Das dritte Kostüm. Irene Dorfner
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Название: Das dritte Kostüm

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783738018509

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СКАЧАТЬ bin ein unbescholtener Bürger und habe mit dieser Leiche nichts zu tun. Sind Sie jetzt fertig? Kann ich endlich gehen?“

      „Sofort. Ich beeile mich, versprochen. Sie haben die Leiche also um kurz nach 16.00 Uhr gefunden. Wie ich sehe, haben Sie Sport gemacht?“

      „Das sieht man doch! Ich jogge beinahe jeden Tag durch diesen Wald und nehme immer eine andere Strecke. Ich bin schon oft am Pestfriedhof vorbeigelaufen, das letzte Mal dürfte vor 3 Wochen gewesen sein, aber eine Hexe habe ich noch nie gesehen. Und dann auch noch eine tote Hexe. Ich möchte nochmals betonen, dass ich nichts angefasst habe, falls ihr Kollege mich nicht richtig verstanden hat.“

      Auch diesem Grindlmaier gegenüber hielt Leo sein Wissen über das Faschingskostüm zurück. Leo sah sich um und konnte die Fußspuren des Joggers auf dem Feldweg sehr gut erkennen, die aus der anderen Richtung vom Wald her kamen. Außer diesen Spuren waren keine anderen erkennbar und die Spurensicherung hatte auch keine anderen gefunden.

      „Sie sind also von dort gekommen?“

      Grindlmaier nickte genervt, denn das hatte er einem Polizisten schon längst mitgeteilt.

      „Und dann haben Sie die Leiche am Pestkreuz entdeckt?“ Leo lief auf und ab, bückte und streckte sich. „Wie haben Sie das gemacht? Von hier aus kann man das Pestkreuz nicht sehen, vor allem nicht bei den Lichtverhältnissen.“ Leo war skeptisch.

      „Erstens war es noch nicht ganz so dunkel, als ich die Leiche entdeckt habe. Und zweitens musste ich pinkeln und wollte austreten. Wie gesagt, kenne ich den Pestfriedhof sehr gut und wenn ich mal muss, dann ist das hier meine bevorzugte Stelle. Man kann auf dem Weg ungehindert austreten, ohne durch Gestrüpp gehen zu müssen und ohne dabei gesehen zu werden.“

      „Sie sind also hier in den Weg zum Pestfriedhof rein? Wie weit?“

      „Na bis zum Pestkreuz eben. Da ist man weit genug vom Feldweg entfernt.“ Grindlmaier war genervt von dieser für ihn völlig uninteressanten Fragerei. „Wie gesagt, mache ich das immer so, schon seit Jahren.“

      „Von Pietät haben Sie noch nie was gehört, oder? Man pinkelt doch nicht auf einen Friedhof! Der Wald ist schließlich groß genug.“ Leo schüttelte verständnislos den Kopf über das Verhalten.

      „Was bilden Sie sich eigentlich ein, so mit mir zu reden? Ich war in leitender Position in einem großen Wirtschaftsunternehmen. Darüber hinaus war ich bis zu meiner Pensionierung ehrenamtlich in einigen öffentlichen Einrichtungen Altöttings tätig. Und glauben Sie mir, ich habe viel für die Gegend hier getan,“ schrie Grindlmaier und kam Leo dabei bedrohlich nahe. „Außerdem wurden die Kastler Pesttoten im 17. Jahrhundert hier bestattet und dürften sich nicht mehr daran stören, wenn ich hier ab und an meine Notdurft verrichte. Hunde dürfen doch auch überall hinpinkeln und hinscheißen, aber daran stört sich niemand.“

      „Mir ist es völlig egal, wer oder was Sie sind oder waren,“ sagte Leo ruhig. „Mich interessiert nur, wer heute vor mir steht. Und für mich sind Sie eine pietätlose Drecksau, denn ein intelligenter Mensch mit Anstand pinkelt nicht auf einem Friedhof, ganz egal, wann Menschen dort bestattet wurden. Es gibt einfach Dinge, die macht man als halbwegs vernünftiger Mensch nicht! Sie können jetzt gehen.“

      Grindlmaier schnaubte vor Wut und schimpfte, was das Zeug hielt, während Leo einfach weiterging. Ihn interessierte das Geschwätz dieses Mannes nicht. Er hatte dessen Aussage und die Personalien, mehr brauchte er nicht. Leo ging zum Fundort der Leiche zurück, wo Fuchs gerade dabei war, den Abtransport in die Wege zu leiten.

      „Kann ich mir die Leiche jetzt anschauen?“

      „Wenn Sie unbedingt wollen. Sie haben noch genau 10 Minuten, dann geht die Leiche in die Gerichtsmedizin nach München. Ich habe die dortigen Kollegen bereits informiert, auch die sind sehr an dieser Leiche interessiert. Also, beeilen Sie sich.“

      „Zu gütig,“ sagte Leo. Er kniete vor der Leiche und dabei war es ihm egal, dass seine Hosen nun auch ruiniert waren. Das Gesicht der Frau, dieses Faschingskostüm und dann noch diese unwirkliche Umgebung ließen ihn erschauern. Langsam zog er sich die Handschuhe über und kramte in der zum Kostüm gehörenden Umhängetasche, aber diese war leer, wie Fuchs gesagt hatte. Noch einige Minuten besah sich Leo ungläubig die Leiche, während Fuchs in seinem Wagen saß. In Leos Kopf schwirrten die Gedanken wild durcheinander. Was wollte die junge Frau hier? Wie kam sie hierher? Wie kam sie ums Leben? Und was ist das hier für ein seltsamer Ort?

      „Träumst du?“

      Erschreckt zuckte Leo zusammen. Seine Vorgesetzte und Lebensgefährtin Viktoria Untermaier hatte sich unbemerkt neben ihn gestellt.

      „Meine Güte, ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen!“, rief Leo erleichtert, als er in das vertraute Gesicht seiner Viktoria blickte. „Ich war völlig in Gedanken. Warum schleichst du dich an mich ran?“

      „Habe ich nicht, du hast mich nur nicht bemerkt. Was machst du eigentlich hier? Du solltest doch längst zuhause sein und deine Koffer packen.“

      „Die Leiche kam dazwischen. Aber jetzt, wo ihr endlich da seid, habe ich ab sofort offiziell Urlaub.“

      „Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche zuerst?“

      „Mir egal.“

      „Also, die gute zuerst: Werners Frau hat eine kleine Tochter zur Welt gebracht. Die Kleine kam viel zu früh und Werner ist umgehend ins Krankenhaus gefahren, den hielt nichts mehr. Er machte sich riesige Sorgen um seine kleine Tochter und natürlich um seine Frau und möchte bei ihnen sein. Ich habe ihm frei gegeben, das versteht sich von selbst.“

      „Natürlich freue ich mich für Werner. Unter den Umständen kann ich mir lebhaft vorstellen, was die schlechte Nachricht ist: Werner bleibt bei Frau und Kind, wodurch mein Urlaub vorerst gestrichen ist?“

      „Du hast es erfasst. Es tut mir echt Leid Leo, du hättest dir deinen Urlaub wirklich verdient. Aber ich habe Werner grünes Licht gegeben und damit über deinen Kopf hinweg entschieden. Ich hoffe, das geht für dich in Ordnung und du hast Verständnis. Krohmer bemüht sich um eine Lösung, aber bis dahin bleibst du im Dienst.“

      Leo blickte in die schuldbewussten Augen seiner Viktoria. Die 48-jährige, nur 1,65 m große und sehr hübsche Frau setzte ihr freundlichstes Lächeln auf und Leo konnte nicht anders: Er war einverstanden. Natürlich freute er sich für seinen Kollegen Werner Grössert, dass er nun endlich Vater geworden ist, was viele nicht für möglich gehalten hatten, denn Werners Frau litt unter einer schweren Hautkrankheit und musste nicht nur viele Medikamente einnehmen, sondern auch immer wieder für längere Zeit in Spezialkliniken. Wie durch ein Wunder wurde die Frau trotz der Medikamente schwanger und alle bangten bis zum Schluss mit ihrem Kollegen Werner Grössert. Alle mochten Werners warmherzige Frau, die es in der Familie Grössert nicht leicht hatte. Sie wurde von den übermächtigen Eltern, die eine angesehene Anwaltskanzlei in Mühldorf betrieben, nicht akzeptiert, da sie aus einfachen Verhältnissen stammte. Und jetzt waren die beiden Eltern geworden! Leo freute sich riesig!

      „Natürlich verstehe ich dich und es versteht sich von selbst, dass ich einverstanden bin.“ Leo hatte bereits mit dem Gedanken gespielt, dass er sich sehr gerne um den Fall kümmern würde, denn für ihn passte auf den ersten Blick absolut nichts zusammen.

      „Wie ich sehe, haben wir es mit einer kostümierten Leiche zu tun?“, fragte Hans Hiebler, der nun auch eingetroffen war und fasziniert auf die Leiche vor sich blickte. „Was zum Teufel ist das denn für ein Hexenkostüm?“ Den 53-jährigen, 1,80 m großen, sportlichen Kollegen СКАЧАТЬ