einige Händler gewonnen, die vielleicht sogar zu Kauffahrten übers Meer bereit waren. Einzig das Schmiedehandwerk war nur durch zwei Männer vertreten, deshalb hatte er auch zugestimmt, als dieser Dietmar sich bewarb. In Liubice würden Schmiede dringend gebraucht, und Dietmar war kräftig und selbstbewusst. Außerdem begleitete ihn sein Sohn Alf, der ihn später einmal ersetzen konnte. Während der Wochen, die sie nun schon unterwegs waren, hatte Hinrich darum oft Dietmars Nähe gesucht, stand er ihm doch altersmäßig am nächsten, auch hatte der Schmied mehrmals vermittelt, wenn es zu Zwistigkeiten unter den Siedlern oder auch zu Unstimmigkeiten mit ihm als Lokator gekommen war. Auch heute zügelte er sein Roß neben dem Wagen Dietmars: „Bald haben wir den größten Teil der Reise geschafft und werden die Elbe erreichen,“ rief er ihm zu. „Es wird auch Zeit,“ antwortete dieser, „meine Ochsen lassen schon nach, dabei habe ich sie noch kräftig angefüttert vor dem Aufbruch.“

      „Nicht alle handeln so klug wie Ihr, ich weiß das zu schätzen.“ Hinrich sprach dieses Lob mit Bedacht aus, wollte er doch den anderen für eine wichtige Aufgabe gewinnen. „Wenn wir an den großen Fluß kommen, werden wir keine Furt finden, sondern müssen übersetzen. Das wird seine Zeit dauern, und der Treck wird auseinandergerissen. Ich werde mit dem ersten Boot fahren müssen, um drüben mit dem Burgvogt zu verhandeln. Wir betreten das Polabenland, und Graf Heinrich, der neue Graf von Ratzeburg, lag lange in Streit mit unserm Herrn Graf Adolf. Da ist Fingerspitzengefühl vonnöten, damit wir ungehindert weiterziehen können. Das bedeutet jedoch, dass am diesseitigen Ufer jemand das Beladen der Boote beaufsichtigen muß, damit niemand zu Schaden kommt. Seid Ihr jemals über einen breiten Strom gefahren, Dietmar?“

      „Bislang habe ich jedes Gewässer nur in einer Furt überquert. Schiffsplanken sind mir fremd.“ „Nun, der Elbstrom ist kein Meer, die Wellen werden uns nicht zu schaffen machen, und bei Sturm gilt es einfach abzuwarten. Und der Fährmann weiß, wie viel Last er aufnehmen kann. Aber es ist dennoch wichtig, dass einer Befehlsgewalt hat, wenn viele herzudrängen. Wärt Ihr bereit, das auf Euch zu nehmen und also auch als letzter überzusetzen?“ Auf Dietmars braungebranntem Gesicht bildeten sich versteckte Lachfältchen: „Solange ich das Schiff nicht selber steuern muß!“ Hinrich von Soest sprang vom Pferd und reichte dem Schmied die Hand: „Ich bin Euch zu Dank verpflichtet. Ich weiß, dass ich mich auf Euch verlassen kann. Sobald wir das Ufer erreicht haben, werde ich alle Siedler zusammenrufen und die nötigen Anordnungen treffen.“

      *

      Es dauerte allerdings noch zwei volle Tage, bis der Treck vor den Toren Bardowiecks eintraf. Am nächsten Tag führte Hinrich von Soest den Zug in die Elbmarschen bis dicht an den Fluß. Dort gönnte er Mensch und Tier einen Tag der Rast, währenddessen er zum Ufer vorausritt und mit dem Fährmann die Bedingungen aushandelte, um den großen Troß überzusetzen. Auch ließ er sich einmal hinüberrudern, damit er sehen konnte, wo die Angekommenen lagern konnten. Danach stattete er dem Vogt der Ertheneburg einen Besuch ab, wies seine Empfehlungsbriefe vor und bat darum, durch die Grafschaft Ratzeburg ziehen zu dürfen. Doch der Vogt erwies sich als gut unterrichtet und gab ihm noch manchen Rat mit auf den Weg.

      Am nächsten Tag setzten die Siedler über den Strom, und abgesehen davon, dass einer von ihnen in die Elbe stürzte und mühsam geborgen werden musste, verlief alles so, wie Hinrich es geplant hatte. Auch die Reise durch das Land der Polaben blieb ohne Zwischenfälle, und Ende August erreichte der Treck endlich die Wochenitze und zog durch die Furt auf den Werder von Bucu. Hinrich ließ alle auf dem großen Platz, der einmal der Markt von Liubice werden sollte, lagern und schickte den Knecht zur Burg, um Vogt Reginald seine Ankunft zu melden. Der war inzwischen nicht untätig gewesen. Die Palisaden auf dem Burgwall waren aufgerichtet, die Besatzung hatte Hütten und Ställe errichtet, eine Palisadenwand schloß nun den schmalen Hals des Werders und damit bis auf ein hölzernes Tor den Weg, der östlich der Burg aufs feste Land führte.

      Auch hatten Reginalds Leute die Wege abgesteckt, die Hafen und Markt verbinden sollten, und die Grundstücke markiert, die dazwischen lagen. Dabei hatte der Vogt zuvor die Schwurgemeinschaft der Fernhändler versammelt, um mit ihnen gemeinsam zu beraten. Schon im alten Liubice an der Swartovemündung hatten sich die Kaufleute verschworen, auf ihren gemeinsamen Fahrten nach Gotland ebenso gemeinsam nicht nur Leib und Leben, sondern auch Eigentum und Waren gegen alle Angriffe zu verteidigen. Inzwischen hatte Reginald auch die letzten, am alten Platz noch verbliebenen Händler davon überzeugt, dass ihre Zukunft hier auf dem Werder von Bucu liegt, sie mit Vergünstigungen verlockt und ihre Gemeinschaft als Vertragspartner anerkannt im Namen seines Grafen. Zwei von ihnen benannte Ältermänner waren nun an allem beteiligt, was die Gründung der neuen Civitas betraf.

      So ließ Reginald die beiden Ältermänner rufen, um gemeinsam mit ihnen die neuen Siedler zu begrüßen und ihnen die passenden Grundstücke zuzuweisen, nachdem Hinrich von Soest die Männer und ihre Gewerke vorgestellt und seine Empfehlung abgegeben hatte. Auch die Menge des Holzes, das sie ohne Abgaben einschlagen durften, wurde festgelegt, und zu jedem Grundstück erhielten die Neuankömmlinge, soweit es Handwerker waren, auch ein Stück Ackerland am östlichen Rand der Höhe für den eigenen Bedarf für etliche Jahre in Pacht. Bald herrschte lebhaftes Treiben dort, wo das neue Liubice entstehen sollte, erste provisorische Hütten wurden errichtet, Brunnen gegraben, und aus dem Buchenwald oben klang Axtschlag herüber.

      Der Vogt hatte Dietmar ein großes Grundstück im oberen Bereich, an der Ecke einer Straße zur Fläche des späteren Marktes hin zugewiesen. Er hatte entschieden, dass alle, die viel mit offenem Feuer arbeiteten, möglichst ein Eckgrundstück erhielten. Dort war die Gefahr, dass ein möglicher Brand auf andere Häuser übergriff, am geringsten. Der Schmied war es zufrieden, die Nähe zum Markt konnte ihm nur nützlich sein, und wenn die Kaufleute unten am Hafen seine Arbeit brauchten, war er dennoch rasch zu finden. Und außerdem sollte die neue Kirche genau gegenüber auf dem weitläufigen Markt errichtet werden. Das erschien ihm eine besondere Ehre.

      Dietmar hatte wie die anderen eine kleine Hütte errichtet als erste Unterkunft. Doch ehe er an den eigentlichen Hausbau ging, wurde zunächst das Gebäude für die Schmiede errichtet: Zurechtgehauene Stämme trugen das Dach, und dazwischen zog er die Wände aus Flechtwerk, dick mit Lehm bestrichen. Angesichts der offenen Esse erschien ihm das weitaus sicherer als die hölzernen Bohlen, mit denen andere ihre Behausung umkleideten. Hier war Platz für den Amboß und sein Werkzeug, denn als erster galt es, Aufträge zu sammeln. Die erhielt er reichlich, vor allem von den Händlern und Schiffsführern, denn neben Reifen für die Fässer waren es vor allem Nägel, um die geklinkerten Planken der Knorre und der anderen Langschiffe aneinander zu befestigen – und jedes neue Schiff brauchte Hunderte von Nägeln. Aber auch die Siedler verlangten nach seiner Arbeit: Türen und Fensterläden brauchten Scharniere, und so manche Truhe musste mit Beschlägen versehen werden. An Arbeit mangelte es dem Schmied in seiner neuen Heimat nicht, und Sohn Alf musste häufig zur Hand gehen, um alle Aufträge zu erfüllen.

      So dauerte es bis zum nächsten Frühjahr, ehe Dietmar darangehen konnte, endlich auch ein angemessenes Wohnhaus zu errichten. Es sollte ein Hallenhaus werden, wie er es aus seiner dörflichen Heimat kannte mit viel Platz und einer erhöhten Feuerstelle. Als Ständer wählte er sorgfältig einige Eichen aus und schlug daraus kräftige Pfosten, die einige Handbreit tief in den Boden eingelassen wurden, um die Traufe zu tragen. Für die beiden Ständerreihen im Inneren, die die Dachsparren abstützten, genügte ihm Buchenholz. Die Flechtwände waren rasch hergestellt, СКАЧАТЬ