Der Wurbelschnurps. Nadja Hummes
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Читать онлайн книгу Der Wurbelschnurps - Nadja Hummes страница 3

Название: Der Wurbelschnurps

Автор: Nadja Hummes

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741805110

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СКАЧАТЬ Wurbelschnurps. Du fragst Sachen! Hmmm. Gute Frage. Also… Der Situationsteil hat überwogen. Glaube ich. Weil es so komisch aussah, als die Tasse durch die Küche segelte. Und dieser Schwung, mit dem ihm die Tasse aus seiner Hand flutschte. Huuuuuiii! Erst hat er ganz schön verdutzt geguckt.“

      „Und was hat dein Papa dann gemacht?“

      „Hm. Er hat auch gelacht. Und er hat Witze darüber gemacht, dass der Kaffee ihm seine Hose eingefärbt hat. Er sagte, er habe nun ein echtes Unikat, ohne dass ihn dieses Design einen großen Batzen Geld gekostet hätte.“

      „Dein Vater hat also mit euch gemeinsam gelacht?“

      „Ja.“

      „Habt ihr ihn also auf eine herabwürdigende Art ausgelacht?“

      „Nein! Sonst hätte er doch nicht mitlachen können!“ antwortete Finella ohne nachdenken zu müssen.

      „Aha.“

      Stille. Finella guckte ihren Wurbelschnurps an, als wäre sie mit einem riesigen ‚Boing‘ gegen eine enorme Metallscheibe gerannt.

      „Du hast einen guten Spürsinn, Finella“, ermutigte der Wurbelschnurps sie aufrichtig. „Es ist ein sehr feiner Unterschied, wie und worüber man lacht. Möchtest du jetzt mit mir nach Amarythien aufbrechen?“

      „Ich möchte jedenfalls auch dann kein herabwürdigendes Auslachen in meinen Gedanken haben, wenn ich eine weniger gräuliche Ausdrucksweise gebrauche.“

      „Das wirst du auch nicht, Finella. Nicht, solange du dir über so etwas Gedanken machst. Sei unbesorgt.“

      „Dann ist ja gut.“

      „Eben darum.“

      „Na, dann wollen wir mal“, sagte Finella und schaute sich, noch immer in ihrem Bett sitzend, im Zimmer um.

      „Na endlich“, seufzte der Wurbelschnurps.

      Auf dem Fußboden lagen zwei Schulbücher, ein Comic-Heft und ein Buch mit Bastelideen. Die vielen anderen Bücher hatte sie halbwegs ordentlich in das große Wandregal gestopft. Zwischen die Bastelsachen, die CDs und das Schulzubehör.

      Finella lehnte sich bäuchlings über die Bettkante, ohne allzu weit unter der warmen Bettdecke hervorkommen zu müssen. Mit einer Hand angelte sie nach dem Bastelbuch und zog es zu sich herauf.

      Sie blätterte eine Weile zwischen den Seiten hin und her, bis sie das Buch schließlich aufgeschlagen vor sich liegen ließ.

      „Und jetzt?“ fragte Finella den Wurbelschnurps.

      Der Wurbelschnurps setzte sich auf die aufgeschlagene Seite.

      „Jetzt legst du deinen Finger auf mich“, sagte der Wurbelschnurps.

      Finella tat, wie ihr geheißen war. Sie legte einen Finger auf den winzig kleinen Körper des Wurbelschnurpses, welcher nun emsig zwischen den Zeilen hin und her wanderte. Ganz so, wie ein echter Bücherwurm es zu tun pflegt.

      In einem der geschriebenen Worte kam der Großbuchstabe „A“ vor. Er spazierte über dieses „A“ hinweg. Gleich darauf wechselte er zu einem anderen Wort, in welchem ein kleines „m“ vorkam. Er spazierte auch über jenes „m“ hinweg. So ging es weiter, bis der Name seiner Heimat – Amarythien – vollends buchstabiert war.

      Während der gesamten Zeit lag Finellas Fingerspitze auf dem kleinen Wurbelschnurps und folgte jeder seiner Bewegungen. Sie ließ nicht los.

      Kaum hatte der Wurbelschnurps den letzten Buchstaben passiert, entstand ein sanfter warmer Sog. Schwupps, schon standen die beiden in Amarythien. Na ja, sagen wir mal, der Wurbelschnurps stand. Finella hingegen saß auf ihrem Popo. Ihr war recht schwindelig. Im Gegensatz zum Wurbelschnurps war sie an diese Art des Reisens noch nicht gewöhnt.

      Ein wenig verdutzt schaute sie sich um. Auf den ersten Blick schien es keinen großen Unterschied zwischen Amarythien und der Menschenwelt zu geben. Auch hier gab es einen Erdboden und einen Himmel. Auch hier schien eine Sonne. Vermutlich regnete es auch ab und zu. Da Finella dem Wurbelschnurps allerdings oft und aufmerksam zugehört hatte, wusste sie ganz genau, dass Amarythien sehr wohl anders als die Menschenwelt war.

      Finella musste niesen. Ihre Erkältung hatte mit ihr die Reise nach Amarythien angetreten. Sie seufzte genervt. Die Erkältung hätte ruhig in der Menschenwelt bleiben können. Oder sonstwo.

      Sie rappelte sich auf und folgte dem Wurbelschnurps. In der Tat fiel ihr jetzt einiges auf. Der Weg, den sie entlang liefen, war gelb. Ein hell leuchtendes, freundliches, warmes Gelb strahlte ihnen unter ihren Füßen entgegen. Zusätzlich verstärkte die Sonne das Gelb des Weges durch ihre Leuchtkraft um ein Vielfaches. Links und rechts umsäumten fein geästelte, rote und orangene Sträucher den Weg. Zwischen den Sträuchern wuchsen etliche Blumen. Ihre roten, violetten, gelben und rosa Blütenköpfe reckten sich der Sonne entgegen. Grünes Efeu umrankte ebenso grüne Bäume, die zahlreich in einiger Entfernung hinter den orangenen Sträuchern standen. Die Form ihrer Blätter erinnerte an Wassertropfen. Manchmal auch an die Form der Zahl Acht. Finella staunte.

      Sie genoss jeden Schritt dieses Weges.

      Einträchtig schweigend liefen sie weiter und immer weiter.

      Nach geraumer Zeit wurde die Luft mit jedem Schritt übelriechender. All die grünen Bäume rückten in weite Ferne. Die Blumen wuchsen karger, sie standen nur noch vereinzelt am Wegesrand. Die herrlichen Farben ihrer Blütenköpfe verblassten. Auch die fein geästelten Sträucher sahen karg aus. Ihre orange und rote Färbung wich einem modrigen Braun. Ebenso verhielt es sich mit dem Gelb des Weges. Es wurde langsam, aber unübersehbar dunkler. Mittlerweile sah der Weg eher ocker denn gelb aus. Mit der Zeit lagen immer mehr Klumpen auf dem Weg. Seltsam abstoßende Klumpen, von denen Finella den ganz starken Eindruck hatte, dass sie im Grunde dort nicht hin gehörten.

      Tatsächlich stank die Luft inzwischen entsetzlich und äußerst Ekel erregend, so dass Finella kaum mehr atmen konnte. Doch der Wurbelschnurps lief weiter. Ohne Weg und Steg, durch Klumpen, Pfützen und übel riechende Pampe. Erst als sie an einem großflächigen Morast ankamen, hielt er an.

      „Bitteschön“, sagte der Wurbelschnurps und bedeutete mit seinen Vorderbeinen eine Geste, einer einladend präsentierenden Handbewegung ähnlich. „Das Tal der stinkenden Auswürfe.“

      Finella vermochte kaum zu atmen. Der Himmel zeigte sich schwefelgelb und von Wolken verhangen. Die Wolken hatten eine dunkelbraune Farbe. Sie wurden, obwohl es des Öfteren regnete, kaum kleiner. Doch es regnete kein Wasser, nein. Es regnete dunkelbraune Kackhaufen und gelben Urin.

      Finella war sprachlos. Sie hätte gerne „Iiiiiiiiiihh!“ oder „Uuuuääähhh!“ geschrien, doch selbst das brachte sie einfach nicht mehr fertig.

      „Siehst du. So ist das im Tal der stinkenden Auswürfe“, sagte der Wurbelschnurps. „Jedes Mal, wenn jemand bei euch in der Menschenwelt ‚Scheiße‘, ‚Pisse‘ oder etwas dieser Art sagt, dann regnet es hier eine ebensolche. Manchmal ist die Geruchsbelästigung schon sehr furchtbar.“

      „Das merke ich“, stellte Finella erschlagen fest.

      Jetzt hätte sie gerne einen Schal gehabt, den sie sich vor ihre Nase hätte binden können.

      Der Wurbelschnurps ging unverdrossen weiter. СКАЧАТЬ