Der Wurbelschnurps. Nadja Hummes
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Название: Der Wurbelschnurps

Автор: Nadja Hummes

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741805110

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СКАЧАТЬ ein nasser Schleim. Gelegentlich enthielt dieser sogar einige Bröckchen. Der Schleim roch um keinen Deut besser als die herunter geregneten Kackhaufen.

      „Was ist das?“ fragte Finella, während sie ihre Nase mit der Hand abschirmte.

      „Das“, antwortete der Wurbelschnurps, „sind die speienden Berge. Immer dann, wenn jemand bei euch in der Menschenwelt ‚Es kotzt mich an‘, ‚Zum Kotzen‘ oder na ja, etwas Ähnliches sagt, dann schleudert Erbrochenes aus den Bergspitzen heraus. Das Erbrochene tropft dann an den Bergwänden herunter. Und während es da so herabfließt, erkaltet es natürlich. So entstanden die speienden Berge.“

      Finella verschlug es die Sprache. Der Wurbelschnurps hatte ihr ja schon viel von Amarythien erzählt, doch von dem Tal der stinkenden Auswürfe und von den speienden Bergen hatte er ihr bislang noch nie berichtet. Finella wurde übel. Dermaßen entsetzlich roch es am Fuße dieser Berge.

      „Ist es jedes Mal so, dass in Amarythien…?“ setzte Finella ihre Frage an.

      Der Wurbelschnurps nickte. „Wenn ihr in der Menschenwelt gräulich sprecht, haben wir in Amarythien eine greifbare Geruchsbelästigung.“

      „Au weia!“ entfuhr es Finella.

      „Tja“, seufzte der Wurbelschnurps. „Die einzige Möglichkeit, das Tal der stinkenden Auswürfe und die speienden Berge auszuradieren, ist ein weniger gräulicher Sprachgebrauch in der Menschenwelt. Es gibt aber sehr viele Menschen. In allen Ländern der Erde. Theoretisch müssten alle Menschen zeitgleich aufhören, gräuliche Ausdrücke zu gebrauchen. Theoretisch müssten alle Menschen einen weniger gräulichen Sprachgebrauch fortwährend beibehalten. Praktisch ist das allerdings kaum machbar.“

      „Das stimmt wohl“, erkannte Finella sofort. „Es gibt aber etwas, was man machen kann. Etwas, was ich machen kann. Etwas, was jeder machen kann. Jeder in der Menschenwelt.“

      „Was denn?“ erkundigte der Wurbelschnurps sich.

      „Das ist doch ganz einfach. Ich verwende einfach ein paar gräuliche Ausdrücke weniger. Oder noch besser: Gar keine mehr.“

      „Ui“, staunte der Wurbelschnurps. „Da hast du dir aber etwas vorgenommen.“

      „Och, keine Sorge. Das kriege ich hin. Und weißt du was? Ich bitte einfach jeden, von dem ich gräuliche Worte höre, er möge weniger davon gebrauchen. Wenn ich auf meine Ausdrucksweise achten kann, dann können die anderen Menschen das auch. Ich bin schließlich auch nur ein Mensch. Also ist es menschenmöglich. Ganz einfach.“

      „Ja, das ist wahr“, antwortete der Wurbelschnurps. „Gut erkannt. Finella, sag: Was machst du, wenn du deswegen ausgelacht oder gehänselt wirst? Was machst du, wenn man dich als arrogant oder belehrend ansieht?“

      „Pff. Da stehe ich drüber. Mal sehen, vielleicht erzähle ich dem ein oder anderen von Amarythien. Im Grunde ist das aber noch nicht einmal notwendig. Es reicht doch, wenn ich sage: ‚Ich mag das nicht.‘ Vielleicht füge ich noch ein ‚Ihr verbreitet Unrat.‘ hinzu, aber das ist dann genug.“

      „Ja. Sag ruhig, wenn du die ein oder andere Ausdrucksweise nicht magst“, stimmte der Wurbelschnurps ihr zu.

      So beschlossen sie es.

      Finella stand noch eine ganze Weile da, um sich das Tal der stinkenden Auswürfe und die speienden Berge sorgfältig einzuprägen. Mitsamt dem Übelkeit erregenden Geruch.

      Schließlich gemahnte der Wurbelschnurps zum Aufbruch. Doch bevor sie wieder in die Menschenwelt reisen würden, wollte Finella noch etwas wissen.

      „Du, sag mal, Wurbelschnurps. Gibt es noch mehr solcher greifbaren Geruchsbelästigungen in Amarythien?“

      „Ja. Da gibt es zum Beispiel noch den Sumpf der Missgunst und des Argwohns. Glaube mir, dort gehen wir besser nicht hin. Meistens hängen giftige Nebelschwaden über jenem Sumpfgebiet.“

      „Ist es dort noch schlimmer als hier, im Tal der stinkenden Auswürfe?“

      „Ja. Viel schlimmer“, beantwortete der Wurbelschnurps mit fester Stimme ihre Frage. „Denn dort ist es anders schlimm. Auf eine andere Art und Weise. Doch wäre es vielleicht ein bisschen viel, würde ich dir jetzt davon erzählen.“

      „Gut, dann machen wir besser einen großen Bogen um besagten Sumpf.“

      „Ja, das ist gescheit. Und sehr viel gesünder.“

      „Gibt es auch schöne Orte in Amarythien?“

      „Aber ja. Die schönen Orte überwiegen sogar.“

      „Dann komme ich vielleicht mal wieder mit.“

      „Das kannst du gerne machen, Finella. Wir wissen ja jetzt, dass es geht. Ich möchte dir auch einmal zeigen, wo und wie ich wohne. Natürlich nur, wenn es dich interessiert. Ich will dich nicht langweilen.“

      „Wurbelschnurps!“ erwiderte Finella beinahe beleidigt und ihre Augen blitzten.

      „Ah, ähem“, stotterte der Wurbelschnurps verlegen, jedoch sichtlich vergnügt. „Gut. Gut. Wunderbar. Sehr gut, ja. Was wollte ich sagen? Ach so, ja. Nun reisen wir aber erst einmal zurück in die Menschenwelt. Du bist schließlich noch immer erkältet.“

      „Es ist so langweilig, nur im Bett zu liegen und Medizin zu schlucken.“

      „Ich weiß“, sagte der Wurbelschnurps. „Ein wenig wirst du diese Langeweile allerdings noch aushalten müssen.“

      „Na gut“, seufzte Finella.

      Der Wurbelschnurps krabbelte auf ihre Schulter. Fröhlich sagte er den Vers auf, der sie wieder in die Menschenwelt brachte.

      „Eins, zwei, drei. Amarythien ist vorbei. Jetzt kommen wir heraus, in Finellas Haus.“

      Finella kicherte. Diesen Vers hatte sie noch nie zuvor gehört. Sie fand den Reim sehr lustig. Die Reise in die Menschenwelt war vollzogen, noch ehe sie ihren Kopf nach rechts oder links hätte drehen können. Prompt lag sie wieder in ihrem Bett.

      Der Wurbelschnurps blinzelte sie an, rollte sich zusammen und seufzte behaglich.

      „Du, Wurbelschnurps…“, sagte Finella nach einer Weile in die Stille hinein.

      „Hm?“ machte der Wurbelschnurps.

      „Ich kann nicht schlafen. Ich bin so müde, aber ich kann nicht schlafen.“

      „Doch, du kannst“, brummte es ihr von der Bettdecke entgegen.

      „Ich möchte wohl, aber ich kann nicht. Zumindest nicht jetzt“, bekräftigte Finella.

      „Och, Finella“, maulte der Wurbelschnurps und drehte sich zu ihr um. „Schließe doch einfach deine Augen und kuschele dich in die Kissen. Dann kommt der Schlaf von ganz alleine.“

      „Schön wär's.“

      „Was ist denn los? Was hast du?“ erkundigte der Wurbelschnurps sich, während er sie aus schlaftrunkenen Augen fragend ansah.

      „Meine Gedanken purzeln so durcheinander.“

      „Oha? СКАЧАТЬ