Die Faehlings - eine Lübecker Familie. Eckhard Lange
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Название: Die Faehlings - eine Lübecker Familie

Автор: Eckhard Lange

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783738082043

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СКАЧАТЬ nickte, sie ritten wieder den Hügel hinauf, bis Reginald auf den versteckten Pfad wies, der zur Linken abzweigte, durch ein Waldstück führte und sich dann langsam senkte. Als die Bäume zurückblieben, erblickten die Berittenen eine Reihe von Blockhäusern, die jenen aus der Kaufmannssiedlung bei Liubice ähnelten. „Ich denke, wir haben gefunden, was wir suchen,“ sagte der Schauenburger und gab seinem Pferd die Sporen. In diesem Augenblick trat ein Mann aus einem der vorderen Häuser. Als er die Reiter sah und das Fähnlein erkannte, das Graf Adolf vorweggetragen wurde, zog er die Kappe und deutete eine Kniebeuge an. Seine Kleidung verriet, dass er keiner dieser wendischen Fischer und Bauern war, sondern offensichtlich eine Anzahl Silberlinge in dem Beutel verwahrte, den er am Gürtel trug.

      Adolf zügelte sein Pferd. „Wer seid Ihr?“ fragte er. „Man nennt mich Hinrich von Soest, edler Herr,“ antworte der Fremde mit höflich gewählter Sprache, „und wenn ich euer Wappen richtig deute, seid Ihr Graf Adolf, Herzog Heinrichs Lehnsträger und unser neuer Herr. Als solchen darf ich euch mit Ehrerbietung und zugleich mit großer Freude begrüßen.“ Adolf sprang vom Pferd. „Ihr wisst eure Worte gut zu wählen, Hinrich von Soest. Was tut ein Mann wie Ihr an diesem einsamen Ort?“ „Ich bin Kaufmann, edler Herr, und treibe Handel mit den Dänen ebenso wie mit den Deutschen im Herzogtum. Zwei Schiffe besitze ich, die unten im Hafen auf eine weitere Reise warten.“ Und mit Blick auf die Sonne, die bereits tief am westlichen Himmel stand, fügte er hinzu: „Gedenkt Ihr hier auf Bucu zu nächtigen, Herr? Wenn es Euch gefällt, darf ich dem edlen Herrn meine bescheidene Behausung für einen ruhigen Schlaf zur Verfügung stellen.“

      Graf Adolf trat auf ihn zu und legte ihm leutselig die Rechte auf die Schulter. „Ich nehme Eure Einladung gerne an, Hinrich,“ sagte er. „Und ich hoffe, Ihr werdet mir vieles berichten über diesen Ort und über den Handel, den Ihr treibt. Nur eines gleich vorweg: Warum wohnt Ihr hier und nicht in Liubice?“ „Ich hatte ein Haus dort – das heißt, ich besitze es noch immer. Doch Liubice ist kein Platz mehr für uns Kaufleute, seit Fürst Race es niedergebrannt hat. Es sind schwere Zeiten für uns Händler, auf See lauern die Ranen, an Land die Obotriten und die Wagrier, seitdem wieder Krieg herrscht zwischen Deutschen und Wenden. Ich hoffe, dass Herzog Heinrich, dass Ihr uns Frieden bringt, edler Herr.“

      Adolf nickte: „Es ist meine Absicht, das Land der Holsten ebenso zu befrieden wie Wagrien. Ich werde keine Hoffahrt mehr dulden und kein eigenmächtiges Handeln, weder bei Deutschen noch bei den Wenden. Habt Geduld, Hinrich von Soest, bald wird dieses Land wieder blühen, und mit ihm Euer Handel. Doch nun zeigt mir Euer Haus, damit ich die Hausfrau gebührend begrüße, auch wenn ihr ein überraschender Gast Mühe bereiten wird.“ Hinrich neigte das Haupt, dann wies er mit einer Geste auf die Tür zu seinem Haus. „Erlaubt mir, dass ich vorangehe, obwohl es ungebührlich ist, Euch nicht den Vortritt zu lassen. Doch will ich meinem Weib bedeuten, Euch mit der nötigen Ehre zu begrüßen.“

      Er trat kurz in das Haus, um dann erneut herauszukommen und den Gast herein zu bitten. In der Zwischenzeit hatten sich auch andere Bewohner versammelt und wahrgenommen, dass Graf Adolf von Holstein in Bucu erschienen ist. Reginald hatte sich an sie gewandt, und in Kürze hatten alle Ritter aus der Begleitung des Grafen einen Gastgeber gefunden, während die Knechte mit den Pferden auf die Stallungen verteilt wurden.

      Während an der offenen Feuerstelle die Hausfrau geräuchertes Fleisch und getrockneten Kabeljau für ein Nachtmahl zubereitete, hatte Hinrich Schemel herbeigetragen und mit Kissen bedeckt, um dem hohen Gast einen Sitz anzubieten. Auch ließ er aus einem Fässchen weißen Rheinwein in zwei Zinnbecher fließen und hieß damit den Grafen noch einmal willkommen. Der winkte dem Kaufmann, doch ihm gegenüber Platz zu nehmen, eine Ehre, die Hinrich zu schätzen wusste. Aber Adolf war darauf bedacht, von seinem Gegenüber möglichst viel über die Lage hier im Wendenland zu erfahren, und Hinrich von Soest erschien ihm ein nicht nur gut unterrichteter, sondern auch gebildeter Gesprächspartner zu sein.

      Der Schauenburger begann, zunächst nach der Lage in Liubice zu fragen, nachdem Burg und Stadt zerstört worden sind. Hinrich von Soest hob bedauernd die Hände: „Wir deutschen Kaufleute waren stets abhängig von der Gunst des wendischen Fürsten, der gerade regierte. Einige waren uns wohlgesonnen, andere sahen in uns Christen eher eine Gefahr, und manches Mal wurden die Händler und vor allem die Mönche und Priester bedroht und sogar getötet. Dennoch war Liubice der einzige Ort, von dem wir unsere Fahrten über das Meer antreten konnten, und auch Ihr, edler Herr, wisst, wie wichtig dieser Handel für das ganze Reich war, nachdem das mächtige Haithabu vor nun bald einem Jahrhundert genauso von wendischen Kriegern zerstört wurde wie jetzt auch Liubice.“

      Graf Adolf ließ sich einen weiteren Becher einschenken, dann erwiderte er: „Ich stimme Euch zu, mein guter Hinrich, das Reich der Deutschen braucht einen Zugang zum baltischen Meer, und es braucht einen Hafen, der unter dem sicheren Schutz eines deutschen Fürsten steht. Aber es reicht nicht, einen bloßen Stützpunkt für unsere Fernhändler zu besitzen. Wenn Liubice wieder entstehen soll, muß es eine wirkliche Civitas sein, eine Stadt nicht nur mit den fahrenden Kaufleuten, nicht nur mit dem Warenumschlag im Hafen, sondern ebenso mit Handwerk und auch mit einem Markt für das, was die Bauern der umliegenden Dörfer anbieten. Und ich denke, jener Platz an der Swartove ist dafür wenig geeignet. Was denkt Ihr darüber?“

      „Ich stimme Euch zu, Herr, und ich wüsste wohl einen besseren Ort für das, was Ihr plant.“ Adolf lächelte: „Ihr seid geschickt, Hinrich, indem Ihr mich neugierig macht. Aber ich denke, ich weiß, welchen Ort Ihr meint. Und morgen früh werde ich ihn in Augenschein nehmen. Daß man hier auf dem Werder, den man Bucu nennt, eine Civitas gründen kann, gut geschützt durch die beiden Flüsse und die Burg, davon habe ich mich überzeugt. Aber ob Ihr auch einen guten Hafen habt, davon müsst Ihr mich noch überzeugen.“ „Das wird mir nicht schwerfallen, edler Herr. Doch darf ich so kühn sein, Euch einen Rat zu geben?“ „Wenn es ein guter Rat sein wird, ist es keine Kühnheit, sondern Eure Pflicht, ihn auszusprechen!“ Der Schauenburger sah den Kaufmann herausfordernd an.

      Hinrich von Soest wog vorsichtig seine Worte ab, ehe er antwortete: „Ihr wollt mehr als einen Niederlassung von Fernhandelskaufleuten, ihr wollt hier in Wagrien eine wirkliche Stadt, eine deutsche Stadt wie die Städte im Reich. Das ist weitsichtig gedacht, edler Herr. Wie Ihr wisst, bin ich aus Soest hierhergekommen. Meine Heimatstadt ist sicher ein bedeutender Handelsplatz, aber hier ist auch eine besondere Gemeinschaft entstanden. Unser Stadtherr, der hochwürdige Erzbischof von Köln, hat das erkannt und dieser Gemeinschaft eigene Rechte verliehen. Die Bürger unserer Stadt können vieles selber regeln, sie haben sich eine besondere Ordnung geschaffen, und der Erzbischof hat sie ihnen gewährt und besiegelt.“ Hinrich machte eine Pause, er blickte in das Gesicht des Grafen, der aufmerksam zugehört hatte.

      „Fahrt nur fort, Hinrich von Soest, sprecht ihn frei aus, Euren Rat.“ „Ich meine, Ihr tätet gut daran, auch den Bürgern Eurer neuen Stadt ähnliche Rechte zu gewähren, wenn Ihr treue und fleißige Männer dafür gewinnen wollt, sich hier niederzulassen.“ „Ich werde darüber nachdenken. Und ich werde meinen Schreiber beauftragen, mir eine Abschrift Eurer Ordnung zu beschaffen. Wenn sie so nützlich ist, wie Ihr es schildert, und wenn sie Wohlstand und Zusammenhalt fördert, dann will ich Eurem Rat gerne folgen. Doch nun genug der Gespräche! Laßt uns noch einen Becher gemeinsam leeren – auf das Wohl aller Pläne, die wir für dieses Land hegen – und uns dann zur Ruhe begeben.“

      Als Adolf von Schauenburg am nächsten Morgen aus der Kammer trat, die ihm sein Gastgeber als Schlafgemach überlassen hatte, waren Hinrich und sein Weib bereits geschäftig bemüht, dem hohen Besuch frisches Brot und einen leichten Wein bereitzustellen. Der Graf nahm dankend an, aß mit Genuß, um sich dann zu erheben: „Holt mir Reginald, meinen Vogt, und danach begleitet uns zu Eurem Hafen. Haben sich viele Kaufleute hier niedergelassen?“ „Bis vor wenigen Jahren war das Traveufer hier kaum mehr als ein Ruheplatz auf dem Weg nach Liubice für die Kaufleute und ein kleines Dorf wendischer Fischer, aber seit viele unsere Siedlung dort verlassen haben, ersetzt das Ufer uns mehr und mehr den alten Hafenplatz. Ihr seht, auch ich habe hier ein neues Haus errichtet, obwohl das alte in Liubice noch steht.“

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