Blaue Diamanten. Irene Dorfner
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Название: Blaue Diamanten

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783738070484

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      „Wenn es euch nichts ausmacht, würde ich gerne hier schlafen,“ sagte Tatjana und warf ihre Reisetasche auf eines der freien Betten.

      „Das ist mir völlig gleichgültig,“ sagte Hans immer noch sauer. Auch für Leo und Werner war das in Ordnung.

      „Kopf hoch Leute. Es sind nur vier Nächte, dann können wir alle wieder in unseren Betten schlafen.“ Für Leo war der Punkt erledigt. Er machte sich viel mehr Sorgen um die Bewachung und die Sicherheit der Minister, als um seinen Schlafplatz. Noch nie zuvor war er für den Personenschutz wichtiger Politiker eingeteilt worden und hatte daher großen Respekt vor der Aufgabe. Er war gespannt darauf, wie Totzauer die Polizeikräfte einteilen würde, denn laut Krohmer waren sie nur für die Minister zuständig.

      Unter Protest, für den sich Leo und Werner nicht interessierten, packten Hans und Tatjana ihre Habseligkeiten aus. Dann fuhren sie in die Bayrische Staatskanzlei zur Lagebesprechung. Wilfried Totzauer wartete geduldig und trank einen Kaffee nach dem anderen. Als endlich alle eingetroffen waren, musste erst das leidige Problem mit der Unterbringung geklärt werden. Alle hatten es schlecht getroffen und Totzauer konnte den Unmut nachvollziehen.

      „Ich kann nichts daran ändern, die Unterbringungspläne stehen. Wie Sie wissen, ist München komplett ausgebucht. Ich entschuldige mich nochmals in aller Form. Wenn Sie erlauben, möchte ich mich jetzt auf die Arbeit konzentrieren.“ Totzauer stellte den Plan vor, an dem er in den letzten Wochen ausschließlich gearbeitet hatte und der ihm unter den Umständen perfekt gelungen war. Jegliche Hilfe hatte er abgelehnt, diese Aufgabe wollte er selbst übernehmen. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass es Probleme gab, je mehr Personen daran beteiligt waren. Diesen Ärger wollte er sich ersparen. Totzauer war immer noch sauer auf den Bayrischen Ministerpräsidenten, dass er ohne den Termin mit ihm abzusprechen, einfach eingeladen hatte. Der Termin hätte nicht unglücklicher gewählt sein können, denn zeitgleich fand in der Neuen Messe München die Diamantenmesse statt, wofür er unter den gegebenen Umständen keine weiteren Polizisten abstellen konnte. Lediglich drei Polizisten waren dort vor Ort, mehr konnte er nicht entbehren. Die Diamantenmesse bereitete ihm Bauchschmerzen. Gerade dieses Jahr haben mehrere Aussteller besonders wertvolle Stücke dabei und hatten bei der Polizei um Hilfe angefragt. Wo sollte er die zusätzlichen Kräfte hernehmen? Das Personal gab leider nur so viel her, wie ursprünglich vorgesehen war, mehr konnte er für die Aussteller nicht tun. Er gab vor zwei Tagen ein Infoblatt an die Messebetreiber und Aussteller aus, selbst für zusätzlichen privaten Schutz zu sorgen. Verständlicherweise gab das riesigen Ärger und die Telefone standen seitdem nicht mehr still. Aber was hätte er tun sollen? Er konnte sich sein Personal schließlich nicht backen.

      Totzauer wies die Einsatzleiter der entsprechenden Gruppen für den Münchner Flughafen und die Fahrstrecke in die Staatskanzlei ein. Danach ging es um die Unterbringung der Gäste, die allesamt im Hotel König Maximilian einquartiert wurden. Glücklicherweise war die Geschäftsführung des Hotels so kooperativ, Räumlichkeiten für die Polizisten zur Verfügung zu stellen, obwohl das Hotel komplett ausgebucht war. Totzauer hielt es für sehr wichtig, die Polizisten, die für den Personenschutz der Minister und deren Begleiter zuständig waren, ebenfalls im Hotel König Maximilian unterzubringen – egal wie. Der Plan des Hotels wurde auf dem Beamer gezeigt, die Positionierungen der Polizisten darin markiert. Eine detaillierte Schichteinteilung wurde besprochen, die unter Murren aufgenommen wurde. Auch die Wege vom Hotel zur Staatskanzlei und zurück wurden nun besprochen. Leo war beeindruckt von Totzauers Leistung. Er wäre mit der Planung einer solchen Veranstaltung völlig überfordert gewesen. Als endlich der Theaterbesuch am Donnerstag durch war, wandte sich Totzauer an die Personenschützer, zu denen auch die Mühldorfer Kriminalbeamten gehörten. Sie wurden von fünf Kollegen aus Starnberg und Traunstein unterstützt. Selbstverständlich hatte jeder Politiker seinen eigenen Personenschutz dabei; die zusätzlichen neun Polizisten wurden zur Sicherheit gestellt. Nachdem sich alle Totzauers Plan angehört hatte, meldete sich der Starnberger Kollege Bruno Kleinert.

      „Ich würde vorschlagen, dass jedem von uns eine einzelne Person zugeteilt wird. Ich halte Ihren Vorschlag, alle gemeinsam im Auge zu behalten, für falsch. Wenn jeder von uns nur eine Person im Auge hat, ist die Sache sehr viel sicherer.“

      „Ich habe Sie nicht nach Ihrer Meinung gefragt,“ sagte Totzauer ruhig. „Ich informiere Sie über den Plan und über Ihre Aufgabe, die Sie unkommentiert hinnehmen. Sollten Sie damit nicht einverstanden sein, können Sie gerne gehen.“ Die Ansage war deutlich und Kleinert sank in seinem Stuhl zusammen. Er war es als erfahrener Mitarbeiter der Starnberger Kriminalpolizei gewöhnt, dass man ihn um seine Meinung fragte und er auch gehört wurde. Dieser Totzauer war ein Kotzbrocken und er mochte ihn nicht, was auf Gegenliebe stieß.

      Totzauer fuhr fort und alle machten sich eifrig Notizen. Danach ließ er eine Infomappe mit den Anweisungen und den Fotos der zu schützenden Minister austeilen. Trotz der eben an Kleinert erteilten Abfuhr meldete der sich erneut.

      „Wir sind auch für den Theaterbesuch eingeteilt? Das soll wohl ein Witz sein! Wenn ich die Arbeitsstunden grob überschlage, sind wir am Donnerstag weit über zwölf Stunden im Dienst. Das ist viel zu viel und widerspricht den Arbeitsrichtlinien.“ Kleinert sah sich um und hoffte auf Zustimmung, die aber ausblieb.

      „Der Plan steht. Ich habe nicht mehr Leute zur Verfügung und bitte um Verständnis. Selbstverständlich habe ich versucht, den Theaterbesuch zu streichen, aber der Ministerpräsident besteht darauf.“

      „Ein Ministertreffen ohne Kulturprogramm? Es war doch klar, dass irgendetwas Kulturelles angeboten wird und dieser Einsatz aus dem Rahmen fällt,“ sagte Leo. „Ich mache mir keine Sorgen um meine Arbeitsstunden. Es muss nun mal gemacht werden, was gemacht werden muss.“

      „Auch das noch, ein pflichtbewusster Patriot,“ lachte Kleinert und sah die Kollegen an. Niemand lachte mit ihm. Sie waren alle für den Schutz der Minister hier und das Programm war dabei völlig gleichgültig. Auch sie scherten sich nicht um Arbeitsstunden und Arbeitsrichtlinien, als ob das in ihrem Job schon jemals berücksichtigt wurde.

      „Sollte jemand Bedenken haben, kann er gerne gehen.“ Totzauer wartete einen Moment, aber niemand ging. „Gut, dann wäre das geklärt. Gibt es noch Fragen?“

      Auch hier meldete sich niemand. „Egal was passiert: Sie halten sich genau an die Anweisungen und schützen nur diese Personen und halten sich jeweils in dem Ihnen zugeteilten Bereich auf. Haben wir uns verstanden?“

      Totzauer war zufrieden, alle hatten verstanden. Nur dieser Kleinert machte Probleme, obwohl er mit seinen Einwänden nicht so falsch lag. Natürlich verlangte er von den Kräften einiges ab, aber was sollte er daran ändern? Er war sich sicher, dass er sich mit der einen oder anderen Beschwerde auseinandersetzen musste, aber darüber konnte er sich jetzt keine Gedanken machen, das hatte später auch noch Zeit. Er hatte noch zu viel Arbeit vor sich, um die er sich kümmern musste.

      Bruno Kleinert fühlte sich missverstanden und suchte nach einem Verbündeten, dem er sein Leid klagen konnte. Die anderen standen abseits und hatten sich von ihm abgewendet, nur Tatjana war noch hier. Er vermutete in ihr wegen ihres Alters und ihrer Erscheinung eine Angestellte niederen Ranges und sprach sie an.

      „Dieser Totzauer ist doch ein dominantes Arschloch. Ich denke, er hat nicht viel Ahnung von seinem Job und sollte das Profis überlassen. Wenn ich mir überlege, wie viele solcher Einsätze ich schon geplant habe, würde er nicht so mit mir umspringen.“ Kleinert strahlte Tatjana mit seinen gelben Zähnen an.

      Tatjana blieb ruhig. Sie wurde wegen ihres Aussehens schon oft unterschätzt, denn sie legte auf ihr Äußeres keinen großen Wert. Sie trug eine praktische Kurzhaarfrisur und verzichtete auf Make-up. Zu Jeans und Turnschuhen hatte sie immer einen dicken, selbstgestrickten Wollpullover an, da sie leicht fror. Selbstverständlich hatte sie für den Einsatz in der Staatskanzlei eine СКАЧАТЬ