Der Wurbelschnurps. Nadja Hummes
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Название: Der Wurbelschnurps

Автор: Nadja Hummes

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741805110

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СКАЧАТЬ freundlich zu ihr. Manchmal ließ sie sie sogar abschreiben. Und dann wieder gab es Tage, an denen Martina sich zickig, eingebildet, extrem selbstbezogen, überheblich und tyrannisierend gebärdete. Aus guten Gründen mochte Finella dies nicht. An solchen Tagen wurden Finella Martinas unliebsame Charakterzüge bewusst und sie war froh, nicht enger mit ihr befreundet zu sein.

      *

      Als Finella an diesem Tag nach Schulschluss zur Bushaltestelle ging, wurde sie von drei Mitschülern abgefangen. Es handelte sich um zwei Jungen und ein Mädchen aus ihrer Klasse. Tom, Murat und Stefanie, genannt Steffi. Sie drängten Finella zur Seite, während alle anderen zum Schulbus rannten. Finella probierte, an den dreien vorbeizulaufen. Doch Tom und Steffi hielten sie an ihrem Rucksack und an den Armen fest.

      Tom baute sich vor ihr auf. Der Bus fuhr los. Na toll.

      „Na, wään ham' wia denn daaa? D' kleine Pisserin, wo's nicht ap ham kann, wenn'sch Scheiße sach'. Sacht eine, wo selba ständisch Scheiße labat.“ Tom grinste dümmlich. Murat und Steffi johlten.

      „Kann ja nicht jeder unter mangelndem Durchblick leiden! Ist leider 'ne Krankheit der Hirnlosen! Tut mir leid für dich!“ schnauzte Finella zurück.

      Zu dritt schubsten sie Finella von einem zum anderen. Abwechselnd rempelten sie sie an, traten ihr gegen die Beine oder versetzten ihr Stüber gegen die Arme und in den Bauch. Nach endlos langen schmerzvollen Minuten gelang es ihr, sich los zu reißen. Blitzschnell raste sie davon. Tom, Murat und Steffi hinter ihr her.

      „'Sch mach disch färtisch, du Opfa!“ schrie Tom.

      „Wia krian disch!“ brüllte Murat.

      „Schlampe!“ keifte Steffi.

      Finella rannte und rannte. An parkenden Autos vorbei, durch Seitenstraßen, an einer Hecke entlang. Die drei holten auf.

      „Ein Versteck! Ich brauche ein Versteck!“

      Auf die Hecke folgte ein Bretterzaun. Nur verschwommen nahm Finella dies wahr. Der Bretterzaun wurde niedriger. Finella musste nicht lange überlegen. Noch während sie rannte, holte sie Schwung, stützte eine Hand auf den Zaun und schwang sich herüber.

      Sie landete in unbekanntem Grün, duckte sich und wagte kaum zu atmen. Kurz darauf hörte sie Tom, Murat und Steffi an dem Zaun vorbeirennen. Sah, wie diese am Ende der Straße links abbogen und verschwanden. Finella keuchte. Sie atmete auf.

      Schon durchfuhr sie ein neuer Schreck. Eine feste Hand griff in den Rücken ihrer Jacke. Finella fuhr herum. Die Hand gehörte zu einem älteren Mann. Er hatte weißgraue Haare und trug eine dunkle Kappe auf seinem Kopf.

      „Hey! Was soll das? Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?“

      „Momentchen mal! Die Fragen stelle ich hier. Schließlich ist das mein Garten. Du hast meine Beete ruiniert! Was fällt dir ein?!“

      „Bin ja schon wieder weg.“

      „Nichts da! Du bleibst schön hier!“

      „Ich soll nicht mit fremden Männern sprechen. Und mit fremden Männern mitgehen, soll ich schon mal gar nicht. Das hat mir meine Mama schon eingetrichtert, als ich noch in den Kindergarten ging. Also lassen Sie mich gefälligst los!“

      „Das hättest du dir vorher überlegen müssen!“ Er hielt sie weiter fest.

      Finella fischte ihr Handy aus der Jackentasche. Ohne Zögern rief sie ihre Mutter an. Nur im Notfall, hatte Mama gesagt. Auf der Arbeit anrufen: nur im Notfall. Dieses hier war eindeutig ein Notfall.

      „Geh dran, Mama. Bitte, bitte, geh dran“, flehte sie.

      Die Stimme ihrer Mutter erklang. Sie hatte den Anruf tatsächlich entgegen genommen.

      „Mama?! Er lässt mich nicht weg! Ich habe ihm gesagt, dass es keine Absicht war, aber er lässt mich hier nicht weg! …“ Weiter kam Finella nicht.

      Die noch freie Hand des Mannes griff nach ihrer. Sie ließ das Mobiltelefon nicht los.

      „Finella? Was ist los? Wer? Ich verstehe kein Wort. Weswegen rufst du an?“ klang es ihnen aus dem Telefon entgegen.

      „Sind Sie die Mutter von diesem randalierenden Mädchen?“

      „Wer sind Sie? Ich möchte sofort wieder mit meiner Tochter sprechen!“

      „Wilhelm Hauke mein Name. Ihre Tochter hat mir meinen Garten ruiniert. Ich verlange Schadensersatz.“

      „Schadensersatz?“

      „Jawohl, Schadensersatz. Die Rosen, die Tomaten, der Salat, alles hinüber. Also kommen Sie bitteschön hierher, holen ihr Kind ab und erstatten mir das. So geht's ja nun nicht!“

      „Geben Sie mir sofort meine Tochter!“

      „Ich bin hier, Mama. Holst du mich bitte ab? Bitte!“ schrie Finella in den Hörer.

      „Ja, das sollten Sie wohl besser. Holen Sie Ihre Tochter hier ab. Dann klären wir alles Weitere“, setzte Herr Hauke nach.

      „Hrrrrrrgggh! Wo soll ich hinkommen?“

      „Kleingartenanlage ‚Zur friedlichen Taube‘, Schrebergarten Nummer 19.“

      „Ich bin unterwegs. Wilhelm Hauke, Schrebergarten 19, Kleingartenanlage ‚Zur friedlichen Taube‘. Richtig?“

      „Richtig. Sie müssen für den Schaden haften. Und seien Sie unbesorgt, ich tue Ihrem Kind nichts.“

      „Bin unterwegs.“

      Wilhelm Hauke drückte das Hörer-Symbol. Es piepste. Er hatte das Gespräch beendet. Finella starrte ihn an.

      „Das ist mein Handy! Meines!“ empörte sie sich.

      „Ich weiß“, erwiderte Herr Hauke, gab Finella ihr Handy zurück und wies in Richtung Gartenlaube.

      Es war ein kleines Steinhaus, welches wohl gerade genug Platz für das Nötigste bot. Herr Hauke öffnete die Tür und sogleich standen sie direkt in einer Art Wohnstube. Dort setzte er Finella auf einen Holzstuhl, der vor einem Tisch stand. Er selbst nahm auf der hölzernen Sitzbank Platz.

      An den Wänden rings herum hing ein eigentümliches Sammelsurium aus rustikalem Allerlei. Alte massive Holzräder, die irgendwer mit Metallhaken versehen hatte, so dass man nun Mäntel oder Regenschirme oder dergleichen mehr daran aufhängen konnte. Laternen, in denen sich heruntergebrannte Stumpenkerzen befanden. Eine großes altes Thermometer, das neben der Temperatur auch den Luftdruck, die Niederschlagswahrscheinlichkeit und die Windrichtung anzeigte. Blumenkübel, in welchen sich blühende Blumen befanden. Holzrinden in unterschiedlichen Größen, aus denen koboldähnliche Gesichter mit dicken knubbeligen Knollennasen herausgearbeitet worden waren. Kleine weiße Tierschädel, die Geweihe trugen. Ein überschaubares Hängeregal, in welchem vier Teller hinter einem Querbalken standen. Zusätzlich hatte es vier Haken, an denen wiederum vier Becher baumelten. Eine runde Wanduhr, die an einen Kupferteller mittlerer Größe erinnerte.

      Die Zeiger dieser Uhr klackten laut.

      „Deine Mutter kommt gleich“, brummte er.

      Finella СКАЧАТЬ